Ist die Berufsschulzeit an sich wirklich so "chillig" wie es manche sagen?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe Industriekaufmann gelernt und denke heute noch gern an meine Berufsschulzeit zurück. Das Niveau lag deutlich unter der Oberstufe der Realschule, würde ich sagen - man musste aber am Ball bleiben, um mitzukommen und wir hatten zeitweise auch eine Lerngruppe, in der den Schwächeren geholfen wurde. Allerdings gilt: Wer die Lehre im Betrieb packt, der packt auch die Berufsschule.

Richtig "chillig" war es nicht, aber die Stimmung war schon gediegen und lässig, vor allem im Vergleich zur Realschule, die bei mir eher eine Kadettenanstalt war; trist, grau, spaßarm und mit oft bedrohlichem Klima, mit unterdrücktem Mobbing und einer planlosen Organisation. Weiters lag / liegt der entspannte Tonfall eventuell daran, dass wir damals mit 18-20 einfach in einem Alter waren, wo wir die Welt entdeckt haben, durch das verdiente Geld die Möglichkeit hatten rauszukommen und wo die meisten auch ein Auto hatten. Wir gingen gern Kaffee trinken und Kuchen essen von dem wenigen, was wir verdient hatten, die Freizeit wurde genossen nach dem Motto - nach der Pause ist vor der Pause, der Rest ist Begleitprogramm, das geht vorbei. Die Stimmung war abgesehen von seltenen und harmlosen Reibereien entspannt, man hat viele Dinge noch nicht so ernst genommen; man war unpolitisch und spontan, aber schon reif genug, diverse Dinge selber in die Hand zu nehmen, das angenehme menschliche Miteinander rundete es ab - zusammenfassend beschreiben die Lieder "Himmelblau und rosarot" von Hans Blum und "Träume aus dem Radio" von Karel Gott (in meinem Fall waren sie aus dem "Audi alpha" meines uralten Audi 100 erklungen, mit dem wir gern unterwegs waren) diese Zeit am besten.

https://www.youtube.com/watch?v=IFI3fTvp28s

https://www.youtube.com/watch?v=4NfqBYetiMM

Musik war ein enormes Thema, aber auch die Freiheit an sich, das Leben zu entdecken. Wir waren alle auch total provinziell und die Kreisstadt mit damals vielleicht 25.000 Einwohnern war wie eine Großstadt, wie eine Art Spielwiese, um das Leben und alles, was es da gab, zu entdecken. Es ist sicherlich auch ein Unterschied, wo man herkommt und was man draus macht, welche Optionen man hat und wie die Stimmung ist. Wer in einer miserablen Klasse ist und wem die Lehre an sich nicht gefällt, der hat in dem Spiel leider verloren.

Ich wurde übrigens in diesem "Ambiente" so mit 18/19 Jahren zum "Kaffee-Fan". Das hat sich ergeben, weil wir in der Klasse eine super Gemeinschaft hatten und in den Mittagspausen, Freistunden und nach der Schule oft noch Latte Macchiato zusammen getrunken und miteinander erzählt hatten - wir saßen meist am nahen Norma-Markt rum und tranken Latte Macchiato aus Plastikbechern ... manche rauchten, einer erzählte immer Witze, Armin spielte manchmal Mundharmonika, Klemens beobachtete die Leute auf dem Parkplatz und kommentierte ihre Autos, Annemarie hat immer so herzlich gelacht, neben mir saß meist meine damalige Freundin Caro (die aber nicht in unserer Klasse war) und unser (sehr netter) Klassenlehrer gesellte sich manchmal auch dazu, wenn er uns grad gesehen hatte. War schön!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Also für mich jedenfalls nicht. Für mich war der Berufsschultag, an dem ich noch arbeiten musste stressig, und der, an dem ich nicht mehr arbeiten musste unangenehm, unter anderem weil ich die Berufsschule (also das Gebäude) überhaupt nicht mochte. Leider kann man sich die Berufsschule nicht aussuchen (oder zumindest ich konnte das nicht). Ok, der Stoff zum Lernen war jetzt nicht besonders schwer, bestimmte Fächer waren sogar zu einfach.

Für diejenigen, die nicht morgens bis abends arbeiten müssen, könnte es zeitlich entspannt sein. Nicht desto trotz ist das ganze Wissen für die Prüfung nicht mehr entspannt

Meine Zeit war nicht wirklich chillig. Meine Klassenlehrerin mochte mich nicht und die Klasse war auch komisch.

7veren⁷

Ja. Die Anforderungen waren bei uns sehr gering. Hab Kauffrau für Büronanagement gelernt.