Ist es okay, Familien mit Kindern unter 12 den Zutritt zum Restaurant zu verweigern?

Das Ergebnis basiert auf 55 Abstimmungen

Ist richtig, unerzogene Kinder stören zahlende Gäste. 60%
Geht gar nicht und ist familienfeindlich 27%
Ist mir egal, solange es andere Restaurants gibt 13%

29 Antworten

Von Experte rotesand bestätigt

Da kann ich als Außenstehende wenig zu sagen.

Ich habe den Bericht gesehen und die Begründung der Betreiberin gehört. Die war aber sehr oberflächlich gehalten. Also sie hat "schlechte Erfahrungen" mit Familien mit jüngeren Kindern gemacht. Sie meint, die Schuld trügen die Eltern, die ihre Kinder nicht richtig erzogen haben.

Wie hat das andere Gäste belästigt? Waren die Kinder zu laut, haben sie mit den Fingern gegessen, mit dem Strohhalm geblubbert, sind sie aufgestanden, haben im Restaurant gespielt, haben andere Gäste an deren Tischen "belästigt"? Wie oft kam das vor?

Die Betreiberin meinte nun, was immer gemacht wurde, wäre öfter vorgekommen und läge ihrer Ansicht nach an Kindern, die vom langen Strandaufenthalt müde sind und dann quengelig werden. Das trifft in der Regel nur für ganz junge Kinder (Kindergarten) zu.

Was unterscheidet in dieser Hinsicht einen 11jährigen vom 12jährigen?

Ich hätte es folgendermaßen gemacht: Eine Empfehlung ausgeschrieben, auf der Webseite und auf der Speisekarte vor dem Restaurant, dass das Lokal vornehmlich nicht von Familien mit kleinen Kindern frequentiert wird und die sich dort unwohl fühlen können, sowie dass in der Vergangenheit viele Gäste sich durch kleinere Kinder gestört fühlten. Das sollte Eltern einen Hinweis geben, ob sie mit ihrem Kind dort nun speisen sollten oder nicht.

Ein Verbot ist eine ziemlich krasse Sache.

Für ein Verbot hätte ich eine Liste konkreter Vorfälle in der Vergangenheit veröffentlicht, anhand derer man nachvollziehen könnte, warum diese Entscheidung getroffen wurde.

Es gibt sehr wohlerzogene Kinder, auch Kinder, die super gern ins Restaurant gehen und sich auch nach einem langen Tag am Strand dort gut benehmen können. Es gibt sehr pingelige Gäste, die absolute Stille erwarten, was natürlich bei Kindern selten der Fall ist. Irgendwo dazwischen liegt der durchschnittliche Restaurantbesucher. Die wohlerzogenen Kinder und die, die sich wie Kinder benehmen, aber niemanden belästigen, werden durch das Verbot diskriminiert.

Ich weiß nicht, wie viele Alternativen es in der Gegend gibt. Wenn es wenige sind, oder andere Restaurants zu gehoben für die meisten Familien sind, dann wird der Standort natürlich für Familien mit jüngeren Kindern unattraktiv.

Ich bin früher mit meinen Eltern und meinem Bruder Essen gegangen und mein Bruder hatte Downsyndrom. Sehr lange hat er unter anderem mit den Fingern gegessen. Grundsätzlich hat er jeden geduzt. Oft fragte er Kellnerinnen, ob sie ihn heiraten wollten (seine Art zu sagen, dass er jemanden nett fand). Oft war er etwas lauter. Ich bin froh, dass wir niemals des Restaurants verwiesen wurden, denn Essen gehen war sein großes Hobby. Es gab keinen Vorfall in meiner Erinnerung, bei dem überhaupt jemand uns auf sein Verhalten angesprochen hätte. Weder Servicepersonal noch andere Gäste.

Das Signal wäre auch gewesen "halten Sie Ihr behindertes Kind aus der Öffentlichkeit heraus, damit es keinen belästigt". Erst mit ca. 16 Jahren lernte er, mit Messer und Gabel zuverlässig zu essen. Vorher war es mal dies, mal das. Und erst mit der Zeit und durch viel ÜBUNG lernte er, im Restaurant sitzen zu bleiben und etwas leiser zu sein. In unserem Fall glaube ich sogar, dass wir erst anfingen, Essen zu gehen, als er ca. 12 war, weil er lange Zeit noch Windeln tragen musste und auf dem Boden herumkrabbelte etc.

Aber: Wenn das für alle gelten würde, würden die Kinder ja erst sehr sehr spät lernen, sich im Restaurant zu benehmen. Das braucht doch auch etwas Zeit und Toleranz seitens der Betreiber und anderen Gäste.

Mag sein, dass es Eltern gibt, die ihre Kinder bewusst gar nicht erziehen und der Meinung sind, diese hätten das Recht, andere zu belästigen. Eltern, die das vielleicht sogar fördern. Aber die vielen anderen Eltern, die sich Mühe geben, werden diskriminiert.

Mich erinnert das an eine Küsterin in einer Kirche, die Eltern aus dem Gottestdienst schickte, deren Babys etwas quengelten. Signal: Das ist hier was für alte Leute, Kinder unerwünscht. Dabei hatte sich gar kein Kirchenbesucher beschwert. Natürlich wird man als Eltern dann diese Kirche meiden. Und ggf. führt das auch dazu, dass die Kinder keine Bindung zur Kirche aufbauen (gut, heute evtl. überholtes Thema). Aber man kann sich fragen: Wie finde ich eine Gesellschaft, die bestimmte Orte, an denen Kinder durchaus positive Erfahrungen machen könnten, für Kinder unzugänglich macht?

Im Falle des Restaurants würde ich fast sagen: Das wird ein Seniorenrestaurant. Viele andere Gäste werden aufgrund des Verbots das Restaurant ebenfalls meiden. Möglicherweise werden bewusst kinderlose Paare kommen.

Was ist mit anderen Menschen, die "aufällig" sind? Aspergerautisten, die oft unbewusst etwas lauter sprechen? Menschen mit Behinderungen, die dazu führen, dass sie irgendwie auffallen (Rollstuhl, Tourette etc.)? Menschen, die vielleicht durch Krankheit oder Behinderung sichtbare Makel haben, durch die sich andere gestört fühlen könnten? Man überlegt ja schon - störe ICH dort eventuell auch?


Cal1gula 
Fragesteller
 23.04.2022, 11:51

Im verlinkten Artikel steht mehr. Genannt wird u. a. barfuß über Tische laufen, Spaghetti-Soße an die Wände werfen, mit Stiften an der Tapete malen.

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gromio  23.04.2022, 16:17
@Cal1gula

Die Gäste würde ich bitten, zu gehen…..aber per se Kinder ausschließen?

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rotesand  23.04.2022, 11:52

Sehr gut formuliert!

Ichs sehe das Ganze auch als Zeichen dafür, dass jemand ggf. im falschen Metier ist und offenbar ein "Wohlfühlprojekt für sich selbst" stemmen mag, aus dem er die Kunden ausgliedert, die mehr Aufwand bedeuten.

Letzten Endes sollte man, wenn man gastronomisch tätig ist, auch mit schwierigen Gästen und Zielgruppen klar kommen - so sehe ich das. Wenn jemand renitent ist, kann man ihn immer noch "expedieren" bzw. ihm sagen, er möge nach der Zahlung gehen und nach Möglichkeit in Zukunft woanders essen gehen (man kann so etwas durchaus auch freundlich und trotzdem druckvoll formulieren!), aber so ein drastischer Schritt ist ... heftig und irgendwie zwar nachvollziehbar, wenn es wirklich so schlimm gewesen sein sollte, aber andererseits ein Zeichen von Hilflosigkeit und dass jemand in der Form eines "Rosinenpickers" sich nur das Beste oder Bequemste raussucht. So was kann man sich als Hausherr zwar leisten (Hausrecht) und wenn es echt so schlimm war, ja Gott ... aber dann darf man sich eigentlich auch nicht in einem Bereich seine Brötchen verdienen, der mit Bewirtung und Menschen zu tun hat. So sehe ich das halt.

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rotesand  23.04.2022, 11:55
@rotesand

Ein Gasthaus in reizvoller Lage auf dem Land, wo es Schnitzel und Fisch sowie Suppen gibt, ist zudem was anderes als ein Nachtclub, dessen Zutritt für Minderjährige nicht gestattet ist, eine rein für Firmenangehörige zugängliche Kantine oder das Vereinslokal eines Golfclubs, in das nur die Golfer und ihre Angehörigen dürfen. Entschuldigung für den Vergleich, aber es ist so.

Ein ernstzunehmender Wirt zeichnet sich dadurch aus, dass er sich auch bei schwierigen Gästen im Rahmen seiner menschlichen und im Ernstfall juristischen Möglichkeiten zur Wehr setzt und nicht stattdessen von vorn rein versucht sie sich vom Leib zu halten. Das ist mit der Küsterin, die Gottes Wort an alle verkünden soll und Leute wegschickt, die ihr "zu laut" sind, vergleichbar und völlig ambivalent.

Wir haben zwar keine Kinder, aber ich würde mich auch ohne Kinder nicht willkommen fühlen in einem Lokal, wo ich weiß, bestimmte Gäste sind nicht gern gesehen oder sogar verboten.

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Ist richtig, unerzogene Kinder stören zahlende Gäste.

Auswärts essen gehen gehört zum normalen Leben dazu und Kinder sollten ihre ersten 18 Lebensjahre nicht eingesperrt im Keller verbringen... 

Auch müssen sie durch gutes Vorleben/Beispiel die nötigen Umgangsformen und Benimm-Regeln erlernen. 

Andererseits finde ich zwischen den Gängen tobende und krakelende Kinder in einem gehobenen Restaurant nicht gerade erfreulich. Wenn ich mich schön angezogen und zurecht gemacht und einen Babysitter für viel Geld für meine eigenen Kinder organisiert habe (oder selber gar keine habe), um einen romantischen Abend als Paar bei einem mehrgängigen, teuren Essen mit meinem Mann zu genießen, habe ich auf anderleuts laute Kinder keine Lust. 

Auch wenn ich mich in so einem Fall entspannt zurücklehnen kann und denke: "Es sind zum Glück nicht meine und ich muss mich nicht kümmern..." Meinem Mann vergeht dabei allerdings sowohl die gute Laune als auch der Appetit.

Auch sollte man bedenken, ob man seinen Kindern damit einen Gefallen tut. Meine hatten jedenfalls keine Lust und keinen Spaß daran, mehrere Stunden still sitzen zu müssen.

Es gibt viele Angebote, wo „Einschränkungen“ von den Gästen absolut begrüßt werden; Sauna nur für Frauen, Indoor-Spielplätze nur bis 12 Jahre, Ü…-Partys, Single-Speed-Dating, Seniorenreisen…

Ich als Mutter begrüße durchaus kinderfreie Restaurants. Schließlich gibt es ja nicht nur eine Lokalität und jeder hat die Wahl.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme
Ist mir egal, solange es andere Restaurants gibt

Jedes Restaurant kann die eigenen Regeln aufstellen und wenn sich dieses Restaurant auch ohne Familien über Wasser halten kann, dann sollen sie es eben machen. Alle Restaurants werden sich das aber nicht leisten können.

Ist richtig, unerzogene Kinder stören zahlende Gäste.

Die Antwortmöglichkeiten spiegeln nicht meine Meinung wieder, aber ich kann es nachvollziehen. Dabei geht es nicht um unerzogene Kinder oder ums Stören - Kinder stören (fast) nie! Ganz im Gegenteil, Kinder sind eine Bereicherung.

Es gibt aber Berufsgruppen, die jeden Tag mit Kindern zu tun haben und vielleicht mal im Urlaub eine Pause brauchen. Damit meine ich nicht nur LehrerInnen oder ErzieherInnen, sondern auch Pädagogen in Kinderheimen, Bildungseinrichtungen, Beratungsstellen, MitarbeiterInnen in Kinderkrankenhäusern und viele mehr, die sich gerne 351 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche, 24 Stunden rund um die Uhr für und mit Kindern arbeiten. Aber 14 Tage im Jahr dürfen auch sie mal eine Pause von Kids haben - nicht weil diese unerzogen wären oder stören, sondern einfach so. Dafür gibt es dann "Adult Hotels" oder eben solche Restaurants.

Und wenn jetzt eine Handvoll von ca. 164.000 Restaurants in Deutschland ein Angebot nur für Erwachsene haben, bleiben immer noch 163.995 Restaurants übrig, in denen Kinder "erlaubt" sind. Ich sehe da kein Problem.

Ist richtig, unerzogene Kinder stören zahlende Gäste.

Ich kann die Betreiber sehr gut verstehen. Es geht nicht um zahlende Gäste sondern um Eltern die mit der Erziehung ihrer Kinder nicht klar kommen.

Die Betreiberfamilie ist sicher nicht kinderfeindlich, aber man muss schon mal den ganzen Artikel darüber gelesen haben um diese Entscheidung zu verstehen.

Mein Mann hat in seinem Restaurant auch schon mal eine Familie höflich gebeten das Haus zu verlassen. Sie mussten natürlich nichts bezahlen.

Wenn mal ein kleines Kind etwas aus der Reihe fällt, dann wird das auch keinen wirklich stören. Wenn es aber innerhalb einer Stunde 55 Minuten davon nur zwischen den Tischen umher läuft, krabbelt, rennt, dann geht das einfach nicht.

Die Schuld hat nicht das Kind, sondern die Eltern.

Das natürlich dann in der Presse nur von Kinderfeindlichkeit gesprochen wird, ist so typisch deutsch. Nur das Negative ist wichtig, auch bei den Bewertungsportalen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung