Meinung des Tages: Was kann gegen den Mangel an Wohnraum getan werden?

11 Antworten

Aber das ist doch derzeit gar nicht das drängendste Problem. Das drängendste Problem derzeit ist doch die Beheizung aller Wohnhäuser mit möglichst wenig bis 0 CO2-Ausstoß. Die dafür derzeit vorgesehenen Maßnahmen, die schon ab 2024 greifen sollen, würden bewirken, dass erst einmal sehr viel Wohnraum verloren geht.

Häuser, deren Sanierung sich nicht lohnt, die aber dringend eine neue Heizung benötigen, werden "geleert" und bleiben erst einmal als "Ruinen" stehen, bis sich jemand findet, der diese Häuser auf irgend eine Art übernehmen kann, um sie dann zu sanieren oder abzureißen und was neues drauf zu bauen.

Wäre das Problem der fehlenden Wohnungen wirklich so drängend, würde man doch nicht durch solche Maßnahmen das Problem noch weiter verschärfen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – In diesen Bereichen selbst seit langer Zeit tätig.
lesterb42  23.05.2023, 17:05
würde man doch nicht durch solche Maßnahmen das Problem noch weiter verschärfen.

Doch, da kommt eine realitätsferne Ideologie durch, die man "Kampf gegen den Klimawandel" nennt.

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Bezogen auf mein Dorf (ein großes Dorf mit 14.000 Einwohnern in NRW), würde ich sagen:

es bringt was, wenn man Wohnraum besser fördert und Flächen für Mehrfamilienwohnhäuser schafft bzw. durch die Festsetzungen in einem Bebauungsplan festsetzt.

Bei uns im Dorf findet man nicht gut die passende Wohnung. Viele müssen eine Zeit warten. Leerstehende Wohnungen gibt es eigentlich nicht.

400 000 Wohnungen jährlich bauen zu wollen ist eine Utopie. Dafür fehlt ganz einfach die Kapazität an Personal. Auch der bürokratische Aufwand bei Baugenehmigungen hat eine bremsende Wirkung.

In vielen Städten und Gemeinden fehlt es zudem an Bauland. Hinzu kommt, dass es auch sehr viel Leerstand an Wohnraum gibt. Viele Menschen die zuvor auf dem Land lebten, zieht es in die Städte. Bei jedem Umzug in die Stadt wird eine Wohnung auf dem Land leer. Viele Wohnungen bleiben danach leer, weil der Zustand in den Häusern eine Weitervermietung erschwert. Die Wohnungen saniert werden müssen und oft fehlt dafür das Geld.

Da Bauland nicht endlos zur Verfügung steht, wird man in Zukunft wohl mehr in die Höhe bauen müssen. Also Objekte herstellen in denen viele Familien Wohnraum finden, anstatt Ein.-oder Zweifamilienhäuser zu bauen.

Bauland wird immer teurer und zum Spekulationsgeschäft. Genauso sieht das mit leerstehenden Gebäuden in Städten aus. Die Eigentümer warten ab, bis sie dien höchstmöglichen Preis für die Immobilie bekommen können. Dann wird verkauft.

Der neue Eigentümer saniert. Solche Wohnungen werden dann teuer vermietet und sind nicht für jeden bezahlbar.

Das neue Energiekonzept der Ampelregierung führt letztendlich auch dazu, dass die Mieten steigen werden. Ein Hauseigentümer der eine neue Heizung einbauen lässt, der wird freilich die Kosten über höhere Mieten wieder hereinholen.

In unserer Stadt werden viele Wohnobjekte mit staatlicher Förderung gebaut. Die Mieten hierfür bewegen sich je nach Größe einer Wohnung zwischen 550 und 650 Euro. Belegt werden die Neubauten überwiegend von Mietern bei denen das Amt die Miete und Heizkosten übernimmt. Als Wohnungssuchender, der diese Miete bezahlen könnte, hat man keinerlei Chance eine solche Wohnung zu bekommen.

Bin seit vielen Jahren in der Baubranche tätig . Erlebe da sehr viel Frust bei Wohnungssuchenden, die sich ungerecht behandelt fühlen.

Inzwischen muss man bei uns in einer Gemeinde mit 8000 Einwohnern für eine Neubauwohnung mit guter Ausstattung bei 80 Quadratmetern Wohnfläche um die 1200.--€ Miete plus 250.--€ Nebenkosten monatlich zahlen. Erstaunlich dabei ist, dass alle Wohnungen vermietet sind, schon Mietverträge abgeschlossen wurden, als nur der Rohbau stand.

Die Wohnraumsituation wird sich weiter verschärfen. Kein Investor wird sich vorschreiben lassen, wie hoch er die Miete anzusetzen hat, deshalb kann eine Mietpreisbremse auch nicht funktionieren.

Lapidar gesagt: mehr bauen, aber so einfach ist es nicht. Die Vorschriften müssten entschlackt werden und dafür andere her. Leerstand muss bestraft werden. AirBnB verboten. Insgesamt müssen mehr und erschwinglichere Eigenheime her. Der Anteil an Mietwohnungen muss runter

lesterb42  24.05.2023, 09:15
Leerstand muss bestraft werden.

Warum?

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jgobond  24.05.2023, 18:19
@lesterb42

Weil er Wohnraum, also das Angebot künstlich verknappt und damit den Markt verzerrt.

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lesterb42  25.05.2023, 07:26
@jgobond

Was macht denn gerade die Regierung mit ihrem Heizungswahnsinn? Ist das keine Marktverzerrung?

Und wir haben Regionen mit erheblichem Leerstand, weil die Verhältnisse sich dort verändert haben im Vergleich zu der Zeit als diese Wohnungen gebaut wurden. Und das willst du bestrafen?

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jgobond  25.05.2023, 15:23
@lesterb42
Was macht denn gerade die Regierung....?

Bin ich die Regierung?
Man muß sich auch jedesmal die Frage stellen ob Art, Geschwindigkeit und Ziel wünschenswert sind, zu wessen Gunsten dies geschieht und ob ein Markt denn auch wirklich frei ist oder bleibt.

Regionen mit erheblichem Leerstand,

ok ich hatte zunächst Ballungsräume im Sinn, in denen Objekte aus spekulativen Gründen leerstehen oder zweckentfremdet genutzt werden. Im ländlichen Raum muß man da mit mehr Geschick und anderen Ansätzen vorgehen. Aber auch hier lassen sich gewisse Naturgesetze nicht aushebeln

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Wenn ich mir Filme aus Amerika anschaue, dann bin ich immer beeindruckt von den architektonischen Leistungen. Mehrere, übereinander führende, sich ineinander schlängelnde Straßenverläufe, kilometerlange Brücken, aber eben auch die berühmten Wolkenkratzer (die es auch in anderen Metropolen anderer Länder gibt).

Dann schaue ich bei uns in etwas ländlicherer Gegend oder in etwas größeren Städten: Höher als dreigeschössig gibt es selten. Würde auch gar nicht genehmigt werden, weil das Landschaftsbild darunter leiden würde.

Wenn man auf alle Bungalows oder zweigeschössigen Häusern jeweils noch zwei Etagen drauf packen würde, könnte sich die Bevölkerungszahl Deutschlands verdoppeln, bis wir wieder ein Wohnungsproblem hätten.

Ich bin gegen die Erschließung neuer Flächen, wenn die vorhandenen so verschwenderisch genutzt werden.
Es müsste Auflagen geben, dass z. B. eingeschössige Häuser verboten sind.

Nordseefan  23.05.2023, 16:13

ja klar da hast du ein kleines Häuschen, sollsst nun das Dach abreißen, aufstocken, und dir deine schwer erarbeitete Bude mit fremden Leuten teilen....

so einfach ist das nicht.

Und wer nur für sich baut, der braucht halt kein 3 Stöckiges haus.

Und NUR Mietwohnungen, das kann es auch nicht sein.

Deutschland ist zum Glück, wie ich finde, auch nicht Amerika.

wir hätten schon genug Wohnraum nur ist der teilweise falsch verteilt, teilweise sind auch die Leute zu anspruchsvoll. Kinderzimmer teilen zum Beispiel geht gar nicht, und ein kleines Kinderzimmer auch nicht. Ein "Büro" darf es dann schon auch sein...... Oder ja ich brauch ja ein Gästezimmer, Schwiegereltern kommen ja 2 mal im Jahr......

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Suboptimierer  23.05.2023, 21:37
@Nordseefan

Ja sicher, das sind auch gute Vorschläge. Alles Resultate des Luxus und Wohlstands, sowohl die vielen Quadratmeter für kleine Familien als auch die nach oben ungenutzten Flächen.

Gerade in Gebieten, wo händeringend nach Wohnraum gesucht wird, sollte über Sanierungen nachgedacht werden. Ist das zu aufwendig, teuer oder ein zu großer Einschnitt in die Privatssphäre der Besitzer und Eigentümer, sollte wenigstens der Neubau von eingeschössigen Wohngebäuden untersagt werden.

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Nordseefan  24.05.2023, 08:59
@Suboptimierer

Ein Riesenproblem sind auch die Spekulanten. Und ja die Städte und Gemeinden, sie Häuser für lau verkauft haben, weil Sanierung und/oder Untrhalt zu teuer waren. Aber diese Objekte hat ja keiner aus Gutmütigkeit gekauft, da wurden oft genug Gewerbeflächen oder Luxuxbuden draus. Klar hilft jetzt jammern nicht viel.

Ja in dicht besiedelten Gebieten sind Einfamilienhäuser ein Problem. Aber Mehrfamilienhäuser werden dann halt auch wieder entweder zum teuren Mietobjekt oder gar nicht erst gebaut, weil die Bauherren es sich nicht leisten können. Bis das Geld durch Miete wieder drinnen ist dauert es.

Im Gesamtpaket läuft zur Zeit beim Wohnungsbau einfach zu viel falsch.

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