War der Judenhass in Deutschland damals anerzogen?

Das Ergebnis basiert auf 36 Abstimmungen

Ja 83%
Nein 17%

13 Antworten

Ja

Judenhass ist natürlich ein Extremauswuchs. Aber Antisemitismus begann ja nicht erst im Dritten Reich, sondern zieht eine lange Spur durch die Deutsche Geschichte. Wir haben es ja schon im Mittelalter: In sich abgeschlossene Gemeinden, die halt eben 'anders' sind.

Und das hat sich im Endeffekt dann weitgehend auch weiter durch die Geschichte gezogen. Juden waren halt eben immer 'anders'.

Hätte es diesen grundlegenden und durchaus auch salonfähigen Antisemitismus zu Hitlers Zeiten nicht gegeben, dann hätte er vermutlich auch nicht so extrem gegen Juden gehetzt, sondern sich einen anderen Sündenbock gesucht. So fiel das eben auf fruchtbaren Boden.

Insofern: Ja, ich würde sagen dass da einiges an grundlegender Abneigung oder Skepsis anerzogen war, was dann eben empfänglicher für Hetze gemacht hat. Es ist natürlich keine Entschuldigung sämtliche Rechte und sämtliche grundlegenden Werte des Menschen über Bord zu werfen und darf keinesfalls als Entschuldigung verstanden werden.

Ist aber in meinen Augen ein deutlich besserer Erklärungsansatz als zu sagen 'damals waren eben alle dumm und böse' und es dabei bewenden zu lassen.

Nein

Es ist mit nicht ganz klar, wie genau du deine Frage meinst. Sofern du von der Erziehung der Jugend im Dritten Reich ausgehst, dann war Antisemitismus Teil des Schulunterrichts, der Bildung. Bei den Heimabenden von HJ und BDM (wöchentliche Treffen der Hitlerjugend) gab es neben Spieleabenden, Singen und Basteln, Sport usw. auch staatspolitischen Unterricht. Die Kinder und Jugendlichen sollten zu überzeugten Nationalsozialisten erzogen werden, was auch sehr oft gelang. Dazu gehört natürlich auch der Judenhass als Teil der Ideologie und die "Befreiung" Deutschlands aus dem "Joch der Juden". Ein Joch ist übrigens ein Gerät, mit dessen Hilfe der Ochse vor den Karten gespannt wird.

Judenhass war ab 1933 also Teil der Staatsideologie. Und weil jeder Staat immer versucht seine Kinder in seinem Sinne zu erziehen, wurde dies natürlich auch so gemacht.

Vor der Machtergreifung der Nazis war in Deutschland der Antisemitismus weniger stark verbreitet, als in anderen europäischen Ländern. Es gab ihn natürlich, denn sonst hätten die Nazis auch nicht an ihn anbinden können.

Wie sich also davor der Judenhass verbreitete, kann so schlecht in knappen Sätzen erklärt werden. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Es gab den alten, religiös motivierten Antisemitismus, hatten sich doch die Juden gegen Jesus und das Neue Testament entschieden. Es gab sicher kulturelle oder auch rein nachbarschaftliche Gründe und eine überlieferte Tradition, welche sich durchaus auch in der Erziehung innerhalb der Familien erhalten hat. Dies gilt jedoch ausdrücklich nur für einen Teil der Familien.

Aber selbst die Nazis waren noch nicht recht zufrieden mit dem Judenhass in Deutschland, so berichtete der SD (dem Reichsführer SS untergeordnet) in vielen Lageberichten, dass die Juden nicht ausreichend gehasst wurden, vor allen jeder einen "Juden kannte, der nicht böse ist".

Es bedarf übrigens kein Judenhass um sich trotzdem an den Progromen und massenhaften Erschießungsaktionen zu beteiligen. So bestand das Hamburger Polizeibattalion 101 aus ganz normalen Männern, zumeist nicht einmal Parteimitglieder. Dennoch ermordeten diese Soldaten zigtausende Juden und zwar in "Handarbeit". Zu Beginn führten sie sogar die Juden persönlich in den Wald um sie zu erschießen. Und obwohl die Täter schwere psychische Probleme bekamen, Alkohol tranken und sich oft Krankschreibung ließen, sie die Juden nicht hassten, hatten sie es dennoch, bis auf einige Ausnahmen, getan.

Ich habe mit Nein angekreuzt, weil die meisten Menschen das 3. Reich erst erlebten, als sie bereits erwachsen waren und daher nicht allgemein zum Judenhass erzogen worden sind.

Nein

Nicht anerzogen, d.h. nicht als Folge einer verkehrten Erziehung, sondern es handelte sich um Indoktrination.

Eine Diktatur ist nur dann erfolgreich, wenn sie die eigenen Unzulänglichkeiten durch Fokussierung auf einen tatsächlichen oder projizierten Feind kaschiert.

So funktionieren alle diktatorischen Systeme. Bei den Nazis waren es die Juden, bei den Kommunisten waren (und sind immer noch) die Kapitalisten. Aktuell ist es der Westen, den Putin seinen Leuten als "Feind" suggeriert.

Ja

Die Lehrer wurden ausgetauscht und durch Nazilehrer ersetzt, Radios bzw. Volksempfänger wurden verbilligt, damit sich jeder einen leisten kann. Die Sendungen wurden von den Nazis kontrolliert.

Ja

Durch Propaganda wurde der Bevölkerung der Hass gegen die Juden eingetrichtert. Diese gab ihn dann an Nachkommen weiter - ihnen wurde es meiner Meinung nach also anerzogen.