ist eine "heterogene" Gesellschaft ein Beweis, daß Integration möglich ist oder das Gegenteil?


22.02.2020, 09:57

.. "heterogene" Gesellschaft, wie angestrebt, also Integration als gelungen im täglichen Umgang zu werten?

9 Antworten

Hi.

Naja, "integrieren" heißt, dass jemand von außen kommt und sich bemüht, sich anzupassen. Hoffentlich mit Erhalt der eigenen Identität, aber halt so, dass es funktioniert. Gemessen an den vorhandenen Werten der Leitkultur.

Seit Fukoyamas Clash der Kulturen, diesem "Multikulti" ist es sehr schwer, sich zu integrieren, weil es gibt ja keine Leitkultur mehr. Angeblich. Wer was anderes behauptet, der kriegt prompt einen drauf.

Wenn wir jetzt beispielsweise mal die türkische Einwandererfamilie nehmen, da würde ich integrativ erwarten, dass jeder die Sprache des Gastlandes lernt, nicht nur der arbeitende Mann und Vater. Haussprache darf natürlich gerne türkisch bleiben. Dann, dass akzeptiert wird, dass gewisse Ding in Deutschland anders laufen, dass man Frauen z.B. die Hand gibt und die Chef sein können - schließlich hatte es ja nen Grund, dass man hergekommen ist, da muss man dann auch in nen sauren Apfel beißen können - nur Vorteile ist nicht. Gegen Kopftuch hab ich jetzt nix (Religionsfreiheit, die niemandem weh tut) und gegen türkische Gastfreundschaft sowieso nix, die ist deutlich besser als die Deutsche.

Was mir aufgefallen ist, ist, dass wir kaum Leitkultur kommunizieren. Und gewisse Zuwanderer da eigentlich dankbar für wären, so dass sie ne Orientierungsrichtschnur haben. Beispiel sind einerseits gebildete Bilderbuchsyrer ("tell me, how ist this done in Germany") aber auch total ungebildete Äthiopier, die sich wundern, dass wir nicht stolz darauf sind, Deutsche zu sein obwohl bei ihnen der Ärmste stolz ist, Äthiopier zu sein (ohne Scheiß, wurde mal gefragt, warum das so ist). Die gerne Leitlinie hätten, was ihnen postfukoyamisches Geschwätz aber versaut. Und dann entweder fare una bella figura scheinkritikresistent das machen, was sie für richtig halten oder in die Verweigerungshaltung gehen.

Ach, liebe PC-Paladine: von homogen gleichgeschaltet halte ich auch nix. Mir geht es um abstrakte mitteleuropäische Werte wie Gleichberechtigung, Säkularisierung und vielleicht noch "deutsche" wie Pünktlichkeit & Arbeitsmoral. Nicht, dass Alle mit Scheitel auf links hinter ner Fahne marschieren.

Was stellst du dir denn als Antithese zur heterogenen Gesellschaft vor ?

Nordkorea ? Mao-China ?

Die Begriffe Heterogen oder Homogen sind ja keineswegs auf Zuwanderung beschränkt.

Zum Glück müssen wir nicht alles gleich machen oder gleich denken. Man kann Christ sein oder Atheist, oder Hare Crishna rufen .. Man kann eine Grossfamlie gründen oder eine schwules Leben führen. Homogenität wäre mir ein Gräuel.

Länder ohne Zuwanderung entwickelt sich nicht, das ist geschichtliches Faktum .. erfolgreich waren die Länder sich mit anderen Kulturen ausgetauscht haben, abgeschiedene Bergregionen über deren Inzucht man sich lustig machte .. Staaten leben vom Austausch der Kulturen, und das nicht erst in diesem Jahrhundert. Wir hatten immer schon Zuwanderung (und auch viele Auswanderer) .. ich wollte schon schreiben, die unsere "Kultur" exportiert haben, aber was ist Kultur ? Dass chinesische Brauereien auf deutsche Gründe zurückblicken ? Dass in den USA und Japan Oktoberfeste gefeiert werden aber auch Mozart und Beethoven Konzerte aufgeführt werden ?

Umgekehrt dass auf unserer Speisekarte: Pizza, Döner, Chevapcici, Gyros, Paella, franz. Austern, etc etc zu finden sind ?

Zu unserer Zuwanderungsvergangenheit zitiere ich mal wieder den Zuckmayer:

Vom Rhein - noch dazu. Vom Rhein. Von der großen Völkermühle. Von der Kelter Europas! Ruhiger Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor - seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant - das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt - und - und der der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald und - ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt - wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein - das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz darauf, Hartmann - und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter in den Abtritt. Prost.

Integration IST möglich. Da braucht es keine Kategorie wie "heterogene Gesellschaft, ein Begriff, der alles und nichts bedeuten kann.

Gruß, earnest

Eine sogenannte heterogene Gesellschaft hatten wir schon in den Jahren 1938-1945 und da gibts ja wohl nicht viel Positives zu berichten.

Eine Demokratie lebt von Meinungsvielfalt! Jeder kann sich eine eigene Meinung bilden, je mehr Parteien es gibt, die möglichst alle verschiedenen Meinungen abdecken, umso besser. Am Ende bestimmt die Mehrheit.


ollesgemuese  21.02.2020, 23:14

Ich glaube du hast "heterogen" (unterschiedlich) und "homogen" (einheitlich) verwechselt :P

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bachforelle49 
Fragesteller
 22.02.2020, 10:06

@majaohnewilli ..eben nicht, wie man jetzt in Thüringen sieht.. ohne "koalieren" vielleicht sogar, daß sich "3 Kleine" zusammentun, läuft nix und ist gängige Realität.. eigentlich bräuchte man gar nicht mehr zur Wahl zu gehen. jede Kritik wird gleich als .. usw . ... zerrissen ..

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majaohnewilli  22.02.2020, 21:06
@bachforelle49

Ich finde das auch nicht okay, dass Parteien ausgeschlossen werden von Koalitionsgesprächen. Das entspricht nicht dem Grundgedanken der Demokratie. Der Wille des Wählers muss oberste Priorität haben!

Was passiert, wenn permanent gegen den Willen des Wählers regiert wird, sieht man dann an den Wahlergebnissen. Wenn dann einfach so weitergemacht wird wie bisher und alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um eine starke Partei dennoch mundtot zu machen, wird sich auch das über kurz oder lang rächen.

Ich bin froh, dass ich aus Österreich bin und wir unseren Bundeskanzler Kurz haben!

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Userin38576  04.03.2020, 13:24

Klasse, und deshalb AfD verbieten, sofort!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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Thatguy77  04.03.2020, 13:28

Du meinst wohl homogen

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Naja, noch in den 1990er Jahren sprach man von Multikulti.

Das ist eher nicht ausschlaggebend.
Seit Schröder (SPD) diesen historischen Fehler der Agenda 2010 in Szene setzte, zeitigen soziale Verwerfungen und Spannungen.
Ebenso historisch ein Nährboden für extreme Bestrebungen.