Sollte unsere Demokratie überarbeitet werden?
Hallo,
in den letzten Jahren habe ich über das politische System der BRD und der westlichen Welt nachgedacht. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Zweifel habe ich daran.
So störe ich mich daran, dass man der breiten Masse Macht und Mitspracherecht gibt, denn ich halte die breite Masse für inkompetent.
Zum Beispiel reagieren viele Leute sehr emotional, interessieren sich nicht für komplexe Argumentationen oder handeln sehr egoistisch. All das sind aber Faktoren, die ein hochkomplexes System, wie unseren Staat auf Dauer instabil machen dürften.
Dabei finde ich den demokratischen Ansatz genau richtig. Wenn man Führungspersönlichkeiten aus dem Volk nimmt, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man auf brauchbare Führungskräfte stößt, da die zur Auswahl stehende Gruppe maximal groß ist. Nimmt man nur den Adel her, wie früher, dann hat man nur noch eine kleine Gruppe für Führungspersönlichkeiten, was die Wahrscheinlichkeit minimiert, dass man auf brauchbare Anführer stößt.
Man könnte diese Faktoren nun unter einen Hut bringen, indem man eine Art kompetenzbasierte Demokratie einführt. Hier könnte jeder mitreden, der will, aber zuerst wird ein Kompetenznachweis gefordert.
Daher die Fragen:
Hat es schon einmal Versuche einer kompetenzbasierten Demokratie gegeben ?
Warum darf bei uns jeder mitreden, auch wenn er keine Ahnung hat ?
Danke für die Antworten ! Ich interessiere mich auch für erklärende Literaturempfehlungen.
3 Antworten
Die originale BRD ist super durchdacht und lebenswert das Problem sind die Bürger selber
Keiner hat Bock für seine Rechte zu kämpfen.
Da braucht man sich dann auch nicht wundern wenn es dann jetzt so ist wie es ist.
Wie bei Hitler das Problem waren nicht die wenigen die gewählt haben sondern die vielen die es einfach zugelassen haben und nicht nachgedacht haben
Das mit Hitler sehe ich auch so. Für mich ist der irgend ein Spinner. Solche Leute gibt es nun mal und ein gesundes System sollte damit klar kommen können. Nur leider hat jeder zugesehen, sowohl in der weimarer Republik als auch im Ausland. Spätestens als der Vierjahresplan angefangen hat, war klar, was Hitler plant. Da hätten die Franzosen oder die Briten einmarschieren müssen, aber keiner hat sich getraut - und dann war es zu spät. Auschwitz hätte so vermieden werden können.
Macht gehört auch in meinen Augen kritisch hinterfragt. Bei Hitler hat glaube ich keiner nachgedacht. So ist zu viel Macht entstanden, die dann missbraucht wurde. Wie nur motiviert man die Leute, mehr nachzudenken ?
So störe ich mich daran, dass man der breiten Masse Macht und Mitspracherecht gibt, denn ich halte die breite Masse für inkompetent.
Bei den meisten Fragen gibt es kein richtig und falsch, sondern unterschiedliche Interessen und Ansichten.
Sollte man zum Beispiel den Mindestlohn erhöhen? Jemand, der wenig verdient wird ja sagen, weil es in seinem Interesse ist. Ein Unternehmer wird nein sagen, weil niedrige Löhne für ihn besser sind. Wer hat da Recht? Beide haben aus ihrer Sicht Recht.
Oder: Sollte man ein Tempolimit einführen? Da kommt es darauf an, ob einem die Freiheit des schnellen Fahrens wichtiger ist oder ob einem die Sicherheit und der Umweltschutz wichtiger sind. Das ist eine Frage der persönlichen Ansicht. Kein Experte kann dir objektiv sagen, ob Freiheit oder Sicherheit wichtiger ist.
Bei Demokratie geht es überhaupt nicht darum, immer die angeblich einzig "richtige" Entscheidung zu treffen, sondern darum, dass möglichst viele Menschen so leben können, wie sie möchten. Und das geht eben am besten mit dem allgemeinen Wahlrecht.
Dafür gibt es Ministerien. Denkst du, die Leute in der Politik wissen nicht, dass ihre Entscheidungen Auswirkungen haben? Die lassen sich natürlich beraten. Aber Experten können nur sagen, welche Entscheidungen welche Auswirkungen haben. Ob die Auswirkungen es wert sind, ist eine politische Frage.
Nehmen wir mal an, dass es stimmt, dass der Mindesatlohn die Arbeitslosigkeit erhöht (das ist bisher nicht eingetreten, aber nehmen wir es mal an): Vielleicht ist es eine leicht erhöhte Arbeitslosigkeit ja wert, wenn dafür mehr Menschen, die arbeiten, von ihrer Arbeit leben können. Auch hier: ein Experte kann dir nur sagen, was passieren wird. Ob das dann unterm Strich besser oder schlechter ist, kann keiner wissenschaftlich bestimmen.
Davon habe ich gehört. Sitzen in den Ministerien nicht die Lobbyisten, die versuchen die Politik zu beeinflussen, um Geld zu generieren ? Mir wäre es schon ganz recht, wenn die Politik auf Vernunft basieren würde und weniger auf Egoismus oder Kapitalismus.
Die Lobbyisten sind nicht in den Ministerien. Die treffen sich gerne mit Politikern bei irgendwelchen Empfängen oder vereinbaren Termine bei ihnen im Büro. Lobbyismus ist ein kompliziertes Thema, weil Lobbyisten oft auch Experten für ihre Branche sind.
Und es ist ja auch legitim wenn ein Unternehmen den Abgeordneten mitteilt, dass das Gesetz X die Konsequenzen Y für ihr Unternehmen hat. Wir wollen ja alle, dass sich Unternehmen in Deutschland gut entwickeln können. Aber natürlich ist nicht alles, was für Unternehmen gut ist, auch gut für den Rest Gesellschaft. Und genau da sind wir auch wieder beim Thema, dass man eben abwägen muss und dass die Wahrheit nicht immer schwarz oder weiß ist.
Die Idee find ich an sich auch sehr spannend. Die frage ist ja nur wer entscheidet über die nötige kompetenz.
ich glaube in der antike gab es soclhe ideen auch schon, so eine herrschaft wer "Weisen". ob das wirklich mal gemacht wurde, weis ich aber nicht
Beispielsweise hätten Leute, die einen Abschluss in Politikwissenschaften, etc. haben Kompetenz, um sich über komplexe politische Vorgänge Gedanken zu machen.
Jede Änderung hat aber Auswirkungen. Die Auswirkungen haben dann wieder Auswirkungen und so weiter. Jemand ohne Ahnung wird das nicht einschätzen können. Daher braucht man Kompetenz, da man sonst nicht mitreden kann oder sollte.
Bei dem Mindestlohn oder dem Tempolimit wäre das deutlich ersichtlich. Handelt jemand nur auf Grundlage einer Ansicht und nicht auf Grundlage von kritischen Überlegungen, dürfte das Ganze nach hinten losgehen: Wenn mir der Mindestlohn wichtig ist, dann hat das auch Auswirkungen auf das ganze System, denn der Mindestlohn wird für Arbeitslosigkeit sorgen.