Kennt jemand ein gutes Gedicht?

4 Antworten

Ein grundsätzlicher Gegner der Technik zu sein,

wäre genauso absurd,

wie ein Gegner von Hämmern und Nägeln zu sein.

Doch ebenso absurd,

wie von Hämmern und Nägeln

die Lösung der Probleme der Menschheit zu erwarten,

wäre es,

dies von der Technik zu tun.

© Gerald Dunkl (*1959), österreichischer Psychologe und Aphoristiker

Frei nach Eugen Roth:

Ein Mensch …

Man sieht er starrt blind auf sein Handy.

Drückt Knöpfchen gar so wild,

sieht nicht was der Andere gerade macht.

Das hat ihn dann den Tot gebracht !

Ingeborg Bachmann: Reklame

Rainer Maria Rilke: Der Panther

Ich finde die Sachen von Hans Scheibner sehr gut. https://www.scheibner-gedichte.de/gedichte/diese-welt-der-mensch-und-ich/

Hier ist eines:

Konferenznotizen

Die progressive Rationalisierung

ist, wie gesagt, ganz deutlich progressiv.

Jedoch geschieht die Distributionierung

in jedem zweiten Fall distributiv.

 

Der Mann da vorn ist meine Firmenspitze,

frisch teneriffasonnenbraungebrannt.

Dass ich dem Boss hier gegenübersitze,

mein liebes Kind, bedeutet allerhand.

 

Du denkst vielleicht, ich könnte an dich denken

und wie wir gestern zärtlich uns und eng...

doch muss ich die Gedanken stark beschränken,

der Kerl da vorn sieht alles, was ich denk.

 

Ja, wer nicht schwimmt, Geliebte, der wird untergehen.

Zuletzt zu lachen, ist oft viel zu spät.

Wie schön ist es, kann einer Spaß verstehen,

doch wehe dem, der keinen Ernst versteht.

Ich habe (auch vom Scheibner, 1976 erschienen) damals dieses Gedicht in der Schule vorgetragen:

An die Erde

Erde, wer hat dein Gesicht so geschändet,

deine klaren Augen, deine Flüsse und Meere

aus denen deine große Seele sprach,

trübe sind sie geworden,

öde blicken sie und blind.

Erde, wer hat dein Gesicht so geschändet,

dein Atem ist ekelhaft geworden.

Aus ihm kam der Hauch des Lebens,

der ungeheure Atem deiner Stürme und Orkane.

Aber dein Atem stinkt,

deine Wolken sind todbringend,

voll heimtückischen Gifts.

Erde, wer hat dein Gesicht so geschändet,

dein üppiges Haar, deine Wälder und Fluren,

in denen die Ruhe der Ewigkeit war

wo die Liebenden sicher wohnten

und die Ausgestoßenen.

Wer hat dein Haar so zugerichtet,

ausgerissen und kahl rasiert,

ein Anblick des Jammers.

Erde, wer hat dein Gesicht so geschändet,

deine Haut ist unrein und voller Geschwüre,

deine Wangen sind lächerlich geschminkt.

Wer dich berührt

Wird angesteckt,

wer dich küsst,

kann des Todes sein.

Erde, wer hat dein Gesicht so geschändet,

aber die Erde antwortet nichts.

Könnte sie noch antworten, würde sie sagen:

Es haben mich so zugerichtet,

die mir ihre Liebe schworen,

es haben mich in Besitz genommen,

die meine Gäste sein sollten,

es haben mich geschunden

die sich an mir erquicken sollten,

es werden mich töten

die ohne mich nicht leben können.

(Hans Scheibner, September 76)