Ist es eine Lüge mit den Ingenieur Mangel?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Mit dem „Fachkräftemangel“ ist es wie mit Ungeheuer von Loch Ness.
Jeder hat davon gehört. Schwierig - wenn nicht unmöglich - ist es aber, es zu fassen.

Mal abgesehen von der hier schon erwähnten Definition von Mangel wurden die Einstiegsgehälter für die hierzulande dringend benötigten Ingenieure aus dem Ausland vor 4 Jahren angepasst.
Als so knappe Ware hatte sich deren Wert aber nicht etwa verteuert:
http://www.sueddeutsche.de/karriere/zuzug-auslaendischer-fachkraefte-jetzt-reicht-auch-ein-durchschnittsgehalt-1.1320155
Das allein sollte Sie bereits nachdenklich werden lassen.

Seither haben überdurchschnittlich viele junge Leute eines Jahrgangs ein Ingenieurstudium aufgenommen:
http://bildungsklick.de/pm/94962/arbeitslosigkeit-unter-ingenieuren-und-naturwissenschaftlern-nimmt-zu/
Für alle, die jetzt beginnen – wird die Konkurrenz sicher nicht besser.

Wer später sagt, er habe dem „Fachkräftemangel“ doch nur Glauben geschenkt, dem könnte es wie Dr. Jens Romba ergehen, der jetzt davor zu warnen versucht:
https://propagandaschau.wordpress.com/2014/09/04/gastbeitrag-die-mar-vom-fachkraftemangel/
Wer Dr. Romba nicht mag oder glaubt, den überzeugt vielleicht die
(zu bewusst später Stunde ausgestrahlte) ARD-Reportage:
https://www.youtube.com/watch?v=BArmrsK_EEE
(Der Arbeitsmarktreport - das Märchen vom Fachkräftemangel | ARD Reportage vom 21.07.2014 )

Wer gut ist – der bekommt immer was?
Das höre ich oft. Ich habe auch was.
Hatte in der Schule außer im Sport ein Sehr Gut – im Studium ein Gut bis sehr gut und in der Promotion ein Gut.
Ich habe daher tatsächlich etwas – und jetzt nach 25 Jahren im Beruf 30.000 Euro brutto im Jahr.
Wenn Sie mehr wollen – brauchen Sie Glück oder gute Beziehungen.
Damit ist es dann kein Problem, das Doppelte zu erzielen.


nummer12345678 
Fragesteller
 17.01.2016, 21:39

Was hast du denn studiert?

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Schmunzel135  17.01.2016, 23:02
@nummer12345678

Und damit sich solche wie andere Legenden nicht unwidersprochen halten – habe ich mich zu Wort gemeldet.
Man muss immer nur wieder fragen – Wem nützt es?
wenn
-ein Fachkräftemangel behauptet wird
-von besseren Chancen im MINT-Bereich geredet wird
-von höheren Einkommen usw.

Warum wohl (ich erwähnte es) wurden die Einstiegsgehälter für die Einstellung von Ingenieuren aus dem Ausland gesenkt?
So betrachtet liege ich ja gar nicht schlecht.

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Eines vorweg: Gute Ingenieure sind nie arbeitslos!

Je höher die geforderte Ausbildung für einen Beruf ist desto weniger Bewerber pro Stelle gibt es üblicherweise.
Die Bezeichnung "Ingenieur" ist im deutschen Sprachraum eher schwach definiert. So wird ein studierter (Diplom-) Ingenieur und ein angelernter Techniker oft in den selben Topf geworfen.

Aber um deine Frage zu beantworten: für einen studierten Ingenieur gibt es vielleicht nicht in jeder kleinen Gemeinde eine Stelle, aber bundesweit hat man es leichter als viele andere Berufsgruppen!

Das ist eine Frage der Definition die Industrie-Verbände sprechen von einem Mangel wenn auf eine freie Stelle nicht mindestens 7 Bewerber kommen - oder anders ausgedrückt in jedem Beruf in dem es nicht mindestens 6 Arbeitslose pro Stelle gibt herrscht ein Mangel an Arbeitskräften.

Man muss sich eben anschauen was "Mangel" bedeutet, zumindest im Hinblick auf dieses Thema.
Hier ist es ein Mangel, wenn die Wirtschaft nicht die "Flexibilität" vorfindet die sie sucht.
Die Wirtschaft interessiert es nicht ob ingesamt 10.000 Leute bereitstehen, die Wirtschaft fragt eher viele Leute im Pool "arbeite für 30.000 Euro im Jahr und an 10 wochenenden im Jahr zuhause reicht mit" sind.
Und da dort recht wenige vorhanden sind, existiert eben ein Mangel.

Natürlich muss man der Internationalen Entwicklung Rechnung tragen, die fetten Jahre sind vorbei. China zB hat in den letzen 15 Jahre Projekte mit eigenen Fachkräften abgearbeitet, deren geistige Vorarbeit in den 80er komplett im Westen gemacht worden wären.
Solche Nationen werden als vom Käufer von Ingenieurleistungen zum Verkäufer.
Genau wie in allen anderen Branchen wird natürlich auch hier in internationaler "Lohnausgleich" stattfinden. Wer heute studieren geht wird daher in seinen 50+ noch kommenden Berufsjahren mit viel Mitbewerbern zu kämpfen haben.

Allerdings würde ich die Frage dennoch anderherum stellen.
Geld ist natürlich nicht der unwichtigste Faktor. Aber einen Job den man nicht mag, hält man auch keine 50 Jahre durch. Es muss also schon zum eigenem Geschmack passen.
Und dann ist die Frage, welche Alternativen hat man? Es ist ja nicht sinnvoll zu sagen "bei den Ingenieuren gibts Konkurrenz, da werde ich lieber Maurer, Biologe, Chemiker" - denn ähnliche Entwicklung gilt für alle Berufe.