Geschlecht im Perso nach Gefühl ändern lassen?

Das Ergebnis basiert auf 19 Abstimmungen

Ja, es sollte möglich sein 68%
Nein, es sollte nicht möglich sein 32%

6 Antworten

Ja, es sollte möglich sein

Es geht nicht um den Perso, sondern um die Personenstandsänderung. Auf dem Perso selbst steht kein Geschlecht. Aber an vielen anderen "Orten" ist das offiziell behördlich eingetragene Geschlecht hinterlegt - zum Beispiel auch verschlüsselt in der Sozialversicherungsnummer. Das führt dann dazu, dass die Betroffenen ständig und überall mit dem Geschlecht angesprochen und angeschrieben werden, mit dem sie sich nicht identifizieren. Und richtig kompliziert wird es, wenn sie ihren Namen ändern wollen...

Bisher sah es so aus, dass Betroffene einen langjährigen Weg über verschiedenste ärztliche Gutachten gehen und sich sogar sterilisieren lassen mussten, um diesen Geschlechtseintrag ändern zu dürfen. Ein absolut entwürdigender, übergriffiger Prozess, der wirklich dringend abgeschafft gehört! Um den Betroffenen diesen Horror zu ersparen, bin ich also absolut dafür, dass daran dringend und schnell etwas geändert wird!

Der einzige Punkt, den ich sehe, wo Missbrauchspotential einer solchen Erleichterung bestehen könnte, ist meiner Ansicht nach der rund um gesetzlich verankerte Frauenquoten. Und hier sehe ich das Missbrauchspotential mal wieder bei Cis-Männern mit zu großem Ego in Machtpositionen - zum Beispiel in Vorständen von DAX-Konzernen. Bei denen würde es mich nicht wundern, wenn die lieber ihren Geschlechtseintrag ändern lassen als ein paar mehr Frauen in ihre Reihen aufzunehmen...

Ja, es sollte möglich sein
Ich war nicht der Meinung, mit der Begründung, dass für so eine drastische Maßnahme ein Gefühl nicht ausreiche und außerdem dadurch viel mehr Probleme entstehen.

Es ist doch keine drastische Maßnahme, das Geschlecht in der Geburtsurkunde zu ändern. Das sind noch nur ein paar Buchstaben...

btw, auf dem deutschen Personalausweis steht kein Geschlecht.

Es ist wirklich ein großes Problem für Transpersonen. Ich zb lebe seit Jahren als Mann. Dass ich trans bin, sieht man mir nicht mehr an, daher wissen es die meisten Menschen in meinem Umfeld auch nicht. Könnte ich mein rechtliches Geschlecht nicht ändern, müsste ich ständig Angst haben, dass es jemand herausfindet - und mich dann beleidigt, anders behandelt, diskriminiert. Ja, das habe ich alles schon oft genug erlebt.

Denk doch mal nach. Mit Kollegen an der Supermarktkasse. Auf der Bankkarte steht ein Mädchenname! Arbeitsvertrag abschließen? Erstmal dem Chef erklären, warum da ein Mädchenname auf meinem Perso steht. Paket für mich wird beim Nachbarn abgegeben? Tja, der wüsste dann, was ich zwischen den Beinen habe. oder er nimmt es gar nicht erst an, da er mich mit einem anderen Namen kennt. Ich sitze beim Hausarzt in meinem Ort - würde mit "Frau xyz" aufgerufen werden und alle, vielleicht auch Leute die mich kennen, würden sich fragen warum ein Mann mit Vollbart aufsteht.
Und so weiter und so fort.


2h0veI 
Fragesteller
 17.04.2023, 02:02

War mehr darauf bezogen, dass es ein Amtliches Dokument ist und nicht dass es ein großer Aufwand ist. Aber ich verstehe deine Punkte, danke dass du mir davon erzählt hast.

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Ich finde in dieser Frage das Argument des Sportes, welches häufig verwendet wird, irrelevant ist. Es gibt sicherlich hunderte oder tausende Probleme dieser Art, egal ob man seinen Geschlechtseintrag, der in erster Linie eine rein persönliche Angelegenheit ist und ohnehin nicht im Personalausweis steht, nun ändern kann, oder nicht.

Genau aus diesem Grund ist die Bezeichnung des dafür relevantem Gesetzes, welches hoffentlich dem Nächst verabschieden wird, auch „Selbstbestimmungsgesetz“, denn genau darum geht es, um die Selbstbestimmung.

Ja, es sollte möglich sein

Ich sehe ehrlich gesagt keinen der Gründe, keines der Loopholes, die Leute bemängeln, als wirklich schlimm an. Sollte doch ein Loophole auftauchen, dann kann man das über ergänzende Regelungen ausgleichen. ZB funktioniert "Aber dann könnten Männer sich als weiblich eintragen, in Damentoiletten gehen und Frauen vergewaltigen" nicht, weil Vergewaltigung verboten ist. Auch wenn sowohl Täter als auch Opfer weiblich sind.

Leistungssport und Sportwettkämpfe sind sowieso als ganzes Konzept schrecklich und wahnsinnig schädlich für die körperliche und psychische Gesundheit der Sportler, also ist es mir nur recht, wenn Leute da selbst aussuchen dürfen, wo sie Sport machen wollen.

Ich halte es sowieso für eine komische Regelung, wie komplex Vornamensänderungen sind, also wenn das Selbstbestimmungsrechts Namensänderungen durch die Hintertür ermöglicht, ist das doch nur etwas gutes. Wer sich von seinem Namen nicht beschrieben fühlt, sollte die Möglichkeit haben, diesen zu ändern - die einzige Person, die davon ein Problem hat, ist die, die es ändert. Weil man dann nervigerweise alle möglichen Unternehmen anschreiben muss, das man einen anderen Namen hat.

Im übrigen: Bei diesem Gefühl geht es nicht um "heut bin ich ein bisschen männlich" wie man davon sprechen würde, hungrig oder müde zu sein. Es geht um "Ich habe seit meiner Kindheit das Gefühl, das mein Körper nicht Teil von mir ist und das irgendwas falsch gelaufen ist, aber wenn man mich als XY anspricht, dann macht plötzlich mein ganzes Leben Sinn."

Überhaupt halte ich aber die ganze Diskussion für sinnlos, weil es absoluter Blödsinn ist, das bei In Kraft tretendem Selbstbestimmungsrecht haufenweise Leute sich für Loopholes umtragen lassen würden. Das ist selbst ohne jahrelange Gerichtsverhandlungen und Bescheinigungen von Therapeuten umständlich - vor allem, wenn man körperlich gar nichts an sich ändert und dann jedem Menschen, der die Papiere sehen will, erklären muss, das man deshalb einen Ausweis hat, der gar nicht zu einem passt, weil man irgendwelche absurden Ideen beweisen will. Das ja keiner denkt, man könne wirklich trans sein. Denn: Cismenschen, die als biologisch entgegengesetzte Geschlecht leben müssen, haben genau dieselben Gefühle über ihr Geschlecht, wie sie auch Transmenschen vor Angleichung haben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.
Ja, es sollte möglich sein

Ausnutzen kann man alles, wenn wir alles verbieten was irgendein Idiot ausnutzen könnte, haben wir gar keine Rechte mehr.

Es geht dabei um die Leute die definitiv davon provitieren/es brauchen für sich und diese kann und vor allem sollte man nicht zwingen den Weg einer Angleichung gehen zu müssen um zu leben wie sie leben möchten.

Für Dinge wie den Sport kann man noch immer Sonderregelungen finden. Gerade das Beispiel Sport, es gibt so wenig Transmenschen und noch weniger Transfrauen im Profisport. Wegen sagen wir 10 aktiven Transfrauen sollen nun die beispielsweise 1000 anderen ihren Eintrag nicht kriegen? Warum machen wir nicht einfach eine Regelung gezielt dann in dem Sport und gut ist es?

Nicht jede Sportart bevorteilt Transfrauen und nicht jede Transfrau hat gleich viele Vorteile wenn man also eine Sportlerin entsprechend prüft und sie, wenn auch traurigerweise, ausschließt oder aber, was man auch machen kann, ihr ein Handycap giebt, ist es doch gut.

Die Argumentation "Du kannst deinen Personenstand nicht ändern weil du ja vielleicht evtl. irgendwann dann, ob angeglichen oder nicht, in den Progfisport gehen könntest" ist doch extrem weit hergeholt.

Auch sog. Schutzräume, da kann man anderweitig Regelungen finden oder Kompromisse. Das mit dem Klo versteh ich zwar noch immer nicht, aber seies drum.