Liegt der Ablehnung der Todesstrafe oft die Feigheit sich zu entscheiden zu Grunde?

8 Antworten

Wieso? Ich habe mich ja entschieden (hin zu der Ansicht, dass die Todesstrafe nicht gut zu rechtfertigen ist). Ich halte es da mit Fichte (Philosoph):

"Den Befürwortern der Todesstrafe lässt sich mit Fichte sagen: "Ja, ein Gewaltverbrecher hat den Anspruch auf Schonung verwirkt. Aber die Gesellschaft ist moralisch verpflichtet, ihn nicht verloren zu geben, sondern auch in ihm die Anlage zur moralischen Selbstbestimmung zu respektieren." Hier deutet sich schon an, was heute, nach der Erfahrung zweier Weltkriege und ungeheurer, staatlicherseits begangener Verbrechen, das Denken über Schuld und Strafe prägt."

Nicht der Sträfling hat diesen Anspruch, aber wir als Gesellschaft haben einen Anspruch, nämlich den, ihn als Wesen zu sehen, das eine zweite Chance verdient hat (und sei es auch nur im Gefängnis).

Wenn wir einem Menschen nicht gestatten, einen anderen zu töten: warum sollten wir es dann dem Staat gestatten? Der Staat würde sich selber auf dieses niedrige Niveau herab begeben. Der Staat sollte aber Vorbild sein.

Man schaue sich auch mal an, welche Staaten heute noch die Todesstrafe haben. Wollen wir uns mit diesen Staaten auf eine Stufe stellen?

Es ist nervige Linksradikalität, Gutmenschengeschäume, bei jedem Todeskandidaten in Mitleid zu zerfließen und ihn als "Opfer staatlicher Gewalt" hinzureden.

Selbstverständlich dürfen Todesurteile nur bei größter Justiz-Sorgfalt vollstreckt werden. Einen Täter, der bisher ein lupenreines Führungszeugnis hatte, wird man nicht aufgrund einer wackeligen Zeugenaussage zum Tod verurteilen.

Was immer übersehen wird: Viele Todeskandidaten sind wahre Scheusale. Sie haben oft jahrzehntelang schwere Straftaten verübt. Und eine Wiederintegration in die Arbeitswelt erscheint unmöglich. Z.B. wenn einer zwei Schulmädchen umgebracht hat und der Täter landesbekannt wurde.

Der heftig steuerzahlende Bürger und die chronisch bankrotten Staatskassen haben auch Recht, dass an ihre Bedürfnisse gedacht wird. Es ist ein massiver Unrechtsgehalt, wenn einem Doppelmörder "lebenslange Vollpension" gewährt wird für seine Untaten. Es gibt Fälle, wo jemand ein Verbrechnen begeht nur um es im Gefängnis bequem zu haben.

Natürlich ist strikt abzulehnen, wenn Islamstaaten Todesurteile wegen Glaubensstraftaten verhängen. Oder wenn z.B. China jemand erschießt, weil im Fluggepäck ein Tütchen Drogen gefunden wurden.

Aber bei konkreten gesicherten Schwerverbrechen wie "Vergewaltigung und Mord danach" ist eine Todesstrafe für alle Beteiligten das Beste.


OlliBjoern  17.06.2023, 17:05

"Gutmenschengeschäume,"

Tatsächlich? Würdest du sagen, dass du einen deutschen Philosophen wie Fichte so einschätzt? Also ich nicht.

Ich habe durchaus Achtung vor dem deutschen Staat (der aus guten Gründen die Todesstrafe nicht mehr verhängt) und vor den Errungenschaften der Aufklärung.

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Ich habe nicht so eine menschenverachtende Ansicht wie du - ich stelle Menschen nicht auf dieselbe Stufe wie Tiere. Ich bin ein entschiedener Gegner der Todesstrafe, da sie unter anderem sich nicht rückgängig machen lässt. Das Justizsystem kann nämlich Fehler machen, man kann nach 30 Jahren draufkommen, dass er doch unschuldig ist..

Ich kann Dir nicht ganz folgen. Was hat Entscheidungsschwäche mit der Todesstrafe zu tuen?

Die Todesstrafe ist eine äusserst schizzophrene Strafe: Man bestraft nämlich Menschen mit dem Tode, weil sie andere Menschen getötet haben.

Sprich: Man verübt an den "Mördern" das gleiche Verbrechen, für welches sie bestraft werden sollen.

Das ist Dialektik pur!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!

Nein das denke ich nicht. Es gibt viele gute Gründe gegen die Todesstrafe (Menschenwürde, Fehlurteile usw) aber in meinen Augen das wichtigste Argument ist dass man dem Staat nicht das Recht einräumen sollte, über das Leben seiner Bürger zu verfügen.