War Vlad der Pfähler wirklich ein Held, wie die Rumänen ihn nennen, oder eher ein gruseliges Monster, wie die Türken ihn beschreiben?

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Weder das eine, noch das eine.

Es ist - wie so oft in der Geschichte - schwierig aus dem, was spätere Zeiten drumherum gedichtet haben den historischen kern heraus zu schälen. Die Wahrheit liegt also vermutlich irgendwio dazwischen.

Die Rumänen sehen in als Held, da er eine perfekte Grundlage eines Nationalhelden bildete - ähnlich wie in Deutschland Herman der Cherusker. Rumänien wurde erst 1877 unabhängig vom Osmanischen Reich; den rumänischen Nationalismus gab es - wie Nationalismen überall in Europa - natürlich schon deutlich davor und er war ein essenzieller Faktor für die Unabhängigkeit. Vlad III. lebte im 15. Jahrhundert und war Fürst der Walachei (heute ein Teil Rumäniens) und lavierte zwischen dem Osmanischen Reich und dem Königreich Ungarn um die Eigenständigkeit seines Fürstentums zu erhalten. Er stand mal auf dieser mal auf jener Seite und wurde als sogar am Hofe des osmanischen Sultans erzogen und staand zur rechten Zeit an der Seite der Türken gegen Ungarn. Führte aber auch Krieg gegen die Osmanen - und das sehr erfolgreich - wenn es darum ging seine Eigenständigkeit zu verteidigen. Da seine gesamte Außenpolitik auf die Warung der Unabhängigkeit gerichtet war und er diese auch recht erfolgreich verteidigte, war er für Rumänien eine ideale Figur, auf die sich im Kontext des eigenen nationalen Unabhängigkeitskampfes gegen das Osmanische Reiche eine ikonische Rolle (Galeonsfigur der Nationalbewegung) proijezieren ließ.

Das die Osmanen das natürlich anders gesehen haben liegt auf der Hand. Für die war er ein rebellierender, illoyaler Untergebener und damit auch ein Verräter, der obendrein noch recht erfolgreich war. In osmanischen Berichten kommt er daher weniger gut weg. Genauso wie in Westeuropa. In Westeuropa wurde das Bild Vlads III. - eines dass wir eben bis heute haben - vom ungarischen König Matthias Corvinus geprägt. Der quasi bildete die Gegenseite zum osmanischen Sultan. Mal war Vlad III. sein Verbündeter, mal sein Gegner und auch führ ihn galt er als unverlässlicher, illoyaler Bündnisgenosse. Hier kommt aber noch eine Komponente hinzu: Im 15. Jahrhundert war das Osmanische Reiche noch nicht die Großmacht späterer Jahrhunderte. Durch ein geeintes, effektives Vorgehen hätten die Reiche Südost- und Mitteleuropas die Türken bannen können. Zu diesem Zweck wurde sogar eine Kreuzzugsbewegung ins Leben gerufen - zwar war diese nur ein Schatten der mittelalterlichen Kreuzzugsbewegungen aber immerhin. Matthias Corvinus beanspruchte die Führungsrolle dieses Türkenkrieges für sich, war aber gleichzeitig mit anderen Rivalen - den Habsburgern im Westen und den Jagillionen im Osten nicht in der Lage konstant Krieg gegen die Türken zu führen. Vlad III., der wie gesagt, recht erfolgreich Krieg gegen die Türken führte, war ihm daher gefährlich, da er ihm die Führungsrolle als Türkenbezwinger streitig machen konnte. Corvinus startete eine Flugblattkampagne in der Vlad III. als illoyaler Türkenfreund und Verräter an der Christenheit und als extrem grausamer - sowohl gegen Feinde, wie die eignene Leute - Gewaltherrscher dargestellt wurde. Der kern dieser Darstellung ist eben das Lavieren Vlads zwischen Ungarn und den Osmanen zur Sicherung der eigenen Unabhängigkeit, sowie seine tatsächliche Grausamkeit. Dazu muss aber gesagt werden, dass Grausamkeit und Brutalität im spätmittelalterlichen Europa keine Seltenheit waren, sondern gängige Praxis. Körperliche Gewalt als Mittel der Justiz und drakonische Strafen zur Abschreckung waren im Mittelalter gängige Praxis. Aufgepuscht durch den Ungarnkönig und extrem schnell in ganz Westeuropa verbreitet - 15. Jahrhundert, Erfindung des Buchdrucks - entwickelte sich daraus eine extreme Eigendynamik, so dass man ihn viel grausamer und brutaler darstellter, je weiter man von ihm entfernt war - räumlich und zeitlich. Dazu kommt, dass für die Menschen des Mittelalters das "Grausame" nicht in der Art und Weise oder den Handlungen an sich lag - wir heute nehmen die Pfählung z.B. als das "Grausame" war - damals war es die überproportionale und ausufernde Nutzung dieser Strafe, die kollektive Anwendung, die massive Anwendung und das fehlende Verhältnis zwischen Verbrechen und Strafe. Wie gesagt in Westeuropa entwickelte das eine Eigendynamik, dass man ihn bis zum absoluten Tyrannen und Antichristen stilisierte. Im Osmanischen Reich geschah das auch, aber in einem weizt weit geringeren Maße.

Zu guter Letzt gibt es sogar nich eine dritte/vierte Darstellung Vlads III., nämlich die russischsprachige. Im kontext der Herrschaft Ivans IV. entstand hier der Topos vom grausamen, aber gerechten ... also strengen Herrscher, der zwar eben grausam durchgreift, aber das eben gerechtfertigt ist.

So .. hoffe, das erschlägt einen jetzt nicht zu sehr an Info XD

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich studiere seit 2017 Geschichte an der LMU in München🥸

Vlad III. war 1448, 1456–1462 und 1476 Woiwode des Fürstentums Walachei. Sein Beiname Drăculea leitet sich nach der von Historikern am häufigsten akzeptierten These von der Mitgliedschaft seines Vaters Vlad II. Dracul im Drachenorden Kaiser Sigismunds ab. Der Drache wurde auch im Woiwodensiegel geführt.

Ein angenehmer Zeitgenosse war er mit Sicherheit nicht.

Auszug aus Wikipedia:

"Historische Bekanntheit erlangte Vlad III. zum einen durch seinen Widerstand gegen das Osmanische Reich und dessen Expansion auf dem Balkan, zum anderen wegen der ihm nachgesagten Grausamkeit. In pamphletartigen Prosaerzählungen des 15. Jahrhunderts wird er in agitatorischer, politisch-polemischer Weise beispielsweise als Menschenschlächter, der „dy iungen kinder praten“ ließ, dargestellt.[5] Er soll eine Vorliebe für Hinrichtungen durch Pfählung gehabt haben, die ihm in christlichen Gebieten posthum, ca. 1550, einen weiteren Beinamen einbrachte: Țepeș [ˈtsepeʃ] (deutsch „Pfähler“), wobei er davor aus dem gleichen Grund von den Osmanen Kaziklu Bey oder Kaziklı Voyvoda genannt wurde (gleiche Bedeutung).[6]

Die ursprünglich politisch motivierten Legenden über angebliche Gräueltaten des Woiwoden fanden während des 15. und 16. Jahrhunderts besonders im deutschen und russischen Raum weite Verbreitung."

Er starb, wie er gelebt hat: er wurde im Dezember 1476 ermordet.

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 - (Geschichte, Türken, Helden)

Der Held des einen Landes ist oft das Monster des anderen.

Das ist genauso, wie jeder denkt, dass er auf der "Guten Seite" ist. So etwas ist nicht objektiv und unterscheidet sich je nachdem, wen man fragt.

Gibt ja auch Leute die Hitler toll finden, wie bescheuert man dafür auch sein muss.

Ich denke ne Mischung aus beidem. Das er seine Feinde gepfählt hat ist Fakt.

er hat z.b das blut seiner Feinde getrunken, was ihn von Vlad Draculea zu Vlad Dracule werden ließ. Er hat zur abschreckung 100 (oder waren es Tausend?) menschen gepfählt, sodass das Osmanische Heer umdrehte, weil sie dachten sie würden gegen den Teufel persönlich in die Schlacht ziehen. er hatte eine Foltermethode, bei der die Opfer breitbeinig über kopf aufgehängt wurden. Dann kam die 2-Mann Schrotsäge und er wurde geteilt. Ich denke er ist eine Ikone, aber kein held

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung