Schopenhauer: Sklave unserer Triebe?

6 Antworten

Vielleicht lässt es sich so deuten, dass wir bewusst etwas entscheiden auf Basis von etwas, das unterbewusst abläuft und dort sind unsere Triebe verankert.

Das würde bedeuten, der freie Wille wäre etwas, das wir uns vormachen.

Das ist aber auch nicht unplausibel, denn auch ohne dem Trieb, wären wir Wertungen unterworfen. Um uns entscheiden können, müssen wir bewerten können. Der Wert wiederum ist sehr häufig an Emotionen gekoppelt. Ich sehne mich nach etwas. Ich haben ein Empfinden für Gerechtigkeit. Ich möchte, dass ein Zustand eintritt... Das sind alles Phänomene, über die wir uns nicht immer im Klaren sind.

Du kannst sich halbwegs rational für eines von zehn Häusern entscheiden, wenn du zum Beispiel nur Zustand und Preis und solche Dinge bewertest, aber du hinterfragst höchstwahrscheinlich nicht, weshalb du dich für ein Haus entscheiden willst. Du willst es einfach.
Und du hinterfragst zum Beispiel nicht, weshalb du ein Haus gemütlicher findest, was in deine Entscheidung einfließt.

Ich meine, selbst wenn du dich für einen von zwei Wegen entscheiden musst, den du gehen möchtest, muss nicht unbedingt die Länge das Kriterium sein, wie es in einer Matheaufgabe gefragt sein würde. Du könntest dich auch für den Weg mit dem besseren Untergrund entscheiden oder für den Weg, der näher an der Natur ist oder du willst den längeren gehen, weil du den Weg nutzen möchtest, um über etwas nachzudenken. Bei all dem hilft kein Rationalismus.
Romantisch gesprochen zeigt dir dein Herz den Weg.

Alles was du tust, dient der Befriedigung von Bedürfnissen - darauf basiert dein Wille und dessen Ziel.

Doch deine Bedürfnisse bestimmst du nicht selbst, die sind physisch vorgegeben oder willkürlich veranlagt (Hobbies, sexuelle Orientiefung, Musikgeschmack etc.).

Du bist also Sklave der vorgegeben Konstellation deiner Bedürfnisse.

Der Begriff "Triebe" ist evtl. etwas verwirrend, da nicht zeitgemäß...

Der noch Ego ICH, Unbewusste, Unsichere, Angstvolle, Trauerweide, ist noch der Slave seiner Triebe, wie die Tiere.

Leider tat es Freud mit dem Sextrieb auch, Menschen klein zu halten. Weshalb sich C G. Jung von ihm trennte.

Guck rechts das Lernen u wachsen des Menschen, bis zur hohen SelbstBewusstheit hoch.

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 - (Psychologie, freier Wille, Determinismus)

Menschen sind zuerst „Natur“ und eben nicht „Geist“ und „Vernunft“, das heißt sie sind leibliche Wesen und leben sozusagen im Gefängnis ihres Leibes, dem sie nicht entrinnen können. Leiblichkeit und Sexualität oder Trieb sind unhintergehbare Tatsachen des Lebens und folgen dem blinden Gesetz egoistischer Selbsterhaltung.

Für Schopenhauer besteht die wahre Kunst des menschlichen Daseins darin, dass der Wille sich selbst als unvernünftig und böse durchschaut und dadurch in die Lage versetzt wird, sich von seinem Drang zu erlösen, das heißt sich als Wille zu verneinen.

Schopenhauers Philosophie ist eine Philosophie pessimistischer Lebensklugheit, die, um dem Guten eine Möglichkeit zu bieten, immer mit dem Schlimmen rechnet.

Es ist schwierig, dir das als Menschen der Gegenwart zu erklären; denn auch Schopenhauers Überlegungen sind heute betrachtet eine romantische Vorstufe eines Wissens über das, was er schreibt. Das Lesen solcher alten Werke soll nur historisch darstellen, was "man" so damals alles dachte, was bei genauer Betrachtung fast bemitleidenswert wegen des Unwissens ist.

Schopenhauer wusste ja noch gar nichts von psychologischen Gegebenheiten des Menschen und von hormonellen Wirkungen auf das Denken, Fühlen, Wollen oder Nicht-wollen und das Verhalten des Menschen, gar nichts von Bewusstsein, von Prägung oder Triebkompensation.