Kampfansage an die deutsche Landwirtschaft?

11 Antworten

(Bei mir selbst kopiert)

Nehmen wir mal kurz die Aufregung raus?

Okay, in Zukunft müssen die Landwirte den Diesel versteuern und KFZ-Steuern bezahlen.

Diesel/Kfz-Steuer ist eine Betriebsausgabe, diese werden bei der Steuererklärung als solche angegeben. Ob mit oder ohne Steuern und mindern die zu zahlende Steuer des Betriebes. Das funktioniert genau wie bei Spediteuren und bei jedem, der zum Zweck der Gewinnerzielung Treibstoff verheizt. Diesel ist an sich bereits steuersubventioniert, auch das sollten wir mal nicht vergessen. Und dass vom Spediteur bis zum Taxifahrer ihren Diesel schon immer brav versteuern müssen sollten wir auch im Blick behalten.

Es könnte künftig höchstens schwierig werden, den "Landwirtschaftsdiesel" in den privaten PKW zu pumpen.

Und nun möge das Geschrei wieder anheben!

Vierjahreszeit 
Fragesteller
 18.12.2023, 19:18

Ich verstehe dich. Grundsätzlich hast du recht mit deiner Forderung, dass jeder seine Steuer zahlen soll so wie der andere. Ich wundere mich nur darüber, dass Kfz-Besitzer nicht gleichzeitig entsprechend belastet werden, indem die Kfz-Steuer dem Kohlendioxidausstoß angepasst wird. Und was ist mit den Besitzern von "historischen Dreckschleudern?" Diese fahren weiterhin steuerbegünstigt und verunreinigen in einem nicht akzeptablen ohne irgendeinem vernünftigen Grund unsere Luft. Daher verstehe ich den Unmut der betroffenen Landwirte.

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ntechde  18.12.2023, 19:37
@Vierjahreszeit

Okay ... der Reihe nach!

Alle zahlen den Steueranteil am Treibstoff. Ob er geschäftlich genutzt wird oder nicht. Und das müssen jetzt auch die Landwirte. Aber wie jeder andere Unternehmer können die das als Betriebsausgaben absetzen.

Gleiches gilt für die Kfz-Steuer.

Als Besitzer einer "historischen Dreckschleuder" kann ich nicht viel dazu sagen: Es ist halt technisch nicht möglich, so ein Fahrzeug auf den modernsten Abgasstandard zu heben. Andererseits werden historische Fahrzeuge nur wenig bewegt, was den Schadstoffausstoß natürlich minimiert. (Mein Oldtimer-Motorrad ist 43 Jahre alt und ich fahre kaum mehr als 300 km im Jahr)

Übrigens: Oldtimer zahlen tatsächlich einen vergünstigten Kfz-Steuersatz. Grund ist die meist geringere Motorleistung. Ein Freund mit einem Bentley von 1929 mit 28 Liter Hubraum liegt dann trotzdem bei 2000€ Steuern

Aber gut: Wenn eine Oldtimersteuer kommen sollte, werde ich bezahlen. Ohne die Chance, das bei der Steuer wieder reinzuholen. Insofern hinkt der Vergleich mit den Bauern ein bisschen.

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Interesierter  19.12.2023, 15:09

Lass mich raten. Du führst kein eigenes Unternehmen, in dem Millionen drin stecken und dessen Gewinn deine Existenzgrundlage darstellt.

Diesel ist an sich bereits steuersubventioniert

Diese Aussage ist der Knaller. Du meinst das wirklich ernst?

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ntechde  19.12.2023, 15:53
@Interesierter

Ja, ich meine das ernst. Denn der Steueranteil am Diesel ist geringer als bei den anderen Kraftstoffen.

Der Anteil an Millionenunternehmern auf dieser Plattform geht gegen null. Du also wohl auch nicht.

Kommt jetzt noch was sachliches oder war's das.

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Interesierter  19.12.2023, 16:18
@ntechde

Agrardiesel muss versteuert werden. Bisher mit reduziertem Steuersatz.

Das ist der Tatsache geschuldet, dass Traktoren und Mähdrescher keine Fahrzeuge im allgemeinen Sine sind, sondern selbstfahrende Arbeitsmaschinen.

Eine Subvention wäre, wenn der Landwirt etwas bekommen würde.

Das ist aber nicht der Fall. Falsche Richtung! Somit auch keine Subvention.

Das Problem ist, dass nur die deutschen Landwirte diese hohen Steuern zahlen müssen. In anderen EU-Ländern ist Agrardiesel teilweise sogar komplett von der Steuer befreit. Dass derart ungleiche Standortbedingungen in einem gemeinsamen und grenzenlosen Binnenmarkt nicht funktionieren können, sollte jedem, der ein bisschen Ahnung von ökonomischen Zusammenhängen hat, einleuchten.

Kommt jetzt noch was sachliches oder war's das.

Sachlich genug?

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ntechde  19.12.2023, 16:22
@Interesierter

Das teilweise "Erlassen" von Steuern ist ebenso eine Subvention wie direkte Zahlungen. Ich dachte, das wäre bekannt.

Sachlich - falsch.

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Interesierter  19.12.2023, 16:28
@ntechde

"Subventionen (von lat. subvenire = zu Hilfe kommen) sind finanzielle staatliche Zuschüsse, die nicht an eine direkte Gegenleistung gebunden sind. Empfänger von Subventionen (S.) können (andere) Staaten, Unternehmen oder private Haushalte sein."

Unterschiedliche Steuersätze sind nun nichts Ungewöhnliches und schon gar keine Subvention.

Ich dachte, das wäre bekannt.

Da liegst du offensichtlich irgendwo gedanklich falsch abgebogen.

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Die Landwirte produzieren dein Essen und arbeiten von morgens bis abends. Ich wäre da ganz kleinlaut mich darüber zu beschweren. Von mir aus können die auch komplett von der Steuer befreit werden, weil ohne die kommt kein Essen auf den Tisch.

Vierjahreszeit 
Fragesteller
 18.12.2023, 13:36

Ich beschwere mich nicht, im Gegenteil.

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Aequaliz  18.12.2023, 14:22

Daraus sollte man aber nicht schließen, dass es zwingend notwendig ist einen nicht wettbewerbsfähigen industriezweig über Äonen künstlich am Leben zu halten. Wir kennen das doch alle: Wenn es uns gut geht haben wir keinen Anreiz etwas zu verändern, zu investieren oder nach kreativen Lösungen zu suchen.

Davon mal abgesehen, sind es nicht die deutschen Bauern, die "mein" Essen produzieren. Das meiste kommt wohl eher von extern. Damit will ich lediglich sagen, dass wir in einer globalisierten Welt leben. Damit will ich nicht sagen, dass wir uns gedankenlos noch mehr von anderen Ländern abhängig machen sollten.

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Workman  18.12.2023, 14:40
@Aequaliz

Das mit der wettbewerbsfähig ist aber warscheinlich nicht die Schuld der Landwirte. Das kommt warscheinlich eher daher das Lidl&Aldi nur 3 Cent pro Liter Milch bezahlen wollen. Ich kaufe realtiv viel lokales, wenn möglich, natürlich nicht alles.

Wenn dann wieder sowas kommt wie Sanktionen gegen ein Land, oder wieder so ein Containerschiff quer im Kanal liegt oder lockdown Mist oder Sanktionen gegen China, dann kann das auch mal ganz schnell gehen, das die Lieferketten nicht mehr funktionieren und dann biste froh wenn, wenn du Eier, Kartoffeln und Grünkohl bekommst.

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Aequaliz  18.12.2023, 14:45
@Workman

Naja. Stichwort hier lautet wohl Standortvorteil. Manche Leute/Länder können halt manche Dinge einfach billiger produzieren. Das is doch genau das, was wir immer an dem Kapitalismus so gefeiert haben. Dinge werden billiger, einfacher verfügbar etc.

Letzteren Einwand kann ich vollkommen zustimmen. Das Problem würde aber eigentlich nur eine radikale Abwendung von der Globalisierung und einigen kapitalistischen paradigmen lösen. Das passiert aber wohl erst, wenn die Erde flächendeckend brennt und auch dem letzten Politiker/Diktator/Autokraten heiß unter dem Popo wird.

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Das Problem der deutschen Landwirte ist, dass der Diesel für ihre Konkurrenten im Ausland deutlich billiger zu haben ist.

Sowas nennt sich "Standortnachteil".

Im gemeinsamen Binnenmarkt jedoch bekommen alle dieselben Preise. Tausend Tonnen Weizen kannst du problemlos auch in Frankreich oder Polen kaufen.

🇩🇪 braucht keine Bauern mehr, die Nahrungsmittel produzieren. Das geschieht in Zukunft in ein paar Zuchtfabriken, die dann den Preis diktieren.

Workman  18.12.2023, 13:40

Ja, lecker Mehlwurm. Traurig aber könnte wahr werden.

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Workman  18.12.2023, 13:45
@Kanimose

Naja, darauf würde ich mich vielleicht sogar noch gelegentlich einlassen, wenn dann die Tiere verschont bleiben und es schmeckt und das kein Bill Gates Genfleisch ist.

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Es ist eine Umverteilung der Kosten.

Die Landwirte haben jetzt mehr davon, ihre Produkte werden entsprechend teurer und am Ende zahlt wieder der Verbraucher.

Notwendig wurde dieser Schritt wegen der Klage der CDU

https://www.tagesschau.de/inland/bundesverfassungsgericht-schuldenbremse-102.html

Aequaliz  18.12.2023, 14:23

Man, wenn ich wenigstens glauben könnte, dass die CDU das für Deutschland gemacht hat. Näher an der Wahrheit ist wahrscheinlich parteipolitisches Kalkül...

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Bonye  18.12.2023, 14:24
@Aequaliz

Ganz sicher haben sie das nicht für Deutschland sondern einfach nur gegen die Regierung gemacht.

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darkarth298  19.12.2023, 14:53
@Bonye

Sicher richtig. Nichts desto trotz wäre es schön, wenn man sich an die Verfassung hält. Am Besten schon vorausschauend, sodass solche Probleme garnicht erst aufkommen.

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