Ist diese Karriere realistisch?

10 Antworten

Auch ein Anwalt wird mit 80 kaum noch selbst arbeiten wollen. das müssten dann schon ganz besondere Fälle sein, die seine Aufmerksamkeit erregen.

Natürlich ist das realistisch. Ich sage mal einige Punkte zu den von dir genannten "Karriereschritten":

  • Ein gutes Abitur braucht man noch nicht einmal, um Jura studieren zu können. Es gibt Unis, an denen man NC-frei Jura studieren kann. Ein gutes Abi muss auch nicht auf gute Leistungen im Jura-Studium schließen lassen. Es ist eher so, dass die meisten Jurastudenten eine böse Überraschung erleben, wenn sie mit lauter 1en und 2en von der Schule kommen und dann lernen müssen, dass bei Jura ein "ausreichend" oft das persönliche Maximum ist.
  • Zwei Prädikatsexamina sind natürlich das Wunschergebnis aller Juristen. Trotzdem schaffen solche Ergebnisse unter 1/3 aller Absolventen. Hinzu kommt, dass das erste Staatsexamen für das spätere Berufsleben gar nicht so wichtig ist. Die meisten Arbeitgeber gucken vor allem auf das Ergebnis des zweiten Staatsexamens. Trotzdem kann ein gutes Ergebnis im ersten Examen Türen öffenen - beispielsweise für Stationen im Referendariat oder auch für eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter neben oder vor dem Referendariat. So ist es durchaus möglich, mit einem vernüftigen ersten Examen in einer Großkanzlei als wissenschaftlicher Mitarbeiter anzufangen und dort so gute Leistungen abzuliefern, dass die einen später auch ohne ein Prädikat im zweiten Examen einstellen würden.
  • Für viele ein Traumjob: Anwalt bei einer Großkanzlei. Auf der einen Seite winkt das große Geld, auf der anderen Seite muss man dafür aber auch sehr viel tun. In Deutschland liegt (laut einem Karrieremagazin für Juristen) die durchschnittliche Wochenarbeitszeit für Berufsanfänger in Großkanzleien bei 54 Stunden - das kann aber je nach Kanzlei und Rechtsgebiet auch noch deutlich höher sein. 7-Tage-Wochen sind in vielen Großkanzleien eher die Regel als die Ausnahme. Aber wenn einem die Arbeit Spaß macht, warum nicht? Es kommt halt auf die persönlichen Prioritäten an.
  • Die eigene Kanzlei gründen - auch so ein Berufswunsch von vielen Juristen. Das ist aber jedenfalls nicht der Weg, den die meisten Großkanzlei-Anwälte gehen. Für die gilt eher: Aufsteigen bis zum Partner oder irgendwann die Kanzlei wechseln und in der anderen Kanzlei als Partner einsteigen. Nur wenige Großkanzlei-Anwälte gründen ganz neu eine Kanzlei - und noch weniger tun das alleine. Was ab und zu vorkommt: Ein paar Großkanzlei-Anwälte tun sich zusammen, steigen mit ihrem Team aus der Kanzlei aus und gründen gemeinsam sozusagen einen selbstständigen "Ableger" einer Kanzlei. Aber natürlich besteht immer die Möglichkeit, eine eigene Kanzlei zu gründen - und das auch erfolgreich, wenn das nötige Know-How, die nötigen finanziellen Mittel und vor allem ein Mandantenstamm vorhanden ist. Dazu ein Beispiel: Ich kenne einen Anwalt, der in einer mittelständischen Kanzlei (so ca. 30 Anwälte) gearbeitet hat. Irgendwann hat er sich mit zwei anderen Anwälten zusammengetan und eine eigene Kanzlei gegründet, die sich auf ein kleines Rechtsgebiet spezialisiert hat. Mittlerweile besteht diese Kanzlei aus 11 Anwälten und ist eine der führenden Kanzleien in dem Bereich dieses speziellen Rechtsgebiets in Deutschland.
  • Bis 80 als Anwalt arbeiten? Manche müssen das tun, weil sie sonst nicht über die Runden kommen. Das sind vor allem solche Anwälte, die in einer Ein- oder Zwei-Mann-Kanzlei alle möglichen Fälle von Mietrecht über Strafrecht bis hin zum Verkehrsrecht abklappern und sich ihr Leben lang so gerade eben ihren Lebensunterhalt finanziert haben. Klingt komisch, ist aber durchaus möglich, wenn man nach dem zweiten Examen keine gute Arbeitsstelle findet und sich deswegen entweder entschließt, ohne Mittel direkt eine eigene Kanzlei (sozusagen aus dem eigenen Wohnzimmer heraus) zu gründen, oder als angestellter Anwalt zu einem Hungerlohn in einer kleinen Feld-Wald-und-Wiesen-Kanzlei anzuheuern. Solche Anwälte verdienen deswegen nicht so gut, weil sie es sich nicht leisten können, mit ihren Mandanten individuelle Vergütungen zu vereinbaren - weil die Mandanten oft selbst kaum Geld haben. Also muss man nach der gesetzlichen Vergütung abrechnen, und die ist in aller Regel nicht so gut, dass man davon reich werden würde.
  • Als erfolgreicher Anwalt bis 80 arbeiten? Machen auch manche, eben weil ihnen die Arbeit Spaß macht und die eigene Kanzlei ihr Lebenswerk ist. Da wollen eben viele nicht loslassen. Je größer die Kanzlei, desto unwahrscheinlicher wird das aber. Da zieht man sich dann eher nach und nach so langsam aus den laufenden Geschäften zurück - es läuft schließlich auch ohne einen und man macht eh nur einen sehr kleinen Teil aller Fälle selbst.

Es gibt sicherlich den einen oder anderen Fall wo das so war/ ist ... aber mit fortschreitendem Alter wird die aktive Mitarbeit immer weniger werden...

Natürlich ist das realistisch. Wenn er dann als Rechtsanwalt auch noch für irgendein Konzern tätig sein wird, dann gibt es positive Möglichkeiten vermögend sich früher zur Ruh zu setzen.

LG


Wenn man sich anstrengt und zielstrebig, selbstsicher und fleißig ist, klar ist das machbar.