Die moralische Bedeutung von gut

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„Gut“ ist ein Grundbegriff der Ethik und eine genaue Angabe der Bedeutung schwierig, weil es verschiedene ethische Theorien gibt und diese das Gute nicht alle völlig gleich verstehen.

Allgemein bezieht sich das moralisch Gute auf Handlungen /Verhaltensweisen (der Wille, Grundsätze und Ziele sind dabei eingeschlossen). Die Bezeichnung als „moralisch gut“ enthält eine Beurteilung. Dies setzt eine Fähigkeit voraus, sich für oder gegen das Gute zu entscheiden. Ein Sollen wird ausgedrückt. Moralisch gut ist das, was sein soll, und zwar als etwas in sich Wertvolles.

Mit „moralisch gut“ kann die Willensbestimmung oder der Beweggrund (das Motiv) handelnder Menschen bezeichnet werden (bei Immanuel Kant ist der gute Wille von einer inneren Pflicht geleitet, als vernunftbegabtes Wesen dem selbstbestimmt aufgestelltem Sittengesetz zu folgen – kategorischer Imperativ- , weil dies die Achtung vor dem mittels der Vernunft eingesehenen Gesetz gebietet). Die Bedeutung von „moralisch gut“ kann aber auch „moralisch richtig“ sein (was sonst die Übereinstimmung der äußeren Handlung mit dem moralisch Geforderten bezeichnet).

Beispiele für den Ausdruck „moralisch gut“ sind Verwirklichungen von Tugenden (wie Gerechtigkeit, Tapferkeit, Besonnenheit, Ehrlichkeit, Großherzigkeit) oder anderer Arten von Werten.

Moralisch gut ist z. B. eine gerechte Verteilung aufgrund einer inneren Einstellung, die auf das Gerechte zielt. Das Einhalten von einem Versprechen aus einer Absicht/einem Vorsatz heraus, dieses einhalten zu wollen, weil jemand dieses Verhalten allgemein als pflichtgemäß beurteilt wird, kann als moralisch gut gelten. Bei einem ethischen Ansatz des Utilitarismus gilt die Förderung und Mehrung des Wohlergehens (das in empfundener Freude/Lust festgestellt wird) der Gesamtheit einer Gemeinschaft (das größtmögliche Glück der größtmöglichen Anzahl) als moralisch gut.

Monika Hoffmann-Riedinger, gut/das Gute/das Böse. In: Handbuch Ethik. Herausgegeben von Marcus Düwell, Christoph Hübenthal und Micha H. Werner. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2002, S. 381:
„Was nun das moralisch Gute anbelangt, so lässt sich dies formal als Unbedingtes verstehen, das um seiner selbst willen verwirklicht werden soll. In welcher Weise diese Verwirklichung gedacht wird, entscheidet über die Struktur der jeweiligen ethischen Theorie. Wird die Verwirklichung des moralisch Guten als qualifiziertes Selbstverhältnis eines vernünftigen Willens verstanden, so handelt es sich um eine deontologische Theorie. Wird das moralisch Gute in einem dem Willen vorgegebenen Ziel gefasst, so erweist sich die Theorie als teleologisch.“

S. 381 – 382: „Deontologisch Theorien begreifen das Gute als Produkt eines sich autonom bestimmenden Willens. Das Gute liegt weder in einer bestimmten Handlung noch in einer dem Handeln vorausgehenden Zielsetzung, sondern ausschließlich in einem bestimmten Verhältnis, in das der Wille zu seinem eigenen Vorhaben eintritt. Das Gute wird nicht vorgegeben, sondern realisiert durch einen Willen, der will, was er soll, und soll, was er vernünftigerweise wollen kann. Der Sollensanspruch des Guten wird zwar als Aufforderung verstanden, kommt aber nicht von außen. Es ist der Wille selbst, der den Anspruch formulieren und zugleich erhören kann und in dieser zweifachen Perspektive das Gute als Produkt hervorbringt […]. Nicht in der Verwirklichung eines bestimmten Ziels, sondern in der Anerkennung des selbst gegebenen Gesetzes wird das Gute realisiert.“

S. 382: „Umgekehrt konzipieren teleologische Theorien das Gute als ein dem Willen vorgegebenes Ziel, während der Wille sich allererst im Erstreben dieses Telos als guter qualifiziert. So bestimmt Aristoteles «das Gute als dasjenige, wonach alles strebt», und verankert das oberste Gut in einer Lebensform, die in moralischer und natürlicher Hinsicht geglückt ist [NE 1101a). Hiermit zeichnet Aristoteles in gewisser Weise vor, was nachfolgende Konzeptionen des moralisch Guten systematisch eint, nämlich ihr Fokus auf das Gute für den Menschen und das menschliche Leben. Als personale Theorien des moralisch Guten verankern sie den Wert des zu erstrebenden Ziels in seinem Beitrag zum Wohlergehen der Menschen. Zeitgenössische Theorien beziehen den Begriff des moralisch Gutenvermehrt auch auf die Integrität der Natur und den Fortbestand der nicht menschlichen Lebenswert als Ganzes […].“


fab70 
Fragesteller
 06.06.2011, 16:55

wow, vielen Dank für deine ausführliche Antwort und die Bemühungen, das hilft mir wirklich sehr viel weiter!

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Gut und böse sind also in moralischer Bedeutung im Grunde Qualitäten eines sich selbst bestimmenden Willens, auf den in der Regel eine Handlung folgt. Das heißt nicht die Handlung an sich ist gut oder böse/schlecht, sondern sie ist es immer in Bezug auf den Willen des Handelnden, aus dem sie hervorgegangen ist.

Quelle:http://www.suite101.de/content/gut-und-boese-a59739

Die Tatsache, dass du die Frage nach dem moralisch Guten in das Forum stellst, zeigt bereits die Schwierigkeit ihrer Beantwortung. Bereits bei Aristoteles wird hierauf eine Antwort versucht. er definiert das 'Gute' als das, wonach alles strebt, und als das, um dessentwillen alles andere getan wird. Damit ist klar, dass sich das Gute aus dem Streben des Menschen ergeben. Aristoteles denkt nun dabei natürlich an das, was der Tugendhafte, der Gute erstrebt, der in der verantwortlichen Gestaltung der sozialen und politischen Lebenszusammenhänge Erfahrungen über die Verwirklichung dieser Absichten sammelt und sie darauf umzusetzen sucht. Die Inhalte werden dabei durch die Tugendlehre bestimmt, wobei an oberster Stelle die vier Kardinaltugenden stehen: Besonnenheit, Weisheit, Tapferkeit und Gerechtigkeit. Dabei ist mit 'Tapferkeit' nicht die Tapferkeit im militärischen Konflikt gemeint, sondern die Fähigkeit für ein wertvolles Ziel auch Benachteiligungen, Schmerzen, Demütigungen und Verluste ertragen zu können. Über die Jahrhunderte war dieses Grundkonzept für viele Ethiken (die theoretischen Begründungsstrukturen einer Moral) richtungsweisend. Selbstverständlich hat es schon wenig später andere Wertesysteme gegeben, so z.B. das des Epikureismus, der die Ataraxie, die Unerschütterlichkeit der Seelenruhe als höchstes Gut dargestellt hat, oder das der Stoa, die die wohlwollende Einordnung in das naturgegebene Gefüge von Aufgaben und Verantwortungen an die höchste Stelle setzte. Heute kann man mehr als zwei Dutzend von ethischen Systemen auflisten, die alle etwas unterschiedliche Wertsysteme favorisieren. Fast immer geht es allerdings dabei um Orientierungen auf das Wohl des Mitmenschen, die Schonung von Ressourcen, der Erhalt der Umwelt, die Sorge für das Wohl kommender Generationen, dem Zurückfahren von andrängenden Egoismen, der Ausbildung dialogisch-kommunikativer Konfliktbewältigungsstrategien, der Stärkung von Empathiefähigkeit und der Übernahme von Verantwortung für die Gemeinschaft.

Die moralische Bedeutung von gut ist natürlich "individuell". Jeder Mensch empfindet etwas anderes als gut, sodass manche sagen würden, eine bestimme Person ist eine gute Person, andere sie jedoch nicht mögen. Im Groben könnte man sagen, dass gut bedeuted, dass man mitfühlend ist und sich für andere einsetzt. Es ist psychologisch bestimmt, dass der Mensch immer etwas egoistisch ist, doch wenn man sich selber in den Hintergrund stellt (das eigene mit anderen teilt, in Entwicklungsländern helfen, dem anderen das Fahrrad repariert, anstatt sich nur um sich selbst zu kümmern) wird dies oft als gut bezeichnet. So würde ich die moralische Bedeutung von "gut" bezeichnen, aber das sieht sicher auch wieder jeder anders. Das ist das faszinierende von Philosophie:D

Gut im moralischem Sinne ist der Schutz und die Förderung von nicht bösartigem Leben.