Die „Urdeutschen“ sterben aus?

matrix791  31.05.2023, 02:18

mal ne ganz blöde Frage: wie Definierst du " Urdeutsch"

Was ist ein Urdeutscher ?

JoanMauro 
Fragesteller
 31.05.2023, 02:19

Menschen die viele Generationen in Deutschland, dem Grenzbereich leben und Germanischer, Keltischer oder slawischer Herkunft sind.

Alle anderen sind wie ich keine echten deutschen.

11 Antworten

Ich selber bin das was der eine oder andere als Bio-Deutschen bezeichnet und es ist mir egal ob wir aussterben oder nicht, weil wenn es so ist, dann wird es wohl einen evolutionären Grund dafür geben.

Dann leben hier halt andere die arbeiten, ihre Kinder groß ziehen und ihre eigene Kultur haben - sie werden wie wir Häuser und Straßen bauen und wenn man sich an uns nicht mehr erinnert, dann ist das halt so, wie Salomon es schon vor tausenden von Jahren beschrieben hatte.

1. Was ist "deutsch" oder "germanisch"?

Die Römer bezeichneten alle Völker im Norden Europas, jenseits ihres eigenen Gebietes, als "Germanen". Es war eine abwertende Sammelbezeichnung und vergleichbar mit dem Begriff "Barbaren", womit die antiken Griechen alle Völker außerhalb ihrer Zivilisation beschrieben haben.

Diese Germanen waren keine homogene Gruppe, sondern völlig unterschiedliche Völker und Kulturen, welche sich teilweise sogar gegenseitig bekämpft und als Feinde betrachtet haben.

Durch die Ausgrenzung der Römer fand eine negative Integration statt: man definiert die Zugehörigkeit zu einer Gruppe durch Abgrenzung zu anderen. So konnte Arminius, der selbst Cherusker (Bewohner des Vorharz-Gebiets) war und von Römern ausgebildet wurde, verschiedene germanische Stämme im Kampf gegen die Römer vereinen. Es war einer der ersten Schritte zu einer gemeinsamen, germanischen Identität. Der Impuls dazu kam aber nicht von den Germanen selbst, sondern durch die Bedrohung der Römer.

Später hat Karl der Große zum ersten Mal von "den Deutschen" gesprochen. Damit meinte er damals alle Menschen, welche eine nicht-lateinische Sprache sprechen, wieder in Abgrenzung zur römischen Kultur.

Deutscher war jeder, der die deutsche Sprache spricht, d. h. er war kein Römer.

Germanische Stämme eroberten nach und nach die Gebiete des ehem. römischen Reichs, was die Grundlage für das spätere "Heilige Römische Reich deutscher Nationen" war.

2. Was sind Urdeutsche?

Im Verlauf von Kriegen und Wanderbewegungen kam es vor allem in Mitteleuropa zu ständigem Bevölkerungsaustausch. Die Hälfte vom heutigen Deutschland besteht aus slawischen Siedlungsgebieten: Berlin = Berlo, Leipzig = Lipzki, Dresden = Dresdany, usw. In Mecklenburg-Vorpommern lebten die elbslawischen Obotriten und bauten dort ihre Burgen.

Historiker vermuten, dass "Slawe" nur die Bezeichnung für nicht-christianisierte Germanen war. Es gab also nur eine erzwungene, kulturelle Trennung von verwandten Völkern.

Allein durch die Hunneninvasion auf Europa wurden damals auch viele Menschen aus dem Osten, oder West-Asien, ins Gebiete des heutigen Deutschlands getrieben.

Es ist sehr fraglich und willkürlich, ab welchen Zeitpunkt man in der Geschichte einen Cut setzen möchte und behauptet "ab hier sind alle Urdeutsch", obwohl sich diese Menschen selbst nicht als deutsch bezeichnet hätten...

Nach dem Erfinder des "deutsch-seins" ist jeder deutsch, der die deutsche Sprache spricht und nach dem heutigen Verständnis seit der deutschen Nation, ist jeder deutsch, der eine deutsche Staatsbürgerschaft hat.

Schwierigkeiten beim Verständnis entstehen durch das preußische "Abstammungsprinzip", welche bei Gründung der deutschen Nation (durch das baltische Preußen) eingeführt wurde, was es bspw. im HRR noch nicht gab. Im Unterschied zum "Geburtsortprinzip" (wie in den USA) ist man nicht einfach Deutscher, weil man auf deutschem Boden geboren wurde (Recht des Bodens), sondern nur wenn die Eltern vorher auch deutsche waren (Recht des Blutes). Das wurde von den Preußen nur aus dem Grund eingeführt, weil es zum Einen im preußischen Königreich so üblich war und weil man zum Anderen bestimmten Gruppen kein Bürgerrecht geben wollte, wie Sinti und Roma, etc.

In der Bezeichnung "Urdeutscher" liegt aber keine nachvollziehbare Objektivität... es ist ein imaginäres Bauchgefühl und jeder würde es ein bisschen anders definieren, womit es keine Allgemeingültigkeit haben kann.

Es wird nicht passieren, dass Deutschland wegen Migration "ausstirbt", oder sowas. Die USA sind das größte Migrationsland und pflegen auch eine pluralistische Gesellschaft. Man feiert dort den St. Patricks Day genau so wie Weihnachten oder Hanukah, trotzdem ist nicht zu befürchten, dass die USA deswegen "verschwinden"...


Hinkelsteiner  31.05.2023, 11:52

Ein ausgzeichneter Beitrag. Doch findet man immer wieder Bedeutungen, die man sprachlich nicht eindeutig wiedergeben kann.Ehe wir uns zu Tode definieren, nehmen wir lieber den Begriff von JoanMauro des "Urdeutschen", ein gefühlter Begriff, kein eindeutig präziser.

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Bei der Bevölkerungsprognose sehe ich nur eine Möglichkeit:

Die übrigen Urdeutschen nach Bayern (Umbenennung in Deutschland) umsiedeln und die Grenzen schließen.

Die restlichen Bundesländer nennen wir DDR und überlassen sie den Migranten.

So bleibt das neue Deutschland den Deutschen und der Rest muss nicht leer stehen.


xubjan  31.05.2023, 19:02

Ich würde die, die sich so definieren, lieber in irgendeine sächsische Provinz o.ä. umsiedeln und dort sollen sie ihr Kaiserreich aufbauen oder so. Mauer drum. Fertig. Der Rest bleibt Deutschland.

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Man sieht ja nicht, ob einer deutsch ist. Aber man kann heller und dunkler unterscheiden. Und es sieht so aus, als ob der Tag kommt, wo es keine Europäer (Weiße) mehr gibt.

Leben ist Veränderung und Fortschritt, Globalisierung, Technologie, Nomadentumwünsche .... machen es möglich, dass sich Menschen mischen und ihr Glück suchen.

Ich denke, dass die Deutschen selbst auch nicht mehr so wollten, daher auch weniger Kinder bekamen. Das Leben passte ihnen trotz Wohlstand wohl nicht wirklich. Zudem gibt es viele Kranke, was ja auch auf Missstände verweist.

Kinder sind sehr aufwendig und kostenintensiv, Frauen wollten mal raus aus ihrer Rolle und Eingeschränktheit.....

Schon sehr lange wird vom Arbeitsmarkt erwartet, dass man unterwürfig ist und sich ausbeuten lässt. Das wollen / können immer weniger. Kaufleute und der Staat aber halten am Kapitalismus fest, auch viele Bürger wollen ihren Wohlstand dringend erhalten, so dass es andere Menschen dazu braucht, die das weiterhin unterstützen.

Die Deutschen fuhren gerne nach Italien, um sich etwas vom Dolce Vita zu holen, wenigstens für kurze Zeiten.

Vielleicht haben dir die Eigenschaften, die im 20. Jahrhundert in Deutschland von Deutschen gelebt wurden, irgendwie Sicherheit und Wohlbefinden gegeben und du hast dabei gerne mitgemacht. Nichts aber währt ewig und Leben ist Veränderung. Man muss sich neu ausrichten und beweglich sein. Auch ohne dem zurecht kommen. Oder selbst gewisse, gewünschte Eigenschaften mutig leben.

Migranten bringen auch Gutes mit nach Deutschland und bringen natürlich auch Veränderung mit. Sie gehen mit allem anders um. Das kann spanndend und bereichernd sein.

was kann man dagegen unternehmen?

Im Außen nichts. Das läuft und ist im Gange. Diese Dynamik glaube ich ist nicht zu bremsen.

Innerlich könnte man umdenken und zu einer anderen Einstellung darüber gelangen, Veränderungen generell mehr vertrauen und immer eigene Chancen und Vorteile von allem erkennen wollen.

Johann Wolfgang von Goethe

Selige Sehnsucht

Sagt es niemand, nur den Weisen,

Weil die Menge gleich verhöhnet,

Das Lebend'ge will ich preisen,

Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,

Die dich zeugte, wo du zeugtest,

Überfällt die fremde Fühlung

Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen

In der Finsterniß Beschattung,

Und dich reißet neu Verlangen

Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,

Kommst geflogen und gebannt,

Und zuletzt, des Lichts begierig,

Bist du Schmetterling verbrannt,

Und so lang du das nicht hast,

Dieses: Stirb und Werde!

Bist du nur ein trüber Gast

Auf der dunklen Erde.

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Stufen

von Hermann Hesse

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegen senden,

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!