Für die Kinder die Ehe aufrechterhalten - macht Sinn?

18 Antworten

Ich finde, es ist absoluter Bullshit nur "für die Kinder" zusammen zu bleiben, wenn die Beziehung - aus welchem Grund auch immer - nicht mehr funktioniert.

Natürlich sind für Kinder meistens beide Elternteile wichtig. (je nachdem wie sie behandelt werden) Ich denke, Kinder brauchen eine männliche und eine weibliche Bezugsperson. Ob das jetzt die Eltern sind oder jemand anderes, ist zweitrangig.

Es bringt keinem Kind was, wenn die Eltern sich gefühlt 24/7 streiten. Auch wenn viele glauben, sie könnten es verstecken, bekommen Kinder so gut wie alles mit. Alleine die Stimmung zwischen den Eltern.

Meine Eltern sind auch geschieden und ich bin ganz froh darüber, dass sie nicht wegen uns zusammen geblieben sind, weil darunter hätten alle nur gelitten. Meine Eltern haben zueinander zwar kaum noch Kontakt, verstehen sich aber gut, wenn sie sich mal begegnen; meine Schwester und ich sind auch regelmäßig bei unserem Vater. (wir leben bei unserer Mutter)

Nur, weil Eltern sich scheiden lassen, heißt es ja noch lange nicht, dass die Kinder sich für ein Elternteil entscheiden müssen und das andere nie wieder sehen. Es gibt natürlich Ausnahmen, wie wenn zB ein Elternteil den Kindern gegenüber gewalttätig wurde oder die Kinder sich selbst dazu entscheiden, den Kontakt zu einem der beiden abzubrechen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

AmysAngel  20.03.2020, 17:59

Sehe es genauso! Kann nur den Kopf schütteln, wenn welche wegen der Kinder zusammenbleiben wollen.

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Lieblingstiere 
Fragesteller
 21.03.2020, 10:04

Ich denke, „die Eltern verstehen sich gut“ - das ist auch kein Grund dafür, dass sie weiterhin zusammen bleiben für die Kinder. Ich kann auch versuchen, die Menschen zu verstehen, die ich nicht mag. Und dann kann ich eine Beziehung auf die Stufe bringen, dass ich sagen kann: „wir verstehen uns gut“.

Jedes Paar hat Probleme, klar - aber die Wahrheit ist, dass die Eltern an die Kinder denken, die Zukunft haben.

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Nein, das macht absolut keinen Sinn. Im Ernst, ich habe bisher noch keine Erwachsene Person mit getrennten Eltern getroffen, die entweder gesagt hat "Zum Glück sind meine Eltern so lange noch zusammen geblieben", oder "Schade, das meine Eltern sich schon so früh getrennt haben".

Kinder brauchen Vorbilder. Eltern, die sich nur ständig streiten, betrügen und so für eine negative Grundstimmung im Haus sorgen, sind keine Vorbilder. Alleinerziehende Eltern können aber sehr wohl Vorbilder sein.

Es ist auch eine wichtige Lehre für die Kinder, wenn man Schlussstriche ziehen kann! Ich kann mir gut vorstellen, das ein Kind, das in so einer streitenden Familie aufwächst, sich später weniger gut aus der Beziehung mit einem gewalttätigen, streitsüchtigen Partner raus bewegen kann- weil es gelernt hat, das Ehen und Beziehungen nunmal so sind. Viele Leute denken das wirklich: "Zu einer guten Beziehung gehören Streitigkeiten". Nein, absolut nicht. Vielleicht kleine Auseinandersetzungen, die man gemeinsam löst. Aber kein Anschreien, Gegenstände werfen usw.

Das schlimmste ist sowieso, wenn man absichtlich versucht, schwanger zu werden und ein Kind zu kriegen, nur um die Ehe zu retten. Anstatt das man es mit Paartherapie versucht... Das Kind spürt das. Dass es nicht da ist, weil die Eltern sich so sehr lieben, dass sie ihre gemeinsamen Ideale weitergeben wollen- sondern, um die Beziehung zu retten. Diese Kinder werden häufig ziemlich stark ausgenutzt und extrem streng erzogen- weil ein Kind eine Ehe einfach nicht retten kann.


Lieblingstiere 
Fragesteller
 19.03.2020, 21:35

Wie könnte man sich vorstellen, dass die Ehe besser laufen wird, wenn das Paar noch ein Kind mehr bekommt oder sogar häufiger Sex macht...ich finde es einerseits gut, dass sich das Paar körperlich näherkommt , aber der Großteil unseres Lebens ist nicht Sex sondern menschliche Kommunikation. Wenn eine Paartherapie nicht hilft.

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Lieblingstiere 
Fragesteller
 19.03.2020, 21:40
@Lieblingstiere

Ich kenne in der Nähe zwei Paare, beide leider schon getrennt, die ungeplant ein Kind bekommen haben und dann wurde die Beziehung schlecht und dann versuchten, durch Bettgeschichte die Beziehung zu retten. Beide Paare bekamen das nächste Kind(das war die Absicht von der Frauenseite) und die Beziehung ging deshalb zu Ende. Also das hilft nicht wirklich, denke ich...

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Seraphiel0  20.03.2020, 11:13
@Lieblingstiere

Eben, es funktioniert nicht.

Der Gedanke ist eben, dass es einem ein gemeinsames Ziel gibt. Und eben, das man dann das "Wir müssen für das Kind zusammen bleiben"-Argument benutzen kann.

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Ich denke das ist für jede Familie unterschiedlich. Ein Schicksalsschlag, sei es Trennung der Eltern oder etwas anderes stärkt oft den Charakter. Es kommt auch auf das Alter der Kinder an, wann die Trennung stattfindet und wie di eEltern damit umgehen. Manche Eltern geben den Kindern dennoch Sicherheit und schenken ihnen einen emotionalen Zufluchtsort, manche Eltern sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Grundsätzlich denke ich, gesunde Beziehungen um einen herum sind das Beste für den Mensch und vor allem für Kinder. Eine unglückliche Ehe ist ungesund für alle, eine unglückliche Scheidung die schlecht verarbeitet wird auch.

Meine Eltern ließen sich scheiden als ich 15 war und diese Erfahrung hat mich enorm gestärkt, gleichzeitig habe ich seit dem den Glauben an bedingungsloses Vertrauen verloren. Ich bin dennoch ein sehr stabiler Mensch und bin sehr resilient.

Nicht-Scheidungskinder, die auch sonst keinen Schicksalsschlag verarbeiten mussten sind manchmal etwas naiv; das ist meine Erfahrung.

Sehr komplex und total von Fall zu Fall abhängig...VG


Lieblingstiere 
Fragesteller
 19.03.2020, 18:16

manche Eltern sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

das finde ich schon egoistisch. Viel zu arbeiten, unruhig usw... Und nur zu denken, dass die Kinder Eltern brauchen. Das ist nicht wirklich richtig. Eltern sollten ihre Kinder vielleicht fragen, was sie von den Eltern haben wollen...

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Natürlich überlegt man sich eine Trennung dreimal, wenn man verheiratet ist - erst recht mit Kindern.

Aber "nur" wegen der Kinder zusammenbleiben - auf keinen Fall. Darunter leiden über kurz oder lang alle Beteiligten.

Ich begrüße es, dass Frauen heutzutage nicht mehr in einer von physischer oder psychischer Gewalt geprägten Ehe ausharren "müssen", um nicht vor dem finaziellen Ruin zu stehen.

Dazu hat der Gesetzgeber unter anderem hiemit beigetragen:

1977 - Eherecht

Vorher Mit der Eheschließung war Frau Schlunz gesetzlich „zur Führung des Haushalts verpflichtet“. Berufstätig durfte sie nur sein, wenn sie „ihre familiären Verpflichtungen nicht vernachlässigt“. Fand der Ehemann, das sei der Fall, konnte er die Stelle seiner Frau kündigen, ohne sie auch nur zu fragen.

Nachher Mit der Reform des Ehe- und Familienrechts wird die gesetzlich verordnete Hausfrauenehe de facto abgeschafft. Jetzt ist die Aufteilung der Aufgaben „den Eheleuten überlassen“.

1977 - Scheidungsrecht

Vorher Verließ Frau Schlunz ihren Mann (weil er sie betrog oder schlug, zum Beispiel), galt das nach dem „Schuldprinzip“ als „böswilliges Verlassen“. Als „Schuldige“ bekam Frau Schlunz keinen Unterhalt, stand also finanziell vor dem Nichts. Auch das Sorgerecht erhielt sie nicht.

Nachher Statt des Schuldprinzips gilt jetzt das „Zerrüttungsprinzip“. Im BGB heißt es schlicht: „Die Ehe kann geschieden werden, wenn sie gescheitert ist.“

1997 - Strafrechtsreform

Vorher Als Vergewaltigung gilt ausschließlich der erzwungene „außereheliche Beischlaf“. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang von Stetten erklärt: „Zum ehelichen Leben gehört auch, die Unlust des Partners zu überwinden. Der Ehemann ist nicht darauf aus, ein Verbrechen zu begehen – manche Männer sind einfach rabiater.“

Nachher Das neue Strafrecht stellt alle erzwungenen – auch eheliche – „sexuelle Handlungen“ unter Strafe. Als besonders schwerer Fall gilt das „Eindringen in den Körper“, also auch orale und anale Vergewaltigung.

2001 - Gewaltschutzgesetz

Vorher Einer Frau, die von ihrem Ehemann/Lebensgefährten misshandelt wurde, blieb keine andere Möglichkeit, als die gemeinsame Wohnung zu verlassen.

Nachher Schläger müssen auf polizeiliche Anweisung zunächst die Wohnung für zehn Tage verlassen. Nach der „Wegweisung“ benachrichtigt die Polizei automatisch eine Frauenberatungsstelle, die Kontakt mit dem Opfer aufnimmt. Beantragt die Frau, dass sie in der Wohnung bleiben möchte, wird sie ihr in der Regel gerichtlich zugesprochen.

https://www.emma.de/artikel/gesetzgebung-vorher-nachher-265857

Aber sie brauchte finanzielle Unterstützung für uns Kinder.

Anspruch hat eine Frau gegebenenfalls auf Trennungsunterhalt, Nachehelichen Unterhalt, Betreuungsunterhalt etc.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Lieblingstiere 
Fragesteller
 19.03.2020, 18:07

Vielen lieben Dank für deinen Kommentar!
Ich glaube und es ist sicher, dass man bei Scheidung tatsächlich viel mehr Energie braucht als bei Heirat oder zusammen werden. Wenn man schon über 30 Jahre verheiratet ist, dann irgendwann hat man auch keine Lust mehr, sich scheiden zu lassen. Vielleicht getrennt lebend. Ich weiß nicht, ob sich meine Eltern irgendwann scheiden lassen. Das ist ja ihre Entscheidung...

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Eltern die nicht mehr miteinander klar kommen, sich nicht mehr lieben, nur noch streiten etc sollten sich auf jeden Fall trennen, ganz besonders wenn Gewalt im Spiel ist!

Ein zerrüttetes Elternhaus schadet Kindern mehr als eine Scheidung der Eltern, Finanzen oder sonstige Abhängigkeiten sind kein Grund eine kaputte Ehe aufrecht zu halten, es gibt immer Mittel und Wege.


Lieblingstiere 
Fragesteller
 19.03.2020, 21:44

Auch klarkommen, was heisst das, denke ich manchmal...natürlich ist eine Ehe nicht mehr wie am Anfang mit Rosa-Moment. Aber wenn zB eine von einem Paar immer wieder diese Momente wollen, obwohl sie Kinder hat...diese Momente kann ein Ehemann oder eine Ehefrau nicht ewig geben.

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Lieblingstiere 
Fragesteller
 19.03.2020, 21:47
@Lieblingstiere

Gewalt ist auch ein ganz entscheidender Grund für die Scheidung. Aber warum sich manche Paare dafür nicht entscheiden können - man muss lernen, wie sehr man davon abhängig ist, dass es Abhängigkeit ist.

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Lucynchen  19.03.2020, 22:12
@Lieblingstiere

Liebe vergeht, Menschen ändern sich, manche heiraten viel zu früh (ohne den Partner wirklich zu kennen) und bereuen es dann später usw, es gibt genug Gründe warum eine Ehe nicht mehr funktioniert, ob mit Kindern oder ohne.

Viele haben einfach nur Angst alleine zu sein oder glauben den Kindern mit einer Trennung zu schaden.

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Lieblingstiere 
Fragesteller
 21.03.2020, 02:45
@Lucynchen

Ich kann schon verstehen, dass „alleine sein“ ein Grund sein kann, keine Entscheidung für die Scheidung treffen zu können. Aber das finde ich egoistisch und abhängig voneinander, psychisch selbst nicht genug stabil. Man sollte schon versuchen, wenn man die Beziehung retten will. Aber wenn man schon mehrmals versucht hat, wüsste ich nicht, ob es sich lohnen würde, sich noch einmal zu entscheiden, „ok noch einmal...“

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Lieblingstiere 
Fragesteller
 21.03.2020, 10:08
@Lucynchen

Genau, das kommt immer auf dir Paare an. Ob die Gefühle am Anfang echt waren, das spielt auch vielleicht eine Rolle. Oder, man neigt dazu, abhängig zu sein.

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Lieblingstiere 
Fragesteller
 21.03.2020, 12:19
@Lucynchen

früher dachte ich dass ich so früh wie möglich einen richtigen Mann finden muss, aber jetzt bin ich froh, dass ich erst lernen kann, was die Ehe ist - trotzdem mache ich Fehler mit meiner zukünftigen Ehe...

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