Ich bin Soto-Zen-Buddhist und möchte mich dazu äußern.
Status in Deutschland
Wie hier schon gesagt wurde, ist der Buddhismus in Deutschland rechtlich nicht in all seinen Formen als Religionsgemeinschaft anerkannt.
Der Grund dafür ist, dass ihm die hierarchischen Strukturen fehlen, die für eine kirchliche Organisation kennzeichnend wären.
Aus diesem Grund gibt es beispielsweise an deutschen Schulen auch keinen buddhistischen Religionsunterricht.
Annehmen des Buddhismus
Bevor man sich "Buddhist" nennt, sollte man natürlich wissen, welcher Tradition man sich verbunden fühlt - Theravada, Zen, Reines-Land-Buddhismus, Vajrayana..
Da du bereits Theravada genannt hast, suchst du nun vermutlich Anschluss zu einer entsprechenden Sangha um sich zu schulen.
Zeremonien
Natürlich hat jede buddhistische Traditionslinie ihre eigene Form der Zeremonie der "Zufluchtnahme", mit der man sich dreifach zu Buddha, Dharma und Sangha bekennt (Tisarana) und die fünf Grundgelübde (Panchasila) auf sich nimmt.
Das ist in allen buddhistischen Traditionen üblich und gilt als ausreichend. Im Mahayana-Buddhismus folgt dann auf Wunsch auch noch die Bodhisattva-Ordination.
Beispielzeremonie
Bei uns im Soto-Zen schult man sich traditionellerweise erst einmal zwei Jahre unter einem Lehrer und näht sein "Rakusu" - ein latzartiges Stück Stoff, dass das Gewand Buddhas symbolisiert.
Bei der Zeremonie bekennt man sich zu Buddha, Dharma und Sangha, bekennt seine Fehler, verpflichtet sich gute Dinge zu tun und schlechte zu lassen und legt das Bodhisattva-Gelübde ab.
Eine Haarlocke wird abgeschnitten und man erhält das Rakusu, dass der Lehrer nun auf der Rückseite mit einer Kalligraphie versehen hat, seinen buddhistischen Dharma-Namen und das Kechimyaku, eine Art Stammbaum, der die Traditionslinie vom Buddha Shakyamuni bis zu einem selbst über 2.600 Jahre folgt.
Die Zeremonie kann gänzlich in Japanisch, aber auch auf Deutsch oder jeder anderen Sprache stattfinden - abhängig von der Gruppe werden auch die zeremoniellen Texte im Original oder in Übersetzung rezitiert
Hier mal eine Zeremonie auf Englisch:
https://www.youtube.com/watch?v=pQ7KUYipWgw
Weshalb Zeremonie?
Wenn die religiöse Zeremonie in Deutschland ohnehin keine Bedeutung hat, warum sollte man die Mühe auf sich nehmen, altertümliche Rezitationen lernen und sich in einer Gemeinde an einer solchen Zeremonie beteiligen?
Zum einen ist es meiner Meinung nach einfach ein tolles Gefühl, die Gewissheit zu haben, nun formell in die Gemeinschaft aufgenommen worden zu sein. Nach meiner Erfahrung stärkt das auch positive Charaktereigenschaften.
Als Außenwirkung kommt dazu, dass sich theoretisch jeder Buddhist nennen kann, völlig unabhängig davon, welche Lehren er verstanden hat. Der Hinweis, eine Schulung durchlaufen und zeremoniell ordiniert worden zu sein, hebt einen von vielen selbsternannten Schmalspur-Buddhisten ab.
Kirchenaustritt
Für die Zufluchtnahme muss niemand seiner bisherigen Konfession "entsagen" oder dem bisherigen Glauben "abschwören". Der Buddhismus verlangt dies nicht.
Bei einem beantragten Kirchenaustritt wird man gewissermaßen aus den Registern gestrichen und die Zahlung der Kirchensteuer entfällt.
Wie der Austritt beantragt werden kann, wird auf einigen Webseiten erklärt, dazu werde ich jetzt nicht groß ausholen
https://www.test.de/gewusst-wie-kirchenaustritt-5942008-0/
Ich hoffe, diese Antwort war einigermaßen hilfreich, auch wenn ich bedauerlicherweise nicht wesentlich auf alle Aspekte eingegangen bin.