Wann kann man anderes Bewusstsein beweisen?

6 Antworten

Im Solipsismus kannst du dir nur sicher sein, dass da irgendetwas ist, was bewusst ist. Und das bist du selbst. Darüber hinaus kannst du nicht sicher sein, ob es die anderen bzw die Welt da draußen wirklich gibt. Dein Gehirn könnte gerade in einer Nährlösung in einem Labor schwimmen und an Drähte abgeschlossen sein, welche dir Stromimpulse geben und somit deine Sinneseindrücke erzeugen.


Taffen1 
Fragesteller
 08.12.2021, 16:11

Das ist gruselig. Aber ja sowas hat er gesagt, kann man da was gegenbeweisen?

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sandyfancy  08.12.2021, 16:16
@Taffen1

Nein. Dazu müsste man in der Lage sein, alles zu wissen. Möglicherweise weiß dieses Bewusstsein alles, könnte man ja mal spielerisch behaupten. Aber das scheitert an dem Widerspruch, dass man nicht weiß ob man alles weiß.

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Bewusstsein hat man nicht,
Bewusstsein ist man.

Das Bewusstsein ist die oberste Instanz des Lebens.
Du als Bewusstsein planst und steuerst dein Leben, triffst Entscheidungen,
aber mithilfe deines Körpers führst du diese Entscheidungen aus.

Indem du irgend etwas sagst oder tust, beweisest du, dass du als Bewusstsein existierst.

(irgendwas mit solo)

Vermutlich meint sie den Solipsismus.

frag ich gleich ganz einfach kann man irgendwann bewusstsein beweisen?

Der Solipsismus ist eine philosophische Denkschule, mit der man nicht einverstandens ein muss. Ich persönlich halte ihn jedenfalls für ziemlichen Blödsinn.

Prinzipiell gibt es zwei Grundsätzlich unterschiedlicher Methoden, Philosophie zu betreiben, die ontologische und die epistemische. Das muss man wissen und beachten.

Der Streit, wie man das Wesen der Welt entschlüsseln könnte, ist schon seit der Antike ein Streit innerhalb der Philosophie. Auf der einen Seite, für die man Platon als Protagonist nennen kann, stand die Auffassung, nur mit dem reinen Geist und der konsequenten Logik könne man das machen. Die Gegenposition besteht darin, dass man beobachten, messen und experimentieren muss, um die Welt zu erkennen. Da nenne ich als Protagonisten Aristoteles.

Dieser Streit hält bis heute an, hat sich nur etwas verfeinert aber im Kern nicht geändert. Die Suche nach Erkenntnis mithilfe der reinen Logik heißt Ontologie, die Erkenntnissuche mit Hilfe der beobachtenden Naturwissenschaften heißt Epistemologie.

In der Theologie und auch teils in der Philosophie wird viel Ontologie betrieben. Bekannt dürfte dir eine Erkenntnis der reinen Logik womöglich schon sein:

Wenn man die Voraussetzungen/Annahmen einer logischen Kette nur geschickt genug wählt, kann man mit Hilfe der Logik den größten Blödsinn beweisen.

Ein Bekannter von mir ist Professor für Mathematik und Philosophie. Er ist erklärter Determinist und Spezialist für Ontologie. Ich fragte ihn vor einiger Zeit bei einem Gespräch, welchen Nutzen die reine Ontologie denn eigentlich habe, wenn sie doch losgelöst von einem Abgleich mit der Wirklichkeit stattfinden würde. Das hat er mir dann kurz und knapp in etwa so erläutert: „Ontologische Erkenntnisse lassen sich prinzipiell weder widerlegen noch beweisen. Daher bringt die Ontologie an sich auch keinerlei Erkenntnisgewinn. Der einzige echte Nutzen, den die Ontologie bringt liegt darin, dass man mit ihr ganz prima eine hochdotierte Professorenstelle ergattern kann.“

Wenn mir in philosophischen Diskussionen einer kommt, der sich auf der rein ontologischen Ebene bewegt, dann lasse ich mich inzwischen gar nicht mehr auf diese ontologische Ebene groß ein, weil ich ja bestätigt weiß, dass sich eh nichts widerlegen lässt. Deshalb ist es auch schwierig den Solipsimus anzugreifen, nicht etwa weil einem der Intellekt fehlt, sondern weil es prinzipiell unmöglich ist, eine ontologische Gedankenkette anzugreifen. Intuitiv merkst man nur, dass das ganze irgendwie nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, dass also jeglicher epistemischer Bezug fehlt. In diese Kerbe haue ich dann. Ich verlasse die Ebene der Ontologie und gehe auf eine Metaebene, um die Ontologie an sich anzugreifen, indem ich sinngemäß die reine Ontologie als geistige Onanie angreife, die nur Blasen produziert, die beim Kontakt mit der Wirklichkeit ganz schnell platzen und dabei insbesondere den fehlenden Bezug zur Wirklichkeit hervorhebe.

Hierin liegt auch der Grund, warum viele Philosophen und vor allem Studenten der Philosophie ziemlich ungern mit philosophischen Laien diskutieren. Sie bewegen sich auf einer rein ontologischen Ebene und üben sich dabei in der korrekten Anwendung der reinen Logik, während die Laien andauernd mit irgendwelchen Bezügen zur Wirklichkeit ankommen, was schlichtweg nicht ins Konzept passt.

Es ist auch kein seltenes Phänomen, dass ontologisch argumentierende Zeitgenossen, insbesondere Studenten, die da mittendrin stecken, sich für überlegen halten und eine gewisse argumentative Arroganz ausstrahlen, weil sie ja wissen, dass ihre gesammelten Hirnfürze eh nicht zu widerlegen sind. Die fühlen sich (zu Recht) unangreifbar, was sie auch gerne mal zur Schau stellen.

Da hilft dann tatsächlich nur, immer wieder den fehlenden Bezug zur Wirklichkeit darzustellen und ihre Methode an sich anzugreifen.

Kenne zwei Theologen, die die Theologie hingeschmissen haben. Der eine hatte schon gegen Ende des Studiums den ontologischen Charakter der Theologie erkannte als einen Produktionsmechanismus pseudointellektueller Blasen ohne Inhalt und ist dann Kneipenwirt geworden. Der meinte, dass sich die Tätigkeit hinter der Theke gar nicht mal so sehr von der seelsorgerischen in einer Gemeinde unterscheiden würde. Man würde stundenlang mit den Problemen der Leute vollgequatscht und solle nun schlaue Lebensratschläge geben.

Der andere ließ sich zum Priester weihen, schmiss dann aber nach kurzer Zeit der Arbeit in einer Gemeinde hin und wurde Religionslehrer, weil er ja auch irgendwie Geld verdienen müsse, aber als Religionslehrer wesentlich freier über Religion und Glauben reden könne. Als Pfarrer war er aber noch gezwungen, die Lehrmeinung der Kirche zu verkünden, die aber vor allem wie im Theologiestudium gelernt und geübt, reine Ontologie ohne Bezug zur Wirklichkeit und ohne Erkenntnisgewinn sei. Die einfachen Leute, die dagegen in der Kirche sitzen, haben keinerlei Bezug zur Ontologie sondern würden erwarten, dass man ihnen etwas über die Wirklichkeit erzählen würde und er auch gemäß kirchlichem Auftrag gezwungen sei, diesen Leuten die kirchliche Ontologie als Wahrheit zu verkaufen. Letztlich habe er es aber nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren können, von der Kanzel andauernd Märchen zu erzählen, gleichzeitig aber den Eindruck zu erwecken habe, diese hätten irgendetwas mit der Wirklichkeit zu tun.

Mit der Epistemologie beschäftigen sich vor allem Erkenntnistheoretiker sowie Wissenschaftsphilosophen. Hier geht es tatsächlich darum, wie Erkenntnisse über die Wirklichkeit gewonnen werden können. Hierzu der Einfachheit halber ein Zitat aus Wikipedia:

„Die Erkenntnistheorie (auch Epistemologie oder Gnoseologie) ist ein Hauptgebiet der Philosophie, das die Fragen nach den Voraussetzungen für Erkenntnis, dem Zustandekommen von Wissen und anderer Formen von Überzeugungen umfasst. Dabei wird auch untersucht, was Gewissheit und Rechtfertigung ausmacht und welche Art von Zweifel an welcher Art von Überzeugungen objektiv bestehen kann.“

So ist also ausschließlich die Epistemologie als Arbeitsgrundlage der modernen Wissenschaften in der Lage, echte Erkenntnisse zu generieren. Natürlich müssen auch Naturwissenschaftler ein gewisses Maß an Ontologie betreiben, um z.B. innere Widersprüche in ihren Theorien aufzudecken oder mittels Induktion und Deduktion Vermutungen anstellen zu können, welche Auswirkungen eine Hypothese haben könnte, aber letztlich gelten solche Erkenntnisse erst dann als „wahr“, wenn sie dem Abgleich mit der beobachtbaren Wirklichkeit standhalten können.

Der Solipsimus sowie die gesamte Theologie mit ihren Gottesbeweisen ist reine Ontologie.

Ein systematischer und schwerer methodischer Fehler liegt nun m.E. genau darin, den Unterschied zwischen Ontologie und Epistemologie nicht zu beachten. Dann hält man leicht ontologische Schlüsse für Aussagen über die Wirklichkeit und diese Schlüsse bringen einen in innere Konflikt mit seinen epistemischen „echten“ Erkenntnissen, die man selber durch die Beobachtung der Wirklichkeit intuitiv gewinnt. Diese Widersprüche, wenn man ihre Ursache nicht erkennt, können zu gedanklichen starken Dissoziationen zu führen.

Der Solipsismus kommt ganz zwangsläufig zu dem Schluss, außer den eigenen Gedanken/Bewusstsein könne nichts anderes wirklich existieren, denn jedwede Beobachtung der Wirklichkeit wird ja schon mal aus prinzipiellen ontologischen Gründen abgelehnt und auf der ein geistigen Ebene lässt sich nun mal nicht eindeutig beweisen, dass auch andere Menschen ein Bewusstsein haben, denn wie oben geschrieben, lässt sich mit der Ontologie ja sowieso gar nichts beweisen. Fragst du allerdings „Praktiker“ (Epistemiker) , werden diese den Solipsimus für ziemlichen Blödsinn halten, denn alle Beobachtungen und wissenschaftlichen Untersuchungen sprechen nun mal dafür, dass alle Menschen Bewusstsein und Geist besitzen und dieser lediglich unterschiedlich ausgeprägt sein kann.

Du hast ein Hirn also auch ein Bewusstsein. Das Bewusstsein ist nichts außerhalb der Materie sonder entsteht im Gehirn. Da jeder Mensch ein Hirn hat, hat auch jeder ein Bewusstsein.

Nein, dein Lehrer hat Recht.

Woher ich das weiß:Hobby – Persönliches Interressengebiet

Taffen1 
Fragesteller
 08.12.2021, 16:15

Ja und jetzt? Soll ich jetzt etwa ewig lang Angst haben und denken ich könnte der einzige sein?

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MonkeyKing  08.12.2021, 17:44
@Taffen1

Das liegt an dir. Was dein Lehrer vermutlich meinte ist Solipsismus. Wir erfahren von unserer Umwelt nur durch unsere Sinne. Die Sinne können theroretisch mit beliebigem Input gefüttert werden, so wissen wir über die Außenwelt sicher, auch nicht ob es noch andere Bewußtseine gibt. Das Einzige dessen wir uns sicher sein können ist unsere eigene Existenz.

Aber so trüb wie sich das anhört ist es nicht. Zum einen führt es zu nichts außer Depression sich in diesen Gedanken zu vertiefen. Zum Anderen kann man, auch wenn es nicht sicher ist, doch mit einiger Zuversicht annehmen dass die Welt da ist und auch andere Bewußtseine. Und selbst wenn das nicht so wäre, so ist es das Klügste sich so zu verhalten als wenn es so wäre. So wie als wenn du ein Computerspiel spielst, da tust du auch dein Bestes obwohl du genau wweißt dass die Welt in der du dich bewegst fiktiv ist.

Um das Beste in dieser Welt zu erfahren, sein sie real oder nicht, musst du dich so verhalten als wäre sie es.

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Taffen1 
Fragesteller
 08.12.2021, 17:57
@MonkeyKing

Aber da ist das Problem, Computerspiele spiele ich idR nur mit anderen weil es mehr Spaß macht. Das Ganze aber auf das echte (oder auch nicht) leben zu beziehen und dann aber zu denken man könnte der einzige sein nimmt einem echt massiv die Laune

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MonkeyKing  08.12.2021, 18:11
@Taffen1

Dann lasse den Gedanken, denn meiner Meinung nach kommt dabei nichts Gutes raus.

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MonkeyKing  08.12.2021, 18:13
@Taffen1

Es ist ja eigentlich normal dass wir Dinge glauben die wir nicht beweisen können oder zumindest noch nicht bewiesen haben. Wir glauben dass die Sonne am nächsten Morgen aufgeht, wir glauben dass Amerika existiert, wir glauben dass unsere Freunde uns mögen.. Das alles können wir natürlich hinterfragen aber ohne ein gewissen Grundvertrauen in die Welt die uns umgibt, werden wir nicht zufrieden leben geschweige denn Glücklich sein.

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SoraUmi  08.12.2021, 18:32
@Taffen1

Warum sollten die anderen denn kein Bewusstsein haben? Du unterscheidest dich ja nicht physisch von denen.

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Taffen1 
Fragesteller
 08.12.2021, 20:33
@SoraUmi

Ja keine Ahnung mein einziger Punkt wäre halt dass ich’s sowieso komisch finde selber schon zu leben und nen komplexen Alltag und alles zu haben und dass andere das auch haben und zwar 8 mrd mal und davon bekomme ich nichts mit ist halt schon sehr komisch für mich

sonst keine ahnung

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SoraUmi  08.12.2021, 20:51
@Taffen1

Verwechsle aber nicht das Bewusstsein mit Dingen wie Seele.(Auch wenn sowas wie Seele nicht exestiert)

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MonkeyKing  09.12.2021, 08:52
@SoraUmi

Der Punkt ist, dass es keinen Weg gibt, das zu beweisen.

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SoraUmi  09.12.2021, 11:39
@MonkeyKing

Sachen die nicht bewiesen werden können sind tendenziell falsch.

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SoraUmi  09.12.2021, 11:43
@MonkeyKing

Hatte mal gelesen das es in der Philosophie so gehandhabt wird, bei Sachen die man garnicht beweisen kann.

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Taffen1 
Fragesteller
 09.12.2021, 14:15
@SoraUmi

Das mit dem tendenziell falsch bei den Dingen die man nicht beweisen kann würde aber auch beim Bewusstsein gar nicht aufgehen weil man ja den Teil vom Bewusstsein im Gehirn nicht findet und trotzdem hab ich eins oder zumindest glaube ich eins zu haben weil ich halt denken kann usw bla bla bla.

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SoraUmi  09.12.2021, 14:17
@Taffen1

Ja sozusagen die Illusion des Bewusstseins. Ist schwer zu bewiesen, würde aber nicht sagen das es unmöglich ist.

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Taffen1 
Fragesteller
 09.12.2021, 15:41
@MonkeyKing

Was dann? Illusion erscheint mir auch nicht richtig aber was sonst?

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MonkeyKing  09.12.2021, 15:53
@Taffen1

Eine Illusion ist doch etwas was nur scheinbar da ist. Bewusstsein ist aber durch unmittelbare Erfahrung da, das lässt sich auch nicht wegdiskutieren.

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SoraUmi  09.12.2021, 16:17
@MonkeyKing

Ich denke das Bewusstsein durch die komplexen Interaktionen der hirnzellen entsteht.

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MonkeyKing  09.12.2021, 16:18
@SoraUmi

Das denken die meisten. Aber wie genau das gehen soll, konnte bisher noch niemand erklären.

Aber so oder so ist es dann auch keine Illusion.

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