Themenspecial 20. September 2022
Familienplanung und Kinderwunsch
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Ist die Früherkennung ein Fluch oder Segen?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

Segen 60%
Fluch 40%

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Früherkennung umfasst nicht nur die Diagnose von Trisomien, welche heutzutage dank NIPT (nicht-invasivem Pränataltest) für Mutter und Kind mit einem sehr geringen Risiko verbunden ist – anders als die vor etwa 10 Jahren noch übliche Fruchtwasserdiagnostik. Auch ein Ultraschall ist eine Form der Pränataldiagnostik: Es wird geschaut, ob der Fötus normgerecht heranwächst und ob Auffälligkeiten erkennbar sind. Außerdem wird dabei das Geschlecht bekannt, welches wiederum in einigen Ländern und Kulturen ein sehr häufiger Grund für Abtreibungen ist. 

Was ist eine „schwere Krankheit oder Behinderung“ und wer darf das bestimmen? Sowohl Down-Syndrom als auch Diabetes können das Leben der Betroffenen stark einschränken – oder eben nicht. In beiden Fällen kann man dies vorher nicht abschätzen. Das Gendiagnostikgesetz (GenDG) besagt, dass vorgeburtliche genetische Untersuchungen beschränkt sind auf die Feststellung genetischer Eigenschaften, die die Gesundheit des Fötus oder Embryos vor oder nach der Geburt beeinträchtigen können. Spätmanifestierende Erkrankungen, also solche, die erst im Erwachsenenalter ausbrechen, sind ausdrücklich davon ausgeschlossen.  

Theoretisch ist es heutzutage bereits möglich, Augen- oder Haarfarbe, oder wenigstens eine entsprechende Tendenz (hell/dunkel) anhand der Gene vorherzusagen. Hinsichtlich Autismus ist dies sehr viel schwerer, da eine unbekannte, hohe Anzahl von Genregionen sowie weitere äußere Einflüsse beteiligt sind. 

Eingehende Beratungsgespräche vor und nach einer Testung sind verpflichtend. Dazu sollten sowohl ausführliche Informationen zu der vermuteten Erkrankung gegeben werden als auch Möglichkeiten der Integration und Förderung betroffener Kinder. Jeder Test, der durchgeführt wird, ist wie eine Frage, die man stellt – und auf die man schon vorher die passende Antwort haben sollte.

Woher ich das weiß:Recherche
Darwinist  25.09.2022, 12:37

Vielen Dank für diese unfassende und sehr sensible Antwort zu einem kontrovers diskutierten Thema.

Außerdem wird dabei das Geschlecht bekannt, welches wiederum in einigen Ländern und Kulturen ein sehr häufiger Grund für Abtreibungen ist.

Wäre es nicht sinnvoller, das Geschlecht vorher wählen zu können, damit Abtreibungen "ungewollter" Kinder, meist Mädchen, gar nicht erst "notwendig" werden?

Dafür wäre nicht einmal ein Eingriff in die Gene notwendig. In der modernen Tierzucht ist der Einsatz von gesextem Sperma mittels Durchflusszytometrie schon seit Jahrzehnten etabliert und die Nachfrage stieg kontinuierlich an. Die Technologie ließe sich prinzipiell auch auf den Menschen übertragen.

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Segen

Ich finde das super, dass die Wissenschaft/Medizin schon so weit ist. Was ist daran gefährlich, wenn Eltern entscheiden dürfen? Jeder hat einen anderen Toleranzbereich und andere Vorstellungen vom Leben. Wissenschaftlicher Fortschritt ist nunmal nicht aufzuhalten. Ich persönlich sehe es so, dass das Leben erst mit der Geburt beginnt. Demnach stehe ich Abtreibungen positiv gegenüber. Lieber so, als das Kind dann zu vernachlässigen oder leiden zu lassen. Jeder Mensch sollte über sein eigenes Leben bestimmen können und ein Kind stellt das eigene Leben komplett auf den Kopf.

Aus meiner Sicht ist das auch eine gute Lösung, um vererbbare Krankheiten auszurotten.

Was so Sachen wie Haar- oder Augenfarbe angeht, geht dann schon Richtung Design-Baby. Beim Geschlecht finde ich es noch ok. Ich fände eine Abtreibung wegen diesen Faktoren nicht in Ordnung, aber wenn man bestimmte Merkmale z.B. durch In-vitro-Fertilisation vor der eigentlichen Schwangerschaft aussuchen könnte, dagegen hätte ich nichts. Einige mögen dunklere Typen, andere Helle, vielen ist es egal.