Was denkt ihr über Ganztagesschulen? Und Ausbau von Kinder Betreuung?

10 Antworten

Also mir hat das als Kind sehr gut gefallen. In der Ganztagesschule war ich nämlich nicht unter Fremden, sondern konnte mit meinen Freunden spielen. Ich bin freiwillig dort gewesen. Meine Mutter hat nicht gearbeitet, aber wenn sie mich nicht dort hingeschickt hätte, hätte ich mich stattdessen eh mit Freunden getroffen. Das hätte also keinen großen Unterschied gemacht. Nur dass ich in der Ganztagsschule zusätzlich viele Sachen lernen konnte.

Und du glaubst, dass Leute den Beruf wegen des Geldes machen? Wer nur arbeitet, um Geld zu verdienen, sucht sich mit Sicherheit einen anderen Job. Denn im sozialen Bereich wird man nicht reich. Ich habe auch mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und studiere jetzt in dem Bereich. Man baut zu den Kindern eine Bindung auf und hat mit der Zeit natürlich einen persönlichen Bezug. Zusätzlich zu den Eltern weitere Bezugspersonen zu haben, ist aus pädagogischer Sicht auch etwas gutes und auch der Kontakt zu anderen Kindern ist super wichtig.

Ich könnte dich verstehen, wenn du dich auf Kleinkinder beziehen würdest. Gerade im Alter von 0-3 ist es sehr wichtig, dass das Kind so viel Zeit wie möglich mit den Eltern verbringt und eine sichere Bindung aufgebaut wird. Aber zum Beispiel im Grundschulalter ist das doch was ganz anderes. Welches Kind möchte denn den ganzen Tag mit den Eltern rumsitzen? Als ich Kind war, haben wir uns täglich draußen zum Spielen getroffen, wenn wir nicht gerade in der Ganztagsschule waren, wo wir eh gespielt haben.

Zudem muss eben auch Geld verdient werden und manche sind alleinerziehend. Und man kann auch Job und Familie gut zusammenbringen. Mein Vater hat immer Vollzeit gearbeitet und wir haben trotzdem viel unternommen. Was anderes wäre es natürlich, wenn man wirklich garkeine Zeit mehr für seine Kinder hat.

Der Ausbau der Ganztagsschulen soll ja auch für bessere Chancen für Kinder und für eine gleiche Teilhabe und Chancengleichheit sorgen und Kinderarmut vermindern usw.

Und als ich in der Grundschule gearbeitet habe, hatte ich absolut nicht den Eindruck, dass die Kinder ungern in der Nachmittagsbetreuung sind. Manche wollten garnicht heimgehen, wenn die Eltern gekommen sind, um sie abzuholen. Die Kinder können dort spielen, die Erzieher usw haben immer coole Sachen mit den Kindern unternommen und es war immer jemand da, der einem bei den Hausaufgaben helfen konnte.

Um mal die Gegenseite darzustellen: eine externe Betreuung durch pädagogische Fachkräfte ist ein großartiges Instrument für Chancengleichheit! In solchen pädagogischen Einrichtungen kommt es nämlich nicht darauf an, welche finanziellen Mittel oder welchen Bildungshintergrund die Eltern des Kindes haben. Dort erhalten alle Kinder gleichermaßen die Förderung und die Bildung, die sie jeweils individuell brauchen. Von Menschen, die das gelernt und Abschlüsse darin erworben haben, nicht nur von Menschen, deren einzige "Qualifikation" und "Test" dafür ungeschützter Geschlechtsverkehr war, um es mal ganz böse auszudrücken.

Ebenfalls lernen Kinder durch den Kontakt zu anderen Kindern allerlei soziale Fähigkeiten. Sie lernen, andere und deren Grenzen zu respektieren und auch, die eigenen Grenzen zu setzen. Und natürlich auch sowas wie Konfliktlösung, Kompromisse schließen und gemeinsam mit anderen Lösungen zu suchen.

Und übrigens, was den Zeitfaktor betrifft: der Tag hat 24 Stunden, die längste Betreuungszeit liegt in Kitas meist bei 9 Stunden, die meisten Kinder sind aber eher nur für 6-8 Stunden angemeldet. Bedeutet, dass Eltern durchaus sehr viel Zeit mit ihren Kindern verbringen - mindestens 15 Stunden pro Wochentag plus 48 Stunden am Wochenende plus Feiertage, Urlaub und Schließtag! Es kann also keine Rede davon sein, dass die Kinder "die meiste Zeit" fremdbetreut werden.


Garnet72  19.05.2024, 23:49

Vielen Dank, du hast mir mit deinen sehr gut argumentierten Ausführungen gerade eine längere Antwort erspart 😊.

Nur eine kleine Ergänzung, wenn du gestattest: da sich zwischen Kindern und den pädagogischen Fachkräften auch vertrauensvolle und tragfähige Beziehungen entwickeln, eine wichtige Basis bzw Voraussetzung pädagogischer Arbeit, hat der vom FS eingeführte Begriff Fremdbetreuung doch ein Geschmäckle.

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HappyMe1984  19.05.2024, 23:50
@Garnet72

Absolut :). Tragfähige Beziehungen sind natürlich das A und O in der pädagogischen Arbeit. Aber bei dem offensichtlich nicht vorhandenen Basiswissen des FS wollte ich dann nicht sooooo in die Tiefe gehen :)!

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Garnet72  19.05.2024, 23:53
@HappyMe1984

Ja, habe ich schon vermutet, dass du einfach den Begriff aufgenommen hast, man will ja niemanden überfordern 😁.

Hoffentlich stupst deine Antwort doch den ein oder anderen Denkprozess an 😉.

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anonym200886  20.05.2024, 12:46

Von den 24 stunden müssen noch 8 abgezogen werden wegen des schlafes. Oder kannst du schlafen und gleichzeitig deiner lieblingsbeschäftigung (wenn's nicht gerade schlafen ist) nachgehen?

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Das Problem ist, dass hier viel zu wenig Gewichtung auf Bedürfnisse gelegt wird. Es ist mit Nichten so, dass Mama immer lieber arbeiten geht, als Zeit mit ihren Kids zu verbringen. Das Angebot einer Ganztagesschule ist schon mal eine prima Sache. Aber es sollte natürlich auch die Möglichkeit geben, dass Mama ihre Kinder ab Mittags zuhause hat, wenn sie denn mag.


dancefloor55  20.05.2024, 13:40
Aber es sollte natürlich auch die Möglichkeit geben, dass Mama ihre Kinder ab Mittags zuhause hat, wenn sie denn mag.

und das ist aber oft ein Problem. ich bin nun 4 Wochen wegen einem Jobwechsel zu Hause. ich könnte 4 Wochen meine Tochter direkt nach dem Unterricht abholen. Tue ich das, dann kann es aber sein, dass die den Betreuungsplatz verliere und dann anschließend keinen mehr habe. Also erfährt die Schule nichts davon und ich hole sie weiterhin um die gewohnte Uhrzeit ab.

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Ich finde es bedenklich. Kinder gehören zur Familie.

Klar, sie lernen Sozialverhalten, knüpfen Freundschaften und sind nicht allein, falls sie keine Geschwister haben. Trotzdem ist es nicht gut, wenn Kinder überwiegend fremdbetreut sind, gerade heute sind Familie und bestimmte Werte so wichtig. Das kann keine Kita oder Schule vermitteln.

Dann das Essen, meist ist es nicht wirklich gesund und gemeinsames Essen als Familie ist eine ganz wichtige Sache.

Leider verliert Familie hier den Stellenwert, die Folgen sieht man schon, immer mehr Leute machen ihr Ding allein. Nirgends sind die Altenheime so voll wie hier. Mit 18 gibt's häufig den Arschtritt oder die Aussage "Jetzt ist XY selbst verantwortlich, es ist sein/ihr Leben." Das ist so nicht richtig. Wichtige Angelegenheiten sollten immer mit der Famile besprochen werden und man sollte gemeinsam darüber reden, egal ob mit 18, mit 38 oder mit 68 Jahren.

Meine Kinder sind schon größer, ich bin froh, dass wir Kita und Grundschule hinter uns haben. Wenn ich mir angucke, was den Kids da vermittelt wird, wird mir ganz anders.Man muss zu Hause viel darüber reden, viele Eltern haben keine Lust dazu und dann haben wir den Salat.

Ich finde, gerade die Jahre bis zur Pubertät sind so wichtig, dass man gar nicht genug Zeit mit den Kindern verbringen kann, um sie gefestigt und gut geprägt auf ihren Weg schicken zu können. Damit sie lernen, gute von falschen Werten zu unterscheiden. Damit sie Selbstdenker und nicht Mitläufer werden. Damit sie Krisen gesund und stark durchstehen können.

Man sieht da eine besorgniserregende Entwicklung, immer mehr Menschen können keinen Pup mehr aushalten, alles ist gleich schlimm und Drama und eine Katastrophe. Resilienz gegen Null. Eltern müssen wieder richtig Eltern sein, Kinder bekommt man, um sie aufwachsen zu sehen, nicht um sie ständig irgendwo abzustellen. Und wer jetzt mit Geld argumentiert- man weiß VORHER, dass Kinder teuer sind. Und man weiß VORHER, wie viel Geld man hat. Und man kann VORHER überlegen, wie man mit Kind den Lebensstandard halten kann, oder wo man an den Schrauben dreht, damit man nicht 18 Stunden am Tag arbeiten muss. Kinder brauchen keinen Luxus und kein Smartphone im Kita-Alter. Kinder brauchen Liebe und Aufmerksamkeit. Die gibt's bei Mama und Papa, Oma/Opa und nicht in der Fremdbetreuung.


dancefloor55  20.05.2024, 13:47
Dann das Essen, meist ist es nicht wirklich gesund und gemeinsames Essen als Familie ist eine ganz wichtige Sache.

das was das Essen in der Schule betrifft hast du sicher Recht. Nur wieso soll dies das gemeinsame Essen ersetzen? Ich koche jeden Abend und jeden Abend essen wir auch gemeinsam was.

Nirgends sind die Altenheime so voll wie hier. 

liegt auch daran dass die Baby Boomer Generation langsam in das Alter kommt und es halt deutlich mehr ältere Leute gibt als früher. Daneben: Wenn man arbeitet hat man meistens keine Möglichkeit die Eltern bei sich zu pflegen. Dazu ist das oft ein Vollzeitjob. Sehe das bei meinen Eltern. Eine Oma lebt im Haus - um die kümmern sie sich. Die zweite Oma hat bis jetzt noch allein gelebt. mit 92 Jahren ging es nun nicht mehr . Die ist jetzt in einem Altersheim und die genießt es da. In ihrer Wohnung war sie alleine da sie alleine kaum mehr wo hin gehen konnte. So trifft sie sich zum Frühstück , zum Mittagessen, zum Kaffee und zum Abendessen mit Leuten, kann etwas plaudern und wenn sie mal Ruhe haben will geht sie in ihr Zimmer. Sie ist nun viel mehr unter Leuten als früher.

 Mit 18 gibt's häufig den Arschtritt oder die Aussage "Jetzt ist XY selbst verantwortlich, es ist sein/ihr Leben." Das ist so nicht richtig

das liegt dann aber eher an den Teenagern. Die meinen sie sind 18 und lassen sich nun gar nichts mehr sagen. Da hilft dann nichts anderes als sie komplett auf eigenen Füßen stehen zu lassen.

Wichtige Angelegenheiten sollten immer mit der Famile besprochen werden und man sollte gemeinsam darüber reden, egal ob mit 18, mit 38 oder mit 68 Jahren.

alles geht aber nicht. Wir haben uns ein Haus gekauft und sind umgezogen. Da haben wir unsere Tochter auch nicht gefragt. Sie wohnt vielleicht noch 10 Jahre da - wir aber deutlich länger. Dazu müssen wir ja den Spaß finanzieren.

Urlaub wird darüber geredet. Wenn sie aber ne Kreuzfahrt machen will und wir einen Wanderurlaub, dann wird es ein Wanderurlaub - weil wir den Spaß bezahlen.

Genauso frage ich meine Tochter nicht was sie vom Jobwechsel hält. Und das frage ich auch nicht meine Mutter. Mein Leben, meine Entscheidung.

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Ich finde, es sollte eben eine freiwillige nachmittagsbetreuung bis 15/16 Uhr geben an der Schule. Da könnte ich dann zb an einem Tag wo ich selbst länger arbeite an diesem das Kind länger dort lassen, an den anderen Tagen kann es wie ich nach der 6. Stunde nach Hause. Zu Hause bleiben um immer schon da zu sein wenn das Kind Schulschluss hat ist halt in der aktuellen Inflationslage nicht möglich, alles ist deutlich teurer geworden und mit nur einem Gehalt kommt man nicht über die Runden, schon gar nicht mit Kindern heutzutage, wenn nicht einer der Eltern überdurchschnittlich gut verdient. Ich selbst bin nach der Schule in einen hort gegangen, das fand ich gar nicht schlecht. Meine Mutter war auch größtenteils alleinerziehend, da geht es halt nicht anders wenn sie noch arbeiten muss und ich noch zu jung war um alleine zu Hause zu bleiben. Den Nachmittag und Abend, die Wochenenden und die Ferien verbringt man ja immer zusammen. Ist nicht so, als würde man die Kinder nicht mehr sehen...