Jahreschronik 2002 - Was war euer Moment?


08.06.2024, 15:26

🇩🇪 " Das Jahr der Neuerungen " 🇩🇪

- 1. Januar. 2002 - Der €uro ist da! 💶

• März 2002 - Die deutsche Bundeswehr in Afghanistan 🪖

• 26. April. 2002 - Amoklauf am Erfurter "Gutenberg Gymnasium". 💥

• Juni/Juli 2002 - Fußballweltmeisterschaft in Korea & Japan 🏆🇰🇷🇯🇵

• 1. Juli. 2002 - Flugzeugkatastrophe über dem Bodensee bei Überlingen. ✈️💥🛩

• 14. August. 2002 - Die Jahrhundert Flut - in Polen, Tschechien & Deutschland. 🌊

https://youtu.be/4y9vjr8P294?feature=shared

Einführung des EURO's 💶 63%
Das Jahrhundert Hochwasser🌊 21%
Fußball-WM in Japan/Korea 🏆 11%
Flugzeugkatastrophe von Überlingen 🛩💥✈️ 5%
Der Amoklauf von Erfurt 🖤🏫 0%
Afghanistan Krieg 🪖 0%

19 Stimmen

12 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Das Jahrhundert Hochwasser🌊

Das Jahrhunderthochwasser hat mich tief bewegt. Ich habe heute noch die Bilder vom unterseeischen Dresdner Hauptbahnhof im Kopf (den ich kurz zuvor noch frequentiert hatte) und die Familie, die auf der einzigen Mauer ihres übriggebliebenen Hauses in letzter Minute vor dem Tod gerettet werden konnte.

Auch persönlich war das Jahr für mich von Bedeutung, weil ich beschloss, vorzeitig in Rente zu gehen. Das dauerte dann aber noch zwei Jahre.


JogyJogy  30.06.2024, 16:27

Danke dir für den Stern. Hat mich gefreut.

Einführung des EURO's 💶

Der Euro als Bargeld ist mit dem Jahr 2002 bei mir verbunden.

Das Jahrhundert Hochwasser🌊

Hat uns damals ohne Buchung freie Pensionsplaetze beschert - die Gaeste sind entnervt abgereist :D Kaum waren sie weg Ende August, wurde es sehr warm und sonnig :)

2002 war ich zunächst in der fünften Klasse und dann in der sechsten Klasse der Realschule. Es war ein ziemlich grässliches Jahr, in dem ich erstmals unter Schulangst litt und mich nicht traute, mit jemandem darüber zu sprechen, weil ich die Gefühle nicht zuordnen konnte und mich irgendwie auch schämte. Weil es mir so schlecht ging, habe ich die Verweildauer auf dem Schulgelände auf Minutenbruchteile runter gerechnet und überlegte mir jeden Morgen, ob ich nicht zu meinem Onkel laufe ... aber das wäre rausgekommen, so ließ ich es bleiben.

Die Realschule war eine schlimme Zeit, vor allem die fünfte Klasse, die diese Schulangst in mir ausgelöst hat, und diverse zwischenmenschliche Demütigungen und Diffamierungen. Stehe heute als Erwachsener zwar halbwegs drüber, aber manchmal lässt einen das Erlebte nicht los und weiß als nicht, warum das so passieren musste ... ich habe zwar die Erklärungen inzwischen, aber eine Entschuldigung ist das sicherlich nicht.

Bis zum Ende der Grundschulzeit (Juli 2001) ging es mir gut, ich war zufrieden, ein guter Schüler in einer entspannten Klasse mit netten Klassenlehrern an einer schönen Grundschule, der Sommer war schön; in der Familie war alles ruhig und gediegen und beschaulich, ich hatte nette Freunde, ein Fahrrad, ein schönes Zimmer, spielte gern, ich fühlte mich geliebt und sicher in der Familie und in der Schule fühlte ich mich wohl; es ging alles so geruhsam vor sich hin. 

Es gedenkt mir auch noch, als eine Horde dicker, fetter Acht- oder Neuntklässler sich auf uns "Kleine" eingeschossen hatten. Das waren richtige Spatzenhirne. Da habe ich zwar zuhause nichts gesagt und auch keinem Lehrer berichtet, auch nicht, dass alle Angst vor denen hatten und die Schulleitung sowieso wegschaut, aber es kam trotzdem raus, weil eine aufmerksame Lehrerin die Sache realisiert hat und die "großen Jungs" der Reihe nach bestraft hat. Allerdings kam es da tatsächlich auch erst zu Gewalt gegen zwei meiner Mitschüler, die vor dem Bio-Saal das Bein gestellt bekamen und stürzten, während die Halbstarken drüber lachten - die Lehrerin hat's aber gesehen. Bezeichnenderweise stellte sich unsere Klassenlehrerin der 5./6. Klasse, die diese Vorfälle, als einige Mädchen sie schilderten nicht ernstnahmen nach dem Motto "aber Mädchen, nicht motzen...!" vor die Klasse und präsentierte wenig später das Buch "Und wenn ich zurückhaue?!" von Elisabeth Zöller als Klassenlektüre, weil Mobbing ach so aktuell und ach so furchtbar grausam und schlimm sei - was für eine eklige Doppelmoral.

Ich habe mich vor denen - obwohl sie mich nicht mal persönlich als Typ angingen - mit der Zeit so geängstigt, dass ich einmal, wo ich auf die Toilette musste am Chemie-Saal (der halb verglast war) vorbei kroch, damit die mich nicht sahen, weil sie sonst im Unterricht wieder gejohlt und gepöbelt hätten. Sobald die einen Fünftklässler sahen, hatte er verloren, egal wer es war. Kurz danach aber hatte diese Lehrerin interveniert, dann wurde es etwas besser.

Wir waren sogar in einer Gruppe von ca. 10 Personen eines Tages beim Konrektor. Ich erinnere mich gut - der hat aber nur gesagt, wird schon nicht so schlimm sein, ihr ärgert die wahrscheinlich auch, sonst machen die nix... hier gibt’s sowieso kein Mobbing, und wie immer hat er dumm gegrinst. Auch der SMV Verbindungslehrer war total desinteressiert, die Sekretärin war genauso verlogen zu uns Kindern, tat nur vor den Eltern so schön und hielt bedingungslos zu ihrem lieben ach so menschlichen Konrektor, einen Rektor gab es damals nicht bzw. die Stelle war da grad für ein Jahr vakant, nur diese eine Bio-Lehrerin hat irgendwann (das war meines Wissens nach so im April 2002) echt mal den Mund aufgemacht - eine der wenigen guten Lehrerinnen an dieser Schule, an die habe ich auch in anderer Hinsicht gute Erinnerungen.

Letztlich muss man es aber so sagen: Der Konrektor war ein schlimmer Mensch, der sogar sexuelle Übergriffe an der Realschule weggelogen und vertuscht hat, weil er mit den Eltern der Angreifer dick befreundet gewesen ist. Meine Heimat war ein rechter Sumpf und ist es wahrscheinlich heute noch. Viel später erfuhr ich, dass er auch mit den Eltern und Großeltern derer, die uns gepiesackt haben, zumindest gut bekannt und per Du gewesen ist.

XXX

Politisch und gesellschaftlich kann ich nur so viel sagen: Ich kann mich an alles erinnern, sowohl an den Euro und den Teuro, das Jahrhunderthochwasser in Ostdeutschland im Sommer 2002 und die dazugehörige Briefmarke, die man kaufen konnte; die Fußball-WM 2002, Überlingen und Witali Kalojew, der den Tod seiner Familie nicht verkraftete und den Fluglotsen Peter Nielsen tötete; ich erinnere mich an den Amoklauf in Erfurt im April 2002.

https://www.youtube.com/watch?v=vWT5NaZBfi4

https://www.youtube.com/watch?v=ms1chBSKjfA

https://www.youtube.com/watch?v=SIsCD6PFweo

Auch die Wahl 2002 (Schröder gegen Stoiber) habe ich noch in Erinnerung. In meinem Umfeld haben viele betont, den Stoiber zu wählen, zumal Schröder schon 2002 als unglaubwürdiger Auto-Kanzler und Angeber galt, der es gerade so doch noch gepackt hat - in dem Zusammenhang erinnere ich noch an das Wolfratshausener Frühstück vom Januar 2002.

https://www.youtube.com/watch?v=eYzf3wADqVc

An aktuelle Musik von 2002 habe ich dafür nur wenige Erinnerungen. Ich habe als Kind eher Schlager gehört oder Kinderlieder, jedenfalls keine englischsprachige Popmusik, die ich gar nicht verstanden habe, z.B. die Flippers, die fand ich sympathisch ("Sie will einen Italiener" war ein Hit).

https://www.youtube.com/watch?v=rdCTyVw--TM

Letztlich war 2002 für mich das zweite Jahr nach 2001, in dem eine bis dahin glückliche, schöne, geborgene und schöne Kindheit ein jähes Ende fand durch die Realschule. Ich habe das aber den betreffenden Verantwortlichen aber 15-20 Jahre später - in inzwischen gehobener beruflicher Stellung und mit einigem Ansehen - weder frech noch beleidigend, aber ohne Umschweife mitgeteilt; ich habe dabei schnell gemerkt, dass ich denen damit weh getan habe und eine ehemalige Lehrerin, die besonders gemein zu mir (da befreundet mit dem Konrektor, mit dem sie was gegen mich einleiten wollte, um meiner Oma wehzutun, die damals noch lebte) und auch zu vielen Mädchen war, hat wegen mir bitterlich geweint, aber da lag der Ball bestimmt nicht bei mir.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Flugzeugkatastrophe von Überlingen 🛩💥✈️

Ich kenne die Bodenseeregion sehr gut - und war ein paar Jahre später an der Hauptabsturzstelle :'(

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!