Die Völkerwanderung - ein Mythos?

8 Antworten

Natürlich gab es Wanderungsbewegungen in Europa in der Zeit von 0 n.Chr. bis ca. 1000 n. Chr. (so ganz grob). Natürlich gab es nicht die eine Wanderung, sondern viele verschiedene.

Insbesondere sind die ostgermanischen Bewegungen zu beachten, die der Ostgoten, der Westgoten, und z.B. auch der Burgunden. Eine wichtige Gestalt ist Theoderich (der Große), der auch in Rom über Italien (mindestens) herrschte (Rex der Ostgoten).

Auch die Westgoten, die bis Spanien (und darüber hinaus) kamen, sind belegt. Alarich II. herrschte über Teile Spaniens und Südfrankreichs.

Die Burgunden waren mal am Rhein, wurden dann von Römern (besser gesagt deren hunnischen Hilfstruppen) aufgerieben, und die übrig Gebliebenen wurden in das heutige Burgund (Ostfrankreich) umgesiedelt. Von der Herkunft her waren sie ebenfalls Ostgermanen.

Natürlich gab es auch die Mythen, die danach (also deutlich später) entstanden. Das Nibelungenlied greift die Historie der Burgunden auf (freilich muss man immer dabei beachten, dass hier sowohl der zeitliche Abstand als auch die künstlerische Freiheit dazwischen stehen!). Im 13.Jahrhundert brachte man die Story zu Papier, eine Mischung aus der Historie der Völkerwanderungszeit (Jahrhunderte später!) und einer künstlerischen Auseinandersetzung mit diesem Thema.

Bis heute sind die vielfältigen Verflechtungen des Nibelungenlieds mit der Historie nicht ganz klar. So gab es eine (historische) "Brunichhild", die Tochter eines Westgotenkönigs (Athanagild) war. Im Epos erscheint sie als "Brünnhilde" "isländischer Herkunft" (was die Wertschätzung des Erzählers für den nordgermanischen Raum dokumentiert, aber kaum historisch sein dürfte). Das Vorbild für den "Siegfried" ist immer noch unklar. [Auch wenn Brunichhild einen "Sigibert" geheiratet hatte.]

Ergo: die Völkerwanderung als solche war real. Und es wurden Mythen daraus gemacht, z.B. Texte, die eine Mischung aus Historie und Erfindung waren (wie oft in der damaligen Zeit).

 

Dass die Völkerwanderung stattgefunden hat, ist eine durch viele Funde bezeugte Tatsache. Wie sie sich abgespielt hat, ist heute nicht immer nachvollziehbar. Selbstverständlich sind im Zusammenhang mit einem so bedeutenden Ereignis auch viele Legenden entstanden. Wichtige geschichtliche Ereignisse wurden damals immer in Legenden verarbeitet. Man kann nur darüber spekulieren, ob sich die Römer Ende des 6. Jahrhunderts vor dem Ansturm der Germanen zurückgezogen haben, oder ob der Rückzug der Römer den Germanen den Weg nach Süden frei gemacht hat - wissen werden wir es wohl nie.

Die konkrete Aufgabenstellung lautet : Ist die Völkerwanderung eine legendenhafte Herkunfsterzählung mit richtigen Kernaussagen? Wenn ja, wieso?

"Die Völkerwanderung" ist ein spätantik-frühmittelalterlicher Vorgang, der heute umfassend wissenschaftlich erforscht ist. Sie ist also keine "legendenhafte Herkunftserzählung mit richtigen Kernaussagen", sondern eine geschichtswissenschaftliche erforschte Tatsache mit verbürgten "Kernaussagen", an deren Erarbeitung die Geschichtswissenschaft und eine ganze Reihe historischer Hilfswissenschaften, z. B. die Archäologie, beteiligt sind.

Damit erübrigt sich eine Beantwortung der zweiten Frage!

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Das ist in dem Sinne ein Mythos, dass es eine von Meschen erfundene zusammenfassende Bezeichnung für ser unterschiedliche Vorgägen über einen sehr langen Zeitraum sind.

Die Feldzüge und Entstehung und Untergang von ganzen Reichen ist aber ziemlich real gewesen.

Die Völkerwanderung der Spätantike, auf die du dich vermutlich beziehst, ist eine historische Tatsache, für die die archäologischen Funde und die schriftlichen Zeugnisse bürgen. Wie hätte auch sonst das Römische Reich von der Landkarte verschwinden und durch Germanenreiche ersetzt werden sollen, wenn die Germanen nicht vorher in den Westen gezogen wären?

Das heißt natürlich nicht, dass aus der Geschichte der Völkerwanderung nicht auch Mythen und Sagen entstanden sind. Der Ring der Nibelungen oder Beowulf sind gute Beispiele für Sagen aus der Zeit.


sllnkxmz 
Fragesteller
 22.10.2016, 22:14

Zwar gab es natürlich die Völerwanderung aber es muss auch Anhaltspunkte geben, die nicht ganz stimmen.

Welche wären es und wieso hat man vielleicht gelogen?

Z.B haben vielleicht die Römer gelogen, um sich stärker darzustellen

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SoerenRB  22.10.2016, 22:28
@sllnkxmz

Ich verstehe nicht, was du meinst. Dass Geschichtsschreiber in der Antike gern mal übertrieben haben, ist völlig unstrittig. Allerdings wäre niemand damals auf die Idee gekommen, dass sie lügen würden. Das fiel mehr unter "künstlerische Freiheit" ;-)

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