Ist das Leben vorherbestimmt oder haben wir als Menschen die Möglichkeit, unser Schicksal zu formen?

14 Antworten

Determinismus (Laplaces Dämon) führt zu einem  Selbstreferenz-Widerspruch ähnlich dem Friseursparadoxon, dem Gödelschen Unvollständigkeitssatz und Turings Halteproblem. Wenn alles vorherbestimmt ist, dann liegt die detaillierte Information über die Zukunft im Universum bereit und ist im Prinzip auslesbar* und durch Menschen vermeidbar, außer wenn auch die Information über das Auslesen der Information schon bereitliegt, genau wie die Infomation über das Auslesen der Information über das Auslesen usw. ad vomitum**, um das Paradox zu umgehen. Der Speicherplatz auch eines unendlichen Universums kann aber nicht mächtiger sein als das Universum selbst.

*) mancher denkt, dass das Universum uns etwas durch Verstecken in Quantenzuständen verheimlicht, aber die Statistik von Spinmessungen an verschränkten Photonen zeigt, dass dabei nicht ein vorher verstecktes Ergebnis sichtbar wird, sondern überhaupt erst entsteht. Die Information über die Zukunft existiert gar nicht.

**) ad infinitum, bis man kotzt

In diesem Universum verhindert zusätzlich die Kombination von Quantenmechanik und Chaos die Vorausberechnung aller Zukunft, weil sie mikroskopische Anfangsbedingungen, die gegenwärtig nicht nur unbekannt sondern nicht existent sind, zu makroskopischen Abweichungen vergrößert.

https://www.youtube.com/watch?v=fDek6cYijxI

Was übrigens nicht bedeutet, dass Chaos Willkür ist - es folgt fundamentalen Gesetzen...

https://www.youtube.com/watch?v=ovJcsL7vyrk

EVYTNG  08.04.2024, 15:13

Also widerspricht sich der Determinismus selbst, da man ihn nicht auslesen kann, und es gibt möglicherweise doch einen freien Willen? Wie bildet man sich ihn dann aber kausal, also die Ursachen, die den Willen bedingen sollen? Diese müsste man sich doch dann unbedingt erschaffen können, also quasi aus dem Nichts, damit der Wille frei ist!

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hologence  08.04.2024, 18:31
@EVYTNG
Wie bildet man sich ihn dann aber kausal

gar nicht. Kausalität ist mit der Quantenmechanik überholt.

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Ob das Leben vorherbestimmt ist, ist für den einzelnen Menschen nicht relevant. Für ihn sieht es immer so aus, als könne er sich frei entscheiden. Auch wenn irgendwo schon festgelegt sein sollte, wie ich mich entscheiden werde. Es ist immer ein guter Rat, so zu handeln, wie es vernünftig ist und dass meine Handlung weder mir noch jemanden anderes schadet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbsterfahrung, Zen, Tibet, Schamanismus, Yoga, Reisen

Da man sich die Ursachen für den Willen nicht frei, also unbedingt und somit aus dem Nichts erschaffen kann, die den Willen bedingen sollen, und es damit keinen freien Willen gibt, kann man sein Schicksal - äußere Faktoren nicht berücksichtigt, auch nicht frei wählen. Aber Fatalismus wäre insofern inkorrekt, da das Universum nicht rein deterministisch verläuft, da es z.B. auch noch den Zufall gibt.

So viele grundsätzliche Fragen auf einmal... Da kann ich nur in knapper Form versuchen zu antworten:

Höhere Macht: ja, weil Leben offenbar nicht allein aus den chemischen Zutaten entsteht und weil Evolution allein durch Selektion von Mutanten in Reaktion auf simple Umweltbedingungen kein Gehirn hervorbringt. 4 Grundkräfte führen nicht zu dem, was wir vor uns sehen.

Freiheit der Handlungen: physikalisch ja, weil der Wille aus einem dynamischen System von Hirnströmen unermesslicher Komplexität hervorgeht, sodass die Determiniertheit (Ursache-Wirkung) praktisch im Chaos verschwindet. Auch mit der Zufälligkeit von Quantenprozessen wird argumentiert. (Physikalische Undeterminiertheit ist z.B. durch die Möglichkeit von Unterhaltungen erwiesen.)

sozial nein, weil der Wille durch Bedürfnisse, Regeln, Erfahrungen und Veranlagungen in hohem Maße geprägt ist.

Insofern sind wir nicht Herr über unser Schicksal. Ob es damit automatisch dem Plan der höheren Macht unterstellt ist, weiß ich nicht.

Ich habe ein gewisses Gefühl des Geführtseins, vielleicht aus reiner Dankbarkeit heraus, wie mein Leben verläuft. Manches scheint aber über Zufälle hinauszugehen.

Glaubst du an eine höhere Macht oder an Zufall und Evolution als Ursprung unseres Daseins?

Gott hat uns und das Universum meiner Ansicht nach geschaffen. Ich bin Christ.

Ich glaube, dass diese Welt durchdacht und geplant wurde, ich glaube nicht, dass die Erde "einfach so" entstanden ist. Auch gibt es die Meinung, dass für den Urknall ein Eingreifen von Gott nötig ist.

Wenn Du mehr wissen möchtest, was mich überzeugt, dass es Gott gibt, dann kannst Du mich z.b. fragen oder auf mein Profil gehen.

Man kann sich auch als gläubiger Mensch mit Naturwissenschaften beschäftigen. Glaube und Wissenschaft müssen sich nicht immer widersprechen. So hat zum Beispiel Mendel, ein katholischer Mönch, wichtige Entdeckungen bei der Genetik gemacht. Der Mensch, der die Urknalltheorie aufgestellt hat, war katholischer Priester.

Laut der katholischen Kirche ist die Evolutionstheorie mit dem Glauben vereinbar. Laut vielen evangelischen Kirchen auch.