Pflegeroboter - Ethik/Christlich?

10 Antworten

Pflegerobotter sollen nicht die Menschen ersetzen sondern Ihnen Arbeit abnehmen.

Es wäre z.B. denkbar das in Zukunft nicht mehr Menschen sondern Roboter die Krankenbetten von Station A nach B fahren. Oder vielleicht die täglichen Medikamente ausliefern usw. usw.

Dadurch sollen einerseits die Pfleger entlastet werden andererseits dem Personalmangel entgegen gewirkt werden.

Den die Alternative zu Pflegerobotern ist nicht mehr Leute ein zu stellen sondern die Patienten schlechter zu behandeln. Und wenn die Alternativen Roboterpflege oder keine Pflege heißen so ist die Roboterpflege vor zu ziehen. Egal ob von Christen, Ethikern oder sonstwem.

spelman  17.04.2020, 10:18

"Pflegerobotter sollen nicht die Menschen ersetzen" - solange Krankenhäuser und Pflegeheime wie Wirtschaftsunternehmen geführt werden (müssen), wird das aber der Fall sein. Das medizinische System in Deutschland ist mittlerweile im Ausland als sicherer Gewinnbringer bekannt. Entscheidungen zur Krankenpflege werden in Krankenhäusern kaufmännisch beurteilt. Jede Arbeitskraft, die nicht unbedingt erforderlich ist, wird eingespart. Jede Arbeit, die auch durch jemanden mit geringerer Qualifikation zu erledigen ist, wird outgesourct - egal, was das für Patienten und Personal bedeutet.

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Mir stellt sich die Frage, warum diese Frage überhaupt gestellt wird.

Wir haben ja auch Beatmungsgeräte und sonstiges. Da erwartet ja auch keiner, dass da der Pfleger oder Arzt steht und Monatelang die Arbeit persönlich macht.

Ein Roboter wird sicher keine menschliche Interaktion ersetzen können, aber für ganz primitive Arbeiten (Medikamente verteilen, beim Anziehen oder Klogang helfen, ...) ist das völlig in Ordnung. Würde dafür den Pflegern die Möglichkeit geben sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren (wobei ich eher davon ausgehe, das man das eher zum Anlass nehmen wird um Pflegekräfte zu reduzieren und sich dann im Endeffekt gar nichts ändert).

Ich habe auch schon von Leuten gehört die meinen, es sei Menschenunwürdig wenn sie von einem Roboter gereinigt werden würden... da kann ich mir auch nur an den Kopf fassen. Denn einem anderem Menschen zuzumuten alte Leute, die sich vielleicht vollgemacht haben, zu reinigen ist besser?

Roboter und Computer sollen den pflegenden Menschen das Leben erleichtern und ihn dabei unterstützen, sich mehr um den Pflegebedürftigen zu kümmern.

Menschliche Intelligenz wäre, die dadurch gewonnene Zeit und Kraft dem zu pflegenden Menschen zu widmen und ihn davon "profitieren" zu lassen und nicht immer den "nimmersatten" Unternehmer. Das wäre ethisch/christlich ohne weiteres vertretbar.

Ich bin Christ und ich bin Pflegekraft. Aus christlicher Sicht kann ich keinen unmittelbaren Zusammenhang sehen. Außer dass ich aus reiner Nächstenliebe verpflichtet bin die selben Dinge zu beherzigen, die auch jeder Ethiker einfordern würde. Und aus dieser Sicht muss ich natürlich die sozialpsychologische und sozialpflegerische Dimensionen die der Einsatz von Pflegerobotern hat/hätte berücksichtigen. Aber genau da gibt es eben auch Vorteile. Ich bitte da in der Antwort von @ spelman nachzulesen. Da habe ich das in zwei Kommentaren schon näher dargelegt.

Ich bin kein Experte in den angesprochenen Richtungen.

Roboter hätten da ihren Platz, wo sie Freiraum für Lebensfreude und persönliche Kontakte schaffen würden. Dummerweise wird es ganz anders laufen. Ein Roboter ist teuer und wird nur angeschafft, wenn dadurch Lohnkosten eingespart werden können. Kliniken sind Wirtschaftsunternehmen, das hat man staatlicherseits so gewollt, um die Kosten geringer zu halten. (Dummerweise sind sie erst recht gestiegen, aber das ist ein anderes Thema.)

Jeder Roboter in der Pflege würde also die ohnehin schon nicht üppigen persönlichen Kontakte noch weiter einschränken. Aus ethischer Sicht wäre das eine Katastrophe.

Christlich  17.04.2020, 12:51

Du übersiehst dabei etwas! Ein Beispiel:
Frau Meier braucht morgends und abends Hilfe bei einer bestimmten Pflegetätigkeit. Daher kommt um 7h und um 19h der Pflegedienst zu ihr. Das heißt, dass Frau Meier immer um spätestens 7h aufstehen muss und spätestens um 19h wieder zu Hause sein muss. Das schränkt sie in ihrem Leben sehr ein.
Die Kosten für den Pflegedienst übernimmt die Krankenkasse.
Wenn Frau M. nun einen Pflegerobotor bekäme, der ihr die nötige Hilfe erbringt, wäre sie unabhängiger und die Krankenkasse würde das Honorar für den Pflegedienst sparen.

In einem solchen Fall könnte der Pflegerobotor sich sowohl für die KK wie auch für den Patienten lohnen.

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spelman  17.04.2020, 14:09
@Christlich

Wenn Frau Meier noch rüstig genug sein sollte, um ihre persönlichen Kontakte selbst zu pflegen, dann stimmt das. Oft sind pflegebedürftige Menschen aber dazu nicht mehr in der Lage. Dann würden eben selbst die kurzen Kontakte zum Pflegedienst wegfallen.

Ich hatte allerdings in meinen Überlegungen eher an die Pflege im Krankenhaus oder Heim gedacht.

Wie so oft: pauschale Urteile helfen nicht weiter. Danke für Deine Denkanstöße!

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Christlich  18.04.2020, 13:17
@spelman

Die Pflegeroboter, die zur Zeit denkbar sind, können keine hochkomplexe Pflege durchführen, wie sie bei Vollpflegefällen nötig ist. Inwieweit so etwas dann sinnvoll sein kann, das können wir in 10 Jahren diskutieren.
Was momentan so technisch machbar ist, da geht es um Menschen die noch einigermaßen mobil sind und nur punktuelle Hilfen brauchen. Aber die Technik ist da momentan noch zu teuer. Nehmen wir mal an, dass Frau Meier ein Ekzem auf dem Rücken hat, das zwei mal täglich eingecremt werden muss. Das könnte problemlos ein Roboter übernehmen. Aber der wäre so teuer, dass er sich durch die eingesparte Pflegekraft nicht amotisieren würde.

Aber selbst wenn wir mal den Fall eines Vollpflegerobotors annehmen: Ein Mensch der nur noch in seiner Wohnung ist, könnte dann immer noch selber entscheiden, wann er ins Bad gehen möchte. Er könnte zum Beispiel weil gerade Besuch da ist: "O.K. dann gehe ich eben erst in zwei Stunden ins Bad." Nun muss er, wenn Besuch da ist, die Ungemütlichkeit in Kauf nehmen, dass er und seine Besucher vom Pflegedienst gestört wird.

Wenn es dann wirklich dazu kommt, dass derart komplexe Pflegetätigkeiten von einem Roboter übernommen werden können, müssen wir Pflegekräfte und unsere Patienten lernen, diese Sinnvoll einzusetzen. Aber das traue ich mir und meinen Kolleg(inn)en zu. Und wenn die Kranken- und Pflegekassen dann jemanden diesen Roboter überstülpen möchten, dem dann genau dieser letzte soziale Kontakt zur Pflegekraft verloren ginge, müsste dieser Patient sich im Umgang mit der Bedienung einfach nur zu dumm anstellen. Jeder Hausarzt und jeder Psychiater würde da das entsprechende Attest ausstellen, dass dieser Patient intellektuell und kognitiv mit der Bedienung dieser Maschine überfordert ist. Ich bin Fachpfleger für Gerontopsychiatrie und mache mir da relativ wenig Sorgen drum.

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spelman  18.04.2020, 21:40
@Christlich

Was Du schreibst, hat absolut Hand und Fuß. Ich hatte die Frage so aufgefaßt, dass es eienn hypothetischen Roboter bereits gäbe, der tatsächlich Pflege leisten kann - also in die Zukunft gedacht. Das ein solches Gerät Entlastung und teilweise Autonomie bringen könnte, ist sicher richtig. Aber man wird die Stunden des menschlichen Pflegedienstes gegen den Roboter aufrechnen.

Solange der Mensch Freunde hat, in die Familie eingebunden ist und soziale Beziehungen pflegt, ist das alles kein Thema. Aber wenn Du in der Pflege arbeitest, wirst Du auch die anderen kennen, die schon monatelang keinen Besuch mehr hatten, und für die der Besuch des Pflegedienstes der Höhepunkt des Tages ist.

Ich bin keinesfalls gegen Roboter. Ich sehe nur, dass unser Gesundheitssystem zur Zeit vor allem wirtschaftlich denkt.

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Christlich  19.04.2020, 09:17
@spelman

Natürlich kenne ich diese Fälle, in denen die Pflegekraft und die Haushaltshilfe die einzigen Sozialkontakte sind. Aber wie ich oben geschrieben habe. Wir müssen auch davon ausgehen, dass viele alte Menschen mit so einem Roboter überfordert sind. Dann ist es meine Aufgabe, als Fachpfleger für Gerontopsychiatrie mit den Ärzten gemeinsam den Pflegekassen klar zu machen, dass der Roboter da nicht einsetzbar ist.
Wer wird den Patienten denn den Umgang und die Bedienung von dem Roboter beibringen? Das werden wir Pflegekräfte sein. Und wenn ich die Gefahr sähe, dass ein Patient durch den Roboter vereinsamt, dann kann ich mich ja auch etwas dämlich anstellen.

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