Wieso werden viele Dinge im Alltag (im vgl. zu früher) immer komplizierter oder eingeschränkter? Bereits seit längerer Zeit beobachte ich einen Trend, dass verschiedenste Dinge im Alltag immer komplizierter, seltsamer oder eingeschränkter werden,
Das mag ein persönlicher Eindruck sein, aber kann er verallgemeinert werden?
während die Lebensqualität stetig abnimmt und Möglichkeiten und Auswahl sinken.
Pauschal lässt sich dieser Eindruck nicht bestätigen. Und natürlich kommt es auch darauf an, welche "Möglichkeiten" man anstrebt und was man zur "Auswahl" hat!
Haben andere das auch beobachtet
Dazu sollten sich dann "andere" äußern. Meine Meinung folgt.
und hängt das mit dem Krieg oder der allgemeinen politischen Krisen zusammen? (Den Trend beobachte ich in verschiedensten Richtungen und unterschiedlicher Hinsicht, und es hat bereits vor der Pandemie angefangen).
Politische Krisen hat es immer schon gegeben. Gewiss hat der verbrecherische Angriffskrieg des Putinregimes auf die Ukraine keine positiven Auswirkungen auf Europa und Deutschland, aber das Negative hält sich in engsten Grenzen. Zudem bleibt unklar, was "in verschiedensten Richtungen und unterschiedlicher Hinsicht" angeblich zu "beobachten" sein soll. Schauen wir auf die verschiedenen Beobachtungsrichtungen:
Um ein paar Beispiele zu nennen:
Arzttermin 2010: Ich komme telefonisch durch, zeitnaher Termin, kann unkompliziert im Wartezimmer Platz nehmen, werde nach einiger Zeit aufgerufen und bekomme die gewünschten Untersuchungen.
Arzttermin 2024: Man muss sich zuerst durch eine umfangreiche Warteschleife mit Roboterstimme kämpfen, es geht niemand direkt dran, sondern wird erst nach Stunden zurückgerufen, ein regulärer Termin ist erst in 1 Monat verfügbar, man muss im Wartezimmer hinter Sicherheitstüren Platz nehmen die von innen abgeschlossen werden, umfangreiche Formulare ausfüllen und kriegt ein Piep-Gerät in die Hand, man wird freundlich darauf hingeweisen, dass grundlegende Untersuchungen für Kassenpatienten nicht (mehr) verfügbar sind. Auch mit der Ausstellung von Rezepten gibt es je nach Arzt Probleme.
Von gewissen terminlichen Verzögerungen bei bestimmten Fachärzten, die es seit langer Zeit schon gibt, kann ich in meinem Umfeld keine Veränderungen zwischen 2010 und 2024 feststellen. Es gibt keine "Sicherheitstüren", aufgerufen wird man von einer meist freundlichen Sprechstundenhilfe, alle medizinisch notwendigen Untersuchungen werden von der Krankenkasse übernommen.
Bank 2010: Ich gehe zur Bank, alle Schalter haben auf und ich erhalte sofort einen Beratungstermin oder kann einen beliebig hohen Betrag am Schalter abheben.
Bank 2024: Der Innenbereich der Bank hat chronisch geschlossen, an den Geldautomaten lassen sich nur noch kleine Mäusebeträge abheben, es gibt nur einen Tel. Support wo man sich zuerst durch eine Warteschleife kämpfen muss. Bereit bei kleineren Einzahlungen werden seltsame Fragen gestellt.
Auch in diesem Bereich kann ich in meinem Umfeld keine Veränderungen zwischen 2010 und 2024 feststellen! Meine Bank ist zu den üblichen Öffnungszeiten zugänglich, die Schalter und Kassen sind besetzt, Termine für spezielle Beratungen kann man am Schalter oder telefonisch vereinbaren, Bargeld gibt es nach wie vor am Automaten oder am Schalter, je nach Geschäftsstelle zwischen 1.500 und 2.000 € täglich - nun gut, für manche Menschen mit besonderen Ansprüchen, Zockern bzw. Spielern vielleicht, mögen das "kleine Mäusebeträge" sein, aber mir reicht das!
Behördentermin (Rathaus) 2010: Ich gehe ins Rathaus, ziehe ein Ticket, warte 10 Minuten und kann direkt zu einem Schalter meiner Wahl gehen und mein Anliegen vortragen.
Behördentermin (Rathaus) 2024: Ich gehe ins Rathaus, die Tür wird durch mehrere Sicherheitsmitarbeiter bewacht, man muss zuerst einen umfangreichen Registrierungsprozess per E-mail durchlaufen. Ein Termin ist frühestens nächste Woche verfügbar. Der Schalter und der Mitarbeiter wird vorgegeben. Alle Mitarbeiter verstecken sich hinter Glaswänden.
Auch in diesem Bereich kann ich in meinem Umfeld keine Veränderungen zwischen 2010 und 2024 feststellen! Wenn ich, was für den Normalbürger nicht so oft vorkommt, im Rathaus etwas zu erledigen habe, dann rufe ich den zuständigen Sachbearbeiter an und mache einen Termin mit ihm aus, der je nach Anliegen zeitnah liegt.
Einkaufen 2010: Ich gehe in den Supermarkt, habe eine tolle Auswahl verschiedenster Produkte. Die Preise sind noch bezahlbar. Ich kann auch mal problemlos dort chillen. Es gibt eine Überwachungskamera im ganzen Geschäft.
Einkaufen 2024: Ich gehe in den Supermarkt, die Auswahl und Qualität der Produkte hat sich deutlich verschlechtert, während die Preise sich ca. verdoppelt haben. Ich werde von 60-70 Überwachungskameras in jeder Ecke auf Schritt und Tritt verfolgt. Es gibt Securitys und man bekommt ein unwohles Gefühl wenn man länger als ein paar Minuten irgendwo verweilt. (2024 haben auch erstmals mehrere große Shopping Mals und Einkaufszentren in der Stadt geschlossen. Es ist immer weniger los und es gibt immer weniger Orte wo man noch hingehen oder verweilen kann.)
Auch in diesem Bereich kann ich in meinem Umfeld kaum eine Veränderung zwischen 2010 und 2024 feststellen! Die Produktauswahl ist riesig, zugegeben, manche Fischsorte, z. B. der überfischte Thunfisch, ist nicht immer und wenn, dann nur zu deutlich gestiegenen Preisen erhältlich. Ärgerlich sind die versteckten Preiserhöhungen, wenn reduzierte Warenmengen zu gleichen Preisen wie zuvor angeboten werden. Aber ich kenne die Preise, lasse diese Produkte liegen, kaufe preiswertere Ersatzprodukte, die es fast immer gibt. Vielen Verbrauchern scheint das egal zu sein - nun, das ist ihr Problem. So brauche ich nichts zu entbehren und komme gut über die Runden.
Dass die Kameraüberwachung umfangreicher geworden ist, mag sein. Nun, Ladendiebstahl ist ein großes Problem, aber wer ehrlich ist, hat nichts zu befürchten. Eine Zunahme von (sichtbarer) Security kann ich nicht bestätigen.
Wenn Läden in den Städten schließen und sogar Einkaufzentren in Schwierigkeiten geraten, so trifft die Schuld die Verbraucher, die zu bequem sind, sich in Fachgeschäften beraten zu lassen und dann dort zu kaufen, sondern lieber vom Sessel aus im Internet zu Dumpingpreisen meist wenig qualitätsvolle Waren ordern!
FA 2010: Ich gehe ins Finanzamt und kann meine Steuererklärung direkt abgeben.
FA 2024: Ich muss mich online registrieren und meine Steuererklärung mit Elster übermitteln. Dies ist oft mit Problemen verbunden und erfordert letzlich die Nutzung kostenpflichtiger Dienstleistungen.
Auch in diesem Bereich kann ich in meinem Umfeld keine Veränderungen zwischen 2010 und 2024 feststellen! Ich nutze schon lange das Internet für meine Steuererklärung. Elster bietet den Vorteil, dass man vorausgefüllte Formulare erhält, in denen man ein paar Zahlen auf den neusten Stand bringt, aber nichts Wichtiges mehr vergessen kann - eine große Arbeitserleichterung und Zeitersparnis. Probleme kenne ich nicht. Und den kostenpflichtigen Internetanschluss habe ich seit Jahrzehnten!
Open Network 2010: Es gibt in der Stadt eine große Auswahl an Münztelefonen, Ladestationen oder Internetcafes, die bis spät abends geöffnet haben. Die Internetcafes haben meist +/-15 PC's.
Open Network 2024: Fast alle Internetcafes haben geschlossen oder nur noch 1 PC. Münztelefone sind noch Dekoration.
Meine Güte, ein Handy hatte ich auch 2010, wer hat heute keines?! Münztelefone sind einfach überflüssig! Einen PC nutze ich zu Hause, dort lade ich Handy/Smartphone.
Clubs 2010: Es gibt eine hohe Zahl an Clubs oder Discos mit regelmäßigen großen Events, wo man seine Zeit verbringen kann. Dazu auch eine große Zahl von Nachtbars.
Clubs 2024: 80% der Clubs haben geschlossen, bei den Wenigen die noch existieren ist kaum was los. Konzerte oder Events finden selten statt. Ansonsten gibt es hier nach 23H keinen vernünftigen Ort mehr wo man hingehen kann.
Auf dem Lande mag das so sein, war aber immer schon. In meiner Großstadt hat sich nicht viel verändert. Davon abgesehen: Wer arbeitet, braucht zumindest in der Woche keine Clubs, die auch nachts geöffnet haben. Ansonsten gibt es etliche Angebote, auch in Nachbarstädten: Schauspiel, Kabarett, Konzert, Oper, Museen...
McDonalds 2010: Ich gehe zum Schalter und bestelle ein Gericht meiner Wahl.
McDonalds 2024: Ich gehe in den McDonalds, eine Bestellungs ist nur noch über ein Terminal mit Ticketsystem unter vorherig. aufwendg. Installation einer Extra-App möglich. Die Qualität des Essens ist gruselig, der Preis monströs teuer.
Ich kann keine Unterschiede erkennen. McDonalds hat immer gleichbleibende "Qualitäten": "Die Qualität des Essens ist gruselig, der Preis monströs teuer." 😖
Spielo 2010: Ich gehe zocken, es gibt eine reiche Auswahl an Zockbuden, Automaten und Spielen. Ich setze mich hin, wähle ein Spiel meiner Wahl, bestelle ein Getränk und kann direkt loslegen. Währenddessen kann ich im Internet surfen. Das Spielen macht Spaß und man kann mit Glück auch mal 7000€ gewinnen.
Spielo 2024: Fast alle ehemals guten Spielos haben geschlossen. Spiel ist nur noch mit Persofreischaltung und stark begrenzten Beträgen möglich. Die Automatenzahl ist klein und der Laden meist hoffnungslos überfüllt. Die Spiele laufen schlecht, es gibt begrenzte Getränke und das Anbieten von Internet ist verboten.
Jetzt verstehe ich die Bemerkung: "kleine Mäusebeträge"! 😁
usw. könnte jetzt noch X weitere Beispiele nennen..?
Ach, es genügt. Der Fragesteller und sein traurig-schauriges Leben sind sehr zu bedauern. 🙄 Eine Verallgemeinerung wäre aber unstatthaft!
Und war "früher" wirklich alles besser? 🤔
https://www.youtube.com/watch?v=IfJHN9kekqU