Jura nach wirtschaftsrecht bachelor dranhängen?

5 Antworten

Ich hatte mal eine Kollegin, die Wirtschaftsrecht studiert hatte (ich glaube, sogar bis zum Master). Sie hat davon erzählt, wie schwierig die Stellensuche nach dem Studium war.

Bei den spannenden, wirklich gut bezahlten Stellen waren ihre Konkurrenten Volljuristen. Und die wurden halt bevorzugt von den Unternehmen genommen (aus Unternehmenssicht: "mehr Jurist für's gleiche Geld").

Die Stellen, die sie problemlos bekommen hätte, waren hingegen nicht das, was sie sich nach diesem langen und durchaus harten Weg des Studiums vorgestellt hat. Waren wohl eher recht langweilige Sachbearbeiterposten, wie sie es geschildert hat. So, dass sie dort dann eben die Überlegene im Vergleich zu BWL-Bachelor-Absolventen war...

Klar, da sie meine Kollegin war, ist sie logischerweise irgendwann irgendwo untergekommen ;). In dem Fall als Personalleiterin eines mittelständischen Unternehmens. Mit dem Job war sie dann auch glücklich. Aber aufgrund dieses Erfahrungsberichts würde ich tendenziell schon eher dazu raten, den Volljuristenweg anzustreben. Einfach für mehr Auswahl bei späteren Jobs :).

Wenn Du jetzt ein juristisches Studium machen willst, dann solltest Du zwei Dinge beachten: Zum einen glaube ich nicht, dass dir mehr als zwei Semester angerechnet werden können, da Wirtschaftsrecht eigentlich mehr ein wirtschaftliches als ein juristisches Studium ist. Zum anderen macht es beruflich wenig Sinn, nur das erste juristische Staatsexamen zu machen. Wenn Du auch das 2. Staatsexamen machen willst, wirst Du noch mindestens 2 Jahre dazu rechen müssen, insgesamt also etwa 5 Jahre. Bei einem Prädikatsexamen hättest Du dann allerdings recht gute Berufsaussichten.

Ich würde Jura nur anfangen, wenn du das Ziel Volljurist hast. Ansonsten machst du von der bloßen Tätigkeit nach Abschluss des ersten Examens das Gleiche, als würdest du jetzt den Master/L.L.M machen.

Selbst wenn Prüfungsleistungen angerechnet würden, was jedenfalls im Hinblick auf die Übungen mehr als fraglich ist, kann man meines Wissens sich erst zum bzw. für´s achte Semester zur Staatsprüfung anmelden. Du müsstest also zumindest 4 Jahre studieren.

Die Masteroption läuft dir nicht weg. Wenn du es also finanzieren kannst, würde ich an deiner Stelle noch aufs Staatsexamen gehen. Damit hast du einfach mehr berufliche Optionen.

Allerdings bin ich skeptisch, ob du dann mit drei zusätzlichen Jahren hinkommst. Die Unis sind oft nicht ganz so freudig bei der Sache, was die Anerkennung von Leistungen von FHs angeht.

Beste Grüße!


Maaaary1999 
Fragesteller
 09.01.2020, 19:35

Danke für die Antwort. Hast du Erfahrungen mit der Anerkennung gemacht? Das mit den 3 Jahren war auch nur grob gesagt ehrlich 😂

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Ansegisel  09.01.2020, 19:39
@Maaaary1999

Nicht speziell in dem Bereich, aber generell mit den Formalitäten. Eigentlich sollte die Anerkennung bei vergleichbaren Leistungen kein Problem sein, aber da die Entscheidung letztlich beim Studiengang liegt und viele Uni-Profs durchaus noch etwas auf die FHs herabschauen, wird dann gern gesagt, dass die Leistungen z.B. wegen (angeblich) fehlender wissenschaftlicher Schwerpunkte in der FH-Ausbildung nicht anerkannt werden können.

Aber natürlich solltest du eine Anerkennung auf jeden Fall probieren, ich möchte nur deine Erwartungen etwas dämpfen.

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An deiner Stelle würde ich jura auf Staatsexamen nur machen, wenn du auch vorhast Volljurist zu werden. Dann muss dir aber bewusst sein, dass die Ausbildung insgesamt eher noch 6 Jahre dauern wird (inklusive Ref.)