Leben die meisten nur von Wochenende zu Wochenende, also arbeiten mit dem ständigen Wunsch, dass bald wieder frei ist?
24 Stimmen
10 Antworten
Nicht den meisten geht es so, auch nicht der knappen Mehrheit, aber sicher doch einigen Menschen - ich weiß, was du meinst. Auch mir ging es zumindest vor Jahren tatsächlich mal so und ich habe sogar den Kalender jeden Tag abgestrichen - erst in der Realschule, von der ich mich heute frage wie ich sie unbeschadet aushielt und später in der Arbeit im Technischen Kundendienst meines Lehrbetriebs, wo ich Industriekaufmann gelernt hatte und übernommen wurde - ich lebte noch vor zehn Jahren (da war ich 22) eigentlich nur von Wochenende zu Wochenende und für meine damaligen gelegentlichen "Auftritte" mit meinem besten Kumpel als Hobby-DJs auf Feiern oder für ausgedehnte Rundfahrten in meinem damaligen Ford Mondeo (so wie auf dem Foto sah der aus, nur in Weiß), in dem ich auf Cassetten immer gute, emotional für mich wichtige Musik gehört habe z.B. von BAP ("Alles em Lot"), den Pet Shop Boys, Achim Reichel oder Hubert Kah, in der Freizeit oft weg fuhr und Freunde besuchte, weil meine damalige Arbeitsstelle nicht optimal war ... und dann war mir eine merkwürdige, aber immer noch tief ins Herz gehende Frau eines Tages nicht mehr egal, wohl weil wir zwei Verlorene waren und zwei gegen den großen Wind ... ich erinnere mich gut.
Und ich denke, genau das ist das Thema, wenn jemand nur fürs Wochenende lebt: wenn die Arbeit nicht gut ist bzw. keine Freude macht, freut man sich nur an den Wochenenden oder an den Abenden, wenn man vor dem Fernseher sitzt und daheim ist, seines Lebens. Allerdings scheitert es oft auch an den Leuten selber, wenn es so ist: Man könnte ja grundsätzlich auch die Arbeit verändern, wenn man merkt es ist nix und man grämt sich ständig deswegen, hat eine (wenn überhaupt) sehr eingeschränkte Lebensqualität und fühlt sich schlecht. Allerdings scheuen viele diesen Schritt oft auch weil sie Angst davor haben, es könnte woanders noch schlechter werden.
Ich habe mich damals beruflich verändert und später räumlich und habe es nicht bereut - es läuft zwar nicht immer ganz rund, aber das tut es nie und ich bin in meiner Stelle keiner mehr, der von Wochenende zu Wochenende lebt. Inzwischen sitze ich im Audi 80, höre immer noch gern BAP oder Achim Reichel, fahre manchmal zu einer ganz besonderen Frau mit lila-roten Haaren (immer noch bzw. schon wieder zwei gegen den großen Wind, der mich doch am Ende wieder zu ihr führte) und denke mir ... es hat doch gepasst.
Nun ich weiß nicht, ob es die meisten sind aber sicher sind es Millionen. Man hat halt im Leben die Sachen, die man machen möchte und die Sachen, die man tun muss.
Selbst wenn man sich beruflich was sucht, was einem Spaß macht, so muss das im Arbeitsumfeld nicht so dufte sein bzw. kann ggf. sogar noch mehr frustrieren, wenn man für etwas brennt und dann gefühlte Fehlentscheidungen hinnehmen muss.
Letztlich sind glaube ich wenige Leute gerne fremdbestimmt und lassen sich ihren Tag und Tagesablauf von außen vorgeben.
Ergo lebt man fürs Wochenende, für den Urlaub, für die Rente. Für die Zeit, wo man selbst über die eigene Lebenszeit verfügt. Wobei das zum Großteil auch eher nur Batterien auftanken ist als introvertierte Person. Da müssen schon ein paar mehr freie Tage her als das Wochenende.
Das kommt auf die Einstellung zur Arbeit an. Wenn sie Lebensinhalt und Teil der Persönlichkeit ist, wie oft in kreativen Berufen, bei Forschern und Wissenschaftlern oder Menschen, die in ihren auch einfachen und routinierten Tätigkeiten aufgehen, dann freuen sie sich auf jeden Montag oder arbeiten schon mal das Wochenende durch.
Wenn die Arbeit hingegen als lästig empfunden und ausschließlich aus finanziellen Gründen ausgeübt wird, dann sehnt man sich nur nach der Freizeit.
Hängt davon ab, wie sehr man seine Arbeit liebt.
Der 16 jährige Knabe ist sehr gut in der Schule, aber möchte nicht studieren gehen, weil ihm das Handwerk eher gefällt. Die Eltern, die das nicht aktzeptieren, weil sie es als Vergeudung wahrnehmen, zwingen ihn trotzdem zum Studium. Während des anstrengendem Studiums redet sich der Knabe selbst ein, dass das doch die richtige Entscheidung war. Erst 30 Jahre später bemerkt der Knabe, dass ihm seine Arbeit eigentlich und immernoch überhaupt nicht gefällt. – Den Rest kann man sich selbst ausmalen.
Ledeglich als die Boomer Generation anfing zu arbeiten war es eine ganz andere Zeit und Situation. Aber in heutigen Zeiten töten die Eltern, vorallem Akademiker Eltern, die Kinder von innen, wenn sie die zum Studieren zwingen. Das führt dann zu Mitarbeitern, die die Tage zählen. Selbst in Spitzenpositionen findet man sie.
Was heißt ja, also… man freut sich auf das Wochenende einfach.
Das ist eigentlich auch manchmal systematisch. Bei manchen prägt sich damals das mit Schule in den Kopf ein, man will nicht in die Schule aber es gibt die Schulpflicht man wird so zusagen „gezwungen“ und dann hat man sich auf das Wochenende gefreut als Kind. Und jetzt hat man keine Lust jeden Tag 6 Uhr aufzustehen und deswegen freut man sich auf das Wochenende mit durchschlafen und Zeit für sich zu haben.
Also, in der Schule ging es mir da noch anders: Da habe ich mich in den Ferien schon wieder auf die Schule gefreut!