Warum seid ihr links?

6 Antworten

Ich bin links geboren. Echt wahr.

Als ich fünf war, wurde Willy Brandt Bundeskanzler. Ohne das mir jemand irgendwas gesagt hätte, bin ich zum Milchmann rausgelaufen und haben voller Begeisterung die frohe Kunde überbracht.

Ich habe ebenso von Kindheit an ein unerschütterliches Grundvertrauen in Menschen. Ich liebe Menschen und gehe auf jeden mit Vertrauen zu. Bis mich jemand überzeugt, dass ich falsch liege. Das ist nur sehr selten in meinen nun bald 60 Jahren passiert.

Links ist für mich, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Ihn zum Maß der Dinge zu machen. Alles hat sich dem Wohle des/der Menschen unterzuordnen.

Wirtschaft darf nicht Mittel zum Zweck sein, sondern muss dem Wohl des Menschen förderlich sein. Menschen dürfen nicht Mittel zum Zweck sein, sondern Ziel allen Handelns.

Hierbei würde ich durchaus in Betracht ziehen, Firmen zu verstaatlichen. In dem Sinne, dass die Gewinne sozialisiert werden und nicht privatisiert. Es kann mir keiner Erzählen, dass eine Firma schlechter funktioniert, weil man die Kontonummer der Empfänger von Gewinnen ändert.

Links ist für mich, solidarisch mit allen Menschen zu sein. Die Einteilung in "die" und "wir" ist immer Quell von Leid und Unrecht. Unser Wohlstand ist fundamental auf der Ausbeutung vieler Völker und Länder gegründet. Bis heute.

Ich weise Menschen keine Rechte oder Eigenschaften in Abhängigkeit ihrer Zugehörigkeit zu einem Nationalstaat, einem Geschlecht, einer Gruppe zu. Oder spreche sie ihnen ab. Vor mir sind alle Menschen gleich.

Links ist, die Welt rational zu betrachten. Keine Religion, keine Ideologie, keine Verblendung. Die Wertschätzung von Wissenschaft als Basis für politische, individuelle und gesellschaftliche Entscheidungen und Prozesse.

Links ist, dem Menschen ein Mensch zu sein. Immer das Gemeinsame zu suchen statt das Trennende. Immer den Perspektivwechsel zuzulassen.

Der Kant´sche Imperativ ist links. Weil er das Wohl aller zur Prämisse des eigenen Handelns macht.

erikbhrdt  20.09.2023, 23:49

Ich bin beeindruckt, tatsächlich mal ein ganz „traditioneller“ Linker, der es begriffen hat und erkannt hat, wir viel Wahrheit doch auch in der Philosophie steckt. Aus meiner Sicht hat Kant mit seinem Leitspruch der Aufklärung nie an Bedeutung verloren. Ebenso Protagoras mit seiner von dir verwendeten These, dass der Mensch Maß aller Dinge ist. Das könnte aktueller nicht sein.

Nur schade, dass viele Menschen nicht mehr sehen, wie sich unser kapitalistisches System durch Habgier und Rücksichtslosigkeit selbst zerstört.

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realsausi2  22.09.2023, 00:18
@erikbhrdt

Danke. Tatsächlich halte ich den Kant´schen Imperativ für den Kern jeder menschengerechte Ethik. Da bedarf es keiner Götter oder anderer Hilfskonstruktionen.

wie sich unser kapitalistisches System durch Habgier und Rücksichtslosigkeit selbst zerstört.

Tatsächlich sehe ich dieses Modell in seinen letzten Zuckungen liegen. Ein System, das auf Wachstum basiert, kann in einem endlichen Rahmen nur ins Desaster führen. Bis dahin lassen es sich die Profituere aber noch richtig gut gehen.

Und zu denen gehören wir auch noch.

tatsächlich mal ein ganz „traditioneller“ Linker, der es begriffen hat

Natürlich gehört dazu auf Analyse und Reflektion. Aber bei mir ist es wirklich von Kindesbeinen an ein Gefühl. Ich bin in einem Arbeiterhaushalt aufgewachsen, es wurde natürlich SPD gewählt, aber es war völlig unpolitisch. Es gab keinerlei Dogmen oder gar ideologischen Beeinflussung.

Es ist meine unerschütterliche Philantropie, die mich links sein lässt. Mein Respekt vor und meine Liebe zu Menschen. Und mein Bedürfnis, dass allen Gerechtigkeit wiederfahre.

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Ich denke das alle Menschen und Tiere gleich sind. Schon immer so gewesen und wenn man dann im Alltag erlebt, dass es viele Menschen gibt die das zu verhindern versuchen wird man halt links. Man muss eigentlich nur zu hören und auch mal etwas tun, dass für einen persönlich auch mal keinen Vorteil hat. Ich glaube auch nicht das ein Mensch etwas leisten muss um Wert zu haben.

EtzalaWongl  03.08.2023, 00:03

Würdest du sagen dass für dich generell alle Menschen gleich viel wert sind oder nur von Grund auf und dass das Handeln den Wert dann beeinflusst. Sprich: Ist ein Mörder für dich gleich viel Wert wie jemand der Obdachlosen Hilfe anbietet?

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ThatBuddy  03.08.2023, 00:06
@EtzalaWongl

Ich glaub nicht das du deinen Wert als Mensch verwirkst wenn du mordest, wenn du das meinst. Klar kann die Gesellschaft dich bestrafen wenn du den Wert von anderem Leben missachtest.

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Hab halt einfach erkannt dass "Sozialismus hat noch nie funktioniert" ein dämliches, leeres Scheinargument ist, dass man genauso gut auf 1 Milliarden andere Dinge in dieser Welt übertragen kann.

Woher ich das weiß:Recherche

Ganz einfach: aus der Erziehung heraus und aus der eigenen politischen Bildung und Auseinandersetzung heraus. Ich bin mit Werten wie Gerechtigkeit, Gleichberechtigung sowie Toleranz aller möglichen Menschen groß geworden.

Mein Vater ist da wohl am einflussreichsten gewesen. Ich würde ihn zwar nicht als weit links bezeichnen, aber er ist definitiv sehr sozial eingestellt und hat mir viele politische Ideen, Ideologien sowie Vorgänge und Bereiche etwas näher gebracht. Vor allem was wirtschaftliche und gesellschaftliche Politik betrifft. Durch ihn hab ich das erste Mal von Karl Marx gehört und durch ihn hab ich das erste Mal so in den Grundzügen gelernt, warum es extreme Armut und extremen Reichtum gibt. Außerdem hat er mir viel aus der Zeit der DDR erzählt, über die er auch schon vor langer Zeit Vorträge gehalten hat.

Abseits davon hab ich mich aber selbst weitergebildet und mir viel angesehen. Auch der Politikunterricht hatte da einen Einfluss drauf. Dazu kam, dass ich Freundesgruppen in beide politischen Extreme habe. Zumindest in Teilen „Extreme“. Ein alter Freund von mir ist Anarchist, andere Freunde von mir sind sehr patriotisch bis fast schon nationalistisch eingestellt. Ich kenne also beide Seiten und habe mir ein Bild gemacht. Für mich habe ich dann entschieden, dass ich mich weder mit der Rechten Seite, noch mit der Anarchie anfreunden kann und hab dann überlegt, wie ich denn dennoch stehen könnte. Da ich aber gesellschaftlich sehr sozial eingestellt bin (Freiheit und Gleichberechtigung für alle, Antifaschismus, Antirassismus usw.) und kein Freund der freien Marktwirtschaft bin und mir die Auswirkungen des Kapitalismus grausam erscheinen, hab ich für mich erkannt, dass ich definitiv nicht „mittig“ genug bin. Trotzdem erscheint mir der weit links stehende Rand zu ideologisch, weshalb ich mich davon distanziere. Ebenso gefällt mir die Intoleranz und die Stigmatisierung nicht. In solchen Kreisen ist es nicht mehr bunt genug und Worte wie „Faschist“ und „Nazi“ fallen einfach zu schnell und unreflektiert.

Von der rechten Seite brauchen wir gar nicht erst reden denke ich mal. Da gefällt mir schon die Idee der starken und ungerechten gesellschaftlichen Hierarchie nicht. Ebenso kann ich mit dem Nationalstolz nichts anfangen und habe auch mit kultureller Vielfalt kein Problem. Genauso habe ich kein Problem mit queeren Menschen und außerdem sehe ich den Klimawandel als großes Problem an, genauso den globalen Rechtsruck.

Ich wurde in eine typische Familie des Mittelstandes geboren. Ein Haus mit Garten am Stadtrand, 1-2 Mal im Jahr in den Urlaub und alle paar Monate essen gehen. Keine Angst vor Armut und immer ein gefüllter Magen.

Woher ich das weiß:Hobby – Politik geht nur links!

Ich bin eher mittig links.

Ich bin der Meinung, dass wir nach dutzenden Kriegen und Millionen Toten verstehen müssen, dass wir alle gleich sind… und dass jeder das Recht hat, als Individuum behandelt zu werden.

Konservativ bin ich nicht. Mir ist es ziemlich egal, ob gegendert wird oder wenn es mehr als nur zwei Geschlechter gibt. Damit schadet man niemanden… also warum soll ich die Freude anderer Menschen nehmen? Weil ich nicht zu dieser Gruppe gehöre? Je mehr Freiheiten ein Land hat, desto besser… und wenn Gendern dazu gehört, warum nicht? Solange man das nicht aufgezwungen bekommt, ist alles gut.

Aus welchen Lebensumständen ich komme? Würde mal sagen: obere Mittelschicht/Oberschicht. Jenachdem wie man es definiert.

Das was viele linke Politiker fordern, find ich nicht gut. Deshalb wähle ich unteranderem die Linken nicht.

Denn wie es bei Populisten so üblich ist, sind immer die anderen Schuld.

Die Linken beschuldigen die Reichen und die Rechten beschuldigen die Migranten… aber die Realität zeigt in der Regel ein anderes Bild und ist viel Komplexer.

Ohne Einwanderung wäre der Standort Deutschland in Gefahr. Die Reichen zu bestrafen würde sich negativ auf unseren Wohlstand auswirken.

Klar… die Reichen werden immer reicher… aber dennoch kommt ein kleiner Teil auch ganz unten an. Erhöht man die Steuern und vergrault die reichen, so wandern sie aus… und das ist nicht in unserer Interesse.

Vor den Wahlen fand ich die SPD und Grünen toll. Heute finde ich sie schrecklich.

Die einzig wählbare Partei ist derzeit die FDP.

Janun236 
Fragesteller
 03.08.2023, 00:08

Vielen Dank für die Antwort, kann deinen Standpunkt nachvollziehen, habe aber aus persönlichen eindrücken ein verändertes Weltbild

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ThatBuddy  03.08.2023, 00:12

Frage: was haben dir die Grünen denn getan? Hat Habeck persönlich versucht deine Heizung aus der Wand zu reißen?

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NaturCBP  03.08.2023, 00:22
@ThatBuddy

Die Heizung ist mein geringstes Problem. Ich hatte die Grünen bei den letzten Wahlen gewählt habt.

Aber diese Partei (mit der SPD) fährt Deutschland gegen die Wand. Inkompetente Regierung… wovon etwa die hälfte Populisten sind.

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ThatBuddy  03.08.2023, 11:47
@NaturCBP

Elaboriere? Wenn ich moch richtig erinnere stand den guten Plänen der Grünen immer nur eine Partei im Weg und das war die FDP

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realsausi2  03.08.2023, 13:23
@NaturCBP

An die Wand gefahren hat es Merkel. Sie hat uns von Putins Gas abhängig gemacht, während im Bereich PV und WK 140.000 Arbeitsplätze vernichtet wurden. In Deutschland. Dadurch wurden Schlüsselindustrien vernichtet, die jetzt in Asien sitzen und uns wiederum abhängig machen.

Habeck hat es in Rekordzeit geschafft, die Abhängigkeit vom Irren aus Moskau zu beenden. Ohne das jemand erfroren wäre oder es dunkel wurde.

Der Strompreis sinkt stetig, der Anteil erneuerbaren Energien steigt. Trotz aller Widerstände hat die Ampel (Habeck) hier einen unfassbar guten Job gemacht.

An die Wand fährt uns die FDP. Klientelpolitik ohne Sinn und Verstand. Wissenschaftsferne Phantasien, um der Fossilsekte das Überleben zu sichern. Echt krank und verdorben.

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NaturCBP  03.08.2023, 13:45
@realsausi2

Für welchen Preis?
Jede Regierung hätte den letzten Winter überbrücken können… welches Unmengen an Geld ausgegeben hätte

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realsausi2  03.08.2023, 13:11
Die Reichen zu bestrafen

Es geht doch nicht um bestrafen, sondern im Gegenteil um Fairness. Und vergleichbare Inanspruchnahme. Wer profitiert denn von einem Dienstwagenprivileg?

Es ist fakt, dass seit Jahrzehnten eine massive Umverteilung stattfindet. Von unten nach oben. Oben sammelt sich immer mehr Reichtum, unten gibt es immer mehr Arme. Das lässt sich statistisch unzweifelhaft nachweisen.

Es wird Zeit, die Umverteilung von unten nach oben zu stoppen oder bestenfalls umzudrehen. Das hat nichts mit Strafe zu tun.

dennoch kommt ein kleiner Teil auch ganz unten an.

Das nennt sich trickle-down-economy. Damals von Thatcher und Reagan ins Werk gesetzt. Es gibt wohl heute keinen seriösen Volkswirtschaflter, geschweige denn Sozialwissenschaflter, die das nicht als gescheitert betrachtet.

Man muss sich auch mal die perfide Logik dieses Systems bewusst machen. Je mehr Kuchen auf dem Tisch der Reichen steht, desto mehr Krümel fallen für das Volk herunter. Das ist menschenverachtend und asozial.

Die einzig wählbare Partei ist derzeit die FDP.

Die FDP ist der Sargnagel für dieses Land. Ihr Gebaren ist schädlich für die Wirtschaft, die Gesellschaft und für die Politik. Völlig losgelöst vom wissenschaftlichen Diskurs steckt sie bis zum Anschlag im Pöter der Fossilsekte und behindert die notwendige Transformation.

Ich verachte die AfD, aber wenn ich eine Partei in den Orkus der Geschichte wünsche, ist das die FDP. Frag man jemanden wie Gerhard Baum, was der von seiner heutigen Partei und Herrn Lindner hält.

Die FDP verkörpert alles, was an Politik schlecht und menschenfern ist. Ich ratge Dir dringend, Dich da mal vorurteilsfrei mit zu befassen. Gut geeingnet ist da das Thema e-Fuels. Völlig verantwortungslos und sinnfrei, was die FDP da veranstaltet hat.

Oder das Lindner jetzt das Budget für die Digitalisierung von 300 Millionen auf 3 Millionen gesenkt hat. Wir sind jetzt schon weltweit verlacht, weil die Digitalisierung bei uns so scheiBe ist und da wird so massiv abgebaut? Unverantwortlich.

Die FDP agiert nur für ihre Klientel derer, die reich genug sind, sich aus den meisten Folgen der negativen Entwicklungen rauszukaufen. Für das Volk in seiner Gesamtheit ist die FDP ein Fluch.

Einzig recht hatte Lindner, als er sagte:"Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren." Daran sollte er sich halten und zurücktreten.

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