Warum wurden fast alle Länder als Nationalstaat gegründet, jedoch müssen wir jetzt multikulti sein?

7 Antworten

Unabhängig wie man dazu steht oder ich dazu stehe: aber die Länder und Nationen selbst sind deutlich älter als Staaten und Nationalstaaten. Diese Länder wurden auch nicht als Nationalstaaten gegründet sondern haben davor schon existiert. Es sei denn man versteht den Begriff ,,Land" umgangssprachlich als ,,Staat", auch wenn das nicht direkt das Gleiche ist.

Ansonsten ergibt die Frage so wenig Sinn.

Denn es gibt immer noch Staaten ( und Teile von Staaten ) in Europa und anderen Teilen der Welt die stark ethnokulturell geprägt sind oder sich eher wieder in diese Richtung zurück bewegen.

Japan, Südkorea, Flandern , Ungarn, Dänemark, Island, teilweise Finnland, Baltikum, Schweden als direkte Beispiele.

Und selbst die ,,alten" Nationalstaaten und Nationen waren bis zu einem gewissen Punkt nicht ethnisch homogen - das war weitgehend auch nie das Ziel klassischer Nationalisten.

Dann kamen eben zum einen Dinge wie Globalisierung, Austausch von Arbeitskräften, Reisefreiheit, eine allgemeine Vermischung dadurch das Menschen nun im Stande waren relativ einfach in andere Teile der Welt zu kommen, Flüchtlingsbewegungen ( egal ob es nun wirklich Flüchtlinge waren oder nicht ) usw

In Teilen der Welt wurde der neoliberale Status quo so aufgesogen, dass die Leute kein Interesse und Gespür mehr hatten für Kultur, Nation etc

Liberaler Relativismus und Kulturrelativismus spielte eine größere Rolle, viele der ehemals etwas nationaler denkenden Liberalkonservativen Parteien und Gruppen wurden eher liberal und haben sich dem Markt und den Wünschen der Konzerne angepasst, Menschen sind mit dem Narrativ aufgewachsen, dass ein anderer Weg als stärkere Globalisierung und Multikulturalismus per se etwas schlechtes wäre.

Wirtschaft und Unternehmen plus der Markt mögen keine Restriktionen und Formen von Kollektivismus ( zu denen Nationalismus und kulturelle Identität gehören ) weil er ihnen bestimmte Märkte verwahrt, teilweise neue Interessensgruppen so gar nicht kreiert werden können, ewiges Wachstum nicht funktioniert usw

Und wenn ,,man" eben einmal in diesem Kreislauf und der Entwicklung drin ist und es sich einigermaßen bequem leben lässt, dann kehrt sich sowas nur schwer wieder um.

Nationalstaat ist jeder Staat. Ich wüsste nicht wie man Staat und Nation trennen kann.

Ob es eine Staatskultur, Ideologie oder Religion gibt, ist eine andere Frage.

Im Iran, in China ist nur eine "Kultur" erlaubt. Im Mittelalter war es bei uns genauso, wenn der Fürst protestantisch war, mussten alle konvertieren.

Heute leben wir zum Glück in Staaten in denen die Aufklärung die Gesellschaft geprägt hat. Jeder kann leben wie er mag, solange er nicht in die Rechte des anderen eingreift.

Die "Monokultur" z.B. Saudi Arabiens ist aber genau so ein Nationalstatt wie die "Multikultur" der USA.

Deutschland war aufgrund seiner Geschichte schon immer multikulti. Im Mittelalter war Deutschland ein loser Staatenbund, der nur durch den Kaiser zusammengehalten wurde. Zwischen 1806 und 1871 etablierte sich die deutsche Kleinstaaterei vollends und trieb die seltsamsten Blüten. Dieses Zeitalter ist unter der Bezeichnung "Deutsche Romantik" in die Geschichte eingegangen.

Nichtsdestotrotz gibt es in Deutschland nationale Minderheiten, die schon immer hier ansässig sind und ihre eigene Sprache und Kultur pflegen: Sorben, Dänen und Friesen.

Die dort ansässigen Menschen haben sich zusammengeschlossen und zu Gemeinschaften organisiert.

Hätte man damals schon so mir nichts dir nichts große Entfernungen zurücklegen können, wäre es vielleicht auch damals schon zu Mischstaaten gekommen.

Als das Prinzip des Nationalstaats entstand, gab es die meisten Länder schon. Ich sehe da keinen Zusammenhang.