Martial arts Hände gegen waffen?

7 Antworten

Von Experte Thiazi bestätigt

Ich war leider selbst schon in solch einer Situation - unbewaffnet mit einem Messerangriff konfrontiert - und wie man sieht, bin ich ihr lebend entkommen.

Grundsätzlich würde ich bei einem bewaffneten Angreifer immer versuchen zu entkommen, oder zu kooperieren - meine Geldbörse ist ersetzbar, mein Leben nicht.

Sollte man auf die bekloppte Idee kommen, sich gegen einen Messerangriff verteidigen zu wollen, sollte man sich auch behelfsmäßig bewaffnen.

Ansonsten gelten die übrigen schmutzigen Tricks im Straßenkampf - Dreck in die Augen werfen, gegen Straßenschilder werfen, auf die Straße stoßen...

Da hier Krav Maga genannt wurde - man sollte nie vergessen, dass Krav Maga je nach Zielgruppe unterschiedlich gelehrt wird - ein Soldat, ein Polizist, ein Personenschützer oder ein Zivilist haben andere Aufgaben und rechtliche Grundlagen.

Der eine darf ungehemmt tödliche Gewalt einsetzen, der andere muss die Verhältnismäßigkeit wahren, Geiselnahmen in Bussen beenden, andere Personen mit dem eigenen Körper schützen, oder aus einer Kneipenschlägerei entkommen.

Kurze Antwort: Ja, man kann sich auch unbewaffnet gegen bewaffnete Angreifer wehren, aber man sollte alles tun, um diese Situation zu vermeiden.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido

Enzylexikon  14.05.2023, 20:55

Mal als Hintergrundinfo:

Der Typ stand offenbar unter Drogen und hatte Schwierigkeiten konzentriert zu bleiben, er schwitzte, wirkte extrem nervös und fahrig. Als ich ihm kein Geld geben konnte, deutete er eine Stichbewegung in meine Richtung an.

Da ich erfasst hatte, dass der Typ offenbar diese "Aussetzer" hatte, griff ich ihm in diesem Moment einfach direkt grob in den Waffenarm (blanker Wahnsinn...) und zog einen Handgelenkhebel (kote gaeshi) mit voller Wucht, also mit Schwung aus dem Schultergelenk und ruckartigem Zug des Arms nach unten voll durch.

Dieses Geräusch als (vermutlich) das Handgelenk brach, werde ich nie wieder vergessen....

Hatte dann im Anschluss an den Angriff auch echt Probleme damit, das Erlebnis richtig einzuordnen - ich hatte jemanden vermutlich schwerwiegend verletzt, was sich mit meinem Verständnis einer "friedlichen Kampfkunst" nicht in Einklang bringen ließ.

Hätten mich meine Lehrer damals nicht so gut betreut, hätte ich vielleicht das Training beendet - dass es keine "friedliche" Bilderbuch-Entwaffnung gewesen war, setzte mir mächtig zu.

Wenn man solche Geschichten hört, denkt man vielleicht erst einmal "Wieso die Skrupel? Der Schweinehund hats doch verdient!" - aber ich bin der Meinung, man unterschätzt die ethisch-moralischen Grundsätze mit denen wir aufwachsen.

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Enzylexikon  18.05.2023, 23:41

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Es gibt einen Spruch von Bruce Lee, der sagte auf die Frage, welche Technik er nutzen würde, wenn ihn jemand mit einem Messer angreift -> Ich würde die Beine in die Hand nehmen und weglaufen (sinngemäß),

Das gibt es nur in Filmen, dass jemand einen Messerangriff mit den bloßen Händen abwehrt.

Da die Frage öfter aufkommt, bekommst du meine ausführliche Standardantwort hierzu:

 Ja, es ist möglich unbewaffnet einen Messerangreifer abzuwehren und durch Kampfsportliche Kenntnisse, erhöhst du deine Chancen einen Angriff unbeschadet zu überstehen erheblich.

Aber: Ein Messer ist eine potenziell tödliche Waffe und im Nahkampf extrem gefährlich. Die meisten eingeübten Techniken funktionieren wenn überhaupt nur sehr bedingt und eine Gewaltfreie Entwaffnung bei einem Messerstecher, sprich Handgelenk verdrehen sodass er das Messer fallen lässt und dann einfach unverletzt weitergeht, gibt es praktisch nicht. Auch ein realistisches Training einer Messerabwehr ist quasi unmöglich.

Ein Messerangriff ist also abwehrbar. Es ist zwar wesentlich gefährlicher als Abwehrtechniken aus dem JuJutsu und ähnlichem es darstellen, aber keineswegs so unmöglich wie von vielen selbsternannten SV Gurus dargestellt.

Leute die behaupten dass es nicht möglich sei labern in der Regel anderen Kampfsportlern nach, die in Videos zeigen wie sie mit einem Kunstmesser Sandsäcke oder ähnliches bearbeiten, unterscheiden dabei dann in Schlitz- und Stichdistanz und zeigen ein komplett koordiniertes Angriffsmuster unter Zuhilfenahme von eingeübten Kampftechniken. Dies entspricht aber ungefähr genauso wenig der Realität wie die ausholenden eingeübten Bewegungen in einigen Traditionellen Kampfstilen.

Sieh dir einfach mal Überwachungsvideos von echten Messerangriffen auf YT an. Der typische Messerangriff erfolgt Schnell, mit Wucht und unkoordiniert. In den meisten Fällen greift er mit der anderen Hand sein Opfer owohl dies genauso wenig sinnvoll ist wie weites Ausholen.

Warum ist das so?

In zivilisierten Ländern gibt es wenige Profi-Messerstecher. Soll heißen, in der Regel bist du der erste den diese Person erstechen will. Es lastet ein enormer psychischer Druck auch auf dem Angreifer, da dieser weiß das er eine folgenschwere Handlung begeht und sich in der Regel bewusst oder unbewusst in Rage begibt um den Mut für den Angriff zu fassen. Die Stichmuster sind also unerwartet monoton. Zumindest innerhalb der nächsten paar Sekunden, danach wenn die Angst des Angreifers verfliegt, fängt er erst an das Stichmuster zu ändern.

Wie also erfolgt die Abwehr im besten Fall?

Es kommt wesentlich weniger auf die Techniken und eingeübten Bewegungen an, als auf Reflexe, Entschlossenheit und die Fähigkeit in Extremsituationen kontrolliert zu handeln.

Einen einzelnen Messerstich abzuwehren ist im Prinzip nicht schwer und ähnelt der Abwehr eines Faustschlags. Bei mehreren Stichen wird der Gegner aber zwangsläufig irgendwann treffen, deshalb muss neben einem direkten harten Block des Sticharms, im Bestenfall so das du ihn wegstößt und er seinen Stich von neuem beginnen muss, auch Gleichzeitig ein Angriff mit dem anderen Arm erfolgen, beisielsweise ein Schlag auf die Nase. Wichtig ist weiterhin den Messerarm im Blick zu haben und den Angriff trotzdem in dem Moment indem der Angreifer durch den Schlag ins Gesicht abgelenkt ist den Angriff fortzuführen, am besten durch Tritte zwischen die Beine oder weitere Schläge ins Gesicht. Den Waffenarm greifen sollte man nur wenn man 1. Den Gegner bereits bearbeitet hat, sodass er weniger Handlungsfähig ist und er 2. Kein T-shirt trägt. Du kannst jemanden am Ärmel einer Jacke beispielsweise gut greifen, an einem blanken Arm nicht. Wenn der Gegner zu Boden geht, hör nicht auf sondern tritt auf ihn ein bis du dir sicher sein kannst das er nicht aufsteht und dich niedersticht. Du musst also Entschlossen und leider auch brutal sein um dich effektiv schützen zu können.

Wichtig ist das dieses Vorgehen nur dann anzuwenden ist wenn der Angriff bereits begonnen hat. Im Bestenfall knockst du den Gegner aus bevor er einen Angriff startet. Das kannst du tun wenn du zielsicher und hart schlagen kannst und du merkst das der Angreifer noch unentschlossen ist, das Messer anscheinend nur zur Bedrohung verwendet oder jemand anderen als dich angreift.

Natürlich solltest du wenn es die Möglichkeit gibt nicht kämpfen und wegrennen. Aber an diesem Tipp „Lauf einfach weg“ gibt es mehrere Probleme:

1. Du bist eventuell nicht allein unterwegs und hast eine schutzlose Person dabei

2. Du stehst mit dem Rücken vielleicht zu einer Wand

3. auch wenn du ein schneller Sprinter bist, unterschätzen viele Leute die Dauer einer Umdrehung. Wenn sich der Angreifer bis auf 2 Meter genähert hat bzw. seinen Angriff schon gestartet hat ist es quasi unmöglich wegzurennen ohne verwundet zu werden (einfach mal mit Gummimesser oder Filzstift ausprobieren wenn du mir nicht glaubst), plus: du drehst ihm den Rücken zu.

Weglaufen ist also in den meisten Situationen gefährlicher als eine gute Gegenwehr.

Falls du allerdings bereits einen Schlag gelandet hast und alleine unterwegs bist, ist das ein guter Moment die Beine in die Hand zu nehmen da der Angreifer dich nun schwerer verfolgen kann.

Ich selber habe im Alter von 17 Jahren unverletzt einen Messerangriff abgewehrt, nachdem ich einen schätzungsweise 40 jährigen Mann daran gehindert habe meine Mutter zu vergewaltigen und er davon nicht begeistert war. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keinerlei Kenntnisse von SV Techniken sondern ausschließlich ausgiebige Wettkampferfahrungen im Vollkontaktkampfsport. Dies halte ich auch nach wie vor für sinnvoller als SV Training.

Ein Freund von mir ist Türsteher und Wettkampf-Thaiboxer und hat nach eigener Angabe mal einen Messerangreifer Kampfunfähig gemacht indem er ihn mit einem Rechten Haken ausknockte bevor er einen Angriff starten konnte. (Habe ich nicht mit eigenen Augen gesehen, halte es aber für Glaubhaft)

Bei einem Geschwisterpaar mit dem ich vor kurzem beruflich zu tun hatte, versuchte ein 13 Jähriger seinen 16 jährigen Bruder zu erstechen. Der größere Stärkere, entwaffnete ihn ohne nennenswerte Verletzungen. Bemerkenswert ist hierbei, dass der Ältere keinerlei kampfsportliche Ausbildung hatte und sogar geistig zurückgeblieben ist.

Um ein Negativbeispiel zu nennen:

Mein Trainer/Lehrer wurde in Usbekistan als junger Mann niedergestochen und lag daraufhin im Koma. Er nahm damals ein junges Paar in Schutz das auf dem Heimweg von einigen Schlägern drangsaliert wurde. Seiner Aussage nach hat er den Messerstich zunächst gar nicht gespürt und sich gewundert woher das Blut auf seinem Bein kam. Er meinte es fühlst sich eher wie ein leichter Schlag in den Bauch an. Als er es bemerkte ist er in den Straßenverkehr gelaufen und zusammengebrochen und wachte erst im Krankenhaus wieder auf.

Ich habe nach dem Erlebnis im Alter von 17 angefangen mich gezielt mit der Abwehr von Nahkampfwaffen zu beschäftigen und mir angesehen wie verschiedene Lehrer das unterrichten. Ich habe unzählige Videos von Überwachungskameras angesehen und mit meinem Bruder, der auch ein ehemaliger Wettkämpfer auf nationaler Ebene ist, mit Stumpfen Messern trainiert. Was nicht umsetzbar ist haben wir direkt verworfen und es kam die Empfehlung zu Stande, die ich jetzt mal versucht habe so gut wie möglich oben hinzuschreiben.

Nur falls jemand fragt was mich denn qualifiziert zu antworten.

Fazit: Eine Messerabwehr ist möglich und oftmals sinnvoller als wegzurennen. Eine Messerabwehr ist trotzdem immer Lebensgefährlich und sollte der letzte Ausweg sein. Wesentlich wichtiger als das Einüben einer bestimmten Technik sind Entschlossenheit, Timing, eine harte Abwehr und Kampferfahrung. (Deshalb mein Rat Wettkampfsport zu betreiben und SV -techniken als Ergänzung).

Um sich erfolgreich verteidigen zu können ist eine gewisse Hingabe an die Kampfkunst erforderlich und einmal die Woche Teakwon Do zu machen reicht nicht aus! Und zum Schluss: Ein Messer ist IMMER ein erheblicher Vorteil gegenüber dem Verteidiger. Wer dich ohne Messer fertigmachen würde, tut es mit einem Messer auf jeden Fall.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Überlebender einer Messerattacke (ohne geschnitten zu werden

Alles was vom Militär eingesetzt wird. Spontan fällt mir da Krav Maga ein, aber auch normale Selbstverteidigung beinhaltet u. a. Verteidigung gegen Stichwaffen. Ob das funktioniert steht dann auf einem anderen Blatt.

  1. rennen, laufen so schnell wie es geht.
  2. wenn das nicht geht selbst eine "Waffe" greifen. Von einem Knüppel bis um den Arm gewickelte Jacke. Alles hilft.
  3. immer auf Distanz bleiben, und wenn möglich mit Kicks arbeiten.Knie und Gelenke bzw. Schenkel attackieren.

Aber die Chancen stehen immer erst gegen Dich.

Woher ich das weiß:Hobby – Braungurt in 2 und Blaugurt in 1 Stilrichtung