Ist ein Informatiker kreativ?

7 Antworten

Ein Informatikstudium hat wenig zutun mit der praktischen Arbeit in der IT, sondern gleicht eher einem Mathematikstudium, hinzu kommen ein paar Konzepte und etwas Theorie. Generell ist Informatik aber eine Wissenschaft und ein Studium bereitet einen vor auf das wissenschaftliche Arbeiten in dem Bereich.

Natürlich kann man anschließend eine praktische Tätigkeit in der IT anpeilen, die Kenntnisse bringt man sich dann aber eher selbstständig bei.

In wie weit man bei praktischen Tätigkeiten dann Abwechslung hat, hängt z.B. von der Firmengröße ab. Kleine Firmen haben eher Generalisten, da gibt es dann auch ein wenig Abwechslung. Kann da mal berichten, was ich und meine Kollegen so machen, auch wenn ich persönlich nicht studiert habe, was anderes als die Kollegen mit Studium mache ich auch nicht.

Ich bin quasi ein Mix aus einem Fullstack Developer, einem DBA, einem Projektleiter, einem Designer und Supporter. Kurz viel Programmierung in unterschiedlichen Sprachen und Bereichen. Das kann was im Webbereich sein, mal ein alter C Prozess oder Android für Wearables wie Datenbrillen. Nebenbei fällt hier viel Datenbank arbeiten an.

Da ich bzgl. Design auch nicht ganz untalentiert bin, bin ich da ebenfalls involviert, sowohl bei der Gestaltung unserer Anwendung, als auch der Firmenpräsenz oder kundenspezifischen Anzeigelösungen ala Digital Signage Anzeigen.

Dazu gibt es alle 1-2 Jahre ein Projekt, wo ich auch in der Projektleitung stecke. Pflichtenheft erstellen, da alle 1-2 Wochen ein Termin über Monate, bis man alles abgestimmt hat. Aufgaben in Arbeitspakete aufteilen, an Kollegen verteilen oder auch Ansprechpartner für diesen Kunden sein bei größeren Problemen oder Erweiterungen.

Nebenbei gibt es natürlich im Alltag auch immer mal Meetings, Mails, Telefonate und Kundensupport. Kunde ruft an, irgendwo steht was, Fehlersuche. Das kann Code sein aber auch WireShark, prüfen von Netzwerkpaketen und co. etc. pp.

Die Projekte enden bei uns i.d.R. mit Inbetriebnahmen beim Kunden Vorort. Dort dann einige Wochen mit anderen Gewerken das System langsam hochfahren, Schulungen der Mitarbeiter, Produktionsbegleitung usw. Ein wenig Abwechslung gibt es da also bei mir.

Daneben eben ein wenig Papierkram wie Dokumentationen schreiben und pflegen usw.

Und natürlich gibt es auch beim Coden selbst fast grenzenlose Kreativität. Ein Problem kann unendlich viele Lösungen haben, die alle Vor- und Nachteile haben bzgl. vielen Faktoren, wie Wartung, Erweiterbarkeit, Lesbarkeit oder Performance.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

smiliegirl 
Fragesteller
 28.04.2021, 13:44

Ok das hört sich sehr pannend an :).

Aber nach dem Studium könnte ich theoretisch alle diese Sachen machen, also sowohl Design als auch planen und programmieren etc.?

Weil wenn man webdesigner lernt kann man wahrscheinlich ja nur webdesign machen .

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apachy  28.04.2021, 13:49
@smiliegirl

Generell muss man sich in der IT vor allem in neue Bereiche einarbeiten können, immerhin wandelt der Bereich sich auch schnell. Wer Bereitschaft dazu zeigt, der kann in vielen Betrieben über seine eigentlichen Aufgaben hinauswachsen.

Ich bin quasi auch schlicht als Entwickler für den Webbereich in das Unternehmen gekommen. Heute mache ich hauptsächlich Materialflussrechner und andere Prozessprogrammierung im Bereich Intralogistik.

Und ja mit einem Studium kannst du dich frei entscheiden, wo die Reise nach dem Studium hingehen soll. Jemand mit einer spezifischen Ausbildung fängt i.d.R. in seinen Bereich an und kann sich ggf. innerhalb des Unternehmens noch ein wenig orientieren.

Was ich heute mache habe ich z.B. auch nicht gelernt. Habe in meiner Ausbildung ein wenig Assembler, ein wenig C und ein wenig Netzwerkkram gehabt. Die Websprachen habe ich mir selbst beigebracht, den Rest während der Arbeit gelernt.

Kleine Läden, wo man viel Abwechslung hat, haben aber auch ihre Nachteile. Oft ist die Bezahlung z.B. niedriger als in großen Unternehmen, wo die Aufgaben meist etwas strikter getrennt sind.

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Als besonders kreativ würde ich es nicht bezeichnen. Klar erfordert es manchmal etwas Denkarbeit und man kann Lösungen dann auch als "kreativ" beschreiben aber alles in Allem würde ich den Beruf eines Informatikers nicht als kreativen Beruf umschreiben. Ich selber habe daher als Ausgleich auch noch einen kreativen Nebenjob und kreative Hobbies.
Was man letztendlich als Informatiker macht, also welche Tätigkeit man ausübt ist sehr sehr breit gefächert. Ich verteile mittlerweile nur noch Aufgaben, treffe Entscheidungen und mache ein paar Auswertungen. Also nicht sonderlich kreativ, macht aber trotzdem Spaß.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Arbeitet als CTO/CFO und jetzt auch Geschäftsführer (CEO)

Erzesel  28.04.2021, 17:25

Ärmster🤭 . Mal ehrlich, das hast Du Dir so ausgesucht. Nicht jeder kann Programmabläufe formen wie ein Bildhauer seinen Ton... etwas Talent braucht es schon dafür...

Mich muss auch niemand bedauern, das ich nicht CEO oder Geschäftsführer geworden bin. Das ist das was mir nicht liegt.

Ich kann hinter meinen Augen komplexeste Szenarien abwägen und in Programmabläufe und Programmiersprache umsetzen aber bitte frag mich nicht, wie man jemandem etwas verkauft.

Etwas Denkarbeit wäre auf meinem ehemaligen Zielgebiet wohl stark untertrieben. Ich kenne Zeiten, da hatte ich Schreibblock und Kugelschreiber auf dem Nachttiscg liegen, weil ein Problem unter der Mütze köchelte.

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Bearman1974  28.04.2021, 17:39
@Erzesel

Geht mir ja auch so. Ich habe ja auch als Programmierer angefangen. Aber trotzdem würde ich es selber nicht als kreativ bezeichnen man schafft halt ein Stück Handwerk. Aber ist immer noch durch die Sprache, Technik etc. eingeschränkt. Ich bin in meinem Zweitleben Koch und finde da kann ich wirklich frei spielen, neues kreieren und das ist für mich eher Kreativität. Oder Kunst ist Kreativ. Ein Programm ist halt ein Programm das einen Zweck erfüllt. Vielleicht auch eine Frage wie man Kreativität definiert.

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Als Programmierer empfinde ich mich als sehr kreativ. Man plant und baut etwas ganz Neues, das dann auch noch eine Funktion übernimmt. Ich kreiere, erschaffe etwas. 🙂 Künstlerisch kreativ ist das natürlich kaum. Und andere sehen bestenfalls die äußere Hülle und nicht die mega Arbeit, die dahinter steckt - und fragen sich, was daran denn bitte jetzt so lange gedauert hat. 😊 Edit: Aber man weiß ja selbst, was man geschafft hat, spätestens durch Austausch mit anderen, die das ebenso einzuordnen wissen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Datenverarbeitungs-Kfm, Hobby- und Profi-Programmierer

Ich kann nicht für alle Bereiche der IT sprechen.

Es mag auch auf diesem Gebiet genügend Stoff für weniger ambitionierte Leute geben. Ich persönlich habe Mitte der 80er als Bastler und Autodidakt einfach aus Spaß an ser Sache begonnen. Anfang der 2000er habe wurde ich in ein Projekt der Industriesteuerung involviert (weil ich mich zu der Zeit gerade mit Fuzzylogig beschäftige) und bin gerade dabei die Arbeiten an die nächste Generation abzugeben.

Diese vergangenen 20 Jahre konnten an Kreativität nichts zu wünschen übrig lassen. Programmieren ist aus meiner Sicht eine der kreativsten "Künste" überhaupt.

Vergleichen wir mal:

Ein Maler, Bildhauer, Schriftsteller hat das Objekt seines Schaffens ständig im Blick. Er kann verbessern korrigieren, ändern und sieht sofort die Auswirkungen.

Der Programmierer sieht das Ergebnis seines Schaffens erst, wenn es fertig ist. Er muss defakto nur vor seinem inneren Auge das Projekt entwickeln und mit "Leben" füllen. Die verwendete Programmiersprache ist nur ein Werkzeug um dem Rechenknecht mitzuteilen was er tun soll.

Viele meinen, es genüge ein Paar Variablen, if und for aneinander zu reihen und man hat ein Programm.

Bei meiner Steurungssoftware ging es nicht allein darum auf Sensoreninput zu reagieren. In weiten Bereichen mussten Statistiken über Konsistenzschwankungen des Engangsmaterials angelegt werden und mit der Qualität des Ausgangsprodukts in Einklang gebracht werden. (Wenn ein Sensor beim Ausgangsprodukt erstmals ein "Out of Specs" misst, nutzt es nicht viel die Zugaben ein Hilfsstoffen/ Katalysatoren zu ändern, dann ist bereits eine "Stunde" Müll unterwegs. Ergo muss das Programm fast "hellseherisch" (re)agieren. Statistik... Tabellen , kleverer Programmierer.

Dann kommt noch Psychologie hinzu... Da arbeiten Menschen und Layer8 ist in der Regel die größte Schwachstelle. Wenn ein Fehler auftritt genügt es nicht eine Mesagebox zu öffnen und zu warten, das der Typ am Monitor auf Ok drückt und etwas unternimmt. Der kann gerade mal pipi sein, oder bereits bei den Engel 😇 👻 schweben. Dann muss für die Anlage ein Notprotokoll anspringen, welches den geordneten Rückzug auch ohne Menschliches Zutun gewährleistet.

Das sind die Dinge welche von einem IT-Fachmann*in gefragt sind. Nicht nur :

If (not gluckern)  msgbox("Warnung")

Man muss auch die Sachen berücksichtigen, welche absolut nichts mit der IT zu tun haben.

Was bedarf wohl mehr Kreativität, als das vorhersehen, der unwahrscheinlichsten Randbedingungen und deren Umsetzung in einer Software.

Die meisten Leute verknüpfen IT/Programmieren mit Spielen, ein Paar bunten Buttons und Menüs.

Kaum jemand hat auf dem Schirm, das Steuerungen für Kraftwerk, chemische Anlagen , Rechenzentren im Prinzip völlig Autonom funktionieren müssen und der Mensch im Ernstfall bestenfalls noch "schmückendes Beiwerk" ist ...und schlechtenfalls sogar "lästig". Das klingt hart und Computerfuzziearrogant , aber ist bei einer chemischen Produktion durchaus gegeben. (In den letzten 8 Jahren wurde das Personal vom Rechner 3 mal evakuiert und die Produktion geregelt zurückgefahren ohne Folgen).

Wenn Du Dich nicht gerade damit beschäftigen möchtest dummen Usern bunte Bilder zu offerieren, wirst Du bei dem, was unsichtbar unter der "Motorhaube" unserer Wirtschaft werkelt mehr als genug Raum für Wissen gepaart mit Kreativität finden.

Die Mathematik im Studium ist notwendig, damit Du nicht überlegen musst, wie man eine statistische Vorhersage konzipiert... und dich ungehindert dem Widmen kannst, worauf es ankommt: Das Gesamtwerk im Blick zu behalten.

Ich hatte das damals als "Selbstlerner" nicht, und musste mich viel mit Kleinkram aufhalten, den jeder Student verdichtet eingebleut bekommt.


smiliegirl 
Fragesteller
 29.04.2021, 07:25

Macht man in IT auch Produktdesign und sowas oder das eher nicht?

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Erzesel  29.04.2021, 09:06
@smiliegirl

eher nicht. Du studierst ja nicht IT um später als "Handwerker" zu arbeiten.

  • Im Bereich der GUI-Entwicklung sind die designerischen Möglichkeiten auf die Möglichkeiten der jeweiligen Betriebssystemoberfläche gebunden.
  • Im Webdesign gibt es ungeschriebene Regeln wie man am vorteilhaftesten eine Seite Präsentiert. (ich kenne noch die "Goldgräberzeit" im Internet, wo Seiten teilweise extrem Chaotisch aufgebaut waren...
  • SpieleDesign ist eher ein Job für eine Grafiker.

Wenn Du IT studierst, tust du das nicht um Dich später mit "niederen" Problemen abzugeben. Du willst dem GUI-/Spiel-/Webdesigner mal sagen können mach dies und jenes, das sind die Schnittstellen Variablen/Methoden, welche ich vorgegeben habe. Bums/Pasta... dafür hast Du Jahre studiert .

Du studierst Dein Fach, nicht um hinterher, etwas zu tun, das dem ehernen Handwerk zuzuornen ist.

Kann es sein, das Du gegenwärtig etwas mit der gewählten Studienrichtung unzufrieden bist? Fragen wie die Deinen stellt man gewöhnlich lange bevor man sich für ein Studium entscheidet.

Ich sehe hier fast täglich junge Menschen, welche ein völlig falsches Bild von IT/Programmieren haben. Die wollen Spiele entwickeln ohne je eine Zeile Code geschrieben zu haben. Die haben Dollarzeichen in den Augen, und haben gerade einen SourceCode abgetippt ohne zu wissen was da eigentlich passiert. "Hey ich werde reich wie BillGates🤑" ...nein wird man nicht... , man schleppt ein ungelöstes Problem Abends mit ins Bett und steht Morgens damit auf... oder man geht garnicht erst ins Bett.

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smiliegirl 
Fragesteller
 29.04.2021, 12:23
@Erzesel

Habe vorher was anderes gelernt was mir aber nicht mehr gefällt. Dann habe ich mich relativ schnell entschieden Informatik zu studieren vlt etwas zu schnell...Denn ich wollte keine Zeit verlieren.

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Das Informatik Studium ist quasi ein Mathematik Studium nur mit noch ein paar informatik Themen dazu.

Mathe dominiert allerdings.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich interessiere mich für das programmieren und Informatik

smiliegirl 
Fragesteller
 28.04.2021, 14:17

Oh krass 😁naja wusste viel Mathe , aber dachte man lernt noch anderes oder macht Projekte auch .

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EnderLuca  28.04.2021, 15:02
@smiliegirl

Zwischendurch schon, aber primär Theoretische Informatik und Mathematik.

Die Praktische Anwendung wird vorallem in einem Mono Studium kaum gelehrt.

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Erzesel  28.04.2021, 17:47
@smiliegirl

Du bist erst 2 Wochen dabei...

Mein Sohn hat sein Informatikstudium lange hinter sich. Über magelnde Praxisnähe konnte er sich nicht beklagen. (Praktika, erste Auftragsarbeiten für potentielle zukünftige Firmen und und und...)

Das musst Du natürlich jetzt noch nicht erwarten. Erstmal ist es wichtig, das Du die Grundlagen im Schlaf beherrschst und sich Dein Hirn nicht mehr mit Kleinigkeiten plagen muss.

Als "Studierter" ist es Deine Aufgabe das Ganze zu erfassen, aber dafür musst Du auch das ganze drumrum beherrschen.

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smiliegirl 
Fragesteller
 28.04.2021, 20:34
@Erzesel

Ok ehrlich gesagt bin ich gerade nicht so begeistert 😅ist ziemlich schwierig so viel Mathe auf einmal und nur Theorie. Die Fächern haben alle andere Namen aber überall ist nur Mathe . Naja hoffe es macht spätere mehr Spaß. Am Anfang ist alles bestimmt schwer

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