Beim Roller nur Aral Ultimate oder Shell V-Power tanken?
Hab mich kürzlich mit dem langjährigen Inhaber und zugleich Werkstattmeister eines Vespa-Shops unterhalten.
Er hat mir empfohlen, bei etwas älteren Rollern (egal ob 2- oder 4-Takt) grundsätzlich nur Sprit zu tanken, der komplett frei von Ethanol ist (also weder E10 noch E5 noch Super Plus 98, da auch darin noch Bioethanol enthalten ist).
Lediglich Aral Ultimate 102 und Shell V-Power wären komplett frei davon und es kämen immer wieder Leute zu ihm, die Vergaserprobleme und versprödete Spritleitungen aufgrund des Ethanols hätten.
Er sagte also nichts von Leistungssteigerung, sondern es ginge ihm nur darum, daß kein Ethanol im Sprit wäre bzw. würden Ultimate/V-Power auch rückstandslos verbrennen.
Beim Öl meinte er, es würde auch Teilsynthetik ausreichen, also ist er kein Typ, der sagt, nur das Teuerste wäre das Beste.
Auch hat er persönlich ja nichts davon, wenn ich den teureren Sprit tanke und bei jemandem, der sich ausschließlich mit diesen Fahrzeugen und deren Technik befasst, solltem doch meinen können, daß er ein wenig Ahnung von der Materie hat.
Wie sehen das also andere, die sich ebenfalls damit auskennen?
4 Antworten
Dauernd ultimate und V-Power Tanken halte ich für etwas übertrieben. Abergibt es nicht die möglichkeit die schläuche und dichtungen gegen Ethanlobeständige materialen auszutauschen die sonst auch die anderen eigenschafen erfüllen?
Ich halte es für Blödsinn. Ein Vergaser verdreckt beim 2 Takter ab und zu mal. Das hat mit der Mischung zu tun.
Selbst wenn es den Schlauch angreift.
Die 30 cm Schlauch sollten billiger sein als andauernd Premium Sprit tanken.
Natürlich ist es rein theoretisch, eventuell, schädlich einen kleinen Ethanol Anteil zu haben ( es kann gewisse Dichtungen und Kunststoffe angreifen) Aber in der Realität macht das überhaupt nichts, zumal du ja nicht den großen Umsatz an Benzin hast. Du kannst also ruhig ganz normales Benzin tanken ( Bei Zwei-Taktern natürlich Gemisch).
Wie gesagt, das Ethanol kann Dichtungen angreifen. Der Vergaser an sich hat damit keine Probleme. Warum er das sagt, keine Ahnung. Fahre meinen Roller (Simson) immer mit E10 und hatte noch keine Probleme. Du kannst natürlich ab und an mal das teure Benzin nutzen, in der Hoffnung, dass verklebte Reste, die im Vergaser bleiben, damit weggebrannt werden. Aber das hat weniger mit Ethanol zu tun.
Sofern es kein Problem mit den Materialien gibt, kann ich mir das auch vorstellen, wobei es E85 in Deutschland ja sowieso nicht gibt.
Ein wenig wundern würde es mich aber trotzdem, weil ein Gemisch aus 85% Ethanol und nur 15% Benzin doch sicher anders zündet.
Muss da der Motor dann nicht anders eingestellt sein?
Also prinzipiell ist es richtig, dass bei älteren Rollern noch überall in den Leitungen und Dichtungen Gummimaterial verarbeitet ist, das durch Ethanol spröde und angefressen wird.
Diesen Tip hat mir ebenfalls ein Werkstattmeister gegeben, da ich noch einen alten Runner 180 Baujahr 1999 fahre.
Allerdings riet er mir zu Super Plus 98. Laut Datenblatt von Aral wird deren Super Plus 98 kein Bioethanol beigemischt. Es könnten sich aber im Fertigprodukt dennoch Restmengen von bis zu 0,32 % befinden. Diese Menge ist aber so gering, dass man damit wohl gut fahren kann.
Ok, aber dann verstehe ich nicht, warum Aral die Spritsorten Super E10, Super E5 und Super Plus 98 in einem einzigen Sicherheitsdatenblatt zusammenfasst, siehe hier:
Unter Abschnitt 3 steht zwar "Ethanol <= 10%" und das kann alles von 0 bis 10% bedeuten, aber wenn Super Plus tatsächlich weniger als 1% Ethanol enthalten würde, dann wäre es doch sinnvoller, für diesen Sprit ein eigenes Datenblatt zu erstellen, woraus dies deutlicher hervorgeht.
Und bis auf den Ethanol sind die SDB von Ultimate und den restlichen Benzintypen sowieso identisch.
Insofern kann das Ultimate eigentlich nicht so viel anders sein.
Die fassen das deshalb im Sicherheitsdatenblatt zusammen, weil betreffs Sicherheit keine großen Unterschiede bestehen.
Im Technischen Produktdatenblatt für die einzelnen Spritsorten wird die Zusammensetzung des Produktes genauer angegeben, siehe hier:
http://www.aral-heizoel.de/content/dam/aral-heizoel/pdf/Aral%20SuperPlus%20Produktdatenblatt.pdf
Ok, aber warum steht dann hier wieder, daß Super Plus 98 maximal 5% Ethanol enthält?
Das musst du letztlich Aral fragen. Aber genau genommen ist das kein Widerspruch. Wenn es tatsächlich 0,32% enthält, liegt Aral mit der generellen Aussage auf der HP, es würde weniger als 5% enthalten, völlig richtig.
Ich vermute mal, dass da auf der HP aus rechtlichen Gründen aus dem Sicherheitsdatenblatt und nicht aus dem Produktdatenblatt zitiert wurde.
Noch ne Ergänzung, aus eigener Erfahrung, da ich beruflich technische Dokumentationen für sicherheitsrelevante Produkte für diverse Unternehmen erstelle:
Da gibt es regelmäßig das Problem, welche technischen Daten in den Veröffentlichungen angegeben werden. Nehmen wir als Beispiel einen Druckbehälter. Dafür gibt es diverse Normen, die festlegen, welche Drücke dieser Behälter aushalten muss. In den Veröffentlichungen wird dann dieser Normwert angegeben und entsprechend der Norm z.B. geschrieben: Maximaler Druck 200bar. Das macht man aus rechtlichen Gründen, denn diese Angabe ist notfalls einklagbar.
In den firmeninternen Papieren zu dem Produkt stehen aber ganz andere Werte, die durch Versuche ermittelt werden. Da steht dann z.B. laut Versuch am soundsovielten: Berstdruck: 845 bar.
Ähnlich dürfte es sich bei der Angabe zum Super 98 auf der HP verhalten. Die Norm verlangt, dass Super 98 nicht mehr als 5% Ethanol enthalten darf, also wird dieser Normwert angegeben und garantiert. Das schließt aber nicht aus, dass die tatsächlichen Werte, die rechtlich aber nicht einklagbar sind, deutlich niedriger liegen.
Das mag ja alles so sein und ich bin da im Übrigen auch nicht ganz fachfremd, aber bei der Erstellung von SDB (die zwar in erster Linie der Sicherheit dienen, wie du richtig sagst) wird bei uns schon darauf geachtet, daß die dortigen Angaben weitestgehend der Realität entsprechen.
Bei einem deklarationspflichtigen Stoff, vom dem weniger als 1% enthalten ist, würden wir z.B. nicht "<10%", sondern treffender "<1%" schreiben.
So weiß der Anwender auch besser, woran er ist.
Denn woher soll diese (rechtlichen) Hintergründe der völlig fachfremde Verbraucher kennen?
Gerade wenn man also überwiegend private Endverbraucher als Kunden hat und nicht nur gewerbliche oder professionelle Anwender, muss noch sorgfältiger und genauer deklariert werden.
Also aus meiner Praxis kenne ich eher das Vorgehen, dass in allgemeinen Veröffentlichungen die vorgeschriebenen Werte laut DIN genommen und angegeben werden, um eben immer auf der rechtlich sicheren Seite zu stehen. Das schließt aber nicht aus, dass einzelnen Anwendern bzw. Konstrukteuren das "echte Datenblatt" ausgehändigt wird, allerdings immer mit der Einschränkung, dass diese Werte nur dem momentanen Kenntnisstand entsprechen und keinesfalls rechtlich bindend sind.
Ähnliches steht auch im Produktdatenblatt zum Super 98, das auf echten Analysen beruht:
"Diese Veröffentlichung und die darin enthaltenen Informationen sind als zum Zeitpunkt der Drucklegung zutreffend anzusehen. Für Richtigkeit und Vollständigkeit der in dieser Veröffentlichung enthaltenen Daten und Informationen wird keine ausdrückliche oder stillschweigende Gewähr oder Zusicherung übernommen."
Wie gesagt, rein rechtlich mag diese Praxis einwandfrei sein, aber für den Endverbraucher trotzdem irreführend.
Und dadurch verbreiten sich auch viele Halbwahrheiten, weil viele eben diese Hintergründe nicht kennen.
Abgesehen davon, woher hast du denn dieses Produktblatt von Super Plus 98?
Ich bin deinem Link zwar gefolgt, aber konnte keine Produktblätter von anderen Spritsorten finden. Gibt es da eine Übersicht?
Das Produktdatenblatt hatte ich ausgegoogelt mit "super98 produktdatenblatt" und es gefunden. Gut möglich, dass nicht für alle Kraftstoffe diese Datenblätter verfügbar sind.
Aber prinzipiell gebe ich dir völlig Recht, weshalb ich mir schon lange angewöhnt habe, sowohl beruflich als auch im Alltag nur noch das als "gesichertes Wissen" zu akzeptieren, was ich selber in den Primärquellen recherchiert habe.
Jedenfalls tanke ich mit meinem Roller seither Super98, so wie es mir der Werkstattmeister empfohlen hat.
Definitve Aussagen, dass kein Ethanol bei Super 98 beigemischt wird, habe ich bei Total gefunden, wobei der ADAC allerdings angibt, dass das die Regel ist:
https://www.adac.de/_mmm/pdf/ADAC_Oldtimer-Ratgeber_2017-2018_Kapitel_14_43120.pdf
Für Super E10 hab ich auch noch ein Produktblatt gefunden.
Der markenteste Unterschied zum Super Plus 98 ist, daß im E10 fast kein ETBE enthalten ist, während Super Plus um die 12% davon enthält.
Jetzt würde mich zum Vergleich nur noch ein Produktblatt vom Ultimate 102 interessieren, aber davon konnte ich keins finden.
Schön wäre, wenn es einen nahezu benzolfreien Sprit geben würde, aber um die 0,5% sind leider überall drin.
Für Ultimate 102 habe ich auch kein Datenblatt gefunden. Bin kein Chemiker und daher sagen mir die ganzen Inhaltsstoffe eigentlich auch nur vom Namen her etwas. Allerdings befürchte ich, dass es prinzipiell überhaupt keinen Vergaserkraftstoff gibt, der keine gefährlichen Komponenten sowie keinen Alkohol enthält. Die Wahl ETBE oder Alkohol wird wohl durch die Klopffestigkeit (Oktanzahl) bestimmt, denn die muss irgendwo herkommen.
Stimmt nicht ganz.
Es gibt solche Kraftstoffe (google mal "Alkylatbenzin" oder "Aspen").
Die sind sowohl frei von Benzol als auch von Alkohol und die Klopffestigkeit wird über andere Komponenten erreicht. Dieser Sprit hat aber einen entscheidenden Nachteil: Den Preis!
Ein Liter dieses Sprits kostet um die 4 Euro, was ihn leider für den Verbrauch in größerem Stil uninteressant macht. Vermutlich könnte man damit eine breite Nachfrage auch gar nicht bedienen.
Man kann damit eigentlich nur Kleingeräte wie Rasenmäher, Motorsägen etc. betreiben bzw. macht es auch Sinn, wenn man v.a. beruflich sehr viel mit solchen Geräten hantieren muss. Auch hat Aral z.B. für Indoor-Kartbahnen einen solchen Kraftstoff entwickelt (Aral ASF).
Da spielt dann der Preis keine Rolle (oder sollte er zumindest nicht), wenn man sich auf diese Weise deutlich weniger Schadstoffen aussetzen kann.
Aber noch was zum Thema Super Plus 98 und Ultimate 102:
Ich frage mich, wo du eigentlich noch Super Plus 98 bekommst, da Aral diesen Sprit doch aus dem Programm genommen hat (zumindest in Deutschland).
Hab gestern extra nochmal bei der Aral in meiner Nähe geschaut, da gibt es nur noch Ultimate.
Auch Shell hat nur noch V-Power.
Super Plus bekommt man zwar schon noch, aber nicht mehr bei Aral oder Shell.
Interessant.
Habe da bei Aral noch gar nicht so konkret drauf geachtet. Bei den meisten (anderen) Tankstellen bei mir im Umkreis ist Super Plus (Super98) allerdings erhältlich.
Das stimmt.
Bei Jet, Esso und auch vielen freien Tankstellen gibt es noch Super Plus.
Aber einige Markentankstellen wie eben Aral, Shell oder auch OMV haben kein "klassisches" SuperPlus 98 mehr im Angebot, sondern haben gleich auf 100 Oktan oder mehr erhöht und bezeichnen ihren Premiumsprit auch anders.
Hätte ich jetzt persönlich auch so gesehen, aber mich verunsichern dann immer solche Aussagen von Leuten, die ja doch nicht ganz ahnungslos sein dürften (wenn es nur irgendwer am Stammtisch sagen würde, käme ich nicht auf die Idee, das hier nochmal zu hinterfragen).
Und er spricht ja auch von Vergaserproblemen bzw. hat persönlich nichts davon, wenn ich den teuren Sprit tanke.
Wie kommt er also zu so einer Aussage? Ganz aus der Luft gegriffen kann es doch nicht sein, oder?