Findet ihr Kandaren okay?

12 Antworten

Hallo

ich finde Kandaren im Grunde unnötig. Man kann ein Pferd auch ganz ohne Gebiss oder auch ganz ohne Kopfstück bis in die höchsten Dressurlektionen reiten. Mich würde es auch freuen wenn es da ein Umdenken geben würde und man ein Pferd auch gebisslos auf höheren Turnieren vorstellen dürfte (und eine Chance hätte zu gewinnen).

Wie scharf/schmerzhaft eine Kandare ist, hängt allerdings auch immer davon ab wer die Zügel in der Hand hält.


Urlewas  17.10.2017, 15:58

Dass  man das dürfte, würde ich auch befürworten. 

Aber darüber, ob es in jedem Fall sinnvoll wäre, von dieser Erlaubnis Gebrauch zu machen, kann ich nicht urteilen. Und ich vermute, Du auch nicht? Oder wie viele Pferde hadt Du schon bis zur GrandPrix Reife ausgebildet?

Aber Kandarren finden ja nicht nur bei Dressurprüfungen Verwendung. Ich denke, es gibt einige andere Bereiche, wo der zweckbestimmte, maßvolle Gebrauch einer Kandarre durchaus sinnvoll ist. 

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katjesr5  17.10.2017, 16:24
@Urlewas

Was wäre denn ein sinnvoller Gebrauch, auch im Vergleich zu einer normalen Trense? Nur das man feinere Hilfen geben kann?
Ich meine die Frage jetzt ernst und nicht irgendwie blöd oder nur um einen Gegenkommentar zu geben. Es interessiert mich wirklich, ich bin schließlich auch immer bereit dazuzulernen. Und nein ich kann kein Pferd bis Grand Prix ausbilden ;-)

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Urlewas  17.10.2017, 19:10
@katjesr5

Tut mir leid, Katjes, aber da ich kann das nur erahnen durch die Beobachtung sehr feinfühliger, guter Reiter, aber nicht erklären. Denn ich selber kann es ja auch nicht. Ich fürchte aber, das kann kaum jemand erklären, weil es Dinge  gibt, die man erfühlen muss und kaum in Worte fassen kann. 

Deine Nachfrage ist jetzt für mich vielleicht vergleichsweise, als würde der Fünftklässler den Siebtklässler Lösungen für die Aufgaben von Abiturienten fragen. ;-)

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Punkgirl512  18.10.2017, 22:36
@katjesr5

katjes, 

in der Dressur gibt es durchaus einen sinnvollen Gebrauch der Kandare. Nicht allein die feineren Hilfen - die dann auch anders wirken und gegeben werden - sondern bereits die Lage der Kandare im Maul des Pferdes hat eine Wirkung. Je nachdem, wie viel die Kandare bzw. das Mundstück vor gebogen ist, wie das Mundstück beschaffen ist, kann man (nur als kleines Beispiel) durchaus mit einer Kandare daran arbeiten, dass sich das Pferd nicht mehr so oft hinter dem Zügel verkriecht und ehrlich Last aufnimmt. Das geht auch allein durch die Lage der Kandare im Maul. Wie gesagt, das nur als kleinstes Beispiel. 

Auch die Hinterhand kann man mit einer Kandare erreichen - oder die Korrektur der Aufrichtung.

Entsprechend kann man auch damit arbeiten und dem Pferd dabei ohne großartigen sichtbaren Hilfen dabei unterstützen, sich zu gymnastizieren. Sozusagen sich selbst zu finden. 

Viele Pferde mögen Kandaren (dann meistens auch blank, wie z.B. im Westernsport üblich) lieber, weil diese (endlich!) ruhig liegen und klare Signale geben, im Gegensatz zu einer Wassertrense, die ständig irgendwelche Informationen an die Zunge weitergibt. 

Das Problem dabei ist schlichtweg, dass die meisten Reiter damit nicht umgehen können und sie dann missbrauchen - das erkennt man dann oft an den Kandaren, die "auf Anschlag" stehen. Da ist natürlich nichts mehr mit feiner Hilfengebung...

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Hallo,

Kandaren sind ein weites Feld. Beziehst du dich nur auf Dressurkandaren? Nur auf welche mit Unterlegtrense? Nur das "ungeborchene Gebiss mit Hebelwirkung"? Oder ziehst du auch die als Kandare bezeichneten Gebisse, die gebrochen sind mit ein und auch die ohne Oberbaum? Meinst du genrell alle Zäumungen mit Hebelwirkung? Oder geht es dir um, sieht viel aus - ist also schlimm.

Wenn ein "kandarenreifes Pferd", von einem "kandarenreifen Reiter" auf einer Kandare geritten wird, die zweckmäßig ist und nicht als bloße "Geschwindigkeitskontrolle" dienen soll oder reiterliche und ausbildungstechnische Mängel verbrgen soll und dem Pferd passt (!), finde ich daran nichts auszusetzten.

Viele der Gegner birngen die Hebel unglaublich aus der Fassung und sprechen sich stark für gebissloses Reiten aus, um dann da mit Glücksrad und mech. Hackemore aufzuwarten - das erschließt sich mir nicht so ganz.

Wer meint gebisslos ist per se sanft, möge sich die Nasenrücken vieler span. Importpferde ansehen, die die Spuren der Serreat tragen.

Es ist Schade das die Kandare nur noch als "Kopf runter" oder "Brems" Mittel bekannt und genutzt wird, der "otto-Normal-Reiter" wird wohl auch eher weniger in Verlegenheit bekommen, so gut zu reiten, dass er eine Kandare verwenden kann, leider wird sie auch im Profsport sehr häufig missbraucht, aber wie sollen auch die dermaßen jungen Pferde schon soweit psychisch und physisch "gereift" sein, dass sie "Kandaren reif" sind.

Ein schönes Beispiel, dass eine Kandare nicht zum "Brechen" der Pferde gedacht ist und auch Pferde im Alter noch schwerste Dressurlektionen mit spielender Leichtigkeit zeigen können, bietet der 30 jährige Lipizzaner Wallach der 2015 bei einer Fachtagung mal eben ganz locker Pi - Pa und fleigende Galoppwechsel zeigte, mit Kandare, feinster Anlehnung, ohne Reithalfter und in einer absoluten Ruhe


Pegasus0044 
Fragesteller
 17.10.2017, 22:36

Ja, ich meine mit Tierquälerei auch, das Kopf runter,wofür die meisten Kandaren Benutzer auch die Kandare nehmen

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Urlewas  18.10.2017, 07:02
@Pegasus0044

Pegasus, Welche Studie belegt belegt, dass es „die meisten“ so machen? Ich weiß ja nicht, wo du lebst, aber ich kann deine Beobachtung nicht bestätigen.

Da sollte dann auch deine Frage anders lauten. Wir alle hier sind wohl gegen Mißbrauch(!) von Kandaren und jeglichem anderen Werzeug. Aber das war ja nicht Deine Frage.

Nebenbei bemerkt ist nicht jedes Pferd, das sich in etwas engerer Haltung zeigt, mit der Kandare runtergezogen. Auf diese Weise gewinnt man  in der Regel sowieso keinen Blumentopf.

Außerdem finden Kandaren auch anderweitig Verwendung. 

Beim Einsatz auf der Straße ( Polizei, Kutschfahrten...) dient eine Kandare der allgemeinen Sicherheit, auch der des Pferdes, weil man es im Fall, dass das 99,99 Prozent brave Pferd doch mal durchstarten sollte, schneller wieder in den Griff bekommt.

Oder Pferde, die bei besonderen Gelegenheiten einen derartigen Eifer entwickeln, dass sie durch den Adrenalinkick vorübergehend den Reiter vergessen und zum Beispiel in ein Hindernis hineinrennen würden.

Oder Deckhengste, die auf dem Abreiteplatz plötzlich ein nettes Mädchen entdecken und für einen Moment manövrierunfähig würden.

Alles Pferde, die man in der Regel am seidenen Faden reiten kann - und doch ist ein jedes eine halbe Tonne Lebendgewicht, für die es kein Fehler sein muss, eine Notbremse für Extremsituparat zu haben. Und nebenbei: ohne das gekonnte Zusammenwirken der Hilfen würde  auch eine Kandare kein Pferd aufhalten.

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Wenn man damit  umgehen kann, sind sie ok und dienen der Verfeinerung der Hilfen. Nicht umsonst aber sind auf Turnieren Kandaren erst ab einem gewissen Niveau - Kandaren L - erlaubt.

Ich will damit nicht sagen, dass alle Reiter, die Kandaren L reiten ,auch mit Kandare reiten sollten. Aber das ist ein anderes Thema.

Aber Kandaren generell als Tierquälerei zu verteufeln, ist Quatsch.

Solange der Reiter weiß wie er damit umzugehen hat finde ich es nicht verkehrt, da die Hilfengebung dadurch verfeinert werden kann, was dann auch dem Pferd zugute kommt.

Leider wissen es viele Reiter, die welche benutzen, eben nicht und nutzen es stattdessen aus, dass sie noch mehr Kontrolle übers Pferd haben. Bei diesen Leuten sehe ich es ebenfalls als Quälerei.

Kandaren können wundervoll sanft sein. Vorausgesetzt, man kann damit umgehen. Dann kann man auch ohne sichtbare Hilfen und ohne sichtbare Zügelverbindung wundervoll gymnastizierend arbeiten.

Dazu kommt, dass eine Kandare bereits allein durch die Lage im Maul einen Einfluss auf die Haltung des Pferdes hat.

Tierquälerei ist ein Reiter mit einer harten Hand und klemmigem Sitz, eine Kandare ist aber nicht vom Grunde her Tierquälerei.

Meistens behaupten das die Leute, die ihrem Pferd mit dem Halsring die Luft abschnüren und deren Pferd null Gymnastizierung erhält.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

Tabaluga1961  17.10.2017, 14:53

Das geht aber mit Trense genau so gut. Und dann haben die Pferde ja noch eine Trense dazu im Maul. Auch beim Reiten sollte gelten weniger ist mehr.

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Urlewas  17.10.2017, 16:00
@Tabaluga1961

Das kann ich nicht beurteilen - und ich wage mal anzuzweifeln, dass du das kannst. Um dazu wirklich ein reelles Urteil abgeben zu können, sollte man vielleicht selber schon ein pasr Dutzend Grand Prix Pferde geritten haben.

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Punkgirl512  17.10.2017, 15:59

weniger ist mehr, korrekt. mit einer Kandare gibt man wesentlich weniger Hilfen. eine Wassertrense ersetzt die Wirkung der Lage einer Kandare niemals. Die Trense richtet auf, die Kandare zäumt bei. nicht überall verwendet man eine Unterlegtrense. man kann Kandaren auch blank einhändig führen, wie z. B. im Westernreiten oder der akademischen Reitkunst. oder bei der Working Equitation in der Master Class. dann hat man sein Pferd aber auch so gut am Sitz, dass man die Zügel wirklich kaum noch braucht.

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Urlewas  17.10.2017, 16:04
@Punkgirl512

Zudem steht oben in der Frage nichts speziell von Dressurkandaren, über die allein man ja stundenlang diskutieren könnte. Das Thema ist unendlich weitschweifig, wenn wir Westernkadarren, Pellham ....und all deren verschiedene Verwendungszwecke beleuchten wollten. 

Einige sind dabei sicher tatsächlich unnötig und Tierquälerei. 

Aber wie war das mit der Rasierklinge in der Hand des Affen....?

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