Moralisches Dilemma(chen) - nackt auf dem Times Square oder Menschen sterben - wie handelst du?

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das ist doch das auch nur das Trolleyproblem in etwas anders...

Ich würde übrigens mit 50 Millionen Euro oder Dollar keine Menschen retten, sondern Tiere. Mein eigener putziger Gnadenhof, im Stil von Gut Aiderbichl, das wäre auch das, was ich mit einem Lottogewinn anstellen würde ;).

sushimett 
Fragesteller
 05.04.2024, 22:10

Meiner Meinung nach ist es sehr viel einfacher als das Trolley-Problem. Ich bin ehrlich geschockt, dass hier alle die Menschen auf den Gleisen sterben lassen würden, inklusive dir, weil dir Tiere wichtiger sind. Wenn ich auch nur ein Menschenleben retten kann, wenn ich mich dafür 5 Minuten nackt auf den Times Square stellen muss, dann ist das meine verdammte moralische Pflicht, es zu tun. Ganz zu schweigen davon, wenn wir von tausenden Menschen sprechen würden, die durch meine Weigerung sterben würden und durch eine vergleichsweise simple Sache von mir gerettet werden könnten. Die Welt geht vor die Hunde. 😔

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HappyMe1984  05.04.2024, 22:34
@sushimett

Och du, ich bin haupt- und ehrenamtlich im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe tätig. Ist also nicht so, als würde ich nicht bereits ganz praktisch in meinem alltäglichen, realen Leben Menschen helfen ;). In der "Was wäre, wenn"-Welt hingegen würde ich halt Tiere wählen, so what ;)?

Und beim Trolleyproblem geht es im Kern ja darum, wo die größere Schuld und Verwerflichkeit liegt. Darin, aktiv den Tod eines Menschen herbeizuführen oder durch Nichthandeln den Tod mehrer Menschen geschehen zu lassen. So gesehen löst dieses Dilemma sogar unser deutsches Strafgesetzbuch, wenn man schaut, wie die jeweiligen Strafmaße bei unterlassener Hilfeleistung und bei Totschlag im Vergleich aussehen...

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sushimett 
Fragesteller
 05.04.2024, 22:59
@HappyMe1984

Es gibt zahlreiche moralische Dilemmata, das Trolleyproblem ist eines davon. Ich habe das von dir aufgegriffen, natürlich passt es nicht wirklich zu dem Times-Square-Dilemma. Es ist in der Form nicht mal ein Dilemma, weil es nicht wirklich um die Abwägung zweier ethischer Entscheidungen geht.

Man könnte es noch vereinfachen:

Entweder man stellt sich 5 Minuten nackt auf den Times Square, oder eine Bombe in einem Stadion geht hoch, was tausende Opfer fordern würde. Macht man es, wird die Bombe entschärft, macht man es nicht (weil man seine "Würde" durch die Nacktheit verletzt sieht), dann geht die Bombe hoch. Natürlich ist das wie immer bei solchen Dilemmata ein rein hypothetisches Gedankenexperiment. Ich finde es trotzdem interessant, wie Menschen das herleiten, dass sie auf die eine oder andere Weise handeln würden. Wenn jemand sagt: Mir doch egal, ich hab die Bombe nicht platziert, sollen die Leute sterben, meine Würde ist mir wichtiger - dann ist das für mich einfach zutiefst unmoralisch. Wenn jemand sagt, dass man es für 1000 süße Katzenbabys machen würde, aber nicht für 1000 Menschen, übrigens ebenso unmoralisch. Nixht, dass das jemand so gesagt hätte 🤭

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HappyMe1984  05.04.2024, 23:34
@sushimett

Okay, dann gehen wir ruhig noch etwas mehr in die Tiefe und betrachten es mal noch unter einem anderen Gesichtspunkt: körperliche Selbstbestimmung!

Die, die sich ausziehen würden, machen das ja aus freien Stücken. Sie entscheiden sich aktiv und bewusst dafür, es zu tun und üben damit ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung aus. Dieses Vorgehen bewertest du zudem auch als moralisch einwandfrei. Also alles tutti.

Die, die sich dagegen entscheidet, tut aber unter diesem Gesichtspunkt exakt dasselbe - auch sie übt ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung aus, indem sie sich NICHT auszieht. Und hier weicht deine moralische Bewertung dieser Ausübung ihres Rechts komplett ab.

Somit steht die Frage im Raum, ob und inwiefern das Recht auf körperliche Selbstbestimmung aus moralischen Gründen eingeschränkt werden darf - zum Beispiel zum Erhalt anderer Menschenleben.

Und das ist wirklich eine moralische Frage, die richtig schwer abzuwägen ist. Sieht man auch, wenn man dabei die gesetzliche Lage dazu anschaut. Bei Organspenden wird das Recht auf körperliche Selbstbestimmung höher als das des Erhalts anderer Menschenleben gewertet - Zustimmungslösung. Bei Schwangerschaftsabbrüchen fällt die Bewertung schon etwas weniger eindeutig aus - Straftat laut StGB, die nur unter sehr bestimmten Bestimmungen straffrei bleibt (Pflichtberatung, vor der 12. Woche oder bei Gefahr für Gesundheit oder Leben der Mutter). Im Masernschutzgesetz wird dieses Recht sogar komplett verneint - Kinder und Personal in Betreuungseinrichtungen MÜSSEN geimpft sein, zum Selbstschutz, aber auch zum Schutz anderer. Im Betäubungsmittelgesetz findet man eine große Bandbreite je nach Substanz - manche Substanzen darf man nicht legal besitzen, andere hingegen sind allgegenwärtig, Rauschzustände gefährden aber insbesondere bei zusätzlicher Nutzung von Autos sehr schnell das Leben anderer.

Auch ich persönlich kann für mich da keine klare Linie ausmachen. Bei Organspende finde ich die aktuelle Situation korrekt und gut, bei Schwangerschaftsabbrüchen und Betäubungsmitteln bin ich deutlich liberaler, bei Impfungen hingegen würde ich mir sogar noch mehr und strengere Regelungen auch bei anderen Erkrankungen wünschen.

Und bei diesem gedanklichen Experiment? Nun, bei der Situation mit der Bombe fiele meine moralische Bewertung tatsächlich analog zu deiner aus. Das ist einfach eine sehr klare, eindeutige Situation, wo die Abwägung, was das kleinere Übel wäre, relativ leicht fällt. Bei der Situation mit dem Geld hingegen hätte ich viel zu viele Fragen dazu, wie genau wem genau damit auf welche Weise geholfen werden würde - vermutlich durch meine beruflichen und ehrenamtlichen Erfahrungen, auf deren Basis ich "Wirf einfach Geld drauf!" schon lange nicht mehr als den ultimativen Lösungsansatz für menschliche Probleme sehe ;).

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sushimett 
Fragesteller
 06.04.2024, 11:52
@HappyMe1984
Die, die sich dagegen entscheidet, tut aber unter diesem Gesichtspunkt exakt dasselbe - auch sie übt ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung aus, indem sie sich NICHT auszieht. Und hier weicht deine moralische Bewertung dieser Ausübung ihres Rechts komplett ab.

Ich finde den Aspekt der körperlichen Selbstbestimmung, den du hier betrachtet hast sehr interessant. Als Libertärer ist mir diese selbstverständlich sehr wichtig. Ich würde mit dem Nichtaggressionsprinzip argumentieren, dass ein Nicht-Handeln meinerseits anderen körperlichen Schaden zufügen würde. Zugegeben, beim Geldbeispiel wäre die Sache viel abstrakter als bei einer unmittelbaren Bedrohung von Menschenleben. Ursprünglich kam ich ja überhaupt erst auf diese Überlegungen, da manche behaupteten, sie würden sich für kein Geld der Welt "kaufen lassen". Irgendwann geht es halt doch um mehr als einen selbst. Man könnte das alles noch weiter zuspitzen in die Richtung, was man alles bereit wäre, für das "Gemeinwohl" zu opfern. Das persönliche Glück scheint heute mehrheitlich über allem zu stehen, wortwörtlich. Ich bin überzeugt, dass viele gar nicht erst verstehen, was die moralischen Implikationen des Beispiels waren. Selbst wenn man es erklärt.

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HappyMe1984  06.04.2024, 11:55
@sushimett

Naja, dass wir das individuelle Wohlergehen des Einzelnen als sehr wichtiges, hohes Gut betrachten, was wir nur unter sehr engen Grenzen und in sehr wichtigen, bedrohlichen Situationen dem Gemeinwohl unterordnen, hat ja auch gerade hier in Deutschland historische Gründe. Das wäre wieder die andere Seite der Medaille, das Kippen ins andere Extrem, was man aber auch nicht komplett aus dem Blick verlieren sollte, wenn man sich darüber beschwert, dass heutzutage Menschen ihr eigenes Wohlergehen stark priorisieren :).

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sushimett 
Fragesteller
 06.04.2024, 12:07
@HappyMe1984

Ich verstehe dich. Aber das Extrem ist ja genau der Punkt, den ich kritisiere. Persönliches Glück ist wichtig. Manche sehen dabei aber nur noch sich selbst und verbinden das noch mit moralischer Überlegenheit, weil sie sich ja aus "allem raushalten" und "ihr eigenes Ding machen". Nicht-Handeln kann halt zutiefst unmoralisch sein.

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sushimett 
Fragesteller
 06.04.2024, 22:56

🌟aufgrund der geistreichen Unterhaltung 😊

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Ich denke jeder Mensch sollte das selbst entscheiden, insbesondere in einer Welt, in der es in Anbetracht gigantischer Vermögen und riesiger Konzerne sehr wenig Moral gibt.

Obwohl ich eher dafür wäre Anderen zu helfen, könnte ich unter den Umständen heute auch Jeden verstehen dem der Erhalt seiner Würde mehr Wert ist.

Geld, Guthaben und Schuld, ist ein virtuelles Gut, welches gewissermaßen begrenzt und limitiert ist.

Wenn Guthaben im Geldsystem gleich verteilt wäre, hätte jeder etwa ganz grob 30.000 €.

Wenn Schulden im Geldsystem gleich verteilt wären, hätte jeder etwa -30.000 € Schulden.

Wenn Schulden und Guthaben gleich verteilt wären, hätte jeder 30.000 Guthaben und 30.000 Schulden.

Wenn jeder in dem Falle, die Schulden zurückbezahlen würde, gäbe es kein Geld mehr, denn die Schuld wäre getilgt.

Wenn du 50 Millionen € Guthaben hast, gibt es trotzdem immer zwangsweise irgendwen oder irgendwelche, der/die in diesem Moment 50 Millionen € Schulden haben. Selbst, wenn du es spendest. Der Teufelskreis bleibt in sich geschlossen. Du verteilst ja nicht die Schulden um, nur das Guthaben.

Hast du 10 € Guthaben, muss irgend ein anderer stets 10 € Schulden haben.

Guthaben ist in der Regel immer zwangsweise einer Schuld gegenübergestellt.

Wie Feuer und Wasser.

Es entstehen also auf gewisse Art und Weise, völlig unbeabsichtigt, Zwänge, welche sich auf den ersten Blick nicht so einfach verstehen lassen.

Geld kann nix positives auf der Welt bewirken.

Etwas positives können nur Menschen bewirken und das wird sich niemals ändern.

Kriminalität, Diebstahl, Raubmord, und sowas müsste theoretisch eigentlich legalisiert werden...im direkten Vergleich dazu, wenn man versteht wie das Grundsystem funktioniert, welches zwangsweise automatisiert sowieso immer zu sowas führen muss. Im größeren Stil.

Ein Mörder, der andere tötet und ausraubt ist doch im übertragenen Sinne diesbezüglich beispielsweise ein "vernünftiger Held".

...jedenfalls ist ein Raubmörder immer noch humaner als die Grund-Funktionsweise dieses Geldsystems an sich.

Aus dem Grund ist die Frage nicht mehr als eine dämliche Anmaßung.

sushimett 
Fragesteller
 06.04.2024, 22:54

Doch, mit Bitcoin. Aber das ist ein anderes Thema. Hier handelt es sich um ein Gedankenexperiment.

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Fokel874  06.04.2024, 22:58
@sushimett

Ich würde die 50 Million nicht annehmen aber mich trotzdem nackt auf den Time Square stellen.

Sonst wär ich ja ein Lügner. So wie du.

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Handelt ein Mensch, der das Angebot ablehnt, unmoralisch, oder ist seine "Würde" in dem Fall höher zu bewerten?

Das spielt keine Rolle, denn seine Entscheidung ist zu respektieren.

Deine Schlussfolgerung ist bar jeder menschlichen Logik.

So gut wie niemand, der real über solche (und noch weit mehr) finanzielle Mittel verfügt, spendet das.

Warum also glaubst du, dass jemand, der das Geld für so ein albernes Tun bekäme, sich komplett anders verhielte?

sushimett 
Fragesteller
 06.04.2024, 22:52

Informiere dich, was ein moralisches Dilemma ist.

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cas65  06.04.2024, 23:04
@sushimett

In deiner Frage gibt es keins. Es geht um die Frage, ob man sich für so viel Kohle 5 Minunten irgendwohin stellt. Das ist alles. Da ist kein Dilemma.

Was man mit dem Geld macht, hat mit der Frage, was man dafür bereit ist zu tun, keinerlei logische Verbindung.

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sushimett 
Fragesteller
 06.04.2024, 23:14
@cas65

Du hast meine Frage nicht richtig gelesen. Andere haben sie genau richtig verstanden.

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