Warum ist es schlecht Rechts zu sein?

11 Antworten

Was meinst Du selbst mit "rechts"?

Links und rechts im politischen Sinn sind völlig leere Worthülsen, die nur dazu dienen, Feindbilder zu konstruieren, Angst zu schüren und das Stimmvieh zu spalten.

Jeder, der diese Wörter gebraucht, meint etwas anderes, und viele der möglichen Bedeutungen widersprechen sich. Mal ein paar besonders deutliche Beispiele (sind aber nicht die einzigen paradoxen Punkte):

Es gilt als links, gegen Nationalstaaten und für eine internationale Gesellschaft zu sein. Gleichzeitig sind sich als lilnks bezeichnende Leute meist auch Globalisierungsgegner. "Linke" sehen sich gern als Kämpfer für Selbstbestimmung und gegen staatliche Kontrolle ("Freiheit stirbt mit Sicherheit"), die bei fehlender Kontrolle entstehende freie Marktwirtschaft mit ihren sozialen Problemen wollen sie aber nicht, der Staat soll die Wirtschaft gefälligst kontrollieren. Selbsternannte Linke sehen sich als progressiv und verachten alles konservative, im östlichen Teil der Republik schwelgen sie aber in Ostalgie.

Ein Monarchist wie Du darf sich noch am ehesten als rechts bezeichnen, das ist immerhin die historische Bedeutung aus der französischen Nationalversammlung.

Ob man Dich als Extremisten bezeichnen sollte hängt von Deiner Einstellung ab. Wenn Du nur auf aus grundlegenden philosophischen Gründen die Schwächen der Demokratie siehst (Wahlen sind Beliebtheitswettbewerbe, die nicht von den fähigsten Kandidaten, sondern von den besten Demagogen gewonnen werden, also im Normalfall von den fähigsten Lügnern) und nicht den Staat gewaltsam umstürzen willst, dann solltest Du Deine Meinung frei äussern und das für und wider in zivilisierter Weise diskutieren können, und wer Dich für extrem hält und deshalb das Gespräch verweigert ist selber schuld. Wenn Du aber Deinerseits andersdenkende beleidigst oder das Gespräch verweigerst, oder gar Gewalt als Mittel in Betracht ziehst, dann bist Du extrem und selbst schuld, wenn Du in Deiner Blase verbleibst.

Von mir aus kannst du gern rechts sein. So lange du Rassismus-sensibel bist und tolerant, für soziale Gerechtigkeit und nicht allzuweit auseinanderklaffende Gehälter, Umwelt- und Klimaschutz ernstnimmst, Menschen auf der Flucht willkommen heißt und für Gendergerechtigkeit und die Inklusion von sexuellen Minderheiten eintrittst, ist es mir ziemlich egal, ob du rechts oder links bist.

Ist es nicht. Ich bin selber eher Rechts der Mitte. Wenn man politisch eher Rechts eingestellt ist, ist das völlig ok, erlaub und auch gut so. Du darfst deine eigene Meinung haben und die auch sagen. Was ich schlecht finde ist Extremismus, egal ob Rechts oder Links und diesem lehne ich persönlich auch in jedweder Form ab. Parteientechnisch ist das Problem, dass das Parteienspektrum in Deutschland unvollständig ist, während es nämlich im linken Bereich eine gute Vielfalt gibt, herrscht im rechten Bereich zwischen der Union - die von der Mitte immer mehr nach links driftete - und der AfD eine klaffende Leere, die unserer Demokratie und unserer Diskussionskultur schadet. Gäbe es zwischen AfD und Union eine rechte Parteienlandschaft, die sich klar vom Extremismus abgrenzt - z.B. echte Nationaldemokraten, Liberalkonservative, Nationalliberale, usw - wäre die AfD, die diese Abgrenzung eben nicht vornimmt, auch kein Problem mehr.


thetee99  04.07.2020, 15:46

Es gibt aber auch noch die FDP, welche auch Mitte-Rechts eingeordnet werden. Außerdem immer noch die NPD, REP, etc.

Konservatismus und Nationalismus geht immer auf Kosten anderer Ausrichtungen. Das Schwierige an Demokratie ist es eben die bestmöglichen Kompromisse zu finden. Es gibt dann wohl im rechten Spektrum ein geringeres Angebot, weil die Nachfrage geringer ist.

Und die AfD hat auch sehr schön gezeigt, dass Partei die solche Nischen besetzen wollen über kurz oder lang fast immer von Radikalen überrannt werden, weil die ganzen, sogn. "Spinner" sich dort dann eine neue Spielwiese aufbauen wollen.

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Natürlich ist man weil man rechts ist nicht gleich ein Nazi. Die meisten rechten Parteien sind jedoch eher konservativ, oftmals auch rassistisch und homophob (das ist natürlich nicht unbedingt so, aber sehr oft ist es der Fall). Das ist eben nicht wirklich sehr fortschrittlich und die Gesellschaft entwickelt sich ja auch weiter - und zum Glück entwickelt sie sich in Richtung Akzeptanz gegenüber Minderheiten.

Politisch Rechts steht im wesentlichen erstmal nur für Konservatismus, (staatliche) Ordnung, Werterhaltung, ökonomische Stabilität, nationale Ausrichtung.

Diese Schlagworte sind aber gleichzeitig auch häufig Gegensätze zu progressivem Fortschritt in Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung, Liberalität, Globalismus oder Egalität, wofür idR. die politische Linke steht.

Ich denke die meisten Menschen, die strenge, rechte Politik ablehnen, sehen einfach das es nicht mehr dem aktuellen Zeitgeist entspricht und einer überholten, veralteten Weltanschauung gleicht. Globalität, Internet, Weltmärkte etc. sind nun mal gelebte Realität und lassen sich nicht mehr einfach ignorieren, als ob es nie dagewesen wäre.

Trotzdem ist es auch gerade in Zeiten rasanter, technologischer und gesellschaftlicher Veränderungen nicht falsch, sich gewisse Werte oder Orientierungen beizubehalten. Daher ist es unnötig sich einer "entweder-oder"-Mentalität anzuschließen, sondern sie der vernünftigsten Vorteile des gesamten, politischen Spektrums zu bedienen.