Ist es normal, daß man nach einer steilen erfolgreichen Karrriere nach dem Ausscheiden seinen Beruf niemanden mehr empfehlen bzw. dazu raten möchte?

10 Antworten

Ich finde es normal, nicht umbedingt wegen deiner Karriere, sondern weil du - nimm es mir nicht übel - alt bist.

Viele meiner älteren Kollegen haben mit der heutigen Arbeitswelt, den Veränderungen und auch neuen Jobs die du vermutlich nie kennengelernt hast Probleme, weil es alles anders ist als die damalige Zeit. Viele sind froh, wenn es die Möglichkeit gibt halbwegs Rentenneutral (also z.B. ausgleichender Abfindung) frühzeitig zu gehen und möchten sich nicht mehr in neuen Softwares, Abläufe oder regulatorische Vorgaben einarbeiten.

Ich msus sagen, ja der normale (Privat)Kundenberater wäre auch nicht meins, aber gerade die internen stellen haben sich durch neue Vorgaben massiv ausgebaut und verändert, auch hier sitzen nun oft keine einfachen Sachbearbeiter mehr mit stupiden Aufgaben wie früher T-Kontenblätter zu befüllen oder Kontostände und Zinsen per Hand zu rechnen, sondern teils hochspezialisierte Personen mit viel Verantwortung. Aber ich denke in all diese Bereiche, insbesondere wie es nun aussieht, hast du absolut keinen EInblick, weil ernsthafte Digitalisierung und regulatorische Eingriffe erst nach deinem Austritt kamen.

Ich könnte mir beispielsweise ein Arbeiten wie du es über viele Jahrzehnte getan hast nicht vorstellen, alleine die ganzen händischen Prozesse die es noch vor 10 Jahren zu meinem Start gab - grausam und oft stupide.

Mein Vater ist in Rente, der sagt - ohne große Karriere - das gleiche über seinen Job, dabei gibt es dort viele motivierte neue Mitarbeiter die ihen trotzdem mögen. Ebenso wie es auch genug Banker gibt, die ihren heutigen Job mögen.

Das ist vielleicht nicht deins, weil dir die Tätigkeiten nicht liegen oder du sie in weiten Teilen auch einfach nicht kennst, aber andere sehen das wie immer anders.

Ich persönlich mag meinen Job und kann ihn noch empfehlen - ok meinen speziellen nun nur wenn man mit Überstunden kein Problem hat, aber es gibt auch Jobs dort und Mitarbeier genug mit weniger Einsatz.

Nein, das kannst Du nicht verallgemeinern. Ich war Ingenieurwissenschaftler, und meine Nachfolger haben genauso Freude daran, technische Probleme mathematisch zu modellieren und Software um sie zu lösen zu entwickeln und das für Industriekunden anzuwenden. Und sie haben Ambitionen, meine altbackene Regressionsanalyse durch Machine Learning und Deep Learning zu ersetzen. Über Euch Bankkaufleute mach ich mir so meine Gedanken. Meine Bank schließt eine Filiale nach der anderen, und eine übriggebliebene hat andauernd eine lange Schlange bis auf die Straße, als hätten wir eine Hungersnot und da würde Erbsensuppe ausgegeben. Ihr leidet möglicherweise darunter, dass wir Kunden online immer mehr selber machen. Ich hatte mal einen Termin, und die Mitarbeiterin fing an mich extrem offensiv mit Werbung für völlig überflüssige teure Dienstleistungen zu bombardieren. Gemanagte Aktienfonds statt ETFs wollte sie mir aufschwatzen, und dass ich mein sauer verdientes Geld Gestalten wie René Benko hinterher schmeiße. Sie schien unter Druck zu stehen und tat mir leid.

Was du anderen Menschen empfiehlst ist ganz allein deine Entscheidung und ob sie dann auf dich hören oder sich selbst über die aktuelle Situation und das Arbeiten in einer Bank informieren ist dann deren Sache.

Klar neigen wir alle dazu, wenn es uns irgendwo gut ging und wir Spaß hatten, "alte Zeiten" zu glorifizieren - und je älter man wird, umso stärker ist das nach meiner Beobachtung ausgeprägt. Aber ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum du dich an dem Thema so aufreibst. Dinge verändern sich nun mal - zum Guten und zum Schlechten und die Kompetenz mit Veränderungen umzugehen wird immer wichtiger, weil sich die Dinge immer schneller verädnern. Und das hat nur in sehr geringem Maße damit zu tun, dass die Zeit im Alter immer schneller zu vergehen scheint.

Was glaubst du, wie sich "echte Banker" aufgeregt haben, als ab den 90ern plötzlich ihr Investmentbanker euch in den Banken breit gemacht habt. Euer Geschäft und auch das aus den "steilen Erfolgen" abgeleitete Geschäftsgebaren hatte nichts mit dem ursprünglichen Bankgeschäft oder den bis dahin durchaus üblichen kaufmännischen Tugenden zu tun. Da werden sich viele damalige Banker schon genauso gefühlt haben, wie du heute.

Und das was du als Karriere beschreibst, scheint mir vielmehr an monetärem Erfolg gemessen und 8 Jahre sind im Investmentbanking vielleicht eine lange Zeitspanne, aber vor dem Hintergrund einer Lebensspanne solltest du dich lieber von der kurzen Vergangenheit verabschieden und dein Augenmerk auf deine Gegenwart und Zukunft richten.

Ob es in den Banken heute ( nachdem das Investmentbanking seine Dämpfer bekommen hat ;)) besser oder schlechter als vor 20, 30, 50 oder 100 Jahren ist und ob man es jungen Menschen empfehlen kann ist, eine sehr persönliche Wertung. Vielleicht gibt es Menschen, die ganz anders ticken als du und denen das Arbeiten dort Spaß macht und die sich andererseits nicht im Traum und nicht für alles Geld der Welt vorstellen könnten, das zu machen, was du machst (ohne dass ich genau weiß oder werte, was du heute machst)

christl10 
Fragesteller
 04.05.2024, 12:55

Ich bin 2007 ausgeschieden und mache seit meinem 40 Lebensjahr gar nichts mehr....Die Arbeitswelt ist für mich Vergangenheit und nicht mehr so wie ich sie mir vorstelle und wünsche....

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Chiko135  04.05.2024, 13:01
@christl10

Interessant, dass du nur auf etwas reagierst, wonach ich gar nicht gefragt habe ;) Genieße dein Leben, ich genieße meines, freu dich über die Gnade deiner frühen Geburt und dass du aus deiner Sicht alles richtig gemacht hast.

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Ein befriedigende erfolgreiche und gut dotierte Tätigkeit, auf die man im wohlverdienten Ruhestand zurückblicken darf, ist stets zu empfehlen.

Denken Sie an die schönen Phasen Ihrer Tätigkeit und weniger an den gesundheitlich und arbeitstechnisch aufgezwungen Abgang, wenn auch mit "goldenem Handschlag"!

Nach allem, was man so von Ihnen liest, haben Sie doch wahrhaftig keinerlei Grund zur Klage, geschweige denn den alten Job zu verteufeln.

christl10 
Fragesteller
 03.05.2024, 12:36

In der Tat hat sich der Job so dermaßen zum Negativen geändert, daß ich ihn nie wieder empfehlen könnte und sogar davor warne.

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schelm1  03.05.2024, 12:46
@christl10

Das mag für Sie gelten, andere mit anderen Voraussetzungen könnten sich da dennoch wohl fühlen.

Sie sollten nicht versuchen, sich selber mit jungen aufstrebenden Bankern zu vergleichen - bringt absolut nichts.

Die Zeiten sind in einem stetigen Wandel begriffen.

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SashaMu66  04.05.2024, 12:28
@christl10

Eine Freundin von mir hat bei der Deutschen Bank gearbeitet und ist vor 20 Jahren da ausgestiegen, weil sie das nicht mehr mitmachen wollte. Ist jetzt als Bandmanagetin happy.

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christl10 
Fragesteller
 04.05.2024, 12:29
@SashaMu66

Ich habe 2007 aufgehört... und das war schon lange fällig.

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Es ist deine Erfahrung. Die muss aber nicht auf andere zutreffen. Du hast in einer Bank gearbeitet. Dort arbeiten auch Menschen. Generell sind die Vorgaben vielleicht für alle gleich, aber wenn du zB mit den Kolleginnen und Kollegen nicht gut zurecht kamst, dann lag es an der Zusammenarbeit mit ihnen und nicht zwingend am Beruf selber. Es steht dir frei, anderen von deinen Erfahrungen zu erzählen, aber ob das eine Warnung wert ist? Das muss jeder für sich selber wissen und wenn der Beruf so mies wäre, würden nicht so viele Menschen in der Branche arbeiten (ich übrigens auch).

christl10 
Fragesteller
 03.05.2024, 12:03

Wenn Du denkst es liegt an den Kollegen, dann hast Du Dich mit der Veränderung des Berufbildes noch gar nicht befaßt. Denke mal lieber darüber nach welche Voraussetzungen und Bedingungen damals die Banker vor 40 Jahren gearbeitet haben und was sie heute machen. Danals gab es noch kein Internet und die Kunden waren nicht informiert. Denen konnte man alles verkaufen. Heute sind die Kunden viel schlauer als der Banker selbst, dadurch daß sie Zugriff auf alle Informationen haben. Das hat mit Kollegen nichts zu tun...

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Kabeltante1266  03.05.2024, 12:10
@christl10

Du meinst also, nur weil die Kunden damals dümmer und nicht so gut informiert waren, konnte man ihnen mehr andrehen als heute, wo sie sich selber gut informieren können? Die breiten Informationsmöglichkeiten haben lediglich dazu geführt, dass die Kundschaft mehr Auswahl hat, sich im Vorfeld zu erkundigen. Das ist in allen Branchen so! Es gibt garantiert Berufe, wo ich verstehen würde, wenn man als Pensionär davor warnt, diesen Beruf zu wählen, weil er ggfs. zu einer aussterbenden Spezies gehört (Buchhändler zum Beispiel). Aber in der Bankenbranche hat sich zwar auch vieles verändert, aber eben auch die Technik zum Beispiel. Die Mitarbeiter werden fast laufend geschult. Ja, die Bürokratie ist ein Hindernis, auch der Datenschutz, das ist aber auch in fast allen Dienstleistungsbranchen so und nervt sowohl die Mitarbeiter, wie auch die Kunden. Und überall, egal, wo, muss man schon sehr gut reden können, um den Kunden etwas zu verkaufen, auch im Bankenwesen. Ich selber arbeite seit über 25 Jahren für Banken und Versicherungen, habe die Veränderung auch mitbekommen und mitgemacht, würde meinen Job jederzeit empfehlen und die Zahlen bei uns sprechen für sich, dass Kunden und Mitarbeiter gleichermaßen zufrieden sind. Also bleibe ich dabei, dass es deine Erfahrungen sind, die du gemacht hast und weswegen du andere warnen würdest. Meine sind da eben anders.

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