Warum hat Hitler das gemacht, was er gemacht?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Warum hat er gemacht, was er gemacht hat? Eine Frage die Bücher und Bibliotheken füllt.

dass er die Juden hasste und umbringen ließ

Ganz so simpel ist es nicht. Allgemein waren Juden in ganz Europa verhasst. Für die Nazis waren sie schlicht ein guter Sündenbock, der dazu noch sehr viel schwächer und zudem im Durchschnitt wohlhabender war. Vor allem in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg und der Schmach, die viele empfangen, ein dankbares Ziel. Ob Hitler Juden persönlich gehasst hat? Als Gruppe sehr wahrscheinlich, aber als Einzelpersonen? Der Mann, der ihm sein eisernes Kreuz im ersten Weltkrieg verlieh, war Jude, genau wie der Arzt, der Hitlers Mutter praktisch umsonst behandelt hat - den ließ er auch explizit suchen und verschonen. Man kann sagen, er war ein Kind seiner Zeit, leider mit zu viel Macht und einer Abneigung gegen bestimmte Volksgruppen - darunter die Juden.

Aber ich frage mich gibt es eine Erklärung dafür bzw. medizinische Gründe, also dass er psychische Probleme hatte.

Das ist recht wahrscheinlich. Er wurde im ersten Weltkrieg gegen Ende durch einen Gasangriff verwundet, was ihn zeitweise hat erblinden lassen. Dazu kam eine mitunter sehr schwierige Kindheit und Jugend, inklusive Armut und Obdachlosigkeit für eine gewisse Zeit. Es gibt starke Vermutungen, dass Hitler später an Parkinson erkrankte, was seine zitternde Hand erklärt, aber auch seinen massiven Medikamentenmissbrauch, verschrieben durch seinen "Leibarzt", der ihn so mit Drogen aller Art vollgepumpt hat, dass es praktisch ein Wettrennen war, was ihn zuerst umbringt - überraschenderweise hat dann ein Außenseiter, nämlich eine Kugel im Kopf durch die eigene Hand, das Rennen gemacht. Dazu kam der Stress und die Bürde des Staatsmannes, der sein Land in den größten Krieg des Jahrhunderts geführt hat - und der ihm aus der Hand glitt. Man schaue sich nur moderne Präsidenten der USA z.B an, wie sie innerhalb einer Amtszeit altern - Obama wäre hier ein gutes Beispiel, und der hatte nur eine Reihe von kleinen Konflikten mitentscheiden müssen, die im Vergleich zum zweiten Weltkrieg lächerlich unbedeutend waren.

Man sollte Hitler auch nicht zu viel Bedeutung zumessen, er war nicht der einzige Nazi, und die Auswirkungen des ersten Weltkriegs und der Vertrag von Versailles ließen kaum etwas anderes zu, als einen weiteren Konflikt auf absehbare Zeit. Und selbst wenn das nicht passiert wäre, gäbe es noch die Sowjetunion, die sich früher oder später mit "Resteuorpa" auf die eine- oder andere Art auseinandergesetzt hätte.

Kwalliteht  02.05.2024, 16:04
Für die Nazis waren sie schlicht ein guter Sündenbock, der dazu noch sehr viel schwächer und zudem im Durchschnitt wohlhabender war.

Das ist eine weit verbreitete Fehlannahme. Ich schreibe hier absichtlich nicht Vorurteil. Die Annahme ist, auch wenn sie falsch ist, durchaus berechtigt (ist ja nur eine Annahme, keine Tatsache).

Für Juden gab es Berufsverbote in erster Linie in der öffentlichen Verwaltung und im Handwerk. Das waren Bereiche, mit denen man nicht wirklich reich werden konnte, aber durchaus ein bürgerliches Leben mit einem recht guten Wohlstand führen konnte. Komischerweise gab es kaum Berufsverbote im Bereich Medizin, Bildung und dem Finanzwesen. Und so schafften es einige Juden, zu einem erheblichen Wohlstand zu kommen, aber eben nur einige. Keine Ahnung, warum gerade keine Berufsverbote im Finanzwesen und in der Medizin, schließlich konnte man ja immer mal Pogrome abhalten und Juden verbrennen, und sich damit der Schulden bei ihnen entledigen (30jähriger Krieg), zumal man ja "triftige Gründe" hatte (Brunnenvergifter und so) ... Aber klar, man erlaubt den "Brunnenvergiftern" dann Berufe in der Medizin ... total logisch. Nun ja, Pogrome wurden so nach und nach in der Zeit der Aufklärung etwas unpopulär, der Antisemitismus war aber geblieben.

Ja, es gab einige Juden, die es zu einem erheblichen Reichtum gebracht haben. Aber das waren nicht "die Juden" sondern einfach nur einige. Und dem Durchschnittsjuden ging es nie besser als der "restlichen" Bevölkerung.

0
Winterlimonade  02.05.2024, 17:01
@Kwalliteht

Danke für deinen Input! Ja, du hast damit höchstwahrscheinlich recht, ich habe hier allerdings auch keinerlei Zahlen und irgendwelche Daten. Tatsächlich ergibt es aber natürlich Sinn, aber die "reichen Juden" sind ein, und das kann man durchaus so nennen, "gewachsenes Vorurteil". Die restlichen "armen" kennt man eben nicht, aber eben die, die sich durch Erfolg hervorgetan haben.

0
Kwalliteht  02.05.2024, 17:13
@Winterlimonade

Genau deshalb schrieb ich ausdrücklich nicht von einem Vorurteil.

Klar, per definitione ist es ein Vorurteil, es unterscheidet sich aber im Detail sehr stark von vielen anderen Vorurteilen. JA, es gab die superreichen Juden und es gibt sie auch jetzt noch. Mit ein wenig Statistik ist aber leicht herauszufinden, dass die Juden in ihrer Gesamtheit eben nicht reicher waren und sind als andere Menschen. Es gibt keine "jüdischen" Banken. sondern einfach nur ein paar Banken, deren größten Anteilseigner Juden sind.

0
"... und denkt sich ich will Krieg machen und Millionen (inklusive mich) in den Tod treiben."

Sich in den Tod treiben wollte er ursprünglich nicht, sondern die Welt beherrschen. Es gab bereits Pläne das Berlin die Hauptstadt der Welt werden und "Germania" heißen sollte.

Im 1. Weltkrieg war er Soldat und damals sind mehrere Granaten neben ihm hochgegangen.

Man muss auch die damalige Gesamtsituation berachten. Viele Historiker sind der Ansicht, dass es ohne den 1. Weltkrieg den 2. nicht gegeben hätte. Aber um auf Hitlers Psyche zurückzukommen würde ich mir mal auf Netflix

"How to become a Tyrrant" angucken.

Da beschrieben die ganz gut, warum Hitler war wie er war

Psychologen haben anhand von Quellen versucht herauszufinden, ob er an einer psychischen Erkrankung litt. Einige halten ihn für psychisch gesund, andere vermuten bei ihm Autismus, Schizophrenie, Psychopathie oder eine posttraumatische Belastungsstörung (wegen Misshandlung in der Kindheit und einer Senfgasverletzung im Ersten Weltkrieg).

Er war weder der Schöpfer des Antisemitismus noch des Lebensraumkonzepts. Er wurde wie jeder Mensch nicht als Antisemit geboren und wandelte sich wahrscheinlich erst in München nach dem Ersten Weltkrieg zum fanatischen Antisemiten. Dort war er im April 1919 Zeuge der Münchner Räterepublik. Die Räterepublik wurde unter anderem von Juden geführt. Deshalb herrschte in München eine antisemitische Atmosphäre. Er las Bücher von prominenten antisemitischen Autoren wie Theodor Fritsch und Houston Stewart Chamberlain, den auch Wilhelm II. schätzte. Im Juli 1919 besuchte er einen antibolschewistischen „Aufklärungskurs“ der Reichswehr und schloss sich im September der Deutschen Arbeiterpartei an. Dietrich Eckart wurde sein politischer Mentor. Die Nationalsozialisten behaupteten, dass vermögende Juden mit ihrem Geld die Welt in den Krieg gestürzt hätten und dass die Novemberrevolution von Juden angezettelt worden sei, damit Deutschland den Krieg verliert (Dolchstoßlegende). Außerdem hielten sie den Bolschewismus für eine jüdische Verschwörung. Das Lebensraumkonzept übernahm Hitler wohl von Karl Haushofer und Heinrich Claß. In der Weimarer Republik war die deutsche Landwirtschaft noch nicht so fortgeschritten wie heute. Die durchschnittlichen Erträge eines Bauers waren geringer. Die Geburtenraten waren höher. Im Winter 1916/17 hatte es in Deutschland eine Hungersnot gegeben. Deshalb plädierten einige Intellektuelle für den Erwerb von Lebensraum im dünner besiedelten Osten.

Soweit ich weiss gibt es keine Hinweise darauf dass er irgendwelche psychischen Krankheiten hatte. Um seine Motivation zu verstehen muss man sich mit seiner persönlichen Geschichte und der Zeitgeschichte und den damals vorherrschenden Strömungen auseinandersetzen. Z.b. war Antisemitismus weit verbreitet und das nicht nur in Deutschland.

Biologisch könnte man das mit einem zu hohen Testosteronspiegel und Narzismus erklären.

Das ganze gepaart mit einer antisemitischen Erziehung in einem antisemitischen Umfeld, gekränkter Eitelkeit (Ablehnung bei der Uni, wobei man ihm tatsächlich zugute halten kann, dass er gut zeichnen konnte und auch schlechtere Bewerber genommen wurden) und ... (das ist wohl das ausschlaggebende) Unterstützung von Leuten mit viel Geld (die sich langfristig hohe Gewinne erhofften).