Warum ist Mathematik so schwer?

7 Antworten

Mathematik ist nicht schwer. Sie ist logisch.

Da uns keine Strukturen für logisches Denken angeboren werden, müssen wir die durch Training entwickeln. Im Prinzip genauso wie mit dem Löffel essen oder laufen.

Die meisten Menschen üben aber zu wenig. Lehrer dürfen keine Hausaufgaben aufgeben, Mathebücher kommen scheinbar ohne viele Übungsaufgaben aus im Gegensatz zu früher.

Das geht schon damit los, dass die meisten Schüler heutzutage nicht mal mehr einfache Kopfrechenaufgaben lösen könne. Und ich meine hier so Sachen wie 3x1/4 oder 30:2.
Nun ist Rechnen nicht Mathematik. Aber es ist die Grundlage dessen. Und wenn die schon fehlt, wo soll der Rest herkommen?

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

DerRoll  28.03.2024, 23:20
Die meisten Menschen üben aber zu wenig. Lehrer dürfen keine Hausaufgaben aufgeben, Mathebücher kommen scheinbar ohne viele Übungsaufgaben auf im Gegensatz zu früher.

Mathebücher stecken auch heute noch voller Übungsaufgaben. Aber diese stellen meist Anwendungen von Mathematik auf konkrete Probleme dar. Und wenn man die Theorie nie wirklich gelernt hat kann man diese auch nicht auf die Praxis anwenden. Wir haben uns über das Thema "Pisa-Orientierung" ja schon unterhalten.

Kristall08  28.03.2024, 23:31
@DerRoll

Hier im Pott wird an den Gymnasien der Lambacher-Schweizer genutzt. Und da sind nicht viele Aufgaben drin.
Wir haben sehr viele Schüler, die unser Archiv an Aufgaben ausgiebig nutzen.

DerRoll  28.03.2024, 23:35
@Kristall08

Lambach Schweizer ist doch das tolle Konzept wo man Übungshefte zusätzlich zum Buch kaufen kann oder eben auch nicht, oder? Eine pure Geldmacherei :-(

Kristall08  29.03.2024, 00:51
@DerRoll

Haben wir alle da.
Chef meint, die seien auch nicht sooo überzeugend.

Aber du hast schon recht. Was soll das, dass man zusätzliche Übungshefte für nicht wenig Geld erwerben muss?

Meiner Ansicht nach liegt dies an vielen verschiedenen Dingen. Ein grundlegendes Problem ist dass es bei vielen Menschen geradezu als Ritterschlag gilt in Mathe schlecht gewesen zu sein:

https://www.amazon.de/Mathe-immer-schlecht-Mathematikern-Verst%C3%A4ndlichkeit/dp/3834807745

„Ganz furchtbar ist es mit den Politikern. Wenn ein Landrat oder ein Minister eine Mathematiktagung eröffnet, kokettiert er richtig damit, dass er schon in der Schule in Mathematik schlecht war und von unserer Wissenschaft rein gar nichts versteht. Ein Skandal! So ein Mann würde sich doch nie trauen, bei der Eröffnung eines Anglistenkongresses zuzugeben, dass er kein Englisch kann.“

Mathematik wird als mühselig empfunden, da bei vielen Themen keine konkrete Anwendbarkeit im Alltag der Schülerinnen und Schüler sichtbar ist. Dies ist nicht neu und vielen Didaktikern auch bekannt. Ihre Idee war nun statt zu viel Theorie im Unterricht zu haben statt dessen krampfhaft auf Anwendungen zu setzten. Dies hat meiner Meinung nach die Sache nicht verbessert, sondern verschlimmert. Ohne fundierte theoretische Kenntnisse sind die Anwendungsaufgaben kaum zu bewältigen und zusätzlich wirken sie aufgesetzt. Tatsächlich ist meiner Meinung nach in den ersten zehn Jahren ein immer wieder Üben der mathematischen Methoden sinnvoller, um wesentliche Grundlagen zu legen.

Dazu kommt, das Mathematik nicht nach dem Schema "Lernen, prüfen, vergessen" funkioniert. Das kleine Einmaleins und das Rechen mit negativen Zahlen, das Manipulieren von Termen, das Ausmultiplizieren und Ausklammern, das Bruchrechnen, die Potenz- und Logarithmusregeln, all dies benötigt man immer und immer wieder. Wenn eines dieser Themen nicht wirklich sitzt kann man dem Stoff in weiterführenden Schulstunden praktisch nicht mehr folgen. Man kann sich da auch nicht wie z.B. in Deutsch mit vielen schönen Worten irgendwie rausschwurbeln, man versteht lediglich Bahnhof. Gerade deshalb ist noch mal mein Appell: Grundlagen lernen, immer und immer wieder. Als meine Tochter mit ihrer Lerngruppe aus der 11. Klasse zu einem Power-Lerntag bei mir saß habe ich zum Einstieg ein Übungsblatt für das kleine Einmaleins ausgeteilt, danach eines zum Termrechnen. Die Ergebnisse waren ... nicht gut.

Schlußendlich ist Mathematik lernen auch eine neue Sprache lernen. Und diese mathematische Sprache, die vollständig abstrakt ist, ist sicher nicht einfach. Sie erfordert eine Einlassungsbereitschaft, die leider nicht jeder und jede mit sich bringt. Lieber wird dann "In Mathe war ich immer schlecht" in Kauf genommen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Dipl.Math.

evtldocha  28.03.2024, 23:39

Exakt so sehe ich das auch. Danke!

Weil es die abstrakte Sprache der Naturwissenschaften ist und die Beziehungen der Teilchen und Dinge untereinander sind eben so komplex, dass wir sie nur mit der Mathematik beschreiben und verstehen können. Ohne das wäre niemals ein Flaschenzug erfunden worden, geschweige denn Fernsehgeräte, Radios, Raumfahrt oder nur Deine Klospülung mit Fallrohr und Abwasserkanal.

Viele Menschen sind nicht ausreichend begabt dafür. Ausserdem baut alles Schritt für Schritt auf und viele sind irgendwo nicht mitgekommen. Ansonsten ist Fleiss sehr wichtig in diesem Fach!


DerRoll  28.03.2024, 23:27

Mathematik hat nichts mit Begabung zu tun. Jeder und jede der oder die nur die Verfahren übt kann in Mathematik eine 4 oder eine 3 erreichen. Mit ein wenig mehr Arbeit und Einlassungsbereitschaft für die mathematische Denkweise ist auch eine 2 möglich. Wichtig ist lediglich, und daran scheitert es oft, das gelernte dann nicht zu vergessen, denn in einem halben Jahr braucht man es wieder. Eine 1 in Mathematik zu schaffen ist tatsächlich schwer und das ist auch mir in den seltensten Fällen gelungen. Und trotzdem habe ich erfolgreich Mathematik studiert.

Das Gemeine ist, dass man manchmal vor Aufgaben sitzt, die nicht von der Stelle kommen. Dazu kommt, dass nur wenige Mathematiker gut erklären können.

Ich hatte an Schule und Uni mit zwei Supermathematikern zu tun, denen ich bis heute dankbar bin. Der in der Schule konnte einen manchmal ganz schön beim Ehrgeiz packen!

In memoriam Hans Aldebert, 1922-2011