Mein Freund hat mich nach 4 Jahren zum zweiten Mal verlassen?
Ich war fast 4 Jahren mit meinem Freund zusammen (ich 35, er 45). Er war der Mann, mit dem ich alt werden wollte, das wusste ich von Beginn an. Er war zum Zeitpunkt des Kennenlernens relativ frisch geschieden und brachte ein Kind mit in die Beziehung (damals 6 Jahre). Meine vorigen Beziehungen waren eher oberflächlich und wurden von mir beendet, ich bin selbstständig und habe meine Firma immer an erste Stelle gereiht und bin auch eher die Karrierefrau und möchte keine Kinder – aber bei ihm war es anders. Er ist beruflich sehr flexibel und führt seit vielen Jahren ein sehr freies und unbeschwertes Leben. Ich bin darin eingetaucht und habe es in vollen Zügen genossen, konnte mir niemals vorstellen, dass es jemals endet.
Er hatte von Anfang an Probleme, mit Stress umzugehen – sei es auf seiner oder auf meiner Ebene. Vor allem zu Beginn war es für mich sehr fordernd, da er durch seine gewohnte Freiheit sehr schnell das Weite suchte, wenn es (meistens waren es Kleinigkeiten oder "falsche" Reaktionen von mir) für ihn zu viel wurde. Ich konnte ihn aber immer besänftigen und er kam zurück. Sein Kind stand für ihn immer an erster Stelle und natürlich verlangte er von mir, dass es zu 3. funktionieren müsste – was für mich anfangs eine Herausforderung war, wir es jedoch gut gemeistert haben. Die Beziehung zwischen mir und dem Kind war toll, ich litt nur manchmal daran, das 3. Rad zu sein und während der Vatertage in die Rolle einer Mitbewohnerin zu schlüpfen, lernte aber damit gut umzugehen.
Ich kaufte zu Beginn unserer Beziehung ein Haus und wir beschlossen, irgendwann gemeinsam einzuziehen. Er hat sich nicht daran beteiligt, war viel auf Reisen, aber das war für mich ok. Es hat gedauert, das alles im Alleingang fertigzustellen – aber nach ca. 2 Jahren war es dann soweit. Im Dezember 2022, es war eine sehr stressige Phase für uns, er war wieder viel auf Reisen und ich neben meinem Beruf mit der Fertigstellung des Hauses eingespannt, kam es zu einer größeren Stressbelastung und er verließ mich mit den Worten: meine permanente Unzufriedenheit würde ihn nerven, er hat das Gefühl ich liebe ihn nicht mehr, er kann nicht mehr. Ich fiel in ein Loch, arbeitete an mir und nach 5 Wochen kam er wieder zurück und es lief besser als je zuvor. Ich wollte ihn nie wieder verlieren und habe auch versucht, den Frieden zuhause immer zu wahren. Wir hatten Pläne und waren SEHR glücklich.
Im Dezember 2023 verlor er seinen Führerschein, auf den er sehr angewiesen war. Ich tröstete ihn und versprach, für ihn da zu sein und übernahm sämtliche Fahrten was für mich selbstverständlich war, Kind Schule, abholen, Nachmittagsaktivitäten, Flughafen, Bahnhof, etc. Zudem kam jedoch meine Firma, der Haushalt, mangelnde Me-Time und insgesamt eine hohe Belastung. In den letzten Wochen merkte ich, dass ich sehr erschöpft und innerlich unausgeglichen war und habe ihm das auch gesagt, bzw. gab es Momente, an denen ich nach außen nicht mehr so unbeschwert und glücklich gewirkt habe, habe versucht es so gut es geht zu unterdrücken – aber ich habe ihn wissen lassen, dass es nicht an ihm liegt, sondern an der Belastung allgemein und dass es sicher bald besser werden würde bzw. ich mir Hilfe im Job suchen würde und er ja den Schein auch bald wieder haben würde.
Vor 3 Wochen holten wir die letzten Sachen aus seiner Wohnung, ich war so glücklich, dass wir nach dieser langen Zeit endlich diesen Schritt gemacht hatten – dann eröffnete er mir am selben Abend, dass er das nicht mehr kann, es wäre ihm alles zuviel. Er braucht Zeit für sich, zum nachdenken. Ich dachte mir, er würde sich schon wieder beruhigen. Am nächsten Tag zog er vollständig aus. Er war eiskalt, brach den Kontakt ab. Ich befinde mich in einem totalen Gefühlschaos und weiß nicht, was genau ich falsch gemacht habe. Ich schrieb ihm, dass ich ihn nicht verlieren möchte, dass wir auch gerne eine Paartherapie machen können und er es sich doch bitte nochmal überlegen sollte, denn aus meiner Sicht war alles halb so wild und nichts, was wir nicht ohne weiteres in den Griff bekommen würden. Wir haben bis zum Schluss viel gekuschelt, hatten regelmäßig Sex und gemeinsame Pläne. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Habe ich ihm zuviel abgenommen? Hätte ich meine Arbeit zurückstecken müssen um die Dinge besser unter einen Hut zu bekommen? Mehr auf mich schauen um ausgeglichener zu sein? Ich weiß es nicht. Mich plagen Schuldgefühle, obwohl ich glaube, nichts wesentlich falsches gemacht zu haben.
Ich bin der Ansicht, dass es im Leben immer mal mehr oder weniger intensive Zeiten gibt, man diese als Paar jedoch gemeinsam meistern sollte? Ich würde mich über neutrale, außenstehende Meinungen freuen.
4 Antworten
Interessant und gut geschrieben. Ich fühle mit dir. Sieh es einfach als wichtige Lebenserfahrung. Es ist nicht schön, wenn man wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen wird.
Der Grund ist einfach, dass ihr von Anfang an nicht wirklich zusammengepasst habt. Er war eher jemand, der eine Ersatzmutter für sich und sein Kind gesucht hat, anstatt einen Partner. Das ist mein Eindruck, und eine Partnerschaft mit einem Kind birgt oft gewisse Herausforderungen.
Mir hätten die Alarmglocken geläutet, wenn er das Kind immer an erste Stelle gesetzt und von Anfang an verlangt hätte, dass ich die Rolle der funktionierenden Mutter oder Babysitterin übernehme. Das sollte eigentlich die leibliche Mutter tun, nicht du. Dies zu verlangen, ist ehrlich gesagt ziemlich frech. Du bist auch rechtlich beiden gegenüber nicht verpflichtet, da ihr nicht mal verheiratet wart.
Ich finde, es ist wichtig, Dinge lockerer anzugehen, bevor man über Verpflichtungen spricht. Bitten ist eine Sache, aber es sollte wirklich keine andere Möglichkeit geben, bevor man den neuen Partner um Hilfe bittet. Man sollte das Kind erst auch kennenlernen, und eben gemeinsam mit dem Partner spielerisch Zeit mit ihm verbringen und nicht den Eindruck zu vermitteln, man sei nur ein Transportmittel von A nach B. Kein Wunder, dass man dann als drittes Rad endet.
Naja, wenn der Partner den Führerschein verliert und man dann alles für den anderen übernimmt, stimmt grundsätzlich auch etwas nicht. Ich frage mich, was er in dieser Situation getan hätte, wenn du nicht da gewesen wärst. Ich hätte ihm an deiner Stelle auch ab und zu vorgeschlagen, einen Babysitter zu engagieren, und nicht alles auf mich abzuwälzen.
Ich kann nur sagen: Es bringt nichts, zu versuchen, niemals anzuecken oder alles richtig zu machen, damit der Partner einen liebt und nicht verlässt. Das ist extrem kräftezehrend.
Die wahre Wahrheit ist, dass das keine Liebe war. Liebe bedeutet Gegenseitigkeit und nicht, dass einer fast alles übernimmt und darunter leidet.
Partnerschaft ist ein Team. In einer Firma würde es so auch nicht funktionieren ohne Teamgeist.
Ich bin selber solo-selbstständig und kenne das, dass man aus Gewohnheit immer alles übernehmen, kontrollieren und richtig machen möchte. Aber wenn ich zu Hause bin, lasse ich mein "Powerfrau"-Kostüm im Schrank und lasse mich von einem Partner verwöhnen, während Pflichten zusammen erledigt werden.
Alles Gute und viel Erfolg!
Sandy
Du kannst dir keine Vorwürfe machen. Du scheinst eine ganz tolle Frau zu sein. Dein Freund konnte sich nun überhaupt nicht beklagen. Ich verstehe ihn nicht. Du hast ihn unterstützt, mehr ging nun wirklich nicht. Du hast ja im Grunde viel zu viel für ihn gemacht. Aber am Ende zeichnet das doch eine tolle Partnerschaft aus. Sie besteht immer aus einem nehmen und geben. Hier sieht es aber eher danach aus, als hätte er nur genommen. Sein Verhalten ist egoistisch.
Ich denke, Du hast viel mehr gegeben und in die Beziehung eingebracht als er. Das ist ein Fehler, den viele Frauen machen, denn er führt dazu, daß der Mann sich irgendwann erdrückt fühlt. Vor allem, wenn es sich um solche freiheitsliebenden Exemplare handelt. Wenn er so oft weg war, liegt zudem die Vermutung nahe, daß er Kontakte zu anderen Frauen hatte. Solche Männer lassen sich nicht einsperren und sind selten monogam. Ihr wart bereits einmal getrennt, das hätte Dir die Augen öffnen müssen. Er hat Dich eigentlich nur ausgenutzt, hat genommen und als es ihm zuviel wurde, ist er gegangen. Denke nicht, dass er Dich geliebt hat. Ich hoffe, Du nimmst ihn nicht nochmal zurück!
Alles Gute Dir!
Er hat sich erdrückt gefühlt von Deinen ganzen Aktionen, was Du getan und gekauft hast. Wieso kaufst Du ein Haus und er bringt sich nicht ein? Wenn er es nicht konnte, dann hat das an seinem Ego genagt.
Ich hab ihm von Anfang die Möglichkeit gegeben, sich einzubringen, sich zu beteiligen, hab ihn bei allen Fragen mit einbezogen – er hat nur mitentschieden, aber nichts aktives dazu beigetragen :/
Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.
So sehe ich das. Er hat nur profitiert von eurer Beziehung und hat nur das Nötigste an Energie darin investiert. Immer wenn du ihn brauchtest, war er verhindert oder weg. Ganz ehrlich? Was will man mit so einem Vogel?
Verkauf dich nicht weiter unter Wert. Das war kein Prinz, das war ein Frosch. Ich denke es ist an der Zeit einen Partner zu finden, der dich zu schätzen weiß und dich unterstützt.
Ich habe ihn eben NICHT erdrückt. Hab ihm so viel Freiheit gegeben, wie er brauchte. Mich nie beklagt, wenn er nicht anwesend war oder geholfen hat... Aber ja, mehr genommen als gegeben trifft es hier.