Sollen auf Luxusgütern Bilder von Armut gezeigt werden?

Das Ergebnis basiert auf 43 Abstimmungen

Finde die Idee schlecht, weil... 72%
Anderes... 28%
Finde die Idee schlecht, weil... 0%

22 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Finde die Idee schlecht, weil...

Grüß Dich Fingerfertigkei

Bei Tabak ist das einsehbar, denn Tabak schadet dem Körper, kann tödlich ausgehen und verursacht einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden. Kaufen darf das aber jeder. Und Tabak ist Tabak!

Doch welche Güter sind Luxusgüter? Wer will die denn als solche erklären? Für den einen ist es Luxus und für den anderen ein Gebrauchsgut damit er sich wohl fühlt. Zudem sind Käufe auch immer Steuereinnahmen für den Staat. Das ist bei Tabak auch der Fall, aber der Schaden ist größer wie die Steuereinnahmen und rauchen für die Steuer ist wohl das Schrägste was man sich vorstellen kann.

Den Kontrast zwischen Reichtum und Armut aufzuzeigen, habe ich schon mal in einem Artikel dargestellt. Andere haben das auch gemacht und zum Denken angeregt. Das ist immer wieder notwendig, gerade und besonders zu diesen Zeiten.

Hier ist mein Artikel (PDF)

vgi - Das ist mein Kürzel am Anfang des Artikel

Der Artikel ist aus dem Jahre 2011. Den Artikel unten (Curser an den Rand schieben unten) und auf 74% stellen. Dann ist es relativ scharf nicht zu klein und noch gut zu lesen.

Viel Spaß beim Lesen

https://www.dropbox.com/s/4v58qb89x0au3gf/Schwelgen%20im%20Feinsten.pdf?dl=0

Herzlichen Gruß

Rüdiger


Finde die Idee schlecht, weil...

Man stumpft wohl eher ab, wenn man etwas zu oft sieht und zum Teil den Zusammenhang obendrein nicht ganz versteht.

Bananen sind kein Luxusgut verursacht aber sehr viel Leid. Kinder die schon in Plantagen arbeiten, während das Flugzeug über ihren Köpfen Gift gegen Schädlinge sprüht. Nach 15 Jahren ist ein Arbeiter in einer Bananenplantage todkrank.

Leute die täglich Gift ausgesetzt sind, um Jeans dem neusten Modetrend nach aufhellen. Kinderarbeit für billige Klamotten, die man nach einmal tragen weg wirft.

Es sind eben nicht Luxusgüter nur, sondern vieles mehr, das wir achtlos verschwenden und andere Leute zu Hungerlöhnen und gefährlichen Bedingungen produzieren lassen.

Die traurige Wahrheit ist, dass diese Leute eben auch selbst den Ast absägen können.

So hatte Gebana ein Projekt. Die Bauern auf den Bananenplantagen durften kein Pestizied einsetzen, bekamen aber eine Abnahmegarantie, die auch bei Ernteausfällen voll ausbezahlt wurde. Einfach ein solides, gutes Jahreseinkommen.

Dann kam el Ninio der, eine Wetterlage die alle sieben Jahre auftritt und gewisse Regionen betrifft, deren Ernte dann auf quasi Null ausfallen lässt.

Unsere Bauern waren davon nicht betroffen, sie hatten noch Bananen und die grossen kamen zu ihnen, wie Chigitta und boten ihnen das fünf Fache von Gebana.

Die Bauern sprangen ab, nur im nächsten Jahr war der Goldregen vorbei und Gebana mit den Garantien ausgebrannt und weg vom fairen Markt, der auch ökologisch verhielt.

Das war vor ca. 30 Jahren. Gebana war einfach ein Lieferant unseres Ladens, wo wir Kunden hatten, die feste Bestellungen hatten. Bananen gab es nur alle zwei Wochen bei uns zu kaufen.

Den Laden betrieben wir ehrenamtlich. Er hatte von Montag bis Samstag normale Öffnungszeiten. Mit dem Erlös lancierten wir eigene Projekte und eben der Einkauf von all den Produkten, die wir vertrieben hatten nicht nur das Label vom fairen Handel sondern unterstanden eben so unter ökologischen, sehr strengen Kriterien.

Unser eigenes Projekt war, dass wir gratis Kredite vergaben. Simpel, mache mal ein Beispiel. Wir kauften einer Frau eine Nähmaschine, damit konnte sie gutes Geld verdienen. Nach einem Jahr, wenn ihr Unternehmen gut lief, musste sie uns das Geld für die Maschine zurück geben, womit jemand anderer wieder mit etwas starten konnte.

Konnte sie nicht, war das auch okay. Die Idee war gut, denn unser Geld wurde so zum Schneeball. Derjenige der es nicht mehr brauchte, gab es weiter, um einem Anderen den Start zu ermöglichen.

Und von uns kam ja jährlich mehr Geld ins Spiel. Denn wir arbeiteten ja gratis, was wir allerdings nur konnten, weil wir genügend haben und uns sagen konnten. Doch einmal in drei Wochen, stehe ich in dem Laden, für einen Nachmittag oder Morgen an meinem freien Tag.

Gut ich arbeitete da wesentlich mehr, denn ich war Einkäuferin, im Vorstand, hatte mit den Projekten zu tun. Nur ich war damals Hausfrau mit drei Kindern im Schulalter. Also für mich und somit auch meine Familie optimal.

Schaufenster durften nie verstaubt wirken, sondern mussten die Passanten an interessanter Lage schon auch in unseren Laden locken. Das machte ich sehr gerne, andere Leute in unserem Verein auch. Von daher waren sie sehr abwechslungsreich, kreativ.

Eben nix da , so auf schlechtes Gewissen gemacht, sondern frisch munter und vor allem, stets fein duftend von unserem Kaffee, den wir gut verkauften und bei uns für viele Kunden gemahlen haben.

Ach ja, wir unterstützten auch Kooperativen in Europa, mit der Abnahme von Kosmetika, Tee, Olivenöl.

Man fand bei uns aber auch Kunsthandwerk, Kleider, Foulards und eine erlesene Papeterie, nebst einer Bibliothek, die ebenfalls gratis war. Denn die Leser hatte man ja im Haus und die kauften dann auch meist einen Honig oder Tee oder blieben bei einem Kleinod hängen.

So ganz gratis war also unsere Bibliothek nicht und wenn für wen, dann auch egal.

Nein, du darfst nicht mit Mahnbildern übler Art kommen, berühren tust du da, ändern kannst du da, wo es dir selbst einfach auch gut geht.

So veranstalteten wir auch frohe Feste, waren vier Mal im Jahr am örtlichen Markt anwesend.

Bunt, fröhlich aber sicher nicht mit dem Mahnfinger. Allerdings war es so, hätte jemand von uns etwas verdienen müssen, wäre dies nicht gegangen.

Wir hatten nicht mal einen Rabatt auf die Produkte. So kaufte ich die Papeterie-Abteilung ein. Hier vor Ort, denn da ging es nur um Ökologie. Ich hatte drei Lieferanten.

Und ich brauchte damals viel davon und doch erlag ich nie der Versuchung mir was vom Einkaufspreis, immerhin 50% günstiger, für mich abzuzweigen. Ich kaufte zum Beispiel etwas für 2.50 ein und zahlte dann bei mir im Laden 5.-- dafür.

Zwar hatten wir keine Löhne zu zahlen, trotzdem nahm ich normale Marge, immerhin Miete mussten wir bezahlen. Wobei die wirklich sehr, sehr tief angesetzt war an dieser Lage mit diesen Räumlichkeiten, eher geschenkt war.

Die reiche Vermieterin hätte das fünffache locker gekriegt und eine reiche Auswahl gehabt.

Nein, hole die Leute lieber da ab, wo sie sich gut fühlen, werde zum Brückenbauer und ziehe sie neugierig an. Das gelingt nie mit erschreckenden Bildern, dann doch eher, mit dem Bild, wie es sein könnte.

Mit Achtung und nicht milderer Herablassung. Denn ich selbst lernte viel, wofür ich dankbar bin auch wenn ich sehr genau weiss, das Leid kann ich nicht und schon gar nicht mit erschreckenden Bildern ganz verhindern.

Anderes...

Auf einem durch die Lieferkette hindurch fair und gut produziertes Luxusgut muss kein Bild von Armut zu finden sein.
Diese Bilder kann man mit viel mehr Relevanz auf auf die billig fast fashion von Shein & Co kleben. Wenn, dann sollte man sowas auf Produkte pappen, die unter katastrophalen Bedingungen hergestellt wurden - zum Nachdenken regt sowas aber nicht an - wem die Empathie für fremde Menschen fehlt, bei dem nützt kein Bild etwas.

Ganz nebenbei: Es ist übrigens nicht ganz so einfach zu definieren, was ein Luxusgut ist.


Anderes...

Demut vielleicht, und auch menschliche Werte von Mitgefühl visualisierend. Aber direkt in Armut sein, und nicht daraus schöpfen wollen, während man Mitleid braucht, weil man Schmerz nicht begegnen will um im stagnieren Wert zu sehen, wollen nur Opfer der eigenen Wirklichkeit.

Anderes...

Wer definiert denn was Luxusgüter sind und was nicht?

Für einen deutschen Durchschnittsbürger ist ein Porsche Panamera ein Luxusobjekt, für einen Durchschnittsbürger aus einem Drittweltland ist bereits ein alter Opel Corsa ein Luxusobjekt. Klebt dann auf allen Autos hier so ein Bild?


Katze446  11.07.2022, 15:24

Ja, dann müsste auch auf mein E-Bike ein solches Bild, das hat nämlich 3000 Euro gekostet. Oh je, ich habe kein altes Klapperrad, sondern ein teures E-Bike und deshalb müssen die Kinder in Afrika hungern.

Gut, gehen wir weiter: Mein Kind hat kein billiges Dreirad aus Plastik, sondern ein teures aus Holz. Oh je, schon wieder der Aufkleber dran.

Und ein Bekannter spielt Klavier, das ist ein unnützes Luxusgut, wieder Aufkleber dran.

Und dann auch noch das Motorrad von meinem Bruder, wieder Aufkleber dran.

Und das Pferd meiner Schwester, das braucht sie nicht, ist Luxus, also Aufkleber an das Pferd.

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Direfulfob43155  12.07.2022, 16:39
@Katze446

Ja, so ungefähr. Finde ich sehr schwierig so umzusetzen, diese Idee. Dazu müsste man klar definieren was Luxusgüter sind, was immer im Auge des Betrachters liegt.

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Katze446  12.07.2022, 17:57
@Direfulfob43155

Genau. Und dazu kommt, dass ein billiges T-Shirt jetzt nicht besser für die hungernden Menschen auf der Welt ist wie ein teures T-Shirt. Kaufe ich bei Trigema ein teures T-Shirt nutze ich niemand in Bangladesh aus.

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