Warum lernen immer weniger junge Menschen ein Handwerk?
Hey,
es ist ja bekannt das immer weniger gute Handwerker nachkommen. Firmen suchen Personal und finden keines. Das ist in Österreich so wie auch in Deutschland.
Warum haben junge Leute keine Lust mehr einen handwerklichen Beruf zu erlernen?
Mein Vater führt eine Spenglerei/Dachdeckerei bei uns in Österreich und das Problem ist auch hier leider erkennbar. Man kann sich vor arbeit kaum retten, weil einfach die Arbeiter fehlen. Und falls jetzt jemand mit dem Argument kommt das man als Handwerker ja so viel weniger verdient als ein Studierter, der irrt. Zumindest in vielen handwerklichen Berufen kann man als guter Facharbeiter mindestens genauso gut verdienen.
Also warum denkt ihr ist das so? Was könnte der Grund sein?
Ich bin wirklich auf eure Meknungen gespannt. Danke schonmal für eure Antworten.
9 Antworten
Das mit dem guten Verdienst ist nicht die Regel . Sehr viele arbeiten hart für wenig Geld. Der Druck ist auch da, da man heute auch immensen Preisdruck hat.
Aber pauschal kann man sagen dass sich prinzipiell Leute bewerben die Noten technisch nichts anderes finden.
Die körperliche Arbeit ist den Meisten zu anstrengend. Sie wollen möglichst wenig für möglichst viel Geld machen. Guck Dich hier doch um! Oft gestellt Frage in welchem Beruf man für wenig Einsatz am meisten verdient.
Wer sich heute für einen Beruf entscheidet, muss davon ausgehen, diesen bis gut und gern zum 70. Lebensjahr auszuüben. Da kann ich jeden jungen Menschen sehr gut verstehen, der sich eher für Kopfarbeit als für körperlich anstrengende Tätigkeiten entscheidet! Mit Ü50 wird's schließlich nicht einfacher, auf Dächern rumzuspringen oder in krummen oder knieenden Positionen irgendwelche Arbeiten zu verrichten, oder?
Und auch, wenn der Verdienst im Handwerk grundsätzlich nicht (mehr) ganz so schlecht ist - so viel, dass man die massiven Abzüge bei einem vorzeitigen Renteneintritt verkraften könnte, ist es ja nun auch nicht gerade...
Zudem denke ich, dass das Handwerk es sich auch selbst im Laufe der Jahre schwer gemacht hat, Nachwuchs zu finden. Selbst im Handwerk wurde in den letzten Jahren bevorzugt nach Abiturienten geschielt. Klar, die sind Ü18, da muss man keine Rücksicht auf Jugendarbeitsschutz nehmen...
Und es dürfte auch nicht gerade geholfen haben, dass gerade im Handwerk Azubis sehr oft eher mies behandelt wurden. Die üblichen "Streiche", die massiv verbreitete Verwechslung von "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" mit "Du bist Azubi, ich darf dich komplett respektlos behandeln" - und alles gerne gerechtfertigt mit "Auf dem Bau herrscht halt ein rauer Ton!". Ja nun, dann muss man sich aber halt auch nicht wundern, wenn da keiner hin will...
Zu guter letzt können sich Handwerksbetriebe dann auch gerne mal fragen, ob es sinnvoll war und ist, Bewerber abzulehnen, weil ihre Schulleistungen suboptimal sind. Ich mein, es geht im Handwerk doch eigentlich gerade um Talente und Fähigkeiten, die abseits des klassischen Schulwissens liegen. Und dort, wo Schulwissen wirklich nötig ist, naja, wenn man möchte, könnte man da ja auch mal überdenken, ob man einen "unfertigen", jungen Menschen nicht lieber mal mit Nachhilfe unterstützt und schaut, ob er nicht doch das nötige Talent in den Händen hat, oder?
Fazit: Handwerksbetriebe sollten einfach aufhören, wegen Nachwuchsmangels herumzuheulen und lieber mal überlegen, welche Fehler sie in der Vergangenheit gemacht haben und wie sie die ausbügeln könnten, um das Nachwuchsproblem zu lösen...
Handwerkertätigkeiten werden heutzutage nach Stundenlohn bezahlt, der nicht immer für eine große Familie ausreicht. Zudem wissen viele Leute durch das Smartphone heutzutage auch nicht mehr, wie man wirklich hart handwerklich arbeitet. Sie sind zu verwöhnt dadurch. Des Weiteren sind viele junge Leute darauf bedacht, Berufe zu erlernen, in denen man möglichst wenig Schaden am Körper nimmt. Gründe für weniger Handwerker gibt es somit viele.
Also in dem Betrieb meines Vaters gibt es Fachkräfte die gleich viel verdienen wie jemand mit Studienabschluss - es kommt wohl auf den Beruf an sich an und natürlich auf die Qualifikation. Aber womöglich ist das in Deutschland anders als in Österreich.
Das mit Schaden am Körper wird wohl so sein, ja. Wobei ein Vollzeit-Bürojob auch nicht unbedingt viel gesünder für den Rücken ist. Aber natürlich ist auch nicht jeder für einen Handwerksberuf geeignet.
Ich frage mich nur, wo das in Zukunft hinführen wird. Ich meine, die Leute wollen Haus bauen, mit bester Qualität und das auch noch in kürzester Zeit. Doch wie, wenn es keine Handwerker gibt. Es kommen dann Billigarbeitskräfte aus anderen Ländern die aber meistens bei weitem nicht die Qualifikation wie ein Facharbeiter mitbringen.
Jeder will studieren, um viel Geld zu verdienen. Das ist der Grund. Und Handwerker haben eben nicht das große Ansehen wie Studierte