Stirbt das Handwerk aus?

15 Antworten

Quatsch, das Handwerk kann gar nicht aussterben. Aber die Zunkunft ist für viele unsicher und sicherheit suchen die Menschen in höheren Bildungsabschlüssen. Also studieren sie. Für die die sich dennoch entscheiden ins Handwerk zu gehen kann die entwicklung gar nicht besser sein. So kann man dann mehr für seine Arbeit verlangen da Arbeit genug da ist und wirklich schlechter als den Studierten geht es einem dann auch nicht.

Naja, vieles ist hausgemacht. Diejenigen, die in den 80/90er Jahren eine Ausbildung im Handwerk gemacht haben, haben alles mögliche dafür getan um ihre Kinder in die Uni zu bekommen. Einfach weil das Handwerk bis weit in die 90er hinein dachte 20-jährige mit verkümmerter Sozialisierung und Alkoholproblemen wären brauchbare Ausbilder für 15-jährige... Weil ein Azubi fürs Handwerk eine Art von "Untermensch" war, an dem man ganz prima schlechte Laune ablassen kann. Weil zu der Zeit standen gleich mal drei andere auf der Matte um die Stelle zu übernehmen, da musste man sich um einen billigen Azubi nicht viel kümmern.

Das Handwerk hat in der Tat derzeit einige Probleme. aber es wird besser. Es kommen tatsächlich junge Leute nach. So langsam erkennen diese, dass Arbeiten im Handwerk duchaus attraktiv ist.

NATÜRLICH geht es im Handwerk nicht ohne Überstunden. flexibel arbeiten ist eben unerlässlich. Ins Besondere in Brangen, wo auch Notfälle zum Alltag gehören wie bei den Klempnern, Elektrikern, Dachdeckern. Kurzschlüsse oder Wasserrohrbrüche dulden eben nicht oft aufschub. und auch wenn z.B. durch eine Verzögerung das Dach bis zum Feierabend nur halb gedeckt ist, muss man eben, wenn schlecht wetter angesagt ist, noch mal gasgeben, dass es fertig wird, oder wenigstens so gesichert, dass keine FOlgeschäden drohen.

Colerische Chefs hats zuweilen auch in den Büros, am Produktionsband oder im Supermarkt.

Heute kann sich auch im Handwerk kein Chef mehr erlauben, mit seinen Azubis oder Mitarbeitern so umzuspringen, wie du es hier beschreibst. dafür sind junge Leute, die sich tatsächlich für das Handwerk begeistern einfach ein viel zu wertvoller Rohstoff.

Wenn ich mir meinen aktuellen Chef und die Arbeitsbedingungen im Vergleich zu meiner Ausbildungszeit anschaue, hat sich doch viel getan. Immerhin sind das ja auch runde 20 Jahre!

Was ich ein wenig schade finde ist, dass die jetzt alten Hasen, zu denen ich mich so langsam auch anfange zu zählen, teils so tun, als wäre es hochverrat, wenn jemand sein erworbenes Fachwissen weitergibt. Das ist jetzt in unserer Hand! Wir müssen den Jungen einfach zeigen, dass Handwerk wirklich Spaß macht!

Klar ist nicht allers eitel Sonnenschein so manche Kröte muss man schlucken, aber nennt mir einen Job wo es eben nicht so ist!

Man kann in der Tat sein Geld einfacher verdienen. Als das Handwerk - quasi - erfunden wurde, gab es an sich kaum was Anderes: Alles wurde per Hand gemacht. Das hat sich ja gewaltig geändert, als die Industrialisierung einsetzte. Du kannst diese verteufeln - sie hat aber auch vieles vereinfacht.

Trotzdem gibt es das Handwerk immer noch - denn vieles kann auf die Menschenhand einfach nicht verzichten. Ich denke nicht, dass es ein Grund ist, sich wegen cholerischer Chefs nicht auf einen solchen Beruf zu bewerben. Denn solche Chefs gibt es wohl in jeder Branche. Das ist eben Chefsache, cholerisch zu sein. Glaube ich. Sexismus - nunja. Flachwitze gibt es wohl auch überall. Und Überstunden hast Du auch fast überall.

Weswegen heute Leute händeringend in Handwerksbetrieben gesucht werden, ist die Tatsache, dass es entweder kaum Leute gibt - es wurden nach den Boomerjahren ja weniger Kinder geboren - und und es gibt kaum Leute, die wirklich geeignet sind, sie einzustellen. Es reicht ja nicht, dass ich "jemanden" an den Wasserhahn stelle - er muss auch ein wenig Begabung haben, damit etwas anfangen zu können. Und das haben eben wenige Bewerber.

Das Handwerk wird nicht aussterben - aber es wird immer unbesetzte Stellen geben.

Die Rahmenbedingungen einfach Katastrophe sind.

Viel Spaß damit bis 67 oder gar 69 in der Küche zu stehen oder als Maurer zu arbeiten bestimmt auch spannend als Dachdecker rumzuwerkeln.


seizegott  30.07.2023, 21:19

Genau so siehts aus. Die lieben Politikers denken, nur weil sie selbst bis 80 im Bundestag rumdödeln können, muss jeder Maurer, Dachdecker oder Pfleger auch bis 67 durchhalten können, in Zukunft wahrscheinlich eher bis 70.

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