Warum verstehen sich "Türken" nicht mit "Syrer", wo sie doch erstens ihre Nachbarn sind und zweitens auch Muslime?

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
  • Türken sind Sunniten. Syrer sind Alawiten, was eine Untergruppe des schiitischen Glaubens ist. Sunniten sind schon seit Jahrhunderten mit Schiiten aus religiöser Sicht verfeindet.
  • Türken träumen von einem osmanischem Großreich. Syrien war zur Zeit der Osmanen ein Teil des osmanischen Hoheitsgebiet.
  • Da die Türkei das Rad der Geschichte umstellen möchte, und von einer Wiederherstellung von osmanischen Reichsgebieten träumt, ist Syrien als direkter Nachbar, mit dem Iran als Verbündeten, sowie ausländischer Militärstärke, ein permanenter Stachel im Auge.

Das sind nun die Grundsätzlichkeiten.

Jetzt kommt das Schachspiel der Politik zur Geltung. Syrien und Assad.

  • Die Kurden träumen von einem Staat Kurdistan. Gebiete des ehemaligen Kurdistan liegen auf syrischem Staatsgebiet. Syrien würde folglich Staatsgebiete verlieren, die zudem Bodenschätze beinhalten.
  • Die Türken, die schon seit Jahrzehnten mit dem Problem "Kurdistan" beschwert sind, wollen die kurdische Staatsgründung verhindern, und greifen militärisch gegen die Kurden auf syrischem Staatsgebiet ein. Dies ist für die Türken alternativlos, da ein neues Kurdistan direkt an die türkische Grenze reicht, und die Kurden auf türkischem Staatsgebiet beflügeln würde.
Der Feind meines Feindes ist mein Freund
  • Syrien begrüßt den Eingriff der Türkei.
  • Der Vorteil der Syrer, die kurdische Staatsgründung wird verhindert.
  • Der nächste Vorteil der Syrer, die Kurden sind militärisch zwar gut gerüstet gegen IS gewesen, haben aber wenig einer regulären Armee entgegen zu setzen. Es wird gegen die Kurden in Syrien folglich ein blutiges Ende nehmen. Ein Ende bei dem sich die Türken die Finger schmutzig gemacht haben. Syrien ist folglich fein raus.
  • Mit dem Ende der türkischen Aggression gegen die Kurden, kann Syrien im Rahmen von humanitärer Hilfeleistung an die besiegten und vernichteten Kurden väterlich zur Seite stehen. Dadurch müssen die Kurden Syrien dankbar sein, und Syrien wird international aufgewertet, wogegen die Türkei zu einem Schurkenstaat wird.

Der lachende Dritte wird bei diesem politischem Spiel immer Syrien sein. Das ist den Türken sicherlich bewusst. Wobei ihnen gleichsam bewusst ist, dass sie keine andere Möglichkeit haben. Die Türkei war schon vor dem ersten Zug im Schachspiel der Politik Schachmatt.

Was bleibt?

  1. Syrien lacht.
  2. Der Iran lacht.
  3. Die Kurden werden vernichtend geschlagen.
  4. Die Türken sind die Schurken.

Weil dies schon jetzt feststeht, kann man sich schonmal nicht mögen.


bachforelle49 
Fragesteller
 09.02.2020, 19:19

die Türken, also der "Erdogan" könnte schon entschieden zur "Deeskalation" beitragen, wenn er in "Idlib" nicht die islamischen Dschihadisten mit Waffen und Munition unterstützen würde... das geht gegen Russland, obwohl er mit "Putin" viele "Deals" abgeschlossen hat.. diese parano*de Widersprüchlichkeit zeigt, daß die Türkei mehr als nur "Dreh- und Angelpunkt" ist.. + sowas "küssen" wir die "Füße"..

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Judith171  04.08.2020, 02:24
@bachforelle49

Ach bachforelle, niemand küsst der Türkei die Füsse. Diplomatie ist immer besser als Krieg. Die Gewinner sind wir.

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bachforelle49 
Fragesteller
 04.08.2020, 10:27
@Judith171

ja, ja, ist klar.. erst Waffen aus deutscher Produktion in Krisengebiete schicken, vorrangig Türkei, die nichts eiligeres zu tun hat, dies Tötungspotential nach Lybien zu verfrachten und dann Fregatten zwecks Einhaltung der Restriktionen vor selbige Küsten versenden.. eigentlich geht es bei deutsch türkischer Diplomatie nur um Schaffung neuer Arbeitsplätze, diplomatisch wird als Abhängigkeit Interpretiert

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Judith171  04.08.2020, 10:37
@bachforelle49

@bachforelle, Deutschland hat an die Türkei hauptsächlich "maritime" Waffen geliefert. Landungsboote, Ersatzteile für U-Noote und Panzer.

Die haben sie sicher nicht nach Libyen gliefert.

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bachforelle49 
Fragesteller
 04.08.2020, 12:26
@Judith171

naja, wenigstens in einem Punkt ist die Regierung konsequent, nämlich das es die Türkei zum Risikogebiet erklärt hat.. das mit der Ehrbarkeit der Versendung von U-booten und Panzern glauben noch nicht einmal "meine Hühner".. aber die sind mir sowieso lieber, weil glaubwürdiger

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Judith171  04.08.2020, 12:30
@bachforelle49

Ich weiss, es ist zur Zeit IN, alles und jeden in Frage zu stellen ohne greifbare Beweise.

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1988Ritter  09.02.2020, 21:09

Vielen Dank für die Auszeichnung.

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Rassismus hat leider erhebliche politische Auswirkungen. Freilich reicht auch schon Rivalität und Fremdenhass als Kriegsgrund aus, wie die Vorgeschichte des 1. Weltkriegs zeigt.

Das West-Eastern DIvan Orchestra ist ein großartiges Beispiel, wie durch gemeinsame Arbeit an einer wichtigen Aufgabe solche Vorurteile selbst bei andauernden Konflikten abgebaut werden können.

als wenn wir Probleme mit den Nachbarn aus den "Beneluxländern" hätten, und das stimmt ja nun auch nicht..

Das ist aber auch erst seit einigen Jahrzehnten so. Die meiste Zeit der Geschichte über war "Probleme" noch weit untertrieben.

mendrup hat auf etwas Wichtiges hingewiesen: Es geht nicht um das Verhältnis der Menschen zueinander, sondern um das der Staaten und ihrer Regierungen.

In der Türkei und in Syrien leben Kurden, die gern in einem gemeinsamen Staat leben würden, ohne unterdrückt zu werden. Weil Erdogan verhindern will, dass Kurden in der Türkei und Kurden in Syrien sich gemeinsam gegen Unterdrückung wehren, will er die syrischen Gebiete, wo Kurden leben, unter seine Herrschaft bringen, damit sie alle von ihm abhängig sind. (Das ist grob vereinfacht, die genaueren Zusammenhänge kannst du in der Wikipedia nachlesen.)

Die Belgier sind immer wieder von Deutschland aus angegriffen worden, obwohl z.B. Großbritannien sich sehr darum bemüht hat, das zu verhindern. Dass diese feindschaftliche Beziehung (genauso wie der deutsch-französische Gegensatz) beendet worden ist und nicht mehr zu Kriegen führt, danken wir der Gründung der Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl von 1951 und ihrer Weiterentwicklung zur EU. Bis es dazu gekommen ist, kam es zu Millionen von Opfern auf beiden Seiten. Und das ohne die Einmischung fremder Staaten, die - wie in Syrien - sehr unterschiedliche Interessen vertreten.

Die Kurzantwort ist also: Es gibt eine EU, und dem Nahen Osten wäre eine ähnlich Staatengemeinschaft zu wünschen. (Braucht es - wie bei uns in Europa - weitere Millionen von Opfern, bis es dazu kommt?)

Übrigens hat es schon einen Versuch gegeben, solch eine Staatengemeinschaft zu entwickeln, die Vereinigte Arabische Republik. Weshalb dieser Versuch gescheitert ist, kannst du dort nachlesen.

Vielleicht weißt du schon, dass es bereits einmal eine gemeinsame Regierung für diesen Raum gab, im Osmanischen Reich. Das ist im 1. Weltkrieg untergegangen. Aber das ist eine eigene Geschichte.


Fontanefan  25.01.2020, 13:31

Ich kann gut verstehen, dass du es soo genau nicht wissen solltest. Aber es gibt 1000 Gründe dafür, dass es immer wieder zu Kriegen kommt, und dafür, dass Kriege verhindert werden, muss noch weit mehr getan werden. Die Konferenz zu Libyen ist nur ein Beispiel dafür, wie schwierig das ist und wie viele unterschiedliche Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen, um Konflikte zu beenden.

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Andy1299  30.01.2020, 19:07

Der Teil deines Beitrages, wo du die Türkei bzw. Erdogan als jemanden darzustellen versuchst, der die Kurden in der Türkei und in Syrien verhindern will, sich zu wehren, ist völliger Unsinn, denn wenn es so wäre, dann gäbe es heute keinen kurdischen Staat im Irak.

Das einzige was die Türkei zu verhindern versucht ist, die Bildung eines Terror-Staates die unter falschen Vorwänden gegründet wird.

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Fontanefan  01.02.2020, 14:21
@Andy1299

Der Irak ist ein Staat, das autonome kurdische Gebiet im Irak verdankt seine Existenz nicht Erdogan.

Übrigens hat Erdogan nach deinen Worten nichts gegen einen Terrorstaat. solange er nicht unter falschen Vorwänden gegründet wird. Meinst du das wirklich?

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Andy1299  01.02.2020, 21:14
@Fontanefan

Zu Punkt 1. Wenn Erdogan was gegen Kurden gehabt hätte, dann hätte Er gegen die Bildung dieser Gebiete in Irak sicherlich auch etwas unternommen. Da Er das nicht tat, hat Er somit indirekt doch was dazu beigetragen.

Zu Punkt 2. Du hast meine Aussage missverstanden und womöglich habe ich auch meinen Teil dazu beigetragen.

Ich drücke mich etwas anders aus. Erdogan hat was gegen die Bildung eines Staates die unter dem Vorwand der Demokratie gegründet wird, aber insgeheim Landstriche mit Terror einkassiert wird und alle Minderheiten wie Araber, Turkmenen, Syrische Christen und andersgläubige aus diesen Gebieten vertreibt.

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