Buchungssatz, wenn es um den Verkauf von Waren geht?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du stehst hier - wie jeder Neuling (ich damals auch!) - vor dem Problem,

dass der Warenbestand zu Einkaufspreisen geführt wird, aber die Waren zu Verkaufspreisen verkauft werden.

Wenn du also die Verkaufspreise gegen Warenbestand buchst, wirst du irgendwann einen Habensaldo (einen Minusbestand) unter Waren haben.

Dass das nicht geht, sollte dir einleuchten.

Der Differenzbetrag zwischen Verkauf und Einkauf ist ja der (Roh-)gewinn. Also ist ja schon mal vorgegeben, dass ein GuV-Konto mit dabei sein muss.

Man KÖNNTE buchen:

per Bank 1.100,-

an Waren 1.000,-

an Gewinnkonto 100,-

Macht man nicht, weil man dazu beim Verkauf unmittelbar wissen müsste, wie hoch der Einkaufspreis der Ware war (was aber heutzutage ein kleineres Problem ist), und weil man dann nicht auf einen Blick erkennen könnte, wie hoch der Umsatz einer Periode war.

Deswegen bucht man klassisch:

per Bank 1.100,-

an Umsatzerlöse (GuV-Ertrag) 1.100,-

Jetzt hat man die Bank korrekt verwurstet, aber der Gewinn ist um 1.000,- zu hoch, und auch die Abnahme des Warenbestandes wurde nicht erfasst.

Jetzt wird unterstellt, dass heutzutage die EDV genau weiß, wieviel ein verkauftes Teil im Einkauf gekostet hatte. In diesem Falle 1.000,-

Also bucht man im zweitem Schritt die Materialentnahme:

per Materialverbrauch/Warenentnahmen (GuV-Aufwand). 1.000,-

an Warenbestand 1.000,-

Der Gewinn wurde jetzt wieder um 1.000,- reduziert, weißt also den korrekten Saldo von 100,- auf;

und der Warenbestand wurde auf seinen tatsächlichen Wert korrigiert.

 

Avantgarde93 
Fragesteller
 06.12.2016, 13:34

Super, danke für die Antwort! Kannst du bitte den Satz erläutern:

"Wenn du also die Verkaufspreise gegen Warenbestand buchst, wirst du
irgendwann einen Habensaldo (einen Minusbestand) unter Waren haben."

Wieso habe ich dann irgendwann einen Minusbestand?

0
Mojoi  06.12.2016, 13:36
@Avantgarde93

Beispiel:

DVD-Recorder kostet im Einkauf 1.000,-. Du verkaufst ihn für 1.100,-

Du hast zehn Stück im Bestand.

Warenbestandskonto: 10.000,-

Jetzt verkaufe zehn Mal den Recorder und buche jedes Mal per Bank an Warenbestand 1.100,-

 

1
Avantgarde93 
Fragesteller
 06.12.2016, 14:09
@Mojoi

Ah jetzt verstehe ich das! Sprich, wenn der Geschäftsvorfall heißt
"Verkauf von Waren (3000 Euro) per Bank", geht man davon aus, dass der Einkaufspreis niedriger war, z.B. 2800 Euro. Dann ist das schonmal klar.  Zum Materialaufwand: Ich hab das immer so verstanden, dass Aufwandskonten (also auch Materialaufwand) das Eigenkapital mindern. Aber hier ist das doch nicht der Fall, man macht doch einen Umsatzerlös/Gewinn, durch den Verkauf der Ware, so dass das Eigenkapital steigt, oder? Klar, die Abnahme des Warenbestandes muss irgendwie erfasst werden. Aber warum kommt da ein Materialaufwand ins Spiel, obwohl es sich im Ganzen um einen Gewinn handelt?


0
Mojoi  06.12.2016, 14:22
@Avantgarde93

Betrachte mal die Vorgänge isoliert:

 

Ware verschwindet aus dem Lager. Das Warum und Wieso ist erst mal egal. Die Ware ist "weg".

Wenn Ware verschwindet, verschwindet Vermögen. Das hat selbstverständlich eine negative Wirkung auf das Eigenkapital - auf dem Umweg über das GuV-Konto.

 

Und jetzt die andere Seite:

Geld kommt rein für getätigte Umsätze. Es ist jetzt erst mal egal, wieviel die Ware gekostet hat, du kriegst Geld rein. Es kommt Vermögen hinzu. Das hat selbstverständlich positive Auswirkungen auf das Eigenkapital - auch über das GuV-konto.

 

Und jetzt kombiniert:

Entnahme des DVD-Recorders für den Verkauf:

per Wareneinsatz an Warenbestand 1.000,-

Zwischenstand des GuV-Kontos: -1.000,-

 

Verkauf der Ware gegen Bank:

per Bank an Umsatzerlöse 1.100,-

Endbestand des GuV-Kontos: -1.000,- + 1.100,- = 100,-

Du hast 100,- (Roh-)Gewinn gemacht. Klingt das logisch?

1
Mojoi  06.12.2016, 14:23
@Avantgarde93

Das Warenkonto, ist das ein Bilanz- oder ein GuV-Konto?

Und wenn Bilanz, ein Aktiv- oder ein Passivkonto?

Wo nehmen diese Konten zu, wo ab?

0
Avantgarde93 
Fragesteller
 06.12.2016, 14:26
@Mojoi

Bilanzkonto, Umlaufvermögen, Aktivkonto, nimmt im Soll zu und im Haben ab :)

1
Avantgarde93 
Fragesteller
 06.12.2016, 14:36
@Mojoi

Jup! Und der Materialaufwand ist in diesem Fall "Entnahme des DVD-Recorders für den Verkauf"?

1
Mojoi  06.12.2016, 14:41
@Avantgarde93

Genau. Egal ob die Ware regulär entnommen wurde, gestohlen wurde oder kaputtgegangen ist, der Warenabgang ist ein "Verlust" in Höhe des Einkaufswertes der Ware.

(ggf. nimmt man aber verschiedene Verlustkonten, um die Natur des Aufwandes besser abzubilden: Wareneinsatz, Warenverschrottung, Inventurdifferenzen, außerordentlicher Aufwand).

Das verwirrende an dem gesamten Spiel ist die Vielzahl der verschiedenen Kontenbezeichnungen mit dem Wörtchen "Ware" drin und die verschiedenen Methoden der Warenbestandskorrektur.

Die Methode, die du gerade lernst, ist eine verhältnismäßig moderne. Sie setzt voraus, dass zu jedem Warenverkauf auch der entsprechende Wareneinkaufswert vorgehalten wird - was erst mit professionellem Einsatz der EDV machbar wurde.

Es gibt andere Variationen der Erfassung der Warenbestandsveränderung. Aber ich trau mich gar nicht, dich damit zu verwirren, du machst dich gerade so gut in dem Thema.

2
Avantgarde93 
Fragesteller
 06.12.2016, 14:49
@Mojoi

Sehr cool, dann hab ich es soweit verstanden. Herzlichen Dank!

1

Der über mir hat denke ich mal recht. hatte auch nen wall of text geschrieben aber der Sachverhalt wäre der gleiche

Mojoi  06.12.2016, 13:11

Sie führen also die Handelswaren zu Verkaufspreisen in der Buchhaltung?

0

@Mojoi Müsste dein Beispiel mit dem Minusbestand in Bezug auf DVD Recorder nicht so aussehen?

 - (BWL, Buchhaltung, Rechnungswesen)