Warum wird Schüchternheit gesellschaftlich so negativ angesehen?

18 Antworten

Ich war früher auch schüchtern (sagen wir mal in der Schulzeit), aber mit 18 hatte sich das gebessert. Ich denke mal, dass ich dann im Alter von 25-30 ziemlich "normal" wurde, was das angeht.

Man kann auch den Umgang mit anderen Menschen lernen. Ich vermute sogar, dass es ein Stück weit normal ist, dass man in jungen Jahren schüchtern ist und sich dann im Laufe des Erwachsenwerdens dem Schnitt etwas angleicht.

Yuena 
Fragesteller
 15.12.2021, 05:42

Ich bin mit 30 immer noch schüchtern, bin aber auch nicht gerne nonstop unter Menschen und habe lieber nur wenige gewisse Personen bei mir als ständig neue Kontakte oder Leute, die ich nur aus gewissen "Situationen" kenne (Arbeit z.B.).

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Ich finde, für Schüchterne Menschen sollte es mehr Platz auf der Welt geben.

Dem stimme ich voll zu. Vor allem, weil viele Schüchterne unter ihrer Schüchternheit leiden. Sie brauchen - wie wir alle - einen Raum, wo sie sich verstanden fühlen können.

Für mich war es eine Befreiung, als ich endlich erreicht hatte, dass ich mitreden konnte und merkte, dass auch meine Meinung ernst genommen wurde.

Und dass jemand einem zuhört, erlebt man erst, wenn man es bemerkt. Nicht jeder, der mehr über etwas erfahren will, kann so strahlen, dass andere das ohne Worte bemerken. Aktives Zuhören braucht Worte.

Yuena 
Fragesteller
 06.02.2021, 11:27

Dankeschön!

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Darüber habe ich in letzter Zeit auch öfter mal nachgedacht. Ich bin nämlich auch schüchtern und früher hatte ich viele Probleme mit meinem Selbstwertgefühl/Selbstbewusstsein, in den letzten Jahren ist das aber immer besser geworden und ich kann mich mittlerweile so annehmen, wie ich bin. Ich persönlich denke, dass die Schüchternheit an sich kein Problem ist und auch viele Vorteile mit sich bringt. Allerdings sollte man dringend an seinem Selbstwertgefühl arbeiten, wenn man da Probleme damit hat. Wenn man mit sich selber im Reinen ist, dann kann man meiner Meinung nach auch die alltäglichen Herausforderungen meistern und besser mit zwischenmenschlichen Situationen umgehen.

Als Jugendlicher wurde mir das oft vorgeworfen, dass ich schüchtern sei. Und sie hatten recht. Ich traute mir nichts zu und wollte aus dieser Sache immer raus und besser werden, aber es konnte mir letztendlich niemand helfen als ich selbst mit zahlreichen Versuchen, diese Barriere zu durchbrechen. Mit der Zeit schaffte ich es, das zu sagen und zu tun, was ich kann und sinnvoll finde. Grundsätzlich bin ich aber immer noch nicht viel anders, und diese 4 Punkte, die du beschrieben hast, treffen auf mich auch ziemlich zu. Mit Punkt 1 habe ich eher Probleme, denn ich vertraue oft zu schnell jemandem.

Ich glaube nicht, dass die Menschheit solche Eigeinschaften von Menschen wie ungefähr in deinen Punkten beschrieben schlecht finden, im Gegenteil.

Aber wenn jemand fast gar nichts sagt und sich nirgends beteiligt, dann kann man mit ihm (ihr) eben nichts anfangen. Es ist ja noch ein Unterschied, ob jemand langsmam und eher bedächtig und überlegt spricht, als gar nicht.

Diese Abstufung würde ich da noch sehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Warum wird Schüchternheit gesellschaftlich so negativ angesehen?
Es wird immer negativ bewertet und kritisiert. 

Wahrscheinlich kommt das von dir genannte Kritisieren, negative Bewertungen sowie das Verteilen von den Kommentaren „Der Schüchterne XY ist vermutlich unselbstständig/unattraktiv/desinteressiert, hat null Selbstbewusstsein...“ einfach nur von der Tatsache, dass es „den schüchternen Menschen“ in diesem Leben einfach NICHT gibt und vor allem auch nie geben wird. Zusätzlich hat jede Schüchternheit eines Menschen an sich ihre andere Ursachen sowie Ausprägung bzw. Abstufung, während jeder Schüchterne mit dieser ja irgendwo komplett anders umgeht.

Somit haben extrem viele oder gar die meisten von uns Menschen zwar bereits mehrere schüchterne Personen kennengelernt, welche sich jedoch sowohl von ihrem äußeren Auftreten als auch ihrem (sonstigen) gesamten Charakter massiv voneinander unterscheiden können. Oder anders formuliert: Kein einziger schüchterner Mensch wird nur aus seiner Schüchternheit bestehen, welche sich zudem ja bei JEDEM, wie schon gesagt, anders äußern kann. Während die eine schüchterne Person an ihrer eigenen Umgebung völlig ungewollt Desinteresse oder gar Gleichgültigkeit zeigt, wird die andere Person als etwas arrogant, ängstlich, ruhig oder gar als tatsächlich einfach nur ein wenig schüchtern und zurückhaltend wahrgenommen.

Allerdings waren mein aktueller Freund und ich bei unseren ersten gemeinsamen Dates ebenfalls extrem schüchtern sowie verklemmt, da wir eben vor diesen auch kaum Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gesammelt hatten. Dadurch, dass mein Freund jedoch auf mich persönlich anfangs zumindest eher kalt, distanziert sowie evtl. leicht arrogant wirkte, war es MIR selber einfach nicht bewusst, wie schüchtern er gegenüber Frauen insbesondere in Wirklichkeit zu dem Zeitpunkt war. Laut meines Freundes selbst, sieht „man“ mir meine Schüchternheit und Verklemmtheit gegenüber fremden Menschen generell dagegen schon sehr stark sogar an :/

Auch daran kann man meiner Meinung nach sehr gut erkennen, wie stark manchmal das Schüchtern-Sein mit Desinteresse oder gar Gefühlskälte verwechselt werden KANN.