Wir brauchen ein sehr günstiges Auto - aber keine Schrottkarre?

4 Antworten

So was kann es geben, wenn man sich an bestimmte Regeln hält und sich halbwegs auskennt. Man muss nur wissen, "wie" man es anstellt und ein wenig Ahnung von Autos haben bzw. jemanden an seiner Seite haben, der einem hilft und Fachwissen hat.

Wenn man irgendein altes, seltenes Modell oder einen 1000-Euro-Hobel sucht, ist ein gedruckter lokaler Kleinanzeiger zunächst mal sicherlich die bessere Option als das Internet ... oder die Pinnwände der Supermärkte. Da inserieren immer wieder auch ältere Leute ohne Internet ihre alten, aber gepflegten Fahrzeuge, vor einiger Zeit fand ich z.B. an der "von Kunde zu Kunde"-Pinnwand vom Kaufland einen 1994er Mitsubishi Lancer mit 80.000 Kilometern und neuem TÜV für 1000 Euro VHB und der Schrift und alter (vierstelliger) Rufnummer nach war das ein älterer Anbieter, vom Ding her sicherlich ein altershalber passabler Gebrauchter. Im Internet taucht so was selten auf.

Einfach ist es zwar nicht, aber man findet schon was, wenn man sucht und weiß, was man suchen soll: Wenn man Opas abgelegten 25 Jahre alten Golf III, Opel Vectra usw. für 1000 bis 1500 Euro kauft, ist es sicherlich besser und wirst du länger relativ ruhig fahren können, als wenn man fürs selbe Geld einen alten BMW oder Ähnliches kauft oder irgendeine dubiose Kiste mit vier, fünf Vorbesitzern und hoher Laufleistung und bald ablaufendem TÜV und etlichen Mängeln und Macken.

Ich habe selbst einen Audi 80 für 800 Euro, den vor mir ein einziger Halter hatte; ein 1930 geborener Rentner, der nur knapp über 100.000 Kilometer fuhr. Ein klassischer Zufallstreffer auf dem Land, auf den ich über drei Ecken aufmerksam wurde. Das Auto ist bis 2017 scheckheftgepflegt und auch so wirklich in Ordnung. Dank guter Basis hatte ich nur die alten Reifen zu ersetzen, die Bremsen vorn zu erneuern und eine Inspektion mit Zahnriemenwechsel zu machen - ich habe jetzt ein wirklich gutes und uneingeschränkt fahrbereites Auto, allerdings ist es 35 Jahre alt und hat außer mechanischem Schiebedach, Radio (ohne Cassette oder gar CD; wirklich nur Radio/UKW immerhin mit Heckscheibenantenne) und Fünfgang-Getriebe (kostete extra) kaum nennenswerte (Komfort)-Extras an Bord ------> z.B. Servolenkung? Gibt's nicht. Zentralverriegelung? Nicht vorhanden. Drehzahlmesser? Mitnichten! Die Frage nach ABS und Airbags oder elektrischen Fensterhebern erübrigt sich. Und 90 PS dürften vielen heute zu wenig sein. Der Audi hat aber seine Vorteile - er ist sehr zuverlässig. Ich komme auch mit dem alten Audi überall hin; vielleicht nicht so "spurtstark" wie mit einem neuen Auto, aber dafür komme ich an, denn er springt immer sofort an, er läuft rund, er hat Platz, bringt vier Leute trocken von A nach B und ist preiswert in der Unterhaltung. Warum nicht?!

So was gibt es wie gesagt immer mal wieder wenn man weiß, wo man sucht und was man kaufen kann, allerdings muss man dann Kompromisse in Sachen Ausstattung, Komfort und Leistung machen bzw. wird "einfach nur einen fahrbaren Untersatz haben" und sollte auf die Marke keinen Wert legen - man fährt entweder eine alte Karre im eigentlichen Sinne oder ein ramponiertes Fahrzeug, das optisch nicht schön ist oder irgendein Fahrzeug, das halt einfach nur fährt und sonst nicht viel tut. Man landet wahrscheinlich für 1000 Euro im VW-Golf III, Opel Astra-F, Ford Fiesta, Escort oder Mondeo der späten 90er oder in einem alten Audi, eventuell noch in einem mehr oder weniger stark verrosteten, aber technisch soliden alten Mercedes ... oder man hat die Chance, ein eher seltenes, aber nicht exotisches Fahrzeug zu finden, das gut in Schuss ist - ich habe neulich z.B. einen Citroen ZX gesehen von ca. 1995, der deutlich unter 100.000 gelaufen war, aus erster Hand mit Scheckheft, und weniger als 1000 Euro mit zwei Jahren TÜV kostete - sicher keine Schönheit, aber ein solides Auto für wenig Geld. Auch alte Mitsubishis (Lancer, Carisma usw.) oder Nissans (Primera, Almera) so von Mitte/Ende der 90er oder einen Peugeot 306/406 oder einen Fiat Brava/Marea (ist nicht so übel) kriegt man immer mal wieder in gar nicht mal schlechtem Zustand bei, weil sie vollkommen uninteressant sind und niemand so was haben will. Vermeiden würde ich aber echte Exoten wie einen alten Rover, einen alten Volvo oder einen Lada Samara/Forma oder so was ... das geht in Richtung Liebhaberei und ist nicht geeignet für jemanden, der täglich damit unterwegs ist.

Ich würde in der Preisklasse nur "Rentnerautos" suchen, die es relativ gut hatten; Marke und Typ sollten weitestgehend egal sein. Billige Autos müssen wie gesagt nicht verkehrt sein - sie sind vielleicht uncool, aber wenn man es richtig macht, kann es klappen. Ich sehe es an meinem Audi 80. Und gegenüber "Elektronikmonstern" ist er durchaus eine wohltuende Abwechslung - weil er einfach nur tut, was er soll. Nicht mehr und nicht weniger, aber das tut er gut und günstig.

Es lohnt sich schon: Neulich auf der Heimfahrt von der Arbeit sah ich einen abgemeldeten Peugeot 406 in der letzten Ecke des lokalen Vertragshändlers rumstehen; eine kleine Werkstatt auf dem Land, mehr eine Art Garage mit Peugeot-Löwe an der Fassade. Auch der ist bestimmt nicht teuer und für das wenige Geld keine schlechte Wahl - zumal da keine Leute verkehren, die Schrott fahren oder Schrott hinterlassen. Dieser 406 ist bestimmt auch eine Hinterlassenschaft alter Leute vom Land. Und er sah aus der Ferne gar nicht mal schlecht aus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Rotfuchs716  14.05.2023, 20:37

Drehzahlmesser und Servolenkung sind bei den meisten Audi 80 vorhanden.

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rotesand  14.05.2023, 22:16
@Rotfuchs716

Stimmt schon, bei meinem hat beides aber noch Aufpreis gekostet. Dem Vorbesitzer waren Schiebedach, fünfter Gang, Radioanlage mit Heckscheibenantenne und ein paar andere Extras offenbar wichtiger.

Auch im B4 hat der Drehzahlmesser für die kleinen Motoren anfangs noch Aufpreis gekostet.

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Rotfuchs716  14.05.2023, 23:07
@rotesand

Ich hatte mal einen Audi 80 B4 von 1992. Der hatte Servolenkung und Drehzahlmesser, aber kein Schiebedach leider. Letzteres wäre recht nützlich gewesen da bei dem Modell die Innenraumbelüftung mangelhaft ist.

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Salue

Ich berate immer wieder Leute, die jeden Franken vor dem Ausgeben zweimal drehen müssen und ein Auto haben müssen. Wir wohnen auf dem Land und ohne Auto wird es mühsam.

Die besten Erfahrungen haben wir mit alten Toyotas gemacht (Yaris, Yaris-Verso, Starlet, Avensis, Corolla). Die dürfen 20 Jahre alt sein und mehr als 200'000 km haben und rund 2000 Franken (Euros) kosten. Damit fährt man in der Regel ohne jeden Unterhalt 2 bis 3 Jahre. Kommt eine grössere Reparatur (über 500.-) verkauft man die in den Export, denn 1000 Franken bekommt man für jeden alten 4 oder 5 türigen Toyota.

Man kauft sich den nächsten Toyota u.s.w.

Der gute Ruf und die Zähigkeit der Toyota ist ja sprichwörtlich. Es stimmt tatsächlich.

Tellensohn

Bespiel Toyota Avensis mit über 300'000 km für Fr. 2000.-. 3 Jahre gefahren und dann für Fr. 1100.- in den Export verkauft.

Bild zum Beitrag

 - (Geld, Auto, Autokauf)

darkhouse  09.05.2023, 13:01

Für den Exportverkauf werden gern Kombi mit Benziner genommen. Und Toyota Avensis wie der abgebildete sind hervorragend, wenn sie minimal gepflegt wurden.

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Tellensohn  09.05.2023, 13:33
@darkhouse

Einer der Avensis hatte am Schluss 350'000 km und ein Zylinder war ausgelaufen. Gepflegt war er auch nicht sonderlich (Kampfspuren überall). Der Exporteur legte ohne Wimpferzucken Fr. 1050.- hin. Auf Nachfrage sagte er, dass der Wagen nach Italien zum Zerlegen als Ersatzteilträger gehe und dann als Schrot nach Lybien exportiert werde. Da sei immer noch gernug dran, was man dort lukrativ verkaufen könne. Tellensohn

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darkhouse  10.05.2023, 12:09
@Tellensohn

Hatte selbst ein ähnliches Erlebnis: Mazda 626 Kombi 2.0 Benziner. Ging für 300 € an Libanesen (der erläuterte mir auch die folgende "Wertschöpfungskette"), der den nach Berlin transportierte. Dort übernahm den Wagen ein Nigerianer (der eigentliche Käufer) für 500 € und verkaufte den nach Hamburg zum Exporteur für vielleicht 800 €. In Afrika rollt der vom Schiff für 1.800 € und verkauft wird er dort für 2.000 - 2.500 €. Und daher weiß ich: Zustand relativ wurscht, aber gern zuverlässige Japaner mit einfachen Benzinern und viel Platz.

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Es gibt einige etwas ältere sehr gute Kleinwagen, beispielsweise einen Toyota Starlet.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Hilfestellung im ökonomischen Fragen
Von Experte rotesand bestätigt

Ich habe der Antwort von rotesand kaum etwas hinzuzufügen. Außer noch einmal zu unterstreichen, dass man wissen muss, was man sucht und eine gewisse Kompetenz zur Fahrzeugüberprüfung besitzt oder jemand damit dich begleitet.

Ich habe einen Renault Scenic II, der stand beim arabischen Fähnchenhändler. Problem hierbei: Mit Gebrauchtwagengewährleistung brauchst du hier nicht groß wieder auftauchen, das muss vorm Kauf alles passen. Ein Rentnervorbesitzer, Garage, kein (!) Rost, habe dafür extra darunter gelegen, Checkheft-gepflegt bei Renault, 126.000 km (daher glaubhaft), 3.000 €. Bis jetzt weitere 23.000 problemlose km. Ohne Klima aber.

Da ist das nächste Problem: Diese günstigen Autos haben nun mal ihre Macken, man muss wissen, welche und wie aufwendig wird das. Ich kann da Recherche zu einem bestimmten Modell im Netz empfehlen, motortalk oder ADAC Gebrauchtwagentests. Da erfährt man eklatante Mängel einer Modellreihe genau so wie hervorragende Merkmale. Bei mir war es ADAC-Test und der jährliche TÜV-Bericht der AutoBild. Daher wusste ich, Lenkrad zu tief, Verbrauch zu hoch, aber voll verzinkt und sehr zuverlässig.

Also, vor dem Kauf ausreichend informieren, Historie des Wagens hinterfragen, Fahrzeug eingehend prüfen.

Und vielleicht ist manch teure Reparatur bzw. Ersatz schon erledigt: Klimakondensator oder Kompressor defekt, Zahnriemen/Wasserpumpe, Aufhängung... Kann alles sehr teuer werden.