Ist es moralisch verwerflich, gelegentlich die Schule zu schwänzen?

Das Ergebnis basiert auf 105 Abstimmungen

Nein 50%
Ja 38%
Dazwischen 12%

45 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein

Über Moral kann man sich streiten. Es ist doch letztendlich eine Wertung, die der Mensch vornimmt. Ohne darüber nun philosophieren zu wollen - und man kann darüber philosophieren, inwieweit man überhaupt moralische Urteile anderer Menschen zulassen sollte oder nicht nur so viel:

Ich persönlich bin der klaren Auffassung, dass es für so manch' ein "Fehlverhalten" auch gute Gründe und Erklärungen gibt.

In Deutschland ist es noch immer so: Es besteht Schulpflicht.

Damit ist klar: Wer Schule schwänzt, der missachtet gesetzliche Regelungen und kommt damit in einen Konflikt. Mit Eltern. Und/Oder mit Lehrern/Schulleitung/Jugendamt/Schulaufsichtsbehörde/Polizei.

Allerdings ist auch klar: In der Schule wird man nicht zwangsläufig auf das Leben vorbereitet. Und man kann auch nicht von jeder Schule behaupten, dass man sonderlich viel lernen könnte. Das ist nämlich ein großer Irrglaube, der noch in vielen Köpfen umher geistert.

Es gibt einen Satz. Ich nehme an, der könnte von einem Philosophen stammen. Er lautet: "Zur Schule zu gehen heißt die Meinung der Schule zu übernehmen." Ein anderes, noch kürzeres Zitat lautet schlicht "Schule = Geistesvernichtungsanstalt".

Beide Sätze müssen nicht de facto zu 100 % wahr sein, sind aber im Wesentlichen doch sehr zutreffend. Diese Erkenntnisse decken sich jedenfalls mit meinen Beobachtungen und Erfahrungen.

Zum Thema "Schulen" und "Bildungssystem" empfehle ich im Übrigen Literatur und/oder Interviews von und mit Richard David Precht.

Meiner persönlichen Überzeugung nach sollten immer gute Gründe für das Schule schwänzen vorhanden sein. Andernfalls würde ich zumindest ich es einfach nur Dummheit nennen. Gute Gründe wiederum mögen auch wieder Ansichtssache sein, aber ein guter Grund könnte meiner Überzeugung nach beispielsweise Mobbing sein.

Wer fortwährend Mobbing in seiner Schule erlebt, den kann und sollte man auch verstehen, dass er die Schule schwänzt. Das habe ich getan. Und aus jeder anderen Perspektive hätte ich das jederzeit voll und ganz verstanden und auch akzeptiert.

Wenn es nun natürlich schon zu Krankheit führt, dann bleibt es einem jeden Schüler und einer jeden Schülerin natürlich frei zum Arzt zu gehen. Dann bekommt man unter Umständen ein ärztliches Attest. Und dann ist auch Ruhe. Dann bleibt man nämlich zu Hause. Und dann ist es auch kein "Schwänzen" mehr.

Ich persönlich kann jedenfalls ein paar Gründe für das Schule schwänzen nachvollziehen. Allerdings sehe ich in den meisten Fällen keine besonders gewichtigen Gründe. Im Trend liegt momentan der Grund eines politischen Engagements, der aber in den meisten Fällen doch vorgeschoben ist. Die Gegenseite weist das natürlich immer wieder von sich, aber im Endeffekt ist es doch so.

In meiner schulischen Laufbahn habe ich auch viele Leute erlebt, die die Schule geschwänzt haben. Aber meistens aus eher "niederen" Gründen, wie man sagen könnte. Manche sind auch während dem Unterricht oder in den kurzen Pausen einfach aufgestanden und sagten "So, ich geh' jetzt shoppen!". Nicht wenige konnten den Unterrichtsinhalten überhaupt folgen.

Ich hingegen empfand vieles, was man mir da zugemutet hat, als Frechheit. Mich hat in der Tat Vieles gelangweilt. Brutal gelangweilt. Ich habe auch irgendwann angefangen meine eigenen Bücher zu lesen. Und ich habe einfach für mich erkannt, dass mir das Rumsitzen in der Schule - selbst, wenn ich mich beteiligte am Unterricht - nichts brachte. Und das ganze Gerede von möchte-gern-Erwachsenen habe ich mir auch nur ungern angehört, weil es immer auf den selben Denkmustern basierte.

Die Wahrheit ist: Ich durfte die Wahrheit gar nicht aussprechen. Tat ich es doch, dann wurde das in irgendeiner Form sanktioniert. Auch mit schlechten Noten.

Und zur Wahrheit gehört auch, dass ich Gewalt ausgesetzt war und dass inhaltlich eben wirklich nicht besonders viel und auch nicht gut vermittelt wurde.

Dem entgegen stehen die im Grundgesetz verankerten Grundrechte wie z.B.:

Art 2 

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Art 3 

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Art 4 

(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.

Art 5 

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

Und beinahe alle vier genannten Grundrechte wurden bzw. waren zum Teil oder ganz eingeschränkt und/oder aufgehoben während meiner Schulzeit.

Das ist das Fazit, zu welchem ich auch noch heute komme.

Verwerflich finde ich also eher etwas Anderes. Aber das kann man sich indes auch selbst denken, wer aufmerksam gelesen hat, was ich geschrieben habe. Dazu bedarf es keiner weiteren Ausführungen. Hier greift logisches Denken.

Fakt ist: Vieles habe ich mir selbst beibringen müssen und von anderen Menschen gelernt, weil es mir in der Schule nicht beigebracht wurde. Und das ist beschämend. Für die Schule. Für das gesamte deutsche Bildungssystem eigentlich. Nicht für mich. Und ich füge hinzu: Vieles von dem, was ich heute weiß, ist schließlich Wissen, von welchem andere Mitmenschen oft und gerne profitiert haben. Und darunter waren Einige, die selbst unlängst im Berufsleben angekommen waren (!). Und zumeist waren das Menschen (und sind es immer noch), die eben gerade so blöd genug waren, um ihren Job zu machen. Aber ansonsten?! Vom Leben? Von behördlichen Angelegenheiten? Oder was Mietrecht betraf oder oder oder.... Keine Ahnung!

Ich habe als Jugendliche öfters mal geschwänzt und konnte es mir schulisch leisten. Heute sage ich auch dass es ein Fehler war. Ich denke in deinem Alter ist Moral erst am entstehen. Sicher ist es falsch zu schwänzen wenn man den globalen Aspekt sieht. Wenn es für dich ok ist und dir bei deiner Bildung keine Ausfälle entstehen dann gehört mmn zum Erwachsen werden dazu.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ja

Für viele Schüler ist es offenbar selbstverständlich, dass Schule und Lehrer kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, während in Teilen von Afrika die Kinder nicht zur Schule dürfen, weil die Eltern keine 5€ Schulgeld im Monat übrig haben.

Ist auch unhöflich dem Lehrer gegenüber, der sich gut vorbereitet vor die Klasse stellt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit über 20 Jahren Leiter einer Rechtsanwaltskanzlei.

1Depressiver  06.09.2022, 09:00

Meine Eltern zahlen steuern dafür, ich denke kaum das es ohne das funktionieren würde.

1
Nein

Das hat nichts mit Moral zu tun. Du bringst damit halt nur deine Eltern in eine missliche Lage. Wenn dir Bildung egal ist, dann wirst du zukünftig die Suppe ja selber auslöffeln.


Knochendochen13 
Fragesteller
 11.10.2019, 14:48

Warum bringe ich damit meine Eltern in eine missliche Lage? Bildung ist mir ganz und gar nicht egal, sie ist mir sogar sehr wichtig. Sonst hätte ich ja in der 9. Klasse am Gymnasium nicht einen Schnitt von 1,2 gehabt. Ich denke nur, dass ich gut einschätzen kann, wann es sinvoll ist in der Schule zu sein und wann es sinvoller ist, Zuhause zu sein. Wozu soll ich in der Schule hocken, wenn nach den Notenkonferenzen eh nur noch Filme geguckt werden und nur belangloses Zeug geredet wird oder ich einfach kein Bock auf eine Stunde hab? Und deshalb schwänze ich halt manchmal die letzte(n) Stunde(n).

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Ja

Gesamtheit von ethisch-sittlichen Normen, Grundsätzen, Werten, die das zwischenmenschliche Verhalten einer Gesellschaft regulieren, die von ihr als verbindlich akzeptiert werden

"die öffentliche Moral"