War Deutschland früher reicher?

6 Antworten

Und man hatte fast den gleichen Lebensstandard wie heute, wenn beide arbeiten. Zumindest kommt mir es so vor.

Das kommt Dir falsch vor.

Und damals musste man vermutlich auch kein Gutverdiener sein, um sich ein Haus leisten zu können

Nein, man musste ein Bestverdiener sein. Gutverdiener reicht da noch lange nicht aus.

Ja, das stimmt. Ging bis in die frühen 90er. Ist gut nachzulesen im Buch "Generation Laminat"

Tasha  18.11.2021, 18:36

Aber der Lebensstandard war auch einfach niedriger. Man erwartete weniger vom Leben, hatte weniger, wofür man Geld ausgeben musste, z.B. Hobbys bei Erwachsenen waren oft nicht so ausgeprägt wie heute und Kinder hatten oft die Hobbys, die sich mit dem vorhandenen Material zu Hause anboten oder waren in Sportvereinen etc.

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UbuRoi  18.11.2021, 18:43
@Tasha

Kann man so einfach nicht sagen. Das Benzin war billig. Es war Partie angesagt. Die Kneipen waren überfüllt mit rauchender (Tabak billig) saufender Bevölkerung. Man fuhr in den Urlaub zum Skifahren und ans Meer und die Häusl-Bauer waren im Stress mit diesem speziellem Abschreibungsparagrafen.

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Je nachdem, was du mit "früher" meinst - 1980, 1950, 1920, 1890 etc. - war der Lebensstandard und Alltag komplett anders als heute.

Männer haben auch damals schon unterschiedlich verdient, aber das, was früher als Luxus galt - vor allem, je weiter man zurück geht - ist heute oft Standard.

Ein paar Beispiele:

Vermutlich bis 1920 mussten die meisten Menschen, Frauen wie Männer, den ganzen Tag arbeiten, wörtlich von morgens früh bis abends spät. Arme Frauen oft auch in der Industrie oder auf dem Land (Bauernhof), wer aber zu Hause blieb als Ehefrau und Mutter, war mit der Hausarbeit und teilweise Kindererziehung aufgrund der Gegebenheiten (keine Waschmaschine, kein warmes Wasser im Haus, keine Elektrizität) den kompletten Tag beschäftigt. Schau mal die ersten Folgen von "Abenteuer 1900 - Leben im Gutshaus" - da muss eine Kandidatin aufgeben, weil sie von der durchgehenden schweren Arbeit Dauerkopfschmerzen hat. Und die arbeitete noch nicht mal draußen, sondern "nur" im Haus als Hausmädchen. Und dabei war sie mit Wassertragen, Fegen, Schrubben usw. den gesamten Tag beschäftigt.

Selbst später war es einfach nicht normal, dass man sich außerhalb von Festen viel Neues kaufte oder Dinge ersetzte, die noch nicht kaputt waren. Erst so ab den 60er, 70er Jahren vermittelte die Werbung, dass Dinge aus der Mode kommen könnten und man ersetzte die dann, wenn sie unmodisch geworden waren.

Aber nimm dir mal das Leben 1950, 70, 90 zum Vorbild, recherchiere, was Menschen kauften und was sie wann ersetzten und wie sie lebten, was sie NICHT hatten und versuche mal, ein paar Wochen genau so zu leben. Da wirst du jede Menge sparen. Umgehe in der Zeit Onlineshops, Reviews, Diskussionen von Produkten in Foren usw. und schaue, wie sich deine Wünsche verändern. Dem waren die Menschen früher nicht ausgesetzt. Es gab nur saisonale, lokale Gerichte, oft nur Sonntags Fleisch, oft einfache Gerichte unter der Woche. Oft wurde Kleidung ausgebessert und man hatte relativ wenige Kleidung. Essengehen usw. war eher eine Ausnahme und ein Erlebnis, nicht etwas, das man mal macht, weil man spontan Lust hat. Erwachsene wie Kinder nahmen sich Brote oder Kaffee in der Thermoskanne zur Arbeit mit, man konnte in keiner Bäckerei belegte Brote kaufen, maximal gab es so etwas manchmal in Kantinen. Damit sparte man schon jede Menge.

Und jedenfalls bis in die 80er hinein gab es oft eine soziale Kontrolle durch die Nachbarschaft, Freunde, Kollegen - wer besonders komisch auftrat, dazu gehörte auch, ungewöhnlich zu konsumieren oder auch nur zur falschen Zeit zu Abend zu essen, über den wurde oft getratscht. Heute ist es oft umgekehrt, man bewundert Menschen, die sich viel Teures und Neues leisten (können).

Suche mal Bilder aus den 80ern, du wirst viele kleine, oft alt wirkende, oft schmutzige Autos sehen. Also es störte wohl keinen, wenn das Auto älter und schmutzig war, man war nicht so oft in der Waschanlage (oder durfte sogar das Auto noch selbst waschen). Das Markenbewusstsein bei Kleidung war noch fast nicht ausgeprägt, jeder trug das, was die Eltern ihm gekauft hatten in der Schule und es gab darüber kein Gerede. Kleidung und Schuhe wurden also meist auch erst ersetzt, wenn sie kaputt waren, nicht, weil sie unmodisch waren.

Wenn 20 Millionen Einwohner in De auf einmal weniger gibt,hat man das Ergebnis ;)

Ja sag ich mal. Die 80er und auch 90er waren reicher das ist pauschal richtig. Dem Zugrunde liegt aber die Annahme das man ein 120 Ps Auto mit 2 liter Hubraum vergleicht und die Sonderausstattung weg rechnet. Heute richtig teuer damals erschwinglich. Auch ein Computer kostet seit 20 Jahren das Gleiche.

Aber auch die Löhne in der freien Wirtschaft waren höher. Heute muss den perfekten Lebenslauf haben um gleich zu verdienen. Für Millionen gilt Niedriglohn oder gar Zeitarbeit. Das war früher unbekannt. Viele gönnten sich eine Auszeit auf Staatskosten. Wer arbeitete verdiente dann auch gut

Auch der Euro hat viel Wohlstand vernichtet. Früher kosteten Bananen 50 Cent. Heute ist üblich 2 Euro zu bezahlen. Oder der Italiener verkaufte das Eis zu 25 Cent die Kugel (1992). Heute ist es 1,50 Euro

ArnoldBentheim  18.11.2021, 19:56
Oder der Italiener verkaufte das Eis zu 25 Cent die Kugel (1992).

In den 1960er Jahren kostete eine Kugel Eis 10 Pfennig, in den 1970ern dann 20 Pfennig, ungefähr also 5, dann 10 Cent. 😊

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