Kein Ausbildungsplatz gefunden trotz Abi - an die Öffentlichkeit gehen?
Hallo allerseits,
bis zu meinem Abi war alles super mit meinem Lebenslauf. Dann konnte ich aufgrund eines Schicksalsschlags mein Studium nicht beenden.
Mit 30 stufte mich die Arbeitsamt als komplett arbeitsfähig ein (in Vollzeit). Ich bewarb mich damals in meiner Stadt für einen Ausbildungsplatz (duale Ausbildung). Ich schrieb ca. 300 Bewerbungen. No Chance!
Wir sind ja hier in Deutschland - hier ist einfach ein Berufsabschluss fundamental wichtig, um 1. die Karriere anzustoßen und 2. um überhaupt Arbeit zu finden.
Jetzt sind wieder einige Jahre vergangen und es ist beruflich extrem schwierig (einen Berufsabschluss habe ich nicht).
Mir hat man schon geraten, mit dieser Misere an die Öffentlichkeit zu gehen (z. B. Zeitung). Ein Azubi kostet ein Unternehmen ja wirklich wenig Geld. Und mein Leben hätte wohl eine ganz andere Richtung genommen - mit Berufsabschluss.
Was meint ihr dazu: Wäre es sinnvoll, sich an Zeitungen etc. zu wenden, ob sie darüber berichten wollen?
4 Antworten
Bei uns haben auch schon 27-jährige eine Ausbildung begonnen. 30 ist ja nur unwesentlich älter. Das gute war, dass sie reifer und selbstständiger waren als die Schulabgänger. Allerdings haben wir (Baubranche/Handwerk) auch keine andere Wahl, will ja niemand mehr machen. In beliebteren Berufen sieht das sicherlich anders aus.
Diese Berufe sind tatsächlich beliebter.
Was viele nicht wissen:
Auch mit einer Ausbildung am Bau kann man ins Büro wechseln. Wenn man danach den staalich geprüften Techniker macht, kann man als Abrechner, Kalkulator oder Bauleiter arbeiten. Oft sogar mit Firmenwagen.
Hört sich richtig gut an! Ich hätte wie gesagt liebend gerne eine Ausbildung absolviert. Jetzt bin ich 40 :-(. Meine Ideen, was ich jetzt machen könnte, sind: Weiterbildung zur Programmiererin, Studium in Mathe, Weiterbildung an der VWA in BWL. Das sind so meine Ideen!
Mit 30 war ich eben ans Jobcenter angebunden. Es war eine schlimme Erfahrung. Ich musste 1 Jahr lang einen 2-Euro-Job ausüben. DIe Kollegen waren sehr nett zu mir, aber gelernt habe ich kaum was. Beim Jobcenter waren die Sachbearbeiter sehr negativ eingestellt... .
40 ist wieder eine andere Hausnummer... da wäre ein Studium sinnvoller in einem Beruf, den du anschließend als Selbstständiger ausüben kannst, ohne dir einen AG suchen zu müssen.
Das Jobcenter schickt seine Leute ganz gerne in sinnfreiie Maßnahmen, um sie aus der Arbeitslosenststistik rausrechnen zu können. Hat wenig mit der Realität im Berufsleben zu tun. Deswegen habe ich seit 25 Jahren einen Hausmann - seinen Beruf gibt es nicht mehr, und das Arbeitsamt konntest du knicken.
Ich wünsche dir viel Glück!
Ja, 40 ist wirklich eine andere Hausnummer. Das sehe ich genauso. Während der letzten zehn Jahre habe ich nur wenig Arbeit gefunden (2-Euro-Job, ein Freiwilligendienst 1,5 Jahr lang und 1,5 Jahre lang ein Teilzeitjob in einer Schule). Ich hatte sogar mal ein Vorstellungsgespräch als Spülhilfe und das war nix. Da kommt man sich schon seltsam vor.
Ich glaube, ein großes Problem waren auch meine eltern. Sie trauten mir schnell nichts mehr zu. Meinem Vater war es komplett Wurscht, dass ich einen Schicksalsschlag erlebt hatte. Er vertrat die Ansicht, dass ich meine Chance zu studieren beim ersten Versuch vergeigt hätte und keine zweite Chance verdiene!
Naja, jetzt ist mein Vater ein Pflegefall... .
Als Programmierin könnte ich selbständig arbeiten. Das wäre schon klasse!
Ich wüsste nicht was die Öffentlichkeit daran ändern soll. Da hilft nur weiter kämpfen.
Klar kämpfe ich weiter. Es ist aber schon ein Unterschied, ob so etwas öffentlich gemacht wird oder ob niemand etwas davon mitbekommt.
Was glaubst du denn was dann passiert ? Das die Arbeitgeber dir die Bude ein Rennen ?
Nein, das glaube ich nicht. Jetzt bin ich ja noch älter. Das ist ja ein Teufelskreis. Aber jedenfalls würde es dann in die Öffentlichkeit gerückt werden. Damit könnte man mehr Druck auf Unternehmen ausüben, ihr Verhalten in Zukunft zu überdenken.
Ich schrieb ca. 300 Bewerbungen. No Chance!
Ich stelle mir bei so etwas immer unwillkürlich die Frage: woran hat es gelegen?
Wäre es sinnvoll, sich an Zeitungen etc. zu wenden, ob sie darüber berichten wollen?
Du müsstest Dir vielleicht erstmal die Frage stellen, was Du damit bezwecken willst.
Ein besonderes Interesse der Öffentlichkeit an Deinem Fall würde ich mal verneinen.
LG
Ich habe damals bei der IHK angerufen und die meinten zu mir: "In dem Alter haben Sie keine Chance, einen Ausbildungsplatz zu finden!"
Es ist schade, dass sich die Öffentlichkeit für sowas nicht interessiert. Aber die Öffentlichkeit interessiert sich für viele wichtige Themen nicht.
Ich habe damals bei der IHK angerufen und die meinten zu mir: "In dem Alter haben Sie keine Chance, einen Ausbildungsplatz zu finden!"
Das erklärt nun aber nicht, warum 300 Bewerbungen erfolglos blieben.
Aber die Öffentlichkeit interessiert sich für viele wichtige Themen nicht.
Die Öffentlichkeit interessiert sich für erstaunlich viele Themen. Einzelschicksale gehören aber typischerweise nicht dazu.
Doch, ich war 30, ich war zu alt für eine Ausbildung. Das hat man mir bei der IHK und beim Arbeitsamt bestätigt. Ich denke nicht, dass ich ein Einzelschicksal bin... .
Doch, ich war 30, ich war zu alt für eine Ausbildung. Das hat man mir bei der IHK und beim Arbeitsamt bestätigt.
Das ist - mit Verlaub - Unsinn.
Ich frag mich auch, was er die ganzen letzten Jahre gemacht hat
Ich frag mich auch, was er die ganzen letzten Jahre gemacht hat
...und ich glaube, dass das auch des Pudels Kern ist.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Arbeitgeber in Zeiten allgemeinen Nachwuchsmangels am Alter stört, halte ich für erstaunlich gering - und die Wahrscheinlichkeit, dass man sich an dem Jahrzehnt (?) mit "arbeitsunfähig/Gelegenheitsjobs/nichts/sonst irgendwas" stört für relativ groß.
"Was meint ihr dazu: Wäre es sinnvoll, sich an Zeitungen etc. zu wenden, ob sie darüber berichten wollen?"
Nö. Dafür wird sich kaum eine Zeitung interessieren. Tonus insgesamt wird ja eh sein "Deine Bewerbungen waren halt schei**e"
Und wieso soll die Bewerbung "scheiße" gewesen sein? Ich habe ja auch studiert.
Ich hab deine 300 Bewerbungen ja nicht gelesen, realistisch werden sie aber schlecht geschrieben gewesen sein wenn Keiner drauf angesprungen ist.
Ein schlecht gestalteter Lebenslauf und vllt ein 0815 unpersönliches Anschreiben zählt schon auch was neben dem Zeugnis. Das wird sich erst angesehen, wenn der Rest passt.
300 Bewerbungen, sofern du nicht maßlos übertreibst, sind definitiv zu viele gewesen, wenn du nie eingeladen worden bist.
Das, was du schreibst, ist nicht realistisch. Ich würde sagen, sie waren sehr gut geschrieben. Ich war eben deutlich zu alt... . Obwohl ich noch 35 Jahre Berufsleben vor mir gehabt hätte.
Doch, ich bin wohl so 5x eingeladen worden. Aber mit 30 Jahren? No Chance! Meine Anschreiben waren nicht 0815. Ich gebe mir bei Bewerbungen immer sehr viel Mühe.
Woran hat es denn dann bei den Vorstellungsgesprächen gelegen? Wieso konntest du dich nicht empfehlen? Weswegen denkst du, dass du nicht genommen worden bist?
Und nenn nicht dauernd das Alter.
Ansonsten arbeite halt mal eine gewisse Zeit für eine Stelle, für die du keine Ausbildung benötigst. Wenn du mit 30 noch nie gearbeitet hast, dann wirkt das tatsächlich nicht besonders gut.
Ich hatte schon als Werkstudentin gearbeitet im kaufmännischen Bereich und diverse Minijobs ausgeübt. Und eben das Studium.
Was möchtest du denn hören? Sorry, aber es fehlen überall Leute. In jeder Bank fehlen die Berater. In Pflegeheimen stehen Zimmer leer, da Personal fehlt. Du solltest dich hinterfragen, warum es nicht klappt.
Ansonsten studier nochmal was und bring es diesmal zu Ende. Die Unis können dich schließlich nicht ablehnen.
Ja, 30 ist unwesentlich älter. Das stimmt. Ich hatte mich hauptsächlich für kaufmännische Ausbildungen beworben. Vielleicht / wahrscheinlich war dies das Problem.. .